Archive for Februar 2011

Suze Rotolo, 1943-2011

28. Februar 2011

Jedem, dem Bob Dylan etwas bedeutet, kann in diesem Moment nicht einfach zur Tagesordnung übergehen. Suze Rotolo, die viele als das Mädchen an Dylans Seite auf dem Cover von „The Freewheelin’ Bob Dylan“ kennen, ist tot. Suze starb am vergangenen Freitag nach langer Krankheit im Alter von 67 Jahren.

Suze war mit Bob knapp drei Jahre zusammen und beeinflusste ihn in der entscheidenden Phase, in der aus Bobby Zimmerman „Bob Dylan“ wurde. Ihre linken politischen Auffassungen und ihre Beziehung zum Theater von Bertolt Brecht waren grundlegend für Dylans Songwriting in jenen Tagen. An sie richtete er seine Liebeslieder, genauso wie er auch die Trennung von Ihr in Liedern verarbeitete. Viele haben sie als seine Muse bezeichnet. Ich finde dies nicht angemessen. Sie war mehr als das, sie war seine Partnerin, von der viel lernte, der er viel zu verdanken hatte. So wie sie auch ihm.

Wer Suzes Buch „A Freewheelin’ Time“ aufmerksam gelesen hat, dem wird diese gleichberechtigte Partnerschaft und die Kameradschaft in dieser Beziehung nicht entgangen sein, die natürlich unter der Entwicklung von Bobs Karriere litt. Suze war eine moderne, selbständige, intelligente Frau, die auch nach der Beziehung zu Dylan wichtiges leistete. Obwohl die Medien sensationslüstern bei dem Erscheinen von Suzes Buch eine Abrechnung suggerierten, war es alles anderes als das. Suze schrieb über die entscheidenden, prägenden Jahre in ihrem Leben. Und da gehörte Dylan in exponierter Rolle dazu. Wie sie die Beziehung zu Dylan beschrieb war angemessen, würde- und respektvoll.

Sicherlich schrieb sie sich damit auch über Jahrzehnte aufgestaute Gedanken von der Seele. Gut, dass es ihr noch möglich war. Ruhe in Frieden, Suze Rotolo, Du wirst unvergessen bleiben.

Brüder im Geiste

25. Februar 2011

Bob Dylan, Johnny Cash, “One Too Many Mornings” und “Bootleg Vol II: From Memphis To Hollywood”

Auf der aus vielerlei Gründen einzigartigen Johnny Cash-Neuveröffentlichung von Archivschätzen „Bootleg Vol. II: From Memphis To Hollywood“ befindet sich mit „One Too Many Mornings“ auch eine bis dato in den USA unveröffentlichte Cash-Version eines Dylan-Songs, nämlich „One Too Many Mornings“.

Zusammen mit Mutter Carter und den Mädels versteht es Cash, mit wenigen musikalischen Mitteln – seinem typischen BoomChackaBoom, Mother Maybelles Autoharp sowie den Background-Vocals von June und ihren Schwestern – und seinem lakonischen Gesang, sich das Lied völlig anzueignen. Cash gibt Dylans Poesie die Erdung des Country-Folk. Die Aufnahme stammt von 1965, vier Jahre später nahm er den Song noch einmal auf, diesmal mit Dylan zusammen und wieder erschien er nicht auf einer offiziellen Veröffentlichung.

Diese Songminiatur zeigt auf, wie sehr Bob und Johnny Brüder im Geiste waren, obwohl sie sind doch von sehr unterschiedlicher Herkunft sind. Hier Bobby Zimmermann, aufgewachsen als Sohn einer jüdischen Mittelstandsfamilie in der unwirtlichen Iron Range, im kalten Nordgrenzstaat Minnesota, da John R. Cash, Sohn eines armen Baumwollpflanzers aus Arkansas im Bible Belt der US-Südstaaten. Der eine wird Groß in der Uni-Szene von Minneapolis/ St. Paul und in der linken Folkszene New Yorks, der andere wächst in ärmlichen, gottesfürchtigen Verhältnissen auf, geht zur Army, macht dort Musik, verkauft später Haushaltsgeräte und wird in den Sun-Studios von Memphis/Tennessee entdeckt.

Cash wuchs auf in den wirtschaftlich schwierigen 30er und 40er Jahren auf. Cashs Jugend in Armut und Gottesglaube auf den Baumwollfeldern in Arkansas mit dem strengen Vater und dem Tod seines geliebten Bruders Jack führt zur Entstehung innerer Dämonen, einem immer wieder aufbrechenden Rebellentum und der Empathie mit den Armen und den Verlierern. Zudem ist sich Cash stets bewusst, dass auch das bescheidene Leben seiner Jugend nur durch die New Deal-Politik Roosevelts möglich war.

Dylan dagegen ist der bürgerliche Mittelstands-Kid, der sich schon früh in der Welt, in der er lebt, nicht zu Hause fühlt. Dylan wächst als Jugendlicher auf in den ökonomisch prosperierenden, aber geistig bleiernen Jahren der Eisenhower-Zeit auf. Sein Ventil war, viel wichtiger noch als die Filme mit dem Rebellentum des James Dean, immer die Musik. Die ländliche populäre Musik der Südstaaten, von der weißen Country-Musik bis zum schwarzen Blues und dem Rock’n’Roll war sein Fluchtweg aus dem bürgerlichen Dilemma, die Eintritt in die intellektuellen Uni-Szenen die Grundlage seiner Horizonterweiterung für gesellschaftliche Missstände.

Dies ergab in den bewegten 60er Jahren eine große künstlerische Schnittmenge. Cash hatte immer ein Gespür für Folk, das über die Nashville-Hits hinausging. Dylan hatte schon früh Hank Williams, den „Hillbilly-Shakespeare“, schätzen gelernt. So freundeten sich die beiden an und Cash setzte sich für Dylan ein, als Columbia ihn nach dem mäßigen Publikumserfolg seines LP-Erstlings schon wieder loswerden wollte. Und Cash setzte sich für Dylan ein, als die Folkszene geiferte, weil er von der Tagespolitik ins seinen Songs Abstand nahm. Unter Dylans Inspiration entstanden Cashs gesellschaftskritische Songs wie „Ira Hayes“ und seine Konzeptalben. Dylan wiederum begab sich ein Stück weit in Cashs Hand, als er Ende der 60er die Countrymusik für sich adaptierte.

Über die Jahre gab es immer wieder Berührungspunkte und Dylans Hommage auf Cash nach dessen Tod ist ein großes Dokument der Verehrung. Umso schöner ist es, wenn mit der neuen „Bootleg 2“ eine weitere Cash-Version eines Dylantitels nun breiten Kreisen zugänglich und die wichtige Verbindung der Beiden wieder einmal offenbar wird.

Bob Dylan und das Vermächtnis des Americana

20. Februar 2011

Copyright: Sony Music

Copyright: Sony Music

Eine Grammy-Nachlese

Reden wir mal nicht von der Stimme Dylans an diesem Abend. Die war wirklich ragged & dirty. Reden wir lieber über die Art des Vortrags, und welche Bedeutung er widerspiegelt. Denn Bob Dylan unterstrich mit seinem Auftritt am 13. Februar 2011 im Rahmen der Grammy-Verleihungen nicht mehr und nicht weniger als seine Ausnahmestellung als „Vater des Americana“.

Die Initialzündung für das was heute landläufig als „Americana“ oder auch „Alternative Country“ bezeichnet wird stellen die „Basement Tapes“ dar. Dylan & The Band ritten von Frühjahr bis Herbst 1967 im Parforce durch mehr als 100 Songs aus Country, Folk, Gospel und Rock’n’Roll. Dylan bewegte sich in der Folge vom urbanen Avantgarde-Rock seiner Mittsechziger Werke hin zu Country-Folk (John Wesley Harding) und Nashville-Country (Nashville Skyline). Nach Folk, Rock’n’Roll und Country eignete sich Dylan dann in seiner „Born Again-Phase“ Ende der 70er/Anfang der 80er auch den Gospel als letzte Säule des Americana an.

Americana steht für die populäre amerikanische Musik, die ihre Wurzeln in den folkloristischen Überlieferungen der Einwanderer, der ländlichen Bevölkerung, der Schwarzen, der Seeleute oder der Arbeiter hat: Folk, Blues, Country, Rock’n’Roll. Und da war Dylan der erste und bis heute bedeutendste, der wirklich allumfassend die amerikanische Populärmusik zu seinem Medium machte, Grenzen überwand und Fesseln sprengte. In diesem Licht ist beispielsweise auch eine damals beim Erscheinen zerrissene Platte wie „Self-Portrait“, als nichts anderes, als eine Selbstverständigung über die persönlichen und kollektiven musikalischen Wurzeln zu verstehen.

Bis heute geht Dylan diesen Weg weiter, wer seine Radio Sendung „Theme Time Radio Hour“ kennt, weiß wie breit sein Programm aufgestellt ist, wie jede Sparte der populären amerikanischen Musik abgedeckt wird. Also neben dem klassischen Americana, auch die die Musik des „Great American Songbook“, der urbanen Popmusik, den Tin Pan Alley-Schlagern, dem Classic Pop, Swing und Jazz.

Als Dylan an diesem Abend in Los Angeles sein „Maggies Farm“ singt, dann schwingen alle Facetten des Americana und ein bisschen auch das „Great American Songbook“ mit. Die Bühnenszenerie – Ein Halbkreis mit Banjos, Gitarren, Mandolinen und Stehbass – könnte sowohl ein Folk-Hootenanny, als auch einen Barn Dance widerspiegeln. „Maggies Farm“ war der Song, der als erster elektrischer Rock’n’Roller die Folkwelt in Newport verstörte. Inhaltlich schwingt in ihm sowohl das jugendliche Rebellentum, als auch die Plantagenarbeit der Schwarzen – „sing while you slave!“ und die harte Arbeit der ländlichen Amerikaner mit. Die Art des Vortrags war Country-Folk, aber von Tempo und der Härte des Anschlags der Saiteninstrumente nicht ohne die Weiterentwicklung des Rock’n’Roll denkbar. Und dazu gibt dann Dylan eben nicht den Obergitarristen – seiner vielfachen öffentlichen Wahrnehmung entsprechend – sondern macht den Crooner! „Great American Songbook“ siehe oben. Wow!

Dylan lässt also keine Möglichkeit aus, sich weiterhin als Archäologe und Historiker der amerikanischen Populärmusik zu betätigen. Auf offener Bühne. Und hoffentlich auch bald wieder bei uns.

Dylans Auftritt bei den Grammies gibt es u.a. auf youtube zu sehen.

Opa und die Enkel

15. Februar 2011

Copyright: Sony Music

Bob Dylan bei den Grammies 2011

Natürlich hätte ich Bob Dylan lieber mit den Felice Brothers oder Ryan Bingham gesehen. Aber sei’s drum, Mumford & Sons haben mich angenehm überrascht und die Avett Brothers waren immerhin ganz nett. Aber als Dylan kam, war klar, wie die Rollen verteilt sind. Da die spielfreudigen Jungen, ganz begeistert und euphorisiert vom Zusammenspiel mit einem der größten Musikidole aller Zeiten, da der alte Hase, der auf der Bühne scheinbar immer leichtfüßiger, immer befreiter wird. Croont mit ausladenden Gesten und ignoriert (?) seine scheinbar immer brüchiger werdende Stimme.

Und er konterkariert die ganze Inszenierung leise, aber bestimmt. Hier die Buben mit ihren Banjos und Gitarren ganz brav im Folkie-Stil gekleidet, dort der Elder Statesman als Crooner im Outfit einer Cowboy-Showband. Gespielt wird Maggies Farm akustisch, also der Song der als elektrische Nummer die Newport-Seligkeit 1965 beendet hat.

Fazit: Es war in solch einem Rahmen einer der besseren Auftritte von Dylan, der einfach Spaß machte. Früher hätte das auch böse enden können. Alles in allem also ein guter Jahresauftakt, Konzerte in Asien und Australien sind schon angekündigt, alles weitere steht in den Sternen. Das Geburtstagsjahr bleibt spannend.

“I’m in a cowboy band”

13. Februar 2011

Zum Relaunch meines Musikblogs

“I’m the oldest son of a crazy man, I’m in a cowboy band” singt Bob Dylan in dem anrührend melancholischen Song „Nettie Moore” vom Album 2006er Album “Modern Times”. Ein guter Titel für meinen Blog, der den bisherigen etwas kindischen Verlegenheitstitel ersetzt. Zeigt er doch auf worum es hier geht: Bob Dylan, Country, Americana, Roots-Rock.

Mit dem neuen Titel geht sukzessive eine richtige Verschlagwortung und Kategorisierung der Artikel einher. Zudem soll die Seite schneller aktualisiert werden, sprich viel öfters neuen Content erhalten. Auch die Video- und Audioeinbindung – immer den legalen Möglichkeiten entsprechend – soll genutzt werden. Und auch eine Linkliste ist neu erstellt worden, so wie ich auch mehr Aktivitäten entfalten will, damit mein Blog entsprechend auf anderen Seiten verlinkt wird.

Inhaltlich werde ich der Linie treu bleiben. Ich schreibe, darüber, was ich gut finde und nur selten darüber, was mir nicht gefällt. So freue ich mich schon auf den nächsten Eintrag, der aus Zeitgründen leider nicht vor Dienstabend erfolgen wird: Eine Nachlese zum Auftritt von Bob Dylan bei den Grammies.

Dass Dylan im Rahmen einer Würdigung des akustischen Folkliedes mit „Maggies Farm“ ausgerechnet den Song spielt, mit dem er das Newport Folk Festival 1965 mit den weltweit ersten elektrischen Folkrock-Tönen aufmischte, ist so richtig typisch Dylan: Ebenso subversiv, wie genial und geschichtsbewusst. Es gibt Aufnahmen im Netz, die Dylan croonend vor einer Riesen-Folk-Kapelle zeigen. Das wirkt sehr viel versprechend.

Wanda Jackson, Jack White, Bob Dylan und „Thunder On The Mountain“

13. Februar 2011

Wanda Jackson Single "Thunder On The Mountain"Nach Country-Legende Loretta Lynn hat Jack White mit Rockabilly-Queen Wanda Jackson erneut einer Künstlerin zum Comeback verholfen, die schon die 70 überschritten hat. „The Party Ain’t Over“ wird von der Kritik im Allgemeinen wohlwollend besprochen, es wird aber auch darauf hingewiesen, dass Jack Whites musikalisches Konzept hier und da zu uniform für die ausgewählten Songs ist.

Über den Songs, bei dem Whites Herangehensweise am besten funktioniert möchte ich hier schreiben. Er ist zugleich der überraschendste und wichtigste Track auf dem Album: „Thunder On The Mountain“. Bei TOTM wird das Rockabilly-Element herausgearbeitet, Wanda gibt wieder die Röhre und Whites Gitarrensoli wirken hier kongenial, indem sie sich ebenso nahtlos einfügen wie den Sound entscheiden zu prägen.

Den Tipp, doch diesen Songs zu verwenden hat White von niemand anderem, als dem Autor selbst, von seinem väterlichen Freund Bob Dylan erhalten. Dieser hatte sich in der Vergangenheit schön öfters sehr respektvoll über Wanda geäußert: „An atomic bomb in lipstick – The Queen of Rockabilly.“

„Thunder On The Mountain“ passt musikalisch bestens, da in seiner Dylan-Urform schon der Rockabilly zu erkennen ist. Textlich aber ist es ein typischer Song des späten Dylan mit apokalyptischen und religiösen Bildern gepaart mit der Einsicht in die Endlichkeit und dem dennoch ungebeugten Willen immer weiter zu gehen. Also meilenweit entfernt von „Let’s have a party“ aber für die Wanda Jackson von heute ein sehr passendes Statement.

Hier das Video von Wanda und Jack White:

Justin Townes Earle

5. Februar 2011

Neben Ryan Bingham ist für mich Justin Townes Earle die Nachwuchshoffnung des Americana. Auf Ryan Bingham, der so virtus dylaneske Lyrik mit staubigem Wüsten-Country-Rock und Schmirgelstimme kombiniert, habe ich auf country.de schon mehrere Hymnen gesungen. Justin Townes Earle, Sohn von Alternative-Country-Schrat Steve Earle, hat dagegen erst Ende letzten Jahres meine Aufmerksamkeit gewonnen. Und dabei hat der junge Singer-Songwriter mit „Harlem River Blues“ bereits sein drittes Album herausgebracht. Ich muss aber auch ehrlich sagen, dass seine beiden Namengeber nicht gerade meine absoluten Heroes sind und mir deshalb vielleicht der Zugang erschwert wurde.

Bei all ihrer Bedeutung für das Genre, die natürlich meinen großen Respekt genießt: Townes van Zandt war mir bei aller Dichtkunst immer etwas zu eindimensional traurig – ganz große Künstler wie Bob Dylan oder Hank Williams sind in der Lage die gesamte Bandbreite menschlicher Gefühle in Text und Musik zu gießen – und Steve Earle hat mich einfach nie emotional gepackt. Und das hängt sicher mehr davon ab, dass sein Vortrag für mich keine Unverwechselbarkeit besitzt, als dass er diesen dämlichen „Townes ist der größere Songschreiber als Dylan“-Vergleich abgelassen hat, der van Zandt übrigens hochnotpeinlich war.

Justin Townes Earle hat mit „Harlem River Blues“ sein bisher bestes Album, vielleicht sogar ein frühes Meisterwerk abgeliefert. Wie er es versteht, seine Situation als Tennessee-Boy in New York City unter verschiedenen Blickwinkeln und unter Mithilfe der verschiedenen „Abteilungen“ des Americana – Gospel, Blues, Folk, Soul, Rock’n’Roll – auszubreiten und auszuloten ist wahrhaft meisterlich. Mit „Harlem River Blues“ hat das Album einen hammer-mäßigen Auftakt und auch eine musikalische Klammer. Das ist bestes Americana: Über die fröhliche hoffnungsvolle Gospel-Melodie ist ein Text gelegt, der von nichts anderem als von einer Selbsttötung erzählt. Da ist es wieder – das alte, dunkle, gefährliche Amerika.

Zweiter „Hit“ der Platte ist ein von der Form her nostalgischer Railroad-Workingsong, der sich aber auf die Arbeitsbedingungen der modernen Bahnarbeiter der MTA (New Yorker Verkehrsbetriebe) bezieht und ein echter Ohrwurm ist. Dazu kommen mit One More Night In Brooklyn“ (ein langsam gezupftes Folkstück) mit „The Wandering“ (ein schnelles Folkstück) oder mit „Move Over Mama“ (ein klassischer Retro-Rocker) weitere ebenso eingängige wie tiefgängige Songs. Earle gelingt es mit diesem Album, sich auf allen Ebenen und Stilformen von Country und Blues bis Rock und Gospel traumwandlerisch stilsicher zu bewegen. Und er vermag es, trotz der bekannten Formensprache, jedem Song seinen eigenen Stempel aufzudrücken. Earle verschmilzt genial die Formen der amerikanischen Rootsmusik und so entsteht ein eigener Justin Townes Earle-Sound, der faszinierend ist.

Dazu kommt, dass er im Gegensatz zu seinem brav arbeitenden Vater Steve ein wirklich charismatischer Typ ist, der beim Live-Auftritt schon ein wenig an Hank Williams erinnert. Von dem wie von seinen „beiden Vätern“ hat er die Dämonen geerbt, die ihn immer wieder in den Würgegriff nehmen. Hoffen wir, dass sie ihn nicht gefangen nehmen können. Wir wären wirklich wieder um eine amerikanische Hoffung ärmer.

Justin Townes Earle live in der Letterman-Show: