Archive for Juni 2022

Patti sings Bob

13. Juni 2022

Bei ihrem Konzert in Frankfurt zeigt sich Patti Smith unverändert kraftvoll und voller Lust an der Performance und an der Verbreitung ihrer Botschaft. Und sie zollt mit zwei Songs ihrem Freund Bob Dylan Tribut.

Patti Smith auf der Bühne der Jahrhunderthalle Frankfurt, Foto: Cowboy Band Blog

Da ist sie wieder: Die Punk-Poetin, Rock-Schamanin, Schriftstellerin, Lyrikerin und Fotografin Patti Smith. Nun 75 Jahre alt. Aber kein bisschen müde. Wieder auf Tour. Und Kritik und Publikum sind begeistert. Auch an diesem Sonntagabend in der Frankfurter Jahrhunderthalle ist sie voller Lust am Singen, Tanzen, performen. Sie singt sich durch alle Stationen ihrer Karriere und wird nie müde, ihre Botschaft, ihr Anliegen zu verbreiten: „Ihr habt die Kraft etwas zu verändern. Seid mutig und geht an gegen an die großen Konzerne, gegen Umweltzerstörung und anderes Unrecht.“

Zwei Dylan-Songs

Mit im Gepäck hat sie auch zwei Dylan-Songs. „The Wicked Messenger“, den sie auf ihrem Comeback-Album „Gone Again“ 1996 erstmals aufnahm. Ende 1995 hatte ihr Dylan nach Fred „Sonic“ Smiths Tod geholfen, den Weg zurück ins Musikbusiness zu finden. Sie spielte als Support Act bei seinen Konzerten und sie sangen ein wunderschönes Duett von Dylans „Dark Eyes“.

„Wicked Messenger“ wird zu einem der Höhepunkte des Konzerts. Er kommt in einem Arrangement daher, dass die apokalyptische Stimmung des Liedes betont. Man möchte die schlechte Botschaft nicht hören. Daraus folgt, dass die Warnung nicht befolgt wird. Wie aktuell das ist, hat ja erst kürzlich der großartige Film „Don’t Look Up“ auf böse und gleichzeitig humorvolle Art gezeigt. Hier bei Patti stehen die tragischen Töne im Mittelpunkt. Man will sich nicht stören lassen, einfach so weiter machen. Und so wird aus dem Song ein Gewitter mit Endzeitstimmung.

Man möchte die schlechte Nachricht nicht hören

Ja, man will sich nicht stören lassen. So wie man es in Sachen Klimaschutz und sozialer Gerechtigkeit seit langem tut. Trotz massiver Warnungen von Experten, NGOs, Betroffen-Organisationen: Die politische Klasse ist in ihrer Eingefahrenheit, Phantasielosigkeit und Beschränktheit nicht in der Lage gegenzusteuern, obwohl die Probleme sichtbar sind. Ein von Menschen gemachtes Wirtschaftssystem das auf massenhafter Produktion und privater Profitaneignung beruht, wird von ihnen als natürlich und unveränderbar angesehen. Auch von denen, die es sozial etwas erträglicher machen wollen, oder denen, die als Partei sich Umwelt und Klima auf die Fahnen geschrieben haben. Ganz zu schweigen von den Parteien, die seit jeher die Interessen der Profiteure vertritt. Wenn sich da nichts dran ändert, schlittern die westlichen Gesellschaften in die Klimakatastrophe und es kommt gleichzeitig zu schweren sozialen Verwerfungen. Die Folgen sind große Legitimationskrisen der Demokratien und die Gefahr des Autoritarismus.

„The Wicked Messenger“ ist denn auch ein zentraler Song für Pattis Botschaft des Abends. „Kämpft, mischt Euch ein!“ Auch wenn erstmal keiner zuhören will.

Einer der Höhepunkte: Patti rezitiert Allen Ginsberg, Foto: Cowboy Band Blog

Neue Kraft für eine alte, traurige Geschichte

Der zweite Dylan-Song ist das traurige „One Too Many Mornings“ über das Ende einer Liebe. Über Zwei, die sich geliebt haben, aber jetzt einfach nicht mehr zusammenkommen. Pattis kraftvolle, ausdrucksvolle, aber eben nicht im herkömmlichen Sinne „schöne“ Stimme ist genau das richtige für die ungeschönte Geschichte, die hier erzählt wird. Als Dylan-Fan hat man den Song schon so oft gehört, aber Patti schafft es, ihm neue Kraft zu geben. Der Song erreicht die Herzen des Publikums. Zweimal nennt sie danach den Namen des Songwriters, als wollte sie sagen, „hört gut hin, wer solche großartigen Lieder schreibt“.

Patti lässt auf Bob nichts kommen, die beiden stehen sich sehr nah, das hat ja spätestens auch ihre Vertretung für Bob beim Nobelpreis 2016 gezeigt. Seine Kunst ist ein wichtiger Einfluss, ein wichtiger Antrieb. Wunderschön die Szenen, die im Scorsese Film über die Rolling Thunder Revue zu sehen sind, als Bob und Patti in einem Club im Greenwich Village unter der Treppe sich ganz intensiv im Gespräch austauschen. Man sich vorstellen, wie die beiden wichtigen Songwriter-Größen über Musik und Lyrik parlieren, diskutieren, debattieren. Bob wollte Patti gerne bei der Rolling Thunder Revue dabei haben, aber irgendwie klappte das nicht. Sie wäre genau richtig dort gewesen und hätte der Tour gleichzeitig diesen leider vorhandenen Hauch der 1960er-Nostalgie genommen.

Zwei Ausnahmekünstler

Mit Nostalgie haben aber anno 2022 weder Dylans noch Smiths Konzerte irgendetwas zu tun. Auch wenn Patti bei der Songauswahl bei den Greatest Hits bleibt, während Bob nur die neuesten Songs spielt. Beide beweisen Zeitlosigkeit. Dylan, indem er sie ohnehin zum Thema macht, weil er die zentralen Menschheitsfragen immer wieder neu verschlüsselt zum Gegenstand seiner Songs werden lässt. Smith, indem sie die Überlebensfragen der Menschheit immer wieder klar an- und ausspricht und dabei stets human und voller Achtsamkeit gegenüber dem Individuum bleibt.

Patti Smith und Bob Dylan: Zwei Ausnahmekünstler voller Respekt füreinander.

Vor 25 Jahren: Bob Dylans „Wiederauferstehung“

11. Juni 2022

Wie eine Herzbeutelentzündung und Songs über Vergänglichkeit zum Gründungsmythos des Dylan-Comebacks wurden

Copyright: Columbia Records

Ich kann mich noch gut erinnern: Wie waren zum zweiten Mal auf der wunderschönen griechischen Insel Zakynthos. Es war Ende Mai, Anfang Juni 1997 und wir lauschten einem der vielen Sänger, die in Urlaubsorten mit altbekanntem Songmaterial die Touristen unterhalten. Natürlich spielte er auch einen Bob Dylan-Song. Ich weiß nicht mehr welchen, aber die Ansage des Songs ist mir im Gedächtnis geblieben: „Der Song ist von Bob Dylan, der ist wohl gerade gestorben“, hieß es auf Englisch. Wie waren sichtlich aufgeregt. Wir hatten tatsächlich in der Zeitung gelesen – das war bei uns noch die Vor-Internet-Zeit und Smartphones gab es noch keine – dass Dylan an einer Herzbeutelentzündung erkrankt sei. Aber gestorben war er nicht. Im Gegenteil, wie wir schon bald danach lesen konnten, erholte er sich zusehends und ließ sich mit den Worten zitieren: „Ich dachte schon, ich würde Elvis wieder sehen“.

Bob Dylan als Figur von gestern

Und doch, wenn man in diesen Jahren sagte, man höre Bob Dylan und würde seine Konzerte besuchen, erntete man ungläubiges Staunen: „Wie, der lebt noch? Kann der denn noch singen“. Dylan war bis Ende der 1990er für viele einer von gestern. Einer, der mal groß war. „Das war doch der, der nicht singen konnte. Der gute Songs geschrieben hat, die aber andere besser spielen als er selbst“ und so weiter und so weiter.

Dylans Tour führte jedes Jahr verlässlich nach Deutschland und füllte die 3000er Hallen mit seinen treuen Fans. Aber eine wirkliche öffentliche Wirkung erzielte er damit nicht. Das sollte sich im Laufe des Jahres 1997 ändern.

Sieben Jahre hatte Bob Dylan keinen neuen Song mehr veröffentlicht. Sein letztes Album mit Originalsongs – „Under The Red Sky“ – hatte nicht wirklich eingeschlagen und Dylan schien an sich selbst zu zweifeln. Zur Selbstfindung veröffentlichte er 1992 und 1993 Alben mit traditionellen Folk- und Bluessongs. In Interviews fragte er sich, ob es nicht ohnehin schon genug Songs von ihm gebe. Er ging stattdessen unverdrossen seiner Bühnenarbeit nach, veröffentlichte sein Unplugged-Greatest Hits-Album und schien weiter denn je davon entfernt, neue Songs zu veröffentlichen. Der größte Songwriter aller schien vom Writer’s Block betroffen.

Der Legende nach änderte sich das, nachdem Dylan auf seiner Farm in Minnesota im Winter 1996 eingeschneit wurde. Und was macht ein Songwriter-Papst in solch einer Lage? Der löst natürlich nicht Kreuzworträtsel, sondern schreibt Songs. Im Januar 1997 geht er mit seiner Tourband, ein paar Gastmusikern und Daniel Lanois, der schon bei „Oh Mery“ der Produzent war, ins Studio. Die Veröffentlichung ist für den Herbst vorgesehen.

„Time Out Of Mind“: Gründungsmythos eines Comebacks

Copyright: Columbia Records

Im Juni erkrankt Dylan dann, und als die Songs im September an die Öffentlichkeit dringen, entsteht schnell der Mythos der in Todesahnung geschriebenen Platte. Denn die Songs handeln von der Vergänglichkeit, der Einsamkeit, der Hoffnungslosigkeit und der verlorenen Liebe. Es herrscht eine düstere Stimmung auf dem Album. Aber Fehlanzeige: Als Dylan die Songs schrieb und aufnahm war er bester Gesundheit. Möglicherweise beförderte die Einsamkeit in der eingeschneiten Farm in Minnesota seine dunklen Stimmungen. Doch der „Gründungsmythos“ dieser Platte hält sich bis heute.

Als Dylan dann nach längst überstandener Krankheit „Time Out Of Mind“ am 30 September 1997 veröffentlichte und zur gleichen Zeit erstmals seit der Genesung wieder auf Tour lag der öffentliche Fokus bald so sehr auf ihm wie lange nicht mehr. Kein Wunder, führte in doch der erste Auftritt gleich zum Papst. Dylan trat beim Katholischen Eucharistischen Weltkongress vor Johannes Paul II. auf. Songwriter-Papst trifft Katholiken-Papst. Das passte doch und war doch wieder umstritten genug, um öffentlichkeitswirksame Aufregung zu produzieren.

Dylan wirkte – und so sahen wir ihn auch am 5. Oktober 1997 in der Londoner Wembley Arena – bei all dem doch noch nicht gänzlich fit. Man merkte ihm die Anstrengungen an.

„The Old, Weird America“: Dylans ungebrochene popkulturelle Relevanz

Copyright: Picador

Doch noch etwas gehört in die Geschichte rund um Dylans Comeback 1997. Im selben Jahr wurde auch die Anthology Of American Folk Musik 45 Jahre nach ihrer Ersterscheinung auf sechs CDs neu aufgelegt. Die Anthology war für Dylan genauso wie für viele andere Musiker seiner Generation eine Art Heiliger Gral, die Bibel des Songwriting sozusagen. Und es erschien Greil Marcus‘ Buch „Invisible Republic“, das 30 Jahre nach der Entstehung von Dylans „Basement Tapes“ diese in direktem Zusammenhang und auf eine Stufe mit den Songs der Anthology stellte. Der Terminus „The old, weird America“, den Marcus auf die beiden Werke anwendete, wurde zum geflügelten Wort (und später zum Titel des Buches) und Dylans Bedeutung als amerikanisches Gesamtkunstwerk war endlich wieder fassbar und leuchtet seitdem stärker denn je.

Bob Dylan war wieder da. Eine Art „Wiederauferstehung“ sozusagen, um ein zu bei Dylan passendes Bild zu bemühen. Und „Time Out Of Mind“ wurde zu einem seiner erfolgreichsten Alben überhaupt. Es wurde von unzähligen Gazetten zum „Album des Jahres“ ernannt und es regnete Anfang 1998 drei Grammy für Dylan. Sein weltweit gesehener Live-Auftritt bei den Grammy-Verleihungen war dann der endgültig letzte Beweis für die wiedererlangte Reputation und Relevanz Bob Dylans. Und was sollte danach noch alles kommen.

25 Jahre nachdem man ihn schon totgesagt hatte, ist er nun gerade wieder auf Tour und steht mit abendlich auf Konzertbühnen an der US-Westküste. 81 Jahre alt und kreativer denn je…

Sonny & Brownie, Taj & Ry und … Bob!

3. Juni 2022

Anlässlich der Veröffentlichung des Albums „Get On Board“ von Taj Mahal und Ry Cooder: Zur Bedeutung von Sonny Terry und Brownie McGhee für die klassische Folk- und Bluesmusik und für Bob Dylan

Copyright: Folkway Records

Der Blues fächert sich bekanntermaßen auf in drei regionale Hauptlinien. Dem (Mississippi) Delta Blues, der in seiner archaischen Country-Blues-Form oftmals als das Synonym für Blues überhaupt wahrgenommen wird. Dem Piedmont Blues, benannt dem Gebirgszug im Südosten der USA, bei dem Fingerpicking und Ragtime-Verwandschaft typisch sind. Und dem Texas Blues, der keine regionalen musikalischen Besonderheiten aufweist, aber für eine starke Bluesszene steht.

Sonny und Brownie

Sonny Terry und Brownie MgGhee lernen den Blues in North Carolina, also im Piedmont Blues-Gebiet. Der eine Harmonika-Spieler, der andere Gitarrist, gehörten sie zu den wichtigsten Bluesmusikern seit den 1940er Jahren. Nach dem Tod des legendären Blind Boy Fuller 1941 – er wird als „King of Piedmont Blues“ bezeichnet und von der Bedeutung her mit der Delta Blues Legende Robert Johnson vergleichbar – wollte dessen Manager J.B. Long den jungen Brownie McGhee zu dessen Nachfolger aufbauen. Er ließ ihn erstmals 1942 bei einem Konzert von Paul Robeson mit Sonny Terry, der zuvor auch mit Blind Boy Fuller gespielt hatte, zusammen auftreten. Fast vierzig Jahre sollten die beiden fortan als Duo gemeinsam spielen.

Während das Folk Revival erst Anfang der 1960er einige Bluesmusiker wiederentdeckte, die seit der Great Depression in den 1930ern nicht mehr einem größeren Publikum zugänglich waren, waren Sonny und Brownie in dieser Zeit durchgehend als Berufsmusiker aktiv und mischten munter in den 1940ern in der Folkszene mit Woody Guthrie und Pete Seeger mit. Auch auf einem der beiden einzigen existierenden Bewegtbildschnipsel von Woody Guthrie wirken die beiden mit. Die drei singen zusammen John Henry, den Song über den legendären Bahnarbeiter.

Taj & Ry: Get On Board

Copyright: Nonesuch Records

Kein Wunder, dass sie für die Folk-Kids der 1960er so interessant waren. So auch für die jungen bluesbegeisterten Ry Cooder und Taj Mahal. 1962 sah der 15-jährige Ry die beiden im Folkclub „Ash Grove“ in Los Angeles und spürte, dass die beiden was ganz besonderes waren. Ry gründete dann mit einem ebenfalls jungen Blueser, der sich Taj Mahal nannte, die Gruppe „Rising Sons“, die Mitte der 1960er nur ein Jahr existierte, bevor sie auseinanderfiel. Die beiden blieben aber über die Jahre in Kontakt. Nun haben erstmals seit ihren Aufnahmen für die Rising Sons, die erst Anfang der 1990er erstmals veröffentlicht wurden, wieder zusammen ein Studio betreten und ein gemeinsames Album aufgenommen, das vor wenigen Wochen veröffentlicht wurde.

„Get On Board“ heißt der Longplayer und zollt schon mit dem Titel den Bluesvorbildern Respekt. Denn „Get On Board“ heißt auch ein Album, das Sonny Terry und Brownie McGhee 1952, also vor siebzig Jahren zusammen mit Coyal McMahan bei Folkways Records veröffentlicht haben. Wobei der Untertitel „Negro Folksongs“ heute sicher keine Anwendung mehr finden würde.

Auf dem 2022er Album, das auch optisch dem alten Vorbild nachempfunden ist sind denn auch einige Titel vertreten, die schon auf dem Originalalbum waren: „The Midnight Special“, „Pick A Bale Of Cotton“ und „I Shall Not Be Moved“. Das Album ist ein wunderbares Zeugnis der Freude an dieser Musik und des Zusammenspiels der alten Blues-Haudegen Ry Cooder und Taj Mahal.

Bobby Zimmerman entdeckt Sonny & Brownie

Copyright: Columbia Records

Ein ganz früher Einfluss waren Sonny Terry und Brownie McGhee auch für den jungen Bob Dylan, als der noch Robert Zimmerman hieß. Der, so geht die Geschichte, hörte damals das Album „Get On Board“ 1960 bei seiner damaligen Freundin Bonnie Beecher in Minneapolis. Er hatte sicher auch ein Auge auf sie geworfen, weil sie eine stattliche Sammlung obskurer alter Blues und Folkplatten hatte. Und diese Platten hörte er bei Bonnie und sog diese Musik auf wie ein Schwamm. Und als er dann 1961 ins Greenwich Village in New York kam, da gehörten sie zu der dortigen Musikszene und er nahm Songs von ihnen in sein Repertoire auf. Sie sollten ihn seine ganze Karriere über auf die ein oder andere Weise begleiten. 1978 verpflichtete er die beiden als Teil des Vorprogramms für sein legendäres Open Air-Konzert in Nürnberg, 1985 erwähnte er sie ausdrücklich als Teil der alten Musik- und Boheme-Szene im Village in den Liner Notes zu „Biograph“. Und als er 1992 mit „Good As I Been To You“ sich selbst mittels alter Folksongs wiederfindet, da ist mit „Step It Up And Go“ auch ein Titel von Sonny und Brownie dabei. Und Trivia: Als die beiden 1973 das Album „Sonny & Brownie“ aufnahmen, da wirkte auch Dylans spätere Sängerin und Freundin Clydie King mit.

Bob und Ry

Bob wiederum ist auch mit Ry Cooder, wenn auch nicht so eng – befreundet. Bob würde ihn nur alle 10 Jahre mal anrufen, hat Ry Cooder einmal zu dem Musikjournalisten Andreas Waechter gesagt. Und in der Tat, gemeinsame Aufnahmen oder Auftritte haben Seltenheitswert. Und doch wissen beide einander zu schätzen. So spielten sie auf Wunsch Bobs zusammen mit Van Dyke Parks 2009 in einem Theater in Los Angels für das TV Special „The People Speak“ eine schöne Version von Woody Guthries „Do Re Mi“ ein. 1994 standen sie in Japan zusammen auf der Bühne beim „Great Music Experience“ und spielten „Ring Them Bells“. Und 2018 in Ostende hat Cooder im Konzert sogar einen Scherz auf Kosten Dylans gemacht. Er bewarb den Merchandising-Verkauf im Foyer und hob hervor, dass Dylan ein großer Anhänger und Experte des „Merch“-Verkaufs sei. Die Baby Doll T-Shirts seien immer als erstes ausverkauft, habe ihm die Singer-Songwriter-Legende mit auf den Weg gegeben, erzählte Cooder schmunzelnd.

Bedeutende amerikanische Musiker

Alle drei – Ry Cooder, Taj Mahal und Bob Dylan sind auf ihre eigene Weise bedeutende amerikanische Musiker. Bob Dylan ist der Singer-Songwriter-Papst, Nobelpreisträger und Vater des Americana. Ry Cooder ist musikalischer Weltenbummler und Innovator, der immer wieder Grenzen überwunden hat und doch ganz klar in Blues, Folk und Country geerdet ist und Taj Mahal ist selber mittlerweile ein großer, alter Bluesman. Und alle drei wissen, dass sie ohne die Wegbereitung durch Künstler wie Sonny und Brownie nicht da wären, wo sie heute sind.