„Sir“ Oliver Mally & Peter Schneider: Almost There

Die beiden „Blues Brothers“ zelebrieren ein Hochamt des Genres

Ich muss bekennen ich bin kein ausgesprochener Blues-Apologet. Ich bin eher verwurzelt in Folk und Old Time Music aus der angelsächsischen Tradition. Wenn diese angereichert wird durch Bluestöne oder ein Künstler zwischen Folk, Blues, Country und Rock (Americana!) dann ist das mehr mein Fall als das reine Bluesschema.

Hochamt des Blues

Umso mehr begeisterte mich daher „Sir“ Oliver Mally bei seinen Gastspielen in der Darmstädter Americana-Reihe. Er spielt dermaßen variabel und humorvoll Blues und Folk und Bob Dylan, dass es eine reine Freude ist. Umso gespannter war ich auf das gemeinsame zweite Album „Almost There“, das der Österreicher Mally mit seinem „Bruder im Geiste“, dem Münchner Peter Schneider, nun vorgelegt hat. Und bei den ersten Tönen dachte ich mir noch „tatsächlich Bluesschema“ ehe mir Song für Song ein immer größer werdendes Lächeln ins Gesicht einprägte. Denn was die beiden Blues Brothers hier zu Gehör geben ist nicht mehr und weniger als ein Hochamt des Blues.

Musik als magischer Song

Denn der Blues ist nicht gleich Blues. Der archaische, schematische Blues des Delta hat einen leichtfüßig pickenden Verwandten in der Piedmont-Region der Appalachen, der eng mit dem Ragtime verbunden ist. Und es gibt den Texas-Blues, der im Original mit Jazz-Improvisationen angereichert war. Und den elektrifizierten Chicago Blues. Mit all dem – dem Erbe von Robert Johnson, B.B. King oder John Lee Hooker – gehen die beiden Protagonisten sehr souverän um. Sie spielen durchweg slow, aber so intensiv, tief und abwechslungsreich, dass es nie langweilig wird. Im Gegenteil: Die Chemie der beiden Musiker stimmt so sehr, dass die beiden uns mit ihrer Musik und ihren Geschichten zwischen Witz und Tragik hineinziehen in einen Sog, aus dem man am Ende gar nicht mehr heraus will.

Entschleunigte, knisternde Atmosphäre

Auf der Grundlage ihres Blueskönnens ergänzt Peter Schneider die Bluestöne und -Geschichten der beiden kongenial um die Instrumentierung mit Lapsteel, Dobro, Blues Harp, Baritone, Slide und Steelstring Gitarren. Es entsteht eine völlig entschleunigte, knisternde Atmosphäre. Und jeder Song wie der Titeltrack „Almost There“, „Lot’s Of Rain“ oder “Honeytrap Blues” ist eine kleine Pretiose. Und das ganze Album? Einfach magisch. Zwei Bluesmaster auf dem Zenit ihres Könnens!

Trackliste:

  1. Od’d
  2. Almost There
  3. Lots Of Rain
  4. Rain Fell Hard
  5. Spellbound
  6. Everybody Knows
  7. Good Clean Dirty Fun
  8. Honeytrap Blues
  9. This Road
  10. Milk & Honey

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