Archive for Juli 2019

„The Queen Of The City“

26. Juli 2019

Anita Honis-Bohländer (Standbild aus „The Queen Of The City“ von Lorelay)

Im Dezember 2018 verstarb die Sängerin und Gastwirtin Anita Honis-Bohländer. Nun hat ihr die Frankfurter Singer-Songwriterin Lorelay eine filmische Hommage gewidmet. „The Queen Of The City“ hat am 27. Oktober Premiere.

Sie war der Fixpunkt einer bunten Künstlerszene. In ihrem Lokal Balalaika in Sachsenhausen gaben sich viele Musiker aus der Mainmetropole ein Stelldichein und bis zuletzt war sie eine Art Mutterfigur dieser Szene. Abend für Abend war sie nicht nur die großherzige und verständnisvolle Gastgeberin, sondern liebte es, auch zur Gitarre zu greifen, um Blues- Soul- und Jazzsongs zu singen.

Ihr Tod im Dezember vergangenen Jahres machte viele traurig, weil dies für viele Menschen einen großen Verlust darstellte. Auch für die mittlerweile in Berlin lebende Frankfurter Singer-Songwriterin Lorelay. Die junge Frau hat nun ihren eigenen Weg gefunden, diese Trauer zu verarbeiten und diesen Verlust einzuordnen. Sie hat eine filmische Hommage an Anita Honis erstellt, die am 27. Oktober in Frankfurt Premiere hat.

„Ich hatte für mich selbst das Gefühl, dass Anita trotz einer wunderschönen Trauerfeier mit vielen Gästen nicht die Ehre zuteil geworden war, die sie verdient hatte. Ich hatte das Bedürfnis mit Menschen die sie ebenfalls kannten über sie zu sprechen, mehr zu erfahren.“ Das war der Ausgangspunkt für die junge Musikerin und dem Projekt „The Queen Of The City“. Ich wand mich an die in Berlin lebende Elisabeth Ok, die einige Jahre zuvor über Anitas Ehemann, Carlo Bohländer, einen Film gedreht hatte. Zu meiner großen Freude besaß Elisabeth Ok noch filmisches Archivmaterial von Anita und war so großzügig mir dieses zur Verfügung zu stellen.“

Mit diesem Grundstock begann sie, Bekannte und Freunde von Anita zu interviewen, unter anderem deren langjährige Freundin Sylvia Wunderlich. Man erfährt in dem Film einiges über den Menschen Anita Honis, der stets einen Rat oder ein freundliches Wort für ihre Schützlinge und Gäste hatte. In ihrer Balalaika- Bar, die für viele Künstler zum Treffpunkt wurde. Und man erfährt viel davon, wie sehr sie die Menschen verehrt haben und was für diese Menschen das Besondere an Anita Honis war.

„Und so wurde aus einem sehr persönlichen Lied, einem letzten Gruß an meine ganz persönliche Schlüsselfigur in die Welt der Musik und des Jazz, ein Film, „The Queen of the City“. Benannt nach meinem Lied für Anita“, beschreibt Lorelay die Entstehung des Films.
Lorelay selbst hatte in der Balalaika-Bar einen ihrer ersten Auftritte und ist ihr bis heute verbunden: „Die Balalaika ist an sich schon ein besonderer Ort, aber wir alle kamen dort wegen Anita hin. Sie war es, die uns ermutigte zu spielen, sie war es, die uns das Gefühl von Zugehörigkeit gab, davon willkommen und wertvoll zu sein. Wir kommen alle heute noch immer in ihre Bar, weil wir ihrem Geist nahe sein wollen. Und weil wir John, ihren Sohn sehen wollen. Es ist immer noch wie zu Hause, auch wenn sie sehr fehlt.“

Der Film von Lorelay, der am Sonntag, 27. Oktober, in der Frankfurter Art-Bar Premiere hat, wird diesen Verlust thematisieren, aber mehr noch: Er ist eine Hommage an eine Frau, die neben ihrer Persönlichkeit auch ihre musikalischen Wurzeln in Blues und Soul an den Main gebracht hat. Wer den Film sieht, wird erahnen, was Frankfurt mit ihr verloren hat.

Und hier der Trailer zu „The Queen of the City“:

„Von Newport nach Woodstock“-Tour gestartet

26. Juli 2019

Reges Interesse am Special Event „50 Jahre Pop & Protest“ des d.a.i. Tübingen

Vortrag in Tübingen, Photo Credits: Deutsch-Amerikanisches Institut Tübingen

Er war der Aufgalopp zu vier Veranstaltungen im zweiten Halbjahr 2019, die das Jubiläum „50 Jahre Woodstock“ zum Anlass nehmen, sich mit der Wirkung und der Perspektive der Protestkultur der 1960er Jahre zu beschäftigen und bei denen ich vortragen darf: Der Special Event „50 Jahre Pop & Protest“ des Deutsch-Amerikanischen Institutes in Tübingen am Freitag, 19. Juli. Im gut gefüllten Veranstaltungssaal des d.a.i Tübingen referierte ich zur Vorgeschichte, den Entstehungsbedingungen sowie Wirkung und Wirklichkeit des Woodstock-Festivals 1969. Katja Engelhardt und Vanessa Schneider berichteten über „Female Resistance in Pop Music“ heutzutage.

Vom Folk-Revival und „Dylan goes Electric“ über den „Summer Of Love“ zu Woodstock
Ausgehend von der These, dass die 1960er Protestkultur ihren Ursprung im Folk-Revival der späten 1950er Jahre hat, nahm ich das Publikum mit auf eine Zeitreise in die Hoch-Zeit der Protestsongs mit Pete Seeger, Joan Baez und Bob Dylan. Mit seiner Hinwendung zum Folk-Rock verlor die Folkbewegung ihren Avantgarde-Status und die Rockmusik mit intelligenten Texten, aber auch der Psychedelic-Rock, der oftmals nicht mehr als der Soundtrack zum eskapistischen Trip war, bestimmten die progressive Musikszene in der zweiten Hälfte der 1960er Jahre. Während sich im „Summer of Love“ 1967 ein kurzes Zeitfenster für eine wirkliche Gegenkultur zum kriegführenden, konsumistischen und kapitalistischen Amerika öffnete, war diese politische Hippiebewegung bei Woodstock schon an ihrem Ende angekommen. Nun war auch Love & Peace schon unverbindlich zu konsumieren, und gab den vier Jungs aus Musik- und Finanzszene, die Woodstock organisierten, damit die Gelegenheit ein Festival aus Kommerzinteresse zu veranstalten.

Der historische Witz dabei war, dass das Festival nicht gewollt, sondern aufgrund organisatorischer Unzulänglichkeiten zum „Free Festival“ wurde und somit auch erstmal zu einem finanziellen Desaster für die Beteiligten führte. Aber dennoch, es lebe die kapitalistische Verwertungskette – später rechnete sich das Festival dann wegen Film-, Musik- und Merchandising-Rechten dann doch noch.

Woodstock 1969: Gleichzeitigkeit von Gegenkultur und Konsumismus
Während Bob Dylan vor der Hippie-Seligkeit floh und einige großen Bands wie die Stones oder die Doors das Festival aufgrund der vielen Unwägbarkeiten mieden, waren doch eine Reihe von hochkarätigen Acts dabei. Während die Mehrzahl die Love & Peace-Gefühle streichelte, gab es auch einige dezidiert politische Augenblicke wie Country Joe McDonalds Anti-Vietnam Hymne „Fixin‘ To Die Rag“ oder Joan Baez‘ Spottlied auf Ronald Reagan „Drug Store Truck Drivin‘ Man“. Weitere Ironie des Festivals war, dass Jimi Hendrix das vermeintlich schärfste Statement zum Vietnam-Krieg – die mit E-Gitarre verzerrte Fassung der US-Hymne „Star Spangled Banner“ – später gar nicht so verstanden haben wollte.

Reges Interesse an der Veranstaltung „50 Jahre Pop & Protest“, Photo Credits: Deutsch-Amerikanisches Institut Tübingen

Bei der abschließenden Diskussion erinnerten sich einige Zeitzeugen, wie wichtig diese Jahre für ihre Entwicklung als kritische Menschen waren. Und so lautet das Resümee des Vortrags denn auch: Ja, Woodstock war auch ein Ausdruck der Gegenkultur, die für ein paar Jahre durchaus gesellschaftliche Kraft erlangte. Aber es zeigte auch an, dass die Rockkultur zum Mainstream wurde, und sich damit hervorragend kompatibel zur kapitalistischen Konsumgesellschaft erwies.

„Female Resistance in Pop Music“
Wie sich politisch-gesellschaftlicher Protest in der heutigen Popmusik zeigt, führten anschließend die beiden BR-Redakteurinnen Vanessa Schneider und Katja Engelhardt aus. In einem Live Podcast zeigten sie anhand von Beispielen von berühmten Mainstream-Künstlerinnen wie Lada Gaga oder Beyoncé, aber auch von dem großen Publikum weniger bekannten Musikerinnen wie Alynda Lee Segarra wie sich Botschaften gegen Rassismus, Sexismus oder Gentrifizierung mittels Popmusik verbreiten lassen. Ein spannender und hörenswerter Vortrag!

Lehren ziehen für heutige gegenkulturelle Strategien
So bleibt das positive Fazit: Veranstaltungen wie die vom d.a.i Tübingen helfen uns, angesichts unserer heutigen Situation mit dem Vormarsch von Autokraten und Rechtsextremen und deren Absicht, die Errungenschaften der 1960er Jahre wieder abzuschaffen, die Vergangenheit einzuordnen und aus den daraus folgenden Schlüssen, Ausgangsbedingungen für eine gesellschaftliche und kulturelle Gegenwehr zu diesen Tendenzen auszuloten sowie Strategien zu diskutieren und umzusetzen.

Weitere Veranstaltungen der „Von Newport nach Woodstock“-Tour sind dann vom 16. bis 20. September in der Gustav Heinemann Bildungsstätte in Malente, am 6. November in der Reihe „Americana im Pädagog“ in Darmstadt sowie am 6./7. Dezember im Weiterbildungszentrum Ingelheim.

They Are Younger Than That Now!

15. Juli 2019

Neil Young und Bob Dylans gemeinsamer Auftritt in Kilkenny

Promo: Veranstalter

Nein, das wird nicht passieren! Träumer, die da denken Bob Dylan und Neil Young würden sich zum Tour-Abschluss die Bühne für einen gemeinsamen Song teilen. Niemals wird das geschehen! So oder ähnlich dachte ich wie so manch anderer vermeintlicher Realist auch. Zu oft hatte Dylan solche Chancen trotz gemeinsamer Touren mit Willie Nelson, John Mellencamp oder Merle Haggard ausgelassen.

Dadurch hatte man fast vergessen, dass Dylan 2013 bei der Americanarama-Tour tatsächlich gemeinsam mit Wilcos Jeff Tweedy, My Morning Jackets Jim James, und Ryan Bingham zusammen den „Band“-Klassiker „The Weight“ gespielt hatte. Aber das war die große Ausnahme von der Regel.

Aber irgendwie passte dieser gemeinsame Auftritt am Sonntagabend im irischen Kilkenny zu dieser staunenswerten Dylan-Tour im Sommer 2019. Hatte Dylan im Frühjahr schon begeistert durch frische, neue Arrangements seiner Songs – „Don’t Think Twice“ am Klavier nur von Tony zart mit Bass und Bogen begleitet war der Höhepunkt im April in Augsburg – kam bei dieser Tour nun eine für Dylan überbordende Spiel- und Ausdrucksfreude dazu. Selten hat man ihn so entspannt im hier und jetzt gesehen, schon lange nicht mehr so voller Energie und der Lust und dem Spaß an der Performance. Die Konzerte 2017 und 2018 waren sehr gut, die Frühjahrstour auch, doch jetzt steigerte sich Dylan gegen Ende seiner diesjährigen Europatour zu einer beachtlichen Form empor.

Diesmal war „Girl From The North Country“ der Höhepunkt. Ganz zart, ganz langsam, ganz eindringlich hat der 78-jährige sein frühes Lied über eine Jugendfreundin gesungen. Mit so viel Melancholie, dass einem die Tränen kommen. Fast ebenso melancholisch kommt auch „Simple Twist If Fate“ in diesen Tagen daher. Erinnerungen des alten Mannes an vergangene Liebschaften voller Sehnsucht, voller Hingabe und voller Einsicht, dass das lange zurückliegt aber immer zu diesem Leben dazugehören wird.

Dylan scheint sich der eigenen Bedeutung in diesen Tagen sehr bewusst zu sein und reagiert mit Stolz und der Selbstverpflichtung, etwas Gutes abzuliefern darauf. Kein Auto-Pilot, nicht eine Zeile wird da weg genuschelt. Während Bob mit immer neuen Verfremdungen seiner Songs durch Deutschland reiste, war Neil Young indes als ton- und wortgetreuer Apologet seiner selbst unterwegs. Herausgefordert von der jungen Truppe um Willie Nelsons Sohn Lukas, treibt er die Jungen an, spielt seine Songs wie man sie halt kennt, nur eben live. Mit noch längeren und noch brachialeren Soli die Rocknummern, weich und geschmeidig die zarten Folknummern. Das macht richtig Spaß, ist sicher leichter zugänglich wie die Dylan-Methode, sollte aber nicht – wie in der britischen Presse geschehen- gegen Dylans Art der Performance ausgespielt werden.

Denn beide sind in ihrer Art einzig und besonders. Dass sie sich nun zusammen die Bühne zum Abschluss ihrer beider Touren in Kilkenny teilten, ist auch etwas Besonderes. Wie gesagt, beide sind sich ihrer Stellung bewusst. Und so singen sie aus vollem Herzen das alte Traditional „Will The Circle Be Unbroken“, das schon von so großen und wichtigen Interpreten wie der Carter Family oder den Staple Singers angestimmt wurde.

Dylan und Young hatten in jungen Jahren die Nachfolge der alten Folkmusiker mit ihren eigenen musikalischen Mitteln angetreten, nun im Herbst ihres Lebens nehmen sie die jenseitige Hoffnung des alten, überlieferten Liedes auf. Ein Lied, das auch immer dazu dient, einem die Last vom Leben zu nehmen, weil es verheißt, dass da noch etwas Besseres kommt.

Doch wer Dylan und Young im Sommer 2019 im Konzert erlebt hat, der hat alles andere als Künstler gesehen, die eine Last zu tragen haben. Im Gegenteil: Da konnte man zwei spielfreudige alte Haudegen sehen, die wir weiterhin gerne regelmäßig hierzulande zu Besuch hätten. They Are Younger than that now!

Besser geht’s nicht mehr – nur anders!

11. Juli 2019

Promo: Jazz Open Stuttgart

Bob Dylans außergewöhnliches Konzert bei den Jazz Open in Stuttgart.

Ich habe – u.a. auch am letzten Sonntag in Mainz – unter den fast 40 Bob Dylan-Konzerten, die ich über die Jahre gesehen habe – viele gute bis sehr gute Konzerte gesehen. Das aber vom Sonntagabend im Stuttgarter Schlosspark ist wirklich eines der schönsten Dylan-Konzerte gewesen, das ich je gesehen habe. Es war ein ganz außergewöhnliches Dylan-Konzert.

Nach einer schieren Ewigkeit mit „Things Have Changed“ als Opener stand mit „Ballad Of A Thin Man“ ein anderer Song am Anfang des Abends. Und das in einer eindringlichen, packenden Fassung, die – ohne dass man es zu diesem Zeitpunkt ahnen konnte – geradewegs in einen fantastischen Auftritt mündete, in dem Dylan seine Songs mit klarer Stimme und ausdrucksstark prononciert, sie geradezu auslebt. Seine Stimme ist an diesem Abend laut und kräftig, seine Stimme ist sanft und fein, aber sie kann auch quietschen und gedehnt sein – ganz wie er es will und für notwendig hält.

Sein Vortrag ist aufrüttelnd bei „Can’t Wait“ und bitterböse bei „Scarlett Town“, die er beide in der Mittte der Bühne singt. Stehend und – in Begleitung des Mikrofonständers – auch tänzelnd. Sein Vortrag ist anrührend und emotional bei „Simple Twist Of Fate“ und „Girl From The North Country“. Da kamen einem wirklich die Tränen, so sehr glaubhaft berührend sind die Erinnerungen des alten Mannes an Liebe und Verlust in jungen Jahren. „Girl From The North Country“ gelingt ihm mit dieser mild-resignativen, leicht zweifelnden und durchaus sentimentalen Haltung – „trügt mich die Erinnerung oder war es wirklich so damals“ – überirdisch schön. Der stärkste Dylan-Moment, den ich je in einem Konzert erlebt bzw. gefühlt habe.

Sogar das ja eigentlich etwas zu routiniert runtergeschriebene „Make You Feel My Love“ wird durch seine konsequente und entschiedene Haltung – „glaub mir, ich lass‘ Dich wirklich meine Liebe spüren“- an diesem Abend zu einem wirklich großen Song. Denn so lautstark wie er das betont, schwingt stets auch scheinbar das Eingeständnis mit, so viele schon in seinem Leben enttäuscht zu haben. Das lässt einen nicht kalt.

War „When I Paint My Masterpiece“ in Mainz nur als schräge Walzernummer eher in der Abteilung „Kuriositäten“ beheimatet, gelingt sie ihm in Stuttgart als ironische Selbstentlarvung. Damals mit 30 Jahren hat er mit dem Song nach vorne geblickt und hat auf seine künstlerische Vollendung geschaut. Nun ist er amüsiert über damalige Situation und die irrige Annahme irgendwann sei man vollendet. Solche trivialen Annahmen gehören einfach mit einem gemütlichen Walzertakt unterlegt. Apropos amüsiert. Aufmerksame Konzert-Zuschauer wissen, dass Dylan mit dem Rücken zum Publikum mit seinen Musikern scherzt und lacht, aber sobald er sich uns zuwende,t seine stoische Buster Keaton-Maske aufsetzt. Doch in Stuttgart wurden Schranken eingerissen und dem Publikum öfters mal ein Lächeln geschenkt. Und bei der ebenfalls fantastischen Version von „Love Sick“ lacht er laut.

Und so ist dieses Konzert so dicht und überwältigend, dass es überhaupt keinen Abbruch tut, dass das Publikum diesmal auf „It Takes A Lot To Love, It Tages A Train To Cry“ als zweite Zugabe verzichten muss. Zwingend fand ich diesen Song an dieser Stelle nie. Und so verbeugt sich Bob Dylan auch das ist neu auf diesem Tourabschnitt) womöglich selbst ergriffen von seinem Auftritt, steht noch etwas gagelig da und verschwindet wieder in die Nacht.

Dieses Konzert war so schön, dass man darüber traurig werden kann. Denn irgendwann werden diese ewigen Konzerttouren enden. Aber wir wünschen uns – und die Zeichen, die wir gestern sahen lassen leise Hoffnung aufkommen – dass Bob Dylan uns noch eine Zeit lang zu seinen Konzerten einlädt. Auch wenn diese nach dem gestrigen Abend kaum noch besser werden können. Aber dass sie anders gut sein werden, das reicht doch als Anlass allemal, neuen Auftritten Bob Dylans entgegenzufiebern.

Papa und die Buben

6. Juli 2019

Promo: Live Nation

Neil Young & The Promise Of Real glänzen in Mannheim mit fantastischer Spielfreude

„Hey, hey, my, my, Rock’n’Roll will never die…“ Wer am Freitagabend in Mannheim Neil Young mit Lukas Nelson & The Promise Of The Real“ gesehen und gehört hat, der kann an diesen Satz wieder daran glauben. Denn was die 73-jährige kanadische Musiklegende und seine jungen Kumpane da abgeliefert haben – fantastisch!

Gefühlt hat Young an diesem Abend alles gespielt – außer „Like A Hurricane“. „Rockin‘ In A Free World war ebenso auf der Setlist wie eben „Hey, Hey, My, My“, „Mansion On The Hill“, „Long May You Run“, „The Needle And The Damage Done“, „Down By The River“ und „Harvest Moon“.

Im Laufe des Abends spürt man wie sehr die Chemie zwischen Young und den Jungs rund um Willie Nelsons Sohn Lukas stimmt. Neil schwört die Truppe regelrecht ein, lädt jeden einzelnen zu Gitarrenduellen ein, kommuniziert mit dem Schlagzeuger und setzt immer wieder neu an, wenn alle meinen, der Song wäre schon zu Ende. Noch ’ne Runde, noch ’ne Runde, Neil Young lacht. Mit ungetrübt fröhlichem und auch augenzwinkerndem Rockismus peitscht er das Konzert nach vorne, unterbricht aber diesen Flow immer wieder für akustische Einladen mit Gitarre und Mundharmonika, für „Are You Ready For The Country“ setzt er sich sogar ans Klavier.

Zweieinhalb Stunden und 20 Songs, darunter einige Tourdebüts sowie mit „Prisoners Of Rock’n’Roll ein Song, den er mit dieser Begleitgruppe vorher noch nie gespielt hat, zeigen, dass Neil Young weit davon entfernt zu sein scheint, Moos anzusetzen. Stattdessen ist er auch als älterer Semester eher der „Rolling Stone“. Womit wir bei Freund und Altmeister Bob Dylan angekommen wären. Den sehen wir am Sonntag in Mainz. Ja, es ist Feiertagszeit!

Setlist Neil Young & The Promise Of The Real, Mannheim, 5. Juli 2019:
01. Mansion on the Hill
02. Love and Only Love
03. Words (Between the Lines of Age)
04. Winterlong
05. Bad Fog of Loneliness
06. The Needle and the Damage Done
07. Over and Over
08. Country Home
09. Everybody Knows This Is Nowhere
10. Down by the River
11. Cowgirl in the Sand
12. Mr. Soul
13. Prisoners of Rock ’n‘ Roll
14. Harvest Moon
15. Human Highway
16. Long May You Run
17. Are You Ready for the Country?
18. Hey Hey, My My (Into the Black)
19. Rockin‘ in the Free World
Encore:
20. Fuckin‘ Up