Feier für die 82-jährige Singer-Songwriter-Legende wird zum Gänsehaut-Erlebnis

Als gegen 22.45 Uhr der lange Bob Dylan-Abend endete, gab es im vollen Saal der Bessunger Knabenschule kein Halten mehr: Standing Ovations mit donnerndem Applaus und Jubel-Rufen – das Publikum war sichtlich begeistert und mitgerissen vom Programm.
Wieder einmal waren hochkarätige Künstler aus der Region Südhessen/Nordbaden – der Frankfurter Martin Grieben, der Darmstädter Dan Dietrich und die Weinheimer „Zimmerman’s Friends“ – dem Ruf von Americana-Kurator Thomas Waldherr gefolgt und lieferten ein Dylan-Programm der Sonderklasse ab.
Songs und Texte von und über Bob Dylan gruppierten sich den Abend über nach Themen wie „Love“, „War and Peace“ oder „Friends & Rivals“ ein. Waldherrs Kurzvorträge schlugen dabei einen Bogen von der Diskussion über Dylan als autonomen Künstler bis hin den sportlichen Vorlieben des Meisters wie Boxen und Baseball. Zu letzterem kam sogar Dylan aus dem Off höchst selbst zu Wort und überraschte die Zuhörer:innen mit einem A-Capella-Baseball-Song.
Bei der Songsauswahl kamen neben den bekannten Songs wie „Chimes Of Freedom“ (Dan Dietrich) oder „All Along The Watchtower“ (Martin Grieben) auch weniger bekannte Stücke wie „Catfish“ (Zimmerman’s Friends) zu ihrem Recht. Martin Grieben brillierte mit dem funkig-souligen „Watered-Down Love“ von 1981 und dem nachdenklichen „License To Kill“ von 1983. Dan Dietrich gelang eine mitreißende Version von „A-Hard Rain’s Gonna-Fall“ (1963) sowie ein berührendes „Not Dark Yet (1997).
Bernd Hoffmann von den Zimmerman‘ Friends wies auf die Qualitäten von Dylan als Schreiber von Lovesongs hin und brachte mit seinen Mitstreitern als Beweis eine verzückende Version „Make You Feel My Love“ auf die Bühne. Während Grieben und Dietrich mit Musik und Gesang mehrheitlich expressiv und treibend unterwegs waren, spielten die Weinheimer Freunde vom Zimmermann ganz entspannte Laid Back-Songs. So schon ganz am Anfang als sie den „Honky Tonk Blues“ von Dylans Idol Hank Williams intonierten oder später, als sie eher fatalistisch die Zustände auf Maggies Farm beklagten. Und am Ende gelang ihnen eindrucksvoll eine der shönsten und zugleich traurigsten Versionen von „Knockin‘ On Heavens‘ Door.
Dazu gab es eine Reihe von Stücken, die das gesamte Ensemble zusammen aufführte. Hier waren vor allem auch Martin Grieben und Dan Dietrich für die Leadvocals zuständig. Anfang und Schlusspunkt setzte „My Back Pages“ in dem Dylan ja feststellt, dass er „younger than that now“ sei, was auch für diese Tage wieder ganz genau passt.
Denn im Juni ist er ganz ausgedehnt in Südeuropa unterwegs und mit „Shadow Kingdom“ steht die nächste Albumveröffentlichung auch schon wieder kurz bevor. Vor der Pause wurde „Hurricane“, das Lied über den zu Unrecht wegen Mordes verurteilten schwarzen Boxers Rubin Carter gespielt und als Zugaben erklangen „I Shall Be Released“ und „Blowin‘ In The Wind“.
Und so hat die Darmstädter Dylan-Gemeinde wieder einmal ihren Meister hochleben lassen. Nach Aussage von Thomas Waldherr soll dies im Rahmen der Americana-Reihe nun jährlich geschehen. Darmstadt kann sich freuen!