Bob und Baskenland

18. März 2023

2006 spielte der Meister ein historisches Konzert in Donostia-San Sebastian. Nun kehrt er zu zwei Konzerten im Kursaal zurück an den Golf von Biskaya

2006 machte Bob Dylan plötzlich wieder im Zusammenhang mit einem „Friedenskonzert“ Schlagzeilen. Von der „Musikwoche“ bis zur „Jungen Welt“ las es sich ungefähr so:  „Musiklegende Bob Dylan engagierte sich im baskischen Friedensprozess. Er trat bei einem kostenlosen Konzert gemeinsam mit dem im Baskenland berühmten Sänger und Songschreiber Mikel Laboa am Sandstrand von »La Concha« (die Muschel), der Bucht von Donostia (San Sebastian) auf.“ Und: „Das Konzert war nach der Ankündigung einer ‚dauerhaften Waffenruhe‘ der baskischen Untergrundbewegung ETA am 22. März ins Programm genommen worden.“ Und weiter, typisch Dylan: „Einzige Bedingung von Seiten Dylans war, dass während des Konzerts am Zurriola-Strand der baskischen Hafenstadt keine politischen Botschaften verlesen werden durften.“

Die Veranstalter rechneten mit mehreren zehntausend Zuschauer:innen, am Ende sollen mehr als 80.000 Menschen (!) den Barden gelauscht haben und damit setzten diese Menschen wirklich ein großes Zeichen der Hoffnung auf Frieden. Und tatsächlich ist in den letzten Jahren aus einer immer wieder vom Terror durchzogenen Gegend eine recht friedliche europäische Region geworden. Ein gewisser Autonomiestatus ließ die baskische Kultur noch einmal aufleben. Ob in Literatur oder in der Kulinarik und darüber hinaus: das Baskenland hat mehr zu bieten als die bekannte Mütze.

Bobs Besuche des Baskenlands

Bob Dylan 2006, Copyright: Wikimedia Commons

Doch 2006 war nicht das erste Mal, dass Bob Dylan in der malerischen baskischen Stadt Station machte. 1989, zu Beginn seiner Never Ending Tour kam er erstmals nach San Sebastian, spielte in Spanien ansonsten nur noch in Madrid und Barcelona. Die zentralspanische Hauptstadt und die selbstbewussten, von Autonomiebestrebungen gekennzeichneten Regionen Katalonien und Baskenland. Bewusste Absicht?

1995 dann ein Abstecher nach Bilbao, doch schon 1999 bei einer Spanien-Tour mit 13 (!) Stationen stand San Sebastian wieder auf dem Plan. 2004 dann sieben spanische Stationen ohne Baskenland. 2006 stand Donostia dann wieder in Dylans Tourbuch, als eine von fünf Stationen. Aber – siehe oben – es war sicher die wichtigste und spektakulärste Station seiner damaligen Spanienreise. 2008 bei zwölf  Stationen war es wieder einmal nicht dabei. Und das Baskenland wurde bei der 2012er-Tour dann wieder einmal von Bilbao vertreten. 2015 gibt es mal wieder ein halbes Dutzend Spanien-Gigs und Donostia-San Sebastian ist dabei. 2019 dann wieder Bilbao und nun 2023 gleich zwei Termine in Donostia-San Sebastian.

Waren dort bei seinen Konzerten bislang Hallen wie der Plaza del Torres (16.000 Plätze), der Donostia Arena (11.000 Plätze) oder dem Velodrom (5.500 Plätze) für ihn gebucht, zieht es ihn nun wieder an den Strand. Zwar nicht direkt auf den Playa de Zurriola, wo sein umjubeltes 2006er-Konzert stattfand, sondern in den nahe gelegenen Kursaal. Hier bleibt er seiner zuletzt verfolgten Linie der intimen Konzerthäuser treu. Der Kursaal fasst rund 2000 Personen. Er tritt dort am 19. und 20. Juni auf. Das Gebäude wurde 1999 eröffnet, sein Architekt Rafael Moneo heimste dafür einige Preise ein.

Das Baskenland – eine spannende europäische Region

Donostia-San Sebastian: Blick auf den Playa De Zurriola mit dem Kursaal, Copyright: Wikimedia Commons

Das Baskenland, obwohl politisch seit ewiger Zeit aufgeteilt unter Frankreich und Spanien, ist ein besonderes Land mit eigener Sprache und besonderer Kultur. Zu massenkompatiblem Mainstream auf der ganzen Welt wurden nicht nur die Baskenmütze, sondern auch die Espadrilles. Heute ist das Baskenland vor allem für seine Küche bekannt. Alleine in Donostia-San Sebastian ist die Sterne-, Kochmützen- und Löffeldichte erheblich, 2019 wurden alleine 18 Michelin-Sterne dort gezählt. Die moderne baskische Küche interpretierte die traditionelle baskische Küche nach Ende der Franco-Diktatur neu, die Pintxos – kleine Häppchen am Spieß (Zahnstocher), oftmals auf Weißbrotscheiben – sind legendär.

Donostia-San Sebastian besitzt zwei Stadtstrände – den größeren La Concha („die Muschel“) und den kleineren Zurriola. Der La Concha ist durch die Bucht geschützt, Wind und Wellengang sind mäßiger. Der Zurriola ist dagegen ein Surferparadies.

San Sebastian war mit seiner Lage am Golf von Biskaya auch als stetiges Urlaubsziel für die spanischen Königsfamilien interessant, seitdem ist dort etwas teurer als in anderen Gegenden Spaniens. Wir werden Dylans Konzerte in San Sebastian besuchen und drum herum machen wir unseren Sommerurlaub.

Baskische Liedermacher

Mikel Laboa, Copyright: Wikimedia Commons

In meinem Bericht über Bob und Spanien in meinem letzten Blogpost habe ich die Darstellung Günter Amendts geteilt, dass es in Spanien aufgrund der Franco-Diktatur keine so großen Resonanzboden für die Musik Dylans gegeben habe, wie in Italien mit der Tradition der Cantautori.

Das mag für Zentralspanien stimmen, aber gerade im Baskenland hat sich unter Franco eine Szene von Liedermachern entwickelt, die kritische Lieder schrieben: Ihre Galeonsfigur war eben jener Mikel Laboa.  Er wurde zur Legende unter den baskischen Liedermachern, weil in den 1960er Jahren gegen den Franquismus und die Zensur ansang. Einige seiner Lieder wie „Txoria Txorisind sogar zu einer Art Volkslieder geworden. Kein Wunder, dass Dylan und Laboa, dessen „Txoria Txori“ auch zum Repertoire von Joan Baez gehörte, für das 2006er „Friedenskonzert“ zu einem Package zusammengestellt. Und vielleicht kennt Dylan die Geschichte der baskischen Musik so gut, dass er ganz bewusst 1989 erstmals in San Sebastian auftrat?

Dass das Baskenland auch eine kulturelle Tradition der Liedermacher hat, die wiederum mit der Dylan’schen Werk und Wirken im Austausch war und ist, bewies Mitte der 1990er Jahre Zigor Gazkez, der eine Platte in baskischer Sprache aufnahm, die Dylans Musik sehr nahe kommt. Leider verlor sich die Spur des „baskischen Bob Dylan“ schnell wieder. Mysteriöse Geschichte, der Künstler ist verschwunden, aber seine Musik bleibt bestehen.

Copyright: Elkar

Dylan auf baskisch

Ein guter Dylan-Freund erinnerte mich jetzt noch daran, dass es sogar ein Buch mit hundert Dylan-Songtexten auf baskisch gibt. „Bob Dylan – 100 kantu“ heißt das Werk. Die Übersetzungen stammen von Xabier Paya. Das Buch ist auch hierzulande zu erwerben. Übrigens ist baskisch ein absoluter Solitär und mit keiner anderen Sprache verwandt.

Vorfreude

Dylan spielt also am 19. und 20. Juni in einer interessanten Stadt in einer der bemerkenswertesten Regionen Europas. Wir werden dabei sein und sind gespannt.

(Artikel aktualisiert am 19. März 2023, 15.25 Uhr)

Bob Dylan und Spanien

10. März 2023

Dylan bereist im Juni die iberische Halbinsel/ Spanien-Bezüge: Von den „Boots Of Spanish Leather“ bis zum „Prinz von Asturien-Preis“

Über die Jahre hat Bob Dylan immer wieder in Spanien gespielt. Nun sind auf seiner Rough And Rowdy Ways-Tour auch wieder einige Spanien-Termine fest eingetragen. U.a. wird er in Madrid, Sevilla, Alicante, Granada und Barcelona spielen.

Im malerischsten Umfeld finden dabei sicher die Konzerte in Logronos und Huesca (Stierkampfarenen) und sowie in Granada (Alhambra) statt. Eher nüchterner dagegen das Kongresszentrum in Sevilla. Übrigens haben wir 2008 unser bislang einziges spanisches Dylan-Konzert ebenfalls in einem recht nüchternen Bau gesehen, dem Centro de Tecnificacion in Alicante. Wobei das Publikum hier ein bisschen nervig, weil doch stets am Handy klebend, war. Doch das ist ja in den jetzigen Smart-Phone-freien Dylan-Konzerten nicht mehr möglich. Zudem sind Locations wie die Alhambra recht kleine Konzerte und daher doch eher etwas für wirkliche Dylan- Connoisseure.

Boots Of Spanish Leather

Und was sind die Verbindungen von Dylan zu Spanien? Klar, „Boots Of Spanish Leather“, der Song, den er dichtete, als Suze Rotolo in Südfrankreich und Spanien unterwegs war. „Spanish Is The Loving Tongue“, das mittlerweile zum Traditional gewordene Stück, das auf dem Gedicht „A Border Affair“ von Charles Badger Clark aus dem Jahr 1907 basiert und 1925 von Billy Simons vertont wurde.

Das erste Mal tourte Dylan 1984 durch Spanien, dass da gerade mal wenige Jahre erst den Franco-Faschismus überwunden hatte. Der kluge und viel zu früh und tragisch verstorbene Günter Amendt hat in „Union Sundown“, seiner „Robertage“ über die Europatournee 1984, sehr schön herausgearbeitet wie unterschiedlich die Rezeptionen Dylans in Italien und Spanien waren. In Italien gab es seit den 1960er Jahren eine demokratische Liedermacher-Tradition, die sich auf Dylan berief. So etwas konnte sich in Francos Spanien nicht bilden. So war der Resonanzkörper für die ersten Dylan-Konzerte in den beiden Ländern sehr unterschiedlich.

Don Quijote und der Prinz von Asturien

Copyright: Columbia Records

Doch zwischenzeitlich hatte sich das nivelliert und neuerdings wird Italien wird Italien von einer Neofaschistin regiert und in Spanien amtiert schon seit fast fünf Jahren ein sozialistischer Ministerpräsident. Spanien hat sich zu einer scheinbar demokratisch gefestigten Gesellschaft entwickelt. Und hier in Spanien erhielt Dylan auch 2007 den mit 50.000 Euro dotierten Prinz-von-Asturien-Preis in der Sparte Kunst – wegen der dichterischen Qualität der Lieder und des gesellschaftlichen Engagements Dylans.

Apropos Kunst. In welcher Beziehung steht Dylan zur künstlerischen Tradition Spaniens? In seiner Nobelpreisvorlesung gibt er Miguel de Cervantes‘ „Don Quijote“ als einen wichtigen frühen literarischen Einfluss an. Und tatsächlich hat Larry Fyffe in seinem kurzen, klugen Beitrag für die Website „Untold Dylan“ mit dem Titel „La Mancha Is Blowing In The Wind: Bob Dylan And Don Quixote“ Parallelen zwischen Don Quijotes Charakter und der Haltung so mancher Dylan’schen Lyrik herausgearbeitet (https://bob-dylan.org.uk/archives/4112).

Dylan und Goya

Natürlich ließ sich auch der Maler und Zeichner Bob Dylan von den alten spanischen Meistern inspirieren. Schon in jungen Jahren studierte er mit Freundin Suze zusammen die klassischen Werke Goyas.

Der stets kunstinteressierte Dylan wird sicher seine Privatführungen durch den Prado in Madrid oder die maurischen Paläste in Sevilla und Granada bekommen. Und eine Reise zu den Dylan-Konzerten mit einem Spanien-Urlaub zu verbinden ist auch nicht die schlechteste Idee für diesen Sommer.

Dom Flemons und Bob Dylan II

3. März 2023

In der aktuellen Ausgabe seines American Songster Radios auf WSM Nashville spielt der Folkmusiker Dylan-Coverversionen von afroamerikanischen Musiker:innen.

Dom Flemons, Copyright: Wikimedia Commons

Bob Dylan entdeckte er 1995 in einer TV-Dokumentation über die Rockmusik, erstmals sah er ihn 1999 im Konzert mit Paul Simon und 2011 traf er ihn dann sogar persönlich, als er mit den Carolina Chocolate Drops im Vorprogramm Dylans spielte. So wie er es erzählt, merkt man Dom Flemons in seiner Dylan-Spezialausgabe seines „American Songster Radio“ die Begeisterung an. Dylan war es, der ihn zum Gitarre spielen, zum Musik machen brachte.

Zusammen mit seiner Frau Vania – ich durfte die beiden 2019 am Rande des Chicago Bluesfestivals kennenlernen – führt er durch die Sendung  bei WSM Nahville (dem Grand Ole Opry-Kanal!), in der er Dylan-Coverversionen von afroamerikanischen Künstler:innen spielt. 11 Stück sind es, am Ende auch sein eigenes neues Dylan-Cover „Guess I’m Doing Fine“, von dem hierzulande am 24. März digital und am 21. April auf CD erscheinenden Album „Traveling Wildfire“.

Dylans große Akzeptanz bei afroamerikanischen Musiker:innen

In meinem Buch „Bob Dylan & Black America“ (2021) habe ich geschrieben: „Kaum ein weißer Songwriter-Kollege von Bob Dylan hat in der schwarzen Music Community solch einen Stand wie der Songpoet aus Minnesota“. Flemons Radio-Show zeigt es nochmal deutlich. Dylans Lyrik, Dylans Themen, sein Blick auf Menschen, Beziehungen und Ereignisse spricht die afroamerikanischen Künstler:innen an. Seine Musik und seine Bildsprache sind geschult an afroamerikanischen Vorbildern. Gleichzeitig weiß die African American Community, dass Dylan nicht einfach ein rücksichtloser Aneigner ist, sondern wirkliche Empathie und Sympathie für Black America hat. Vor der Musik Little Richards und Odettas über seine Bürgerrechtssongs, seine Freundschaften zu schwarzen Musiker:innen wie Mavis Staples, Big Joe Williams oder Clydie King, sein Engagement für Rubin „Hurricane“ Carter bis hin zu seiner Verbundenheit zur schwarzen Gospelmusik oder seine Elogen an Blind Willie McTell oder Jimmie Reed – Dylan war und ist der schwarzen Community in den USA vielfältig verbunden.

Copyright: Rounder Records

Von Billy Preston bis zu den McCrary Sisters

Und so haben über die Jahre eine Vielzahl von schwarzen Musiker:innen Dylan-Songs aufgenommen. Und Flemons kann hier auch nur einen ausgewählten ganz kleinen Bruchteil spielen. Und so hören wir in dieser Sendung weniger bekannte Pretiosen wie Billy Prestons 1969er Version von „She Belongs To Me“ oder die mit Dylan ebenfalls freundschaftlich verbundene McCrary Sisters mit „Ring Them Bells“ ebenso wie Klassiker wie Sam Cookes Version von „Blowin‘ In The Wind“, die ihn zu seinem eigenen „A Change Is Gonna Come“ inspirierte oder Odettas Version von „Lomg Time Gone“, von ihrem 1965er Dylan Coveralbum. Und nicht fehlen dürfen natürlich auch Richie Havens „Just Like A Woman“ vom 1992er Tribute-Konzert, die ich heute sehr viel mehr schätze als damals, und Bettye LaVettes „Don’t Fall Apart On Me Tonigh“ von ihrem Dylan Cover-Album von 2018. Ihre Version des weniger bekannten „Infidels“-Song ist quälend und anklagend und geht unter die Haut. Hier singt jemand, der die Situation des Verlassenwerdens leider nur zu gut kennt.

Und wie oben erwähnt beendet Flemons die Sendung mit seiner schönen neuen Version von „Guess I’m Doing Fine“ mit Sam Bush an der Geige. Eine hörenswerte Sendung und wieder eine wichtige afroamerikanische Musikgeschichtsstunde vom „American Songster“, Mr. Dom Flemons.

Und hier die Dylan-Radio-Show des American Songster:

Dom Flemons und Bob Dylan

24. Februar 2023

Dom Flemons unterstreicht mit seinem neuen Dylan-Cover sein souveränes Verständnis für die amerikanische Roots Music

Copyright: Smithonian

Er ist einer der interessantesten zeitgenössischen amerikanischen Folkmusiker: Dom Flemons. Der 1982 in Phoenix, Arizona, als Kind einer afroamerikanisch-mexikanischen Familie geborene Flemons entdeckte schon in der Plattensammlung seiner Eltern Bob Dylan, und dessen Musik führte ihn zu den Pionieren des amerikanischen Folk wie Woody Guthrie und Pete Seeger. Er machte selber Musik und wurde von Sule Greg Wilson, einem lokalen Banjospieler und Folkloristen gefördert.

Gründungsmitglied der Carolina Chocolate Drops

Einer größeren Öffentlichkeit wurde Flemons dann ab 2005 als Gründungsmitglied (mit Rhiannon Giddens und Justin Robinson) der Carolina Chocolate Drops bekannt. Zusammen mit Giddens und Robinson, dem später mit Hubby Jenkins nachfolgte, belebte er die schwarzen Wurzeln der Country Music neu. Sie gewannen für ihre Wiederentdeckung der schwarzen Old Time Music eine ganze Reihe von Auszeichnungen, spielten in der Grand Ole Opry, tourten in Europa, bildeten das Vorprogramm von Taj Mahal und Bob Dylan und hatten einen Auftritt in dem Denzel Washington-Film „The Debaters“ sowie mit Marty Stuart in dessen Fernseh-Show.

The American Songster

Als die Gruppe 2013 so langsam in Auflösung begriffen war, schlug Flemons als „The American Songster“ Solopfade ein. Sein Credo lautet: „Afroamerikanische Musik ist mehr als Blues, Jazz und Gospel“. Und so bewahrt der Multiinstrumentalist – Banjo, Gitarre, Mundharmonika, Jug („Blaskrug“), Schlagzeug, Federkiele, Pfeife und Bones („Rhythmusknochen“) –  und Singer-Songwriter in seinen unterhaltsamen musikalischen „Geschichtsstunden“ die afroamerikanischen Wurzeln von Country, Bluegrass, Folk und Ragtime gegen das kulturelle Vergessen und gegen die Ignoranz, denen sie immer noch ausgesetzt sind.

Black Cowboys

2018 hat er mit dem Album „Black Cowboy“ ein vielbeachtetes Grundlagenwerk zur Beschäftigung mit den afroamerikanischen Beiträgen zur Erschließung des amerikanischen Westens veröffentlicht. Gut ein Viertel der Cowboys in der Blütezeit der großen Rindertrails waren Afroamerikaner. Der Rest verteilte sich in etwa gleichen Teilen auf Native Americans, Mexikaner und weiße Amerikaner. Und da die Cowboys zum Zeitvertreib und um das Vieh still zu halten sangen, waren auch viele Cowboy-Sänger Schwarze. Ihre Songs wurden fester Bestandteil des Kanons von Cowboysongs im neunzehnten Jahrhundert und beeinflussten sowohl den frühen Blues im ersten Drittel des als auch die Songs der weißen Cowboys.

Bob Dylans wichtiger Einfluss

Copyright: Columbia

Nun veröffentlicht Flemons in ein paar Wochen sein neues Album „Traveling Wildfire“. Als zweite Singleauskopplung hat der American Songster das wenig bekannte Bob Dylan-Stück „Guess I’m Doing Fine“ ausgewählt. Wieder ein Zeichen für die Wertschätzung, die Flemons für Dylan hat. „Als ich anfing, die Musik der 60er zu hören, hat Bob Dylan sofort meine Aufmerksamkeit erregt. Seine Songformen und lyrische Kunstfertigkeit haben mich dazu bewogen, tiefer in die reiche und weite Landschaft des amerikanischen Liedguts einzutauchen“, bestätigte Flemons, mir kürzlich noch einmal persönlich die große Bedeutung die Dylan für seine eigene musikalische Entwicklung hatte. Dom und ich hatten uns 2019 am Rande seines Auftritts beim Chicago Bluesfestival kennengelernt.

Ein Song gegen den Stillstand

„Mit der zweiten Single „Guess I’m Doing Fine“ präsentiere ich meine Version eines unveröffentlichten Bob Dylan-Songs, den er 1964 aufgenommen hat. Auf meiner eigenen persönlichen Reise habe ich festgestellt, dass dieser Text bei mir Anklang fand, weil der Song über Situationen spricht, die ich selbst erlebt habe, und es ist eine Erinnerung an die Kraft, die entsteht, wenn man einen neuen Weg geht“, sagt Flemons nun in einem Statement in den sozialen Medien.

Die kraftvollen Texte der Songs über die Widerstandsfähigkeit angesichts unüberwindlicher Widerstände hätten bei ihm Anklang gefunden, seit er sie vor 20 Jahren zum ersten Mal auf einer Bootleg-CD gehört hätte. Und in der Tat wurde der Song auch erst 2010 auf der „Bootleg Series Vol. 9. The Witmark Demos: 1962 – 1964“ erstmals offiziell veröffentlicht.

„Well, my road might be rocky
The stones might cut my face
My road it might be rocky
The stones might cut my face
But as some folks ain’t got no road at all
They gotta stand in the same old place
Hey, hey, so I guess I’m doin’ fine“
(„Guess I’m Doing Fine“, http://www.bobdylan.com)

Ein Song, in dem der Sänger predigt, lieber gefährliche, steinige Wege zu gehen als dem Stillstand zu fröhnen. Ein Motto, dem Dylan bis heute, bis in jedes einzelne Konzert folgt. So ist es mehr als ein Nebenwerk und um so schöner, dass sich Flemons dem Rohdiamant nun angenommen hat.

Dom Flemons und Thomas Waldherr 2019 in Chicago, Copyright: Thomas Waldherr

Feine Coverversion

Flemons weiter: „Nachdem ich „Guess I’m Doing Fine“ geschnitten hatte, wurde mir klar, dass es cool wäre, einen Fiddle-Part hinzuzufügen, um die Bluegrass-Klänge hervorzuheben, die ich in der Songstruktur gefunden habe. Ich bin so glücklich und dankbar, dass mein Freund Sam Bush zur Verfügung stand, um diesem lebhaften Track seine Geige hinzuzufügen und ihm etwas von diesem altmodischen Flair zu verleihen.“

Natürlich dankt Dom dem Team von Bob Dylan, dass diese Veröffentlichung möglich wurde. Und so hat Produzent Ted Hutt Flemons fünf Instrumente plus Sam Bushs Geigenspiel aufgenommen und entstanden ist ein entschieden fröhlich-lebensbejahendes nach vorne gehendes Bluegrass-Stück. Eine sehr feine Coversion, das noch einmal Flemons Ausnahmestellung in der US-Folkmusik verdeutlicht.

Vor 30 Jahren: Bob, der Bühnenarbeiter

19. Februar 2023

Dylan arbeitete sich Anfang der 1990er zurück zu künstlerischem Selbstverständnis und musikalischer Bedeutung. Sein Wiesbadener Konzert am 20. Februar 1993 war ein Schritt auf diesem Weg.

Copyright: Marek Lieberberg & Ozzy Hoppe

Dylan-Fan war ich seit 1976. Ich blieb ihm treu auch während der für einen links sozialisierten Jugendlichen schweren Jesus-Jahren. Doch das wirklich schlechte 1987er Konzert und die eigene persönliche Situation mit Studienabschluss und ersten beruflichen Schritten in den Jahren 1989-91 ließen Dylan bei mir in den Hintergrund rücken.

1991 dann die Neuentdeckung mittels der Bootleg Series, des faszinierenden Offenbacher Konzertes – erstes Drittel grausam, zweites Drittel gut, drittes Drittel großartig – seiner ersten akustische Platte „Good As I Been To You“ und dem bis heute unerreichten Jubiläumskonzert von 1992. Das Thema Dylan war wieder voll da bei mir.

Dylan begibt sich an die Arbeit

Also machten wir uns auf den Weg nach Wiesbaden, wo Bob Dylan am 20. Februar 1993 in der Rhein-Main-Halle spielte. Im Vorprogramm trat die „Hands On The Wheel“ auf, eine Band aus der Region, die für meine Ohren damals ein bisschen wie nach Neil Young & Crazy Horse klang. Noch heute sehe ich den Bandleader Tom Ripphahn vor mir mit Gitarre auf den Knien über die Bühne rutschen. Machte auf jeden Fall viel Stimmung und das Dylan-Publikum ging mit den Jungs doch insgesamt pfleglicher um als mit manch anderer Vorband in diesen Jahren.

Und dann kam Dylan. Wurde er 1991 in Offenbach von zwei Roadies geradezu aus dem Dunkeln auf die spärlich beleuchtete Bühne geschubst, um die ersten Augenblicke deutlich schwankend unterwegs zu sein, war es diesmal ganz anders. Eine gut ausgeleuchtete Bühne und ein Dylan, der deutlich sichtbar in gemessenem Schritt sich zur Arbeit begibt.

Dies waren die Jahre als Dylans Band aus Bucky Baxter (pedal steel guitar & electric slide guitar), John Jackson (guitar), Tony Garnier (bass) und Winston Watson (drums & percussion) bestand. Sie spielten gut zwei Stunden und die Stücke wurden von langen Instrumental-Intros und -Soli geprägt. Dylan experimentierte, probierte sich aus, spielte Soli an der Akustikgitarre. Dazu war die Setlist im Gegensatz zu heute immer wieder anders, bis zu einem Drittel der Songs wurden von Konzert zu Konzert ausgetauscht.

Dylan ist experimentierfreudig

Die alte Rhein-Main-Halle in Wiesbaden, die 2006 um ein Foyer erweitert und dann 2014 abgerissen und durch einen ein Neubau, dem RheinMain CongressCenter ersetzt wurde. Copyright: Wikimedia Commons.

In Wiesbaden begann er mit einem Song, den viele im Augenblick gar nicht erkannten: „Folsom Prison Blues“. Den Johnny Cash-Klassiker hatte Dylan 1967 bei den Basement Tapes Sessions mit The Band gespielt und 1969 bei den Nashville-Sessions mit Cash himself. Und nun vom 17. bis 21. Februar 1993 als Auftaktsong seiner Konzerte in Eindhoven, Hannover, Wiesbaden und Petange (Luxemburg). Über das warum kann man nur mutmaßen, vielleicht hing das mit dem am 26. Februar bevorstehenden Geburtstag von Cash zusammen, wer weiß?

Es waren auch die Jahre als Dylan elektrisch verstärkt anfing, dann ein akustisches Set (vier Songs!) einstreute und dann wieder elektrisch weitermachte. Und so enthielt das Programm in Wiesbaden als Hau drauf-Rocknummern angelegte Stücke wie „Memphis Blues Again“ oder „Highway 61 Revisited“ ebenso wie zärtlich-rauhe Versionen von „Tomorrow Night“ oder „Jim Jones“. Das Programm wa rgut gemischt, da standen Klassiker wie „Mr. Tambourine Man“ oder „Don’t Think Twice“ neben weniger bekannten Stücken wie „I’ll Remember You“ oder „Cat’s In The Well“. Dylan Stimme war nicht schön, nicht wirklich sauber, aber nach einer gewissen Anlaufzeit kräftig und ausdrucksvoll. Und nix mit Autopilot: So manches Stück wurde von Dylan geradezu expressiv ausgelebt.

Dylan stimmte hoffnungsfroh

Das Wiesbadener Konzert war wie alle Dylan-Konzerte in diesen Jahren eine „Tour De Force“, bei dem Dylan ehrliche Arbeit ablieferte und durchaus auch bemüht war, neben der Installierung eines Experimentalkorridors auch den Leuten das zu geben, was sie wollten. Bezeichnend mit welch großer Begeisterung das Publikum in der Rhein-Main-Halle den „Mr. Tambourine Man“ goutierte. Aber es waren auch die Jahre der 3000er und 4000er-Hallen, in denen die Eingeweihten die Mehrheit stellte. Dylan war nicht chic wie der Nobelpreisträger nach 2016, als es wieder hieß, Dylan muss man wenigstens einmal gesehen haben.

Für mich war es ebenso wie für die 4000 in Wiesbaden ein begeisterndes Konzert, das nicht die dramatischen Höhen und Tiefen des Offenbacher Konzertes von 1991 hatte, aber dafür viel mehr wohltuende Hoffnung darauf machte, das da noch einiges von Dylan zu erwarten ist. Im Sommer 1993 dann wurde ich Abonnent von John Bauldies „Telegraph“, es folgten „World Gone Wrong“ und „MTV Unplugged“ und die 1990er wurden zu einer spannenden Dylan-Zeit und die Grundlage für meine bis heute anhaltende Freude an der Auseinandersetzung mit Dylans Werk und Wirken.

Setlist Wiesbaden, 20. Februar 1993, Rhein-Main-Halle

1. Folsom Prison Blues (Johnny Cash)

2. The Man In Me

3. All Along The Watchtower

4. Tangled Up In Blue

5. Shooting Star

6. Stuck Inside Of Mobile With The Memphis Blues Again

7. She Belongs To Me

8. Tomorrow Night (Sam Coslow/Will Grosz)

9. Jim Jones (trad. arr. by Bob Dylan)

10. Mr Tambourine Man

11. Don’t Think Twice, It’s All Right

12. Cat’s In The Well

13. I And I

14. The Times They Are A-Changin’

15. Highway 61 Revisited

16. I’ll Remember You

17. Everything Is Broken

18. It Ain’t Me, Babe

Einige Bob Dylan-Tour-Highlights von 1993:

The Water Is Wide

3. Februar 2023

Wie ein alter schottischer Folksong von Pete Seeger ins Folk Revival eingebracht wird, ehe ihn Bob Dylan mit Joan Baez singt, er sich dann in dessen Repertoire festsetzt und sich über die Jahre verändert.

Copyright: Sony Music

The Water Is Wide

„The water is wide and I can’t cross over

Neither have I wings that I could fly

Build me a boat that can carry two

And both shall row my love and I.“

Vollständiger Text hier: https://www.bobdylan.com/songs/water-wide/

Eine Wiederentdeckung

Auf dem soeben veröffentlichten 17. Teil von Bob Dylans Bootleg Series ist unter den vorher offiziell noch nicht erschienen Songs auch einer, der mich vor allem in der Fassung von der Rolling Thunder Review 1975 immer fasziniert hat: „The Water is Wide“. Nun taucht er hier plötzlich wieder auf. Grund genug, zu schauen, welche Bedeutung er im Dylan’schen Oeuvre eigentlich hat.

Bob Dylan und Joan Baez haben ihn damals achtmal auf der ersten RTR gespielt. Eine Aufnahme davon wurde auf der Bootleg Series „Live 1975“ (2002) veröffentlicht. 1976 sang Dylan ihn bei den Sessions zu Eric Claptons Album „No Reason To Cry“. Dylan hat dem Song dann wieder dreimal in seinen Konzerten in den Jahren 1989 und 1990 gespielt. Und nun eben die Veröffentlichung einer Studioeinspielung rund um die Times Out Of Mind Sessions 1997.

Ein alter schottischer Folksong

Cecil Sharp, Copyright: Wikimedia Commons

Der Song beschreibt die Herausforderungen und Veränderungen der Liebe. Von ungestümer und zärtlicher Liebe bis zu einer Liebe, die mit fortschreitender Zeit alt und kühler werden kann. Sogar die „wahre Liebe“, heißt es im Song, kann vergehen. Cecil Sharp, der unzählige Texte alter Folksongs aus England, Schottland und den Appalachen veröffentlichte, publizierte „The Water Is Wide“ 1906.

Wie bei allen Folksongs gibt es eine ganze Reihe von weiteren Songs, die mit ihm verwandt sind. „O Waly Waly“ und „Jamie Douglas“ sind direkte Varianten. Das irische „Carrickfergus“ und der amerikanische Song „Sweet Peggy Gordan“ haben Zeilen oder Versteile übernommen.

Das heutige „The Water Is Wide“ hat Pete Seeger in das Folk Revival eingebracht, dokumentiert durch einen Mitschnitt „The Complete Bowdoin College Concert“ von 1960. Die junge Generation erkannte die Lebensklugheit und ihr gefiel der lebenszugewandte, melancholisch-stoische Charakter des Songs und eignete sich ihn an.

So sangen ihn in den 1960ern sowohl Peter, Paul & Mary (als „There Is A Ship“), als auch Joan Baez. Bob Dylan aber sang ihn erstmals bei seiner 1975er Reunion mit Joanie. Über die Jahre haben sich bis heute viele Musiker an diesem Stoff versucht. Von James Taylor über Eva Cassidy bis zu Jewel.

Die 1975er Version

Dylan und Baez singen das Lied über über die sich verändernden Zustände der Liebe mit Mitte Dreißig. Es ist auch ein Lied über sie selbst. Es ist eine sehr kräftige, lebensbejahende Fassung. Man ist in den besten Jahren, hat auch eine gemeinsame Liebesgeschichte und einige andere davor, daneben und danach. Welches Stadium sie damals erreicht hatten? Who knows?

An dieser Version ist auch seine Session-Jam-Fassung in den Shangri-La Studios mit Clapton und The Band ausgerichtet. Kraftvoll und straight in der Männerrunde.

Die 1989er Version

Diese Fassung ist eine einfache, eher langsamere, ein bisschen ruppige Garagenrock-Version. Das Video von Dublin 1989 zeigt den damals auf der Bühne recht exzentrisch auftretenden Dylan. Er singt und nölt drauflos, ohne allzu viel Gedanken um den Klang, hat die Kapuze seines Hoodie auf, und darunter noch eine Baseball Cap. Alles zusammen lässt auf einen durchaus unsicheren Dylan schließen, bei dem in der Kunst und im Leben scheinbar nicht alles so richtig gut zu laufen scheint.

Die 1990er Version

Hier wagt sich Dylan mit dem Song akustisch vor das Publikum. Die Fassung von Edmonton beinhaltet ein schönes Mundharmonika-Spiel und einen viel zärtlicheren Gesang als ein Jahr vorher. Zärtlichkeit ist hier überhaupt der passende Begriff.

Die 1997er Version

Copyright: Sony Music

Die passt dann bestens ins TOOM-Umfeld. Diese Version klingt eher gebrochen und ein bisschen resignativ. Hier scheint die Liebe eher etwas von Gestern, als von Heute zu sein.

Auch mit diesem Song beweist die Bootleg Series ihre Genialität durch die Dokumentierung, wie stark Dylan an den Songs arbeitet. An Traditionals, aber auch an seinen eigenen, von denen ja viele ebenfalls bereits Traditionals sind.

Von der „Mitten-im Leben-Version“ von 1975 bis zur abgeklärt-resignativen Version von 1997 sind es gerade mal 22 Jahre. Wie würde der Song heute bei Dylan klingen? Doch da Dylan momentan eher die dunklen, abgründigen Seiten der Liebe in seinen Songs auslotet, werden wir wohl so bald keine neue Version von diesem Lied mehr hören, es spricht vieles dafür, dass Dylan dem nichts mehr hinzuzufügen hat.

Oder kommt es doch wieder ganz anders? Schafft es Dylan, auch bei diesem Song eine dunkle Seite herauszuarbeiten? Nur durch ein paar Worte und die Haltung beim Singen? Wir dürfen auch hier wieder gespannt sein.

„60 Different Years“

2. Februar 2023

Mit Gaede feiert ein „Hidden Star“ der Rhein-Main-Americana-Szene seinen runden Geburtstag mit einer gelungenen EP: Stilsichere und souveräne Musik, die ins Ohr geht.

Wer jüngst das große Bruce Springsteen-Tribute in der Darmstädter Americana-Reihe mit Markus Rill, Robert Oberbeck und Maik Garthe oder das Release-Konzert von Wolf Schubert-K. & Friends in Frankfurt miterleben durfte, der konnte sich wieder einmal davon überzeugen: In Rhein-Main lebt das Americana!

Nun hat einer, der – wenn man so will – „Hidden Stars“ der Americana-Szene in Rhein-Main eine neue EP herausgebracht. Gaede hat sich etwas von der Musikszene zurückgezogen, ist schon seit einiger Zeit nicht mehr live aktiv, hat er aber zuletzt immer mal wieder Alben veröffentlicht. Wie vor gut einem Jahr das Doppel-Album „Bubbly & Calmly“. Nun hat er anlässlich seines 60. Geburtstages eine EP mit drei Songs veröffentlicht, die durchaus auch als Resümee dieser sechs Jahrzehnte gelten dürfen: 60 Different Years heißt die Scheibe.

Großes Hörvergnügen

Gaede erfindet das Americana nicht neu, aber er betätigt sich so stilsicher und souverän darin, dass einem die Musik sofort anfliegt. Sie knüpft an bestehende Hörgewohnheiten an und bedient die Erwartungen, die man gemeinhin an das Genre pflegt so perfekt, so dass seine Musik einfach ein großes Hörvergnügen ist. Und so auch bei dieser EP. Wieder wird Gaede musikalisch u.a. von Gitarrist Claus Fischer („Beatles Revival Band“) und von Slide- und Pedal-Steel-Virtuose Mathias „Muli“ Müller unterstützt, die mit ihm zusammen für ein großartiges Klangbild sorgen.

Es geht gleich schwungvoll und ohrwurmverdächtig mit „Different Lives & Different Ways“ los. Der Song erzählt wohin der Weg in 60 Jahren führen kann, und was aus alten Freunden wird. Das ist das Pärchen, das scheinbar glücklich seit Schultagen zusammen ist oder ein anderes Paar, das in prekären Verhältnissen lebt und scheinbar immer weiter den Bach runter geht. So ist das im Leben, die einen sind auf der Sonnenseite, die anderen „on the wrong side of the tracks“.

Schwungvoll und Ohrwurmverdächtig

„Sometimes I See You“ erzählt über den Verlust eines geliebten Menschen, an den man immer wieder denken muss, der einem begleitet, obwohl er tot ist. Den man lachen hört, den man im Schlaf küsst, bis man merkt, dieser geliebte Mensch ist wirklich tot.

Sind die beiden ersten Songs neu geschrieben worden, so ist der dritte Song im Bunde – „Ruin Your Faith“ ein älterer Song. Der Sänger ist wütend auf die Frauen, von denen er sich mies behandelt fühlt. Der Song ist unverkennbar von früher, denn seit einigen Jahren ist Gaede glücklich verheiratet und Vater eines Kindes.

Seinem Kind und seiner Ehe widmet er sich intensiv, aber trotzdem stehen Pläne für Live-Musik an, wie er verrät. Zwei Open Air-Konzerte sollen gespielt werden, zudem wird ein Video zu „Different Lives & Different Ways“ entstehen.

Gaedes Musik macht einfach Spaß. Es wird höchste Zeit, dass sie auf die Konzertbühnen findet. Please, Mr. Gaede!

Zu beziehen als CD durch E-Mail an mathiasgaede@yahoo oder als digitaler Download auf bandcamp: https://gaede.bandcamp.com/album/60-different-years

Gaede live:

Covers, Bootlegs, Fragments, Outtakes

13. Januar 2023

Die musikalischen „Zwischenwelten“ Bob Dylans. Versuch einer Einordnung zwischen „Fragments“, der Bootleg Series 17. Teil, und Ryan Adams‘ „Blood On The Tracks“-Version

Copyright: Columbia Records

Musikveröffentlichungen sind im Kapitalismus im Grundsatz nicht viel anders als andere Warenproduktionen. Wer ein Papiertaschentuch kauft, der hat gewisse Erwartungen an Nasenverträglichkeit etc. Die soll immer gleich gut sein. Die Marke „Tempo“ ist dadurch ein Synonym für Papiertaschentücher geworden. Wer ein Päckchen Tempo kauft, der weiß was ihn erwartet.

Musikveröffentlichungen sind Warenproduktion

Wer ein Album der, sagen wir, Rolling Stones, kauft, der bekommt diese Stücke dann auch im Konzert in derselben Art und Weise zu hören. „Satisfaction“ klingt immer wie „Satisfaction“. Und das ist bei vielen anderen Künstlern auch die Regel. Die Produkte – die Songs! – sind in einer bestimmten Form marktfähig gewesen, daher müssen sie auch immer so bleiben.

Dies blendet natürlich völlig den Entstehungs- und den weiteren Eintwicklungsprozess der Songs aus. Spätestens als Bob Dylan sich Ende der 1960er Jahre weigerte, die sagenumwobenen Basement Tapes zu veröffentlichen, wurde Musikfreunden klar, dass zum umfassenderen Erleben – und vielleicht auch fürs Verständnis – des Werkes eines Musikers nicht nur die offiziell veröffentlichten Alben gehören. Und so begann die große Schattenwelt der Bootlegs. Unveröffentlichte Aufnahmen und Konzertmitschnitte wurden unautorisiert auf den Markt gebracht. Und die Nachfrage war da.

Die geniale Idee der Bootleg Series

Als Bob Dylan 1991 seinen 50. Geburtstag feierte, was sich für unsere Generation damals schon ziemlich alt anfühlte, war er im öffentlichen Bewusstsein eher ein „he was famous long ago“. Künstlerisch nicht auf der Höhe seines Könnens, kommerziell kein großer Faktor mehr. Umso wichtiger war die treue Fangemeinde, die seine Konzerte besuchte und nach allem gierte, was auf Tapes, CD oder Vinyl zu erhalten war. Mit der Entscheidung von Sony und Dylan, die Bootlegs mit Alternativ-Versionen, Outtakes – sprich nicht veröffentlichte Stücke – und Live-Aufnahmen nun einfach selber zu veröffentlichen – denn man war ja selbst die Quelle – war geradezu genial. Die Veröffentlicher hatten ein Stück Deutungshoheit zurückerobert und Einnahmen generiert, die Fans hatten noch mehr Dylan-Musik mit noch mehr Möglichkeiten zu Diskurs und Interpretation und für die musikhistorische Forschung wurden Lücken geschlossen.

Denn nun konnte man am Entstehungsprozess ganzer Alben teilhaben. Man erfuhr viel über die Entstehung von „Like A Rolling Stone“, bekam ein ganz neues Bild vom oft verschmähten „Self Portrait“, und freute sich, endlich die gemeinsamen Aufnahmen von Dylan und Cash in guter Qualität zu hören. Nächster Streich ist nun die Veröffentlichung von Aufnahmen rund um Dylans Comeback-Album „Time Out Of Mind“ von 1997. „Fragments“ heißt der 17. Teil der Bootleg Series und wir dürfen gespannt sein, bereits zwei Songs sind veröffentlicht worden, die so ganz anders klingen als auf der von Daniel Lanois produzierten Scheibe.

Dylan unterläuft ein Prinzip des Musikbusiness

Und noch ein wichtiger Punkt. Durch veröffentlichte Live-Aufnahmen bekam man nämlich auch die Weiterentwicklung der Songs nach ihrer offiziellen Veröffentlichung mit. Und das ist schließlich ein ganz zentraler Bestandteil des Dylan’schen Selbstverständnisses. Denn für Dylan sind die Songs keine Massenware, die immer wieder gleich auszusehen hat. Für Dylan ist die Arbeit an den Songs mit deren Aufnahme zwecks offizieller Veröffentlichung nicht beendet. Er arbeitet auf der Bühne weiter an Ihnen. Manchmal kontinuierlich über viele Jahre, manchmal greift er sie nur kurz auf, um sich mit ihnen zu beschäftigen. Damit unterläuft er ein Prinzip des Musikbusiness. Und er nimmt damit in Kauf, die zu verlieren, die immer das gleiche von ihm hören wollen. Denn im Musikbetrieb wird auch der Künstler zur Ware, zu Produkten. Die Stones sind die Rocker, bei Queen wird’s pathetisch, bei den Dire Straits wird Gitarre geknopflert. Deswegen gibt es unzählige Coverbands. Weil die Leute das Gewohnte hören wollen. Um so spannender, wenn Künstler andere Künstler ehren, indem sie sich deren Material aneignen und versuchen, dies in ihrer eigenen Art zu interpretieren. So wie am 26. Januar, wenn Markus Rill, Robert Oberbeck und Maik Garthe den großen Bruce Springsteen im Rahmen der Darmstädter Americana-Reihe ehren. (Siehe auch: https://www.knabenschule.de/index.php?id=1224)

Dylan ist einer der meistgecoverten Musiker überhaupt. Immer wieder nehmen sich Musiker seine Songs und spielen sie nach. Manche hängen sklavisch an der Vorlage, andere interpretieren sie sehr frei und wieder andere finden den Weg, etwas eigenes zu schaffen, das neue Hör- und Bedeutungsebenen eines Songs erschließt.

Copyright: Ryan Adams

Das ging schief: Ryan Adams‘ „Blood On The Tracks“

Jüngster Dylan-Apologet ist hier Ryan Adams. Dessen Karriere ist nach seinem öffentlich gewordenen übergriffigem Verhalten gegenüber weiblichen Kolleginnen – er hat sich dann dafür entschuldigt – doch ziemlich ins Stocken geraten. Nun hat er nach Springsteens „Nebraska“ mit Dylans „Blood On The Tracks“ ein weiteres legendäres Album in Gänze neu eingespielt und kostenlos veröffentlicht. Abgesehen von diesem netten Zug können wir natürlich über die Beweggründe Adams spekulieren, aber das interessiert uns an dieser Stelle nicht. Wir wollen die Musik beurteilen, die uns Adams geschenkt hat. Beide Alben sind auf ihre Weise traurig. Bei Springsteen gesellschaftlich, bei Dylan persönlich. Doch während Adams Springsteen grundsätzlich in Sachen Tempo, Rhythmus und Gesang folgt, versucht er bei Dylan mehr eigene Akzente zu setzen.

Leider geht das ziemlich schief. Wo Dylan uns ins Herz trifft, weil er uns quasi gegenübersitzt und seine Songs qeradeaus spielt, arbeitet Adams bei „Tangled Up In Blue“ mit Hall. Der Gesang schwebt über der Musik und über dem Hörer. Es entsteht der Eindruck maximaler Distanzierung und nimmt dem Song somit jegliche Bedeutung. Das wunderbar sentimental-verrückte „Simple Twist Of Fate“ wird von Adams wieder mit Hall, aber auch mit einem Schlagzeug, dass Computer klingt, regelrecht massakriert. Und so geht das leider immer weiter. Bis schließlich „Lily, Rosemarie & The Jack Of Hearts“ von der süffig-dramatischen Spielweise Dylans von Adams in absolute Langeweile überführt wird. Wir waren zuletzt verwöhnt von tollen Coveralben von Bettye LaVette oder Joan Osborne. Dieses hier fällt leider durch.

Dylan covert sich selber

Und so dürfen wir uns in diesem Jahr wieder drauf freuen, dass der Meister sich selbst covert. Mit anderen Versionen der Songs von „Time Out of Mind“ sowie der Weiterentwicklung seiner Songs in den Konzerten. Verlässliche Quellen sagen voraus, dass Dylan ab Ende März wieder tourt. Das freut uns sehr. Denn wir finden Bob Dylans Coverversionen der Dylan-Songs nämlich am schönsten.

Not Dark Yet“ from „Fragments“:

So wird das Dylan-Jahr 2023! Oder eben ganz anders…

4. Januar 2023

Eine nicht ganz ernst gemeinte Vorschau von Thomas Waldherr

Frohes neues Jahr, liebe Dylan-Fans! Was könnte uns das neue Dylan-Jahr bringen? Mögliche Antworten auf diese Frage gibt uns die folgende Chronik des Jahres 2023.

Thomas Waldherr, Foto: Americana

Januar: Auf einer Pressekonferenz zur Bootleg Serie Vol. 17, „Fragments“, fällt Dylan mit der stoisch wiederholten Ankündigung auf, er würde seine beiden Folk-Blues-Alben „Good As I Been To You“ und „World Gone Wrong“ nun von Daniel Lanois neu abmischen lassen.

Februar: Ein neues Papparazzi-Foto zeigt: Bob Dylan boxt in seinem Club mit Filmstar Jennifer Lawrence. Nach der Veröffentlichung schiebt sein Management ein Statement von Bob hinterher: „She boxes too hard – even for me – she is no Gentleman Jim!“

März: Dylan beginnt seine Frühjahrstour in Japan/Australien/Neuseeland. Insbesondere bei den japanischen Konzerten ist Dylan redselig und erzählt von japanischen Filmen und Regisseur Akira Kurosawa: Legendär wird sein Spruch zum Film „Die Sieben Samurai“: „Yul Brunner was a big star in Japan!“

April: Eröffnung der Landesgartenschau von New Jersey mit einer Ausstellung von 20 Metall-Gartentoren. Von Dylan geschweißt, mit Motiven seiner Songs verziert.

Mai: Dylan beginnt seine US-Frühjahrstour. Bei seinem Aufenthalt in Tulsa, Oklahoma, besucht er erstmals inkognito den Bob Dylan Center. Er verkleidet sich als Bob Dylan, wird nicht erkannt und erreicht im Bob Dylan-Imitatoren-Contest unter 20 Startern nur den 16. Platz.

Juni: Endlich wird offiziell bekannt gegeben, dass die Dreharbeiten für das Biopic mit Timothy Chamalet beginnen. Dylan lässt sich wie folgt zitieren: „These days are so far away for me. I have no memories anymore. Thanks to Elijah Wald to write this story down.“

Juli: Dylan beginnt eine Tour durch Südeuropa. Rund um ein Konzert in Rom wird eine Ausstellung seiner Bilder in den Vatikanischen Museen eröffnet. Es gibt ernst zu nehmende Stimmen, die bezeugen, dass dies erst jetzt nach dem Ableben des ehemaligen Papstes Benedikt möglich geworden sei.

August: Gerüchte über ein neues Album, das Dylan Anfangs des Jahres aufgenommen habe, gehen viral. Angeblich würde es am 29. September erscheinen und hätte den Titel: „My darkest hours with you“.

September: Kein neues Dylan-Album erscheint, stattdessen eine neue Ausgabe der „Bootleg Series“ rund um 50 Jahre „Pat Garrett & Billy The Kid“ mit vielen neuen Versionen von Billy 8, 3, 11, 14 und Zusatzzahl 49.

Oktober: Dylan bricht zur US-Herbsttournee auf und spielt ein geheimes Konzert in Woodstock im Keller von Big Pink. Dylan stellt auf seiner Webite einen Download des Konzertes mit dem Titel „The Voices From The Underworld“ bereit.

November: Auf seinem Abschlusskonzert an Thanksgiving spielt er als ersten und letzten Titel „Turkey Chase“, die Singleauskopplung von „50 Jahre Pat Garrett & Billy The Kid“.

Dezember: Punkt 0 Uhr an Heiligabend veröffentlicht Dylan auf seiner Website ein von ihm neu aufgenommenes Weihnachtslied. Dylan singt „Rudolph the red nosed reindeer“.

Dylan spricht!

20. Dezember 2022

Warum Dylans Interview im Wall Street Journal wieder sehr aufschlussreich ist und damit den passenden Abschluss eines großen Dylan-Jahres bildet

Bob Dylan, © Sony Music

Dylans großes Interview zum neu erschienen Buch im „Wall Street Journal“ ist schlichtweg genauso lesenswert und informativ wie das Buch selbst. Denn Dylan lässt uns hier an seinen Gedanken, seinen künstlerischen Antrieb und seinen Arbeitsprozess teilhaben. Und dabei wird – wie auch beim Buch – klar: der Mann ist auch mit 81 Jahren ungebrochen kreativ, dabei sicherlich mittlerweile auch etwas sehr abgeklärt. Und wenn er auch im Buch hier und da mal in misogynen Anwandlungen einen raushaut – so ist er grundsätzlich doch zutiefst emphatisch und human und der Kunst verpflichtet.

Selbstbewusstsein und ironische Distanz bezüglich der eigenen Bedeutung

Dabei zeigt auch dieses Interview, dass zwischen Information und Selbststilisierung beim alten Dylan oft nur ein schmaler Grat liegt. Wenn er erzählt, die Enkel dachten, er hätte „Oh! Susanna“ geschrieben und die Andrew Sisters gekannt, so kann das sowohl die Anekdote eines liebenden Großvaters, als auch eine Selbsteinordnung als amerikanischer Populärmusiker zwischen Stephen Foster und den Andrew Sisters sein. Und wenn er humorvoll plaudert, dass, wenn Ringo Starr sein Drummer gewesen wäre, dann hätte er auch noch die Beatles sein können, dann zeigt das sowohl ein ironisch distanziertes Verhältnis als auch ein großes Selbstbewusstsein bezüglich seiner immensen musikhistorischen Bedeutung.

Die interessantesten Passagen des Interviews betreffen die moderne Technik und die Corona-Zeit. Dylan ist weder ein rückwärtsgewandter Maschinenstürmer noch ein Schwurbler. Auch wenn sie ihm – wie vielen anderen auch merkwürdig vorkam – hat Dylan ganz pragmatisch die Lockdown-Zeit genutzt, war künstlerisch und handwerklich tätig.

Technologie kann helfen und schaden

„Denken Sie, dass Technologie den Alltag und insbesondere die Kreativität unterstützt oder behindert?“, fragt Interviewer Jeff Slate. Und Dylan antwortet: „Ich denke es geht beides. Es kann die Kreativität behindern, oder es kann eine helfende Hand reichen und ein Assistent sein. Schöpferkraft kann durch den Alltag, das gewöhnliche Leben, das Leben im Hamsterkäfig aufgestaut oder verhindert werden. Eine Datenverarbeitungsmaschine oder ein Softwareprogramm könnte Ihnen helfen, da auszubrechen, Sie über den Berg zu bringen, aber Sie müssen früh aufstehen.“ Und: „Technik ist wie Zauberei, sie ist eine Zaubershow, sie beschwört Geister herauf, sie ist eine Verlängerung unseres Körpers, wie das Rad eine Verlängerung unseres Fußes ist. Aber es könnte der letzte Nagel sein, der in den Sarg der Zivilisation getrieben wird; wir wissen es einfach nicht.“

Und dann erinnert Dylan daran, dass der technische Fortschritt immer schon janusköpfig war. Gutes wie Schreckliches bewirkt hat. Brücken gebaut und Atombomben entwickelt. Die Frage ist immer, was macht die Menschheit aus welchem Antrieb aus ihren jeweiligen technischen Möglichkeiten.

Jede Tour ein eigenes Kunstwerk

Seine Aussagen zum Songschreiben und zum kreativen Prozess zeigen einen 81-jährigen, der sowohl einen unbändigen kreativen Input und Output hat, aber wohl auch seine Ruhepausen braucht. Lesenswert sind auch seine Aussagen zum Tourleben: „Du bist der Herr deines Schicksals. Du manipulierst die Realität und bewegst dich mit der richtigen Einstellung durch Zeit und Raum. Es ist kein einfacher Weg, kein Spiel und Spaß, es ist kein Disney World. Es ist ein offener Raum mit Betonpfeilern und einem Eisenboden, mit Verpflichtungen und Opfern.“

Hier zeigt sich erneut Dylans Arbeitsethos. Eine Konzerttour ist für ihn nicht nur die Möglichkeit zur Reproduktion seiner Kunstwerke vor Publikum, sondern ist selbst ein Kunstwerk. Er gestaltet Raum und Zeit, indem er für mehrere Woche an den verschiedensten Orten seine Musik vor Menschen spielt, beeinflusst er die Realität des großen Ganzen und jedes einzelnen Zuhörers. Jede Tour von Dylan, jede Show von Dylan ist anders. Auch wenn die Setlist jeden Abend die gleiche ist.

Den Schlüssel dazu, warum das so ist, liegt in der Antwort auf die Frage nach seinem favorisierten Musikgenre. Was er nennt – „Western Swing, Hillbilly, Jump Blues, Country Blues, Doo-wop, The Ink Spots, The Mills Brothers, Lowland ballads, Bill Monroe, Bluegrass, Boogie-Woogie“- ist jeden Abend in anderer Mischung in seinen Songs zu hören. Und die Akzentuierung der Mischung kann in einem Song von Abend zu Abend wechseln.

Erklärer seiner selbst

Und so wird Dylan dann doch irgendwie im fortgeschrittenen Alter ein Erklärer seiner selbst. Aber wie er das in diesem Interview wieder macht, ist lesenswert und reiht sich neben großartigen Konzertabenden und der Veröffentlichung eines wundervollen Buches in die tolle Bilanz dieses Jahres ein. Und schafft Vorfreude auf das Dylan-Jahr 2023!

Der Cowboy Band Blog wünscht damit allen seinen Lesern frohe Weihnachten und einen guten Rutsch! Weiter geht es hier im neuen Jahr!

Und natürlich wieder viel Freude mit Must Be Santa!