Archive for Oktober 2010

Nachtrag: New Orleans und Schluß

13. Oktober 2010

Am Ende gab es dann in der Großstadt New Orleans kein Internet im Hotel. Das entfiel aus Umbaugründen. Daher heute erst nach Rückkehr und Wiedereinstieg ins Arbeitsleben die letzte Etappe unserer Reise.

Was ist zu sagen? Auf jeden Fall „hüte Dich vor der Bourbon Street!“ Die ist Beale Street hoch drei und absolut zu meiden. In den Nebenstraßen des French Quarter dagegen entdeckten wir so manches Interessante. Feierten wunderbar unseren Jahrestag im schönen Innenhof des „The Court of Two Sisters“. Ein tolles Essen und draußen sitzen am Abend des 6. Oktober – das wird uns unvergeßlich bleiben.

Zuflucht vor dem Rummel fanden wir auch in der „Preservation Hall“. An zwei Abenden besuchten wir den unscheinbaren kleinen Club, in dem der New Orleans Jazz auf höchstem Niveau gepflegt wird. Nur 50 Leute fasst er, es gibt nichts zu trinken und die Band spielt in drei Takes von 20 -23 Uhr. Ein Kleinod, auf dessen Erhalt man hoffen muss.

So ging unsere „Musical Journey“ zu Ende und wir sind voller Eindrücke und Erlebnisse im Gepäck zurückgehrt. Wir werden sicher wieder kommen, es gibt noch einiges zu entdecken in diesem interessanten, widersprüchlichen und wirklich auch schönen Land. „Good bye America, we will coming back!“

Lafayette

6. Oktober 2010

Lafayette und das Cajun Country werden wir in besonders guter Erinnerung behalten. Zwei sehr entspannte Tage mit viel Ruhe, Natur und Cajun-Folklore. Die Cajuns sind die Nachfahren franzoesischer Siedler, die von den Briten aus Kanada vertrieben wurden und in der zweiten Haelfte des 18. Jahrhunderts in der damaligen franzoesischen Kolonie Louisiana Zuflucht fanden. Sprache, Musik und Teile der Kultur haben sich bis heute erhalten. Am Montagabend waren wir in „Mulate’s“ zu Gast, einem typischen Cajun-Restaurant. Viel Seafood, dazu Musik und Tanz – Ziehharmonika, Steel-Guitar, E-Bass. Eine Reisegruppe fand sich im Lokal ein und bevoelkerte die Tanzflaeche. Ein schoener Abend in dem legendaeren Lokal, in dem, wie im Eingangsbereich zu lesen ist, auch schon Bob Dylan zu Gast war. Der spaeter folgende Aufenthalt in der Hotelbar fuehrte zu interessanten Begegnungen und viel Spass.

Am naechsten Tag dann erst der Besuch des Museumsdorfes Vermillionville und anschliessend eine Bootstour durch die Suempfe, den Swamp und das Bayou. Unser Bootsfuehrer Butch erklaerte uns sehr gut, was zu sehen und auf was zu achten war. Und so sahen wir neben interessanten Pflanzen und seltenen Voegeln auch echte Alligatoren und zwar ziemlich nah. So ein bisschen unheimlich war das dann schon.

Am Abend dann frueh ins Bett um gestaerkt zu sein fuer die letzte Etappe. New Orleans – The Big Easy – erwartet uns!

Memphis, Clarksdale, Vicksburg

4. Oktober 2010

Beschwingt durch die schoenen Tage in Nashville ging es nach Memphis, Heimat des Blues, des Rock’n’Roll und des Memphis-Soul. Erster Hoehepunkt natuerlich die Sun Studios, die uns weniger wegen der ersten Aufnahmen von Elvis interessieren, sondern ebenfalls als die erste Station der Karrieres des grossen Johnny Cash. Alles wurde im Originalzustand erhalten und sowohl die typische Hausfassade, als auch das Aufnahmestudio laesst Gaensehaut aufkommen. Bob Dylan soll das auf dem Boden aufgemate Positionskreuz fuer die Saenger gekuesst haben, erlaeutert uns augenzwinkernd die Museumsfuehrerin. Auch ohne diese paepstliche Geste verlassen wir das Gebaeude froh gestimmt.

Weiter geht es anschliessend in das Rock und Soul Museum. Die Ausstellung ist sehr gut, zeigt die gemeinsamen Wurzeln von schwarzer und weisser populaerer Musik auf und ist sehr ausfuehrlich. Am Ende sind wir dann doch etwas erschoepft aufgrund der Detailfuelle. Enttaeuschend dagegen der Besuch der Beale Street. Drosselgasse meets Duesseldorfer Altstadt. Karaoke Bars nerven und Billigmucke droehnt quer durch die Strasse. Mit Bluesfeeling hat dies nichts mehr zu tun. Um so schoener, als wir am naechasten Tag in ein Open Air Soul-Konzert mitten in der City geraten. Und bei Pearls haben wir wunderbaren Catfish gegessen.

Dann weiter nach Clarksdale. Ein ganz armes Kaff, ueberwiegend schwarze Bevoelkerung. Die wirtschaftliche Depression ist ueberall zu spueren und erzeugt echte Blues-Stimmung. Das Delta Blues Museum ist enttaeuschend, mit viel Geld von ZZ Top und der oeffentlichen Hand finanziert, hat es leider kein erkennbares didaktisches Konzept. Ganz im Gegensatz zum privaten Rock und Bluesmuseum des Hollaenders Theo, der uns sehr freundlich seine Vorgehensweise erklaert: From the roots to the fruits. Eine echte Entdeckung.

Am Abend dann Robert „Bilbo“ Walker im Ground Zero Blues Club. Der 70jaehrige ist ein altes Zirkuspferd und changiert zwischen Rhythm’n’Blues und Rock’n’Roll. Bringt Chuck Berry-Songs inklusive duckwalk, und spielt die Gitarre auch schon mal einhaendig. Das muss man gesehen haben. Leider zeigt er das zu wenig und immer oefter klingen seine langsamen Bluesstuecke immer wieder gleich. Besondere Stimmung kommt auf, als er die Buehne fuer ein paar Songs einer Saengerin ueberlaesst. Die Figuren der hauptsaechlich schwarzen Taenzerinnen und Taenzer vor der Buehne laden sich sichtlich sexuell auf und lassen echte Juke Joint Stimmung erahnen. Alles in allem ein unvergesslicher Abend.

Vicksburg dagegen hat ausser dem Buergerkriegs-Themenpark nicht viel zu bieten. Die Innenstadt ist sonntags tot und so kommen wir zum durchschnaufen, bevor es dann ins Cajun Country geht.

Nashville

1. Oktober 2010

Howdeeeeeeeee! Nashville war einer der Hoehepunkte dieses Urlaubes. Wir waren Gaeste eines Konzertes in der Grand Ole Opry. Gebucht bereits im Juli, kristalliesierte sich in den letzten Wochen heraus, dass dies ein historisches Konzert werden wuerde. Der Wiedereinzug in die nach der Flut vom Mai renovierte Opry. Gefeiert mit grossem Staraufgebot: Von den Altvorderen wie Del McCour ueber die aktuellen Stars der Countryszene wie Keith Urban, Blake Shelton, Josh Turner und Martina McBride bis hin zum Spiritus Rector der Country-Gemeinde, Marty Stuart. Auch wenn man die Entwicklung der Mainstream-Countrymusik heutzutage kritisch sehen muss, ein Erlebnis ist die Grand Ole Opry auf alle Faelle.

Ebenso wie die Country Music Hall of Fame und der Ursitz der Opry, das Ryman Auditorium. Am Mitwoch dann fuer mich persoenlich zwei Higlights. Das gemeinsame jammen bei „Mr. Tambourine Man“ mit dem Embassador of Music City, David Andersen im Visitors Center und die anschliessende Plattenaufnahme von „Hey Good Lookin'“ im Ryman. Am Abend dann noch die wunderbare Radio-Show „Music City Roots“ im Loveless Cafe mit Gastgeber Jim Lauderdale. Die Show stand ganz im Zeichen des Bluegrass, denn derzeit tagt eine internationale Buegrass-Convention in Nashville.

Seit gestern nachmittag sind wir nun in Memphis. Davon demnaechst mehr.