An anderer Stelle auf diesem Blog habe ich schon einmal darauf hingewiesen, welche große Bedeutung die schwarze Musik für die Entwicklung der Countrymusik hatte. Und dass viele schwarze und weiße Musiker untereinander keine Probleme hatten. Doch das Publikum, die Musikindustrie und die Rassentrennung im Süden verhinderten eine öffentliches gemeinsames musizieren.
So wissen wir, dass der Schwarze Rufus „Tee Tot“ Payne dem Hillbilly-Shakespeare Hank Williams das Gitarre spielen beigebracht hat. Dass A.P. Carter ohne seinen schwarzen Freund Lesley Riddle nicht so viele Lieder hätte zusammen tragen und die Carters ohne Riddle nie zur „First Family of Country“ hätten werden können. Wir wissen aber auch über verborgene Zusammenarbeiten: So hatte Jimmie Rodgers 1930 mit Louis Armstrong Plattenaufnahmen gemacht.
Erst seit Ende der Rassentrennung in den USA waren gemeinsame öffentliche Auftritte kein Stein des Anstoßes mehr. Auch das einzige schwarze Mitglied der Grand Ole Opry, Charley Pride, hatte seinen Durchbruch erst Mitte/Ende der 60er Jahre. Sein einziger schwarzer Vorgänger, Deford Bailey aus der Anfangszeit der Opry, wurde wohl aus rassistischen Gründen aus der Show gemobbt. Johnny Cash holte Ende der 60er/Anfang der 70er sowohl Louis Armstrong, als auch Ray Charles, der bereits 1962 ein Album mit Countrysongs aufgenommen hatte, in seine Show. Und auch die Zusammenarbeit von Willie Nelson mit Ray Charles und Winston Marsalis ist bestens bekannt.
Weniger bekannt ist dagegen ein Auftritt, der zu seiner Zeit ungewöhnlich und für einen bestimmten Teil des Publikums doch verstörend gewirkt haben musste. Im März 1960, die Rassentrennung in den Südstaaten war noch lange nicht abgeschafft, da trat der Hillbilly-Gentleman Tennessee Ernie Ford zusammen mit der schwarzen Folksängerin und Bürgerrechtsaktivistin Odetta gemeinsam in dessen TV-Show auf. Odetta singt „Pastures of Plenty“ vom bekennenden Kommunisten Woody Guthrie, Ford einen Gospel und beide zusammen dann noch einen Gospel sowie „The Liar“ von Tommy Makem.
Ford musste gewusst haben, dass Teile seines Publikums dies sicher nicht goutieren würden. Dass er es dennoch gemacht hat ist Ausdruck einer künstlerischen Unabhängigkeit, die nicht hoch genug zu bewerten ist.
Unten sehen wir nun einen Ausschnitt des denkwürdigen Auftritts und das Video zum Cash/Armstrong-Auftritt: