Archive for Mai 2023

Darmstadt schickt Geburtstagsgrüße an Bob Dylan

26. Mai 2023

Feier für die 82-jährige Singer-Songwriter-Legende wird zum Gänsehaut-Erlebnis

V.l.n.r.: Thomas Waldherr, Dan Dietrich, Martin Grieben, Günter Geisinger, Bernd Hoffmann, Bernd Windisch

Als gegen 22.45 Uhr der lange Bob Dylan-Abend endete, gab es im vollen Saal der Bessunger Knabenschule kein Halten mehr: Standing Ovations mit donnerndem Applaus und Jubel-Rufen – das Publikum war sichtlich begeistert und mitgerissen vom Programm.

Bernd „Dylan“ Hoffmann, Foto: Americana

Wieder einmal waren hochkarätige Künstler aus der Region Südhessen/Nordbaden – der Frankfurter Martin Grieben, der Darmstädter Dan Dietrich und die Weinheimer „Zimmerman’s Friends“ – dem Ruf von Americana-Kurator Thomas Waldherr gefolgt und lieferten ein Dylan-Programm der Sonderklasse ab.

Songs und Texte von und über Bob Dylan gruppierten sich den Abend über nach Themen wie „Love“, „War and Peace“ oder „Friends & Rivals“ ein. Waldherrs Kurzvorträge schlugen dabei einen Bogen von der Diskussion über Dylan als autonomen Künstler bis hin den sportlichen Vorlieben des Meisters wie Boxen und Baseball. Zu letzterem kam sogar Dylan aus dem Off höchst selbst zu Wort und überraschte die Zuhörer:innen mit einem A-Capella-Baseball-Song.

Bei der Songsauswahl kamen neben den bekannten Songs wie „Chimes Of Freedom“ (Dan Dietrich) oder „All Along The Watchtower“ (Martin Grieben) auch weniger bekannte Stücke wie „Catfish“ (Zimmerman’s Friends) zu ihrem Recht. Martin Grieben brillierte mit dem funkig-souligen „Watered-Down Love“ von 1981 und dem nachdenklichen „License To Kill“ von 1983. Dan Dietrich gelang eine mitreißende Version von „A-Hard Rain’s Gonna-Fall“ (1963) sowie ein berührendes „Not Dark Yet (1997).

Martin „Dylan“ Grieben“, Foto: Americana

Bernd Hoffmann von den Zimmerman‘ Friends wies auf die Qualitäten von Dylan als Schreiber von Lovesongs hin und brachte mit seinen Mitstreitern als Beweis eine verzückende Version „Make You Feel My Love“ auf die Bühne. Während Grieben und Dietrich mit Musik und Gesang mehrheitlich expressiv und treibend unterwegs waren, spielten die Weinheimer Freunde vom Zimmermann ganz entspannte Laid Back-Songs. So schon ganz am Anfang als sie den „Honky Tonk Blues“ von Dylans Idol Hank Williams intonierten oder später, als sie eher fatalistisch die Zustände auf Maggies Farm beklagten. Und am Ende gelang ihnen eindrucksvoll eine der shönsten und zugleich traurigsten Versionen von „Knockin‘ On Heavens‘ Door.

Dazu gab es eine Reihe von Stücken, die das gesamte Ensemble zusammen aufführte. Hier waren vor allem auch Martin Grieben und Dan Dietrich für die Leadvocals zuständig. Anfang und Schlusspunkt setzte „My Back Pages“ in dem Dylan ja feststellt, dass er „younger than that now“ sei, was auch für diese Tage wieder ganz genau passt.

Dan „Dylan“ Dietrich, Foto: Americana

Denn im Juni ist er ganz ausgedehnt in Südeuropa unterwegs und mit „Shadow Kingdom“ steht die nächste Albumveröffentlichung auch schon wieder kurz bevor. Vor der Pause wurde „Hurricane“, das Lied über den zu Unrecht wegen Mordes verurteilten schwarzen Boxers Rubin Carter gespielt und als Zugaben erklangen „I Shall Be Released“ und „Blowin‘ In The Wind“.

Und so hat die Darmstädter Dylan-Gemeinde wieder einmal ihren Meister hochleben lassen. Nach Aussage von Thomas Waldherr soll dies im Rahmen der Americana-Reihe nun jährlich geschehen. Darmstadt kann sich freuen!

Alle singen sie für Bob

12. Mai 2023

Welchen Einfluss der Song-Großmeister Bob Dylan auf Musiker aus der Rhein-Main-Neckar-Region hat/ 25. Mai: Große Dylan-Geburtstagsfeier in Darmstadt

Bob Dylan, Copyright: Wikimedia Commons

Wenn am Donnerstag, 25. Mai, in Thomas Waldherrs Darmstädter Americana-Reihe von der Bühne der Bessunger Knabenschule (Beginn 20 Uhr) die „Geburtstagsgrüße für Bob Dylan“ versendet werden, dann ist das auch eine Feier von Künstlern aus der Rhein-Main-Neckar-Region. Denn an diesem Abend werden die Songs des Literaturnobelpreisträgers und Songwriter-Papsts von Musikern aus Frankfurt, Darmstadt und Weinheim interpretiert. Es treten auf: Der langjährige Darmstädter Lokalmatador und nun in Frankfurt lebende Martin Grieben („Jay“), der „Darmstädter Dylan“ Dan Dietrich und die Weinheimer Zimmerman‘ Friends. Da fragt sich natürlich, was die Musiker aus dieser Region zu Dylan gebracht hat und was er ihnen bedeutet.

Dylan-Freunde aus Frankfurt, Darmstadt, Weinheim

Der „Darmstädter Dylan“ Dan Dietrich, der in Halle an der Saale geboren wurde, bevor er in der Woogsstadt aufwuchs, kam bereits mit 8 Jahren mit Dylan in Berührung. „Damals bekam ich eine Kassette von meinem Vater in die Hand. „Precious Memories“ war der erste Titel, der mich packte“, erinnert er sich.

Martin Grieben dagegen hat Ende der 1970er den Mitschnitt des „Concert for Bangladesh“ gehört. „Dylan ist da Special Guest. Ich konnte nicht fassen, was in den Songs an Text auf den Hörer losgelassen wird. So richtig geknallt hat es aber erst in den 80ern mit ‚Oh Mercy‘, noch heute eines meiner Lieblingsalben überhaupt und dann mit dem ersten Official Bootleg-Set.“

Dan Dietrich, Foto: Marcus Botsch

Für das Weinheimer Musik-Urgestein Bernd Hoffmann von Zimmerman’s Friends war Dylan als junger Mensch eine wichtige Inspiration: „Wie auch John Lennon und einige andere. Fasziniert haben mich vor allem bis heute die Songtexte.“ Sein Bandkollege Günter Geisinger, der bereits in den 1970er Jahren mit der Musik begann und Teil der Heidelberger Folk-Szene wurde, begeisterte sich für Dylan, als er elektrisch wurde: „Zum echten Dylan-Fan wurde ich durch „Desire“ und hab mich dann zurückgearbeitet und Herrn Zimmerman erst richtig lieben gelernt.“

Bob Dylan-Songs: „Nicht imitieren, sondern interpretieren“

Alle drei spielen regelmäßig Dylan-Songs in ihren Programmen. Martin Grieben, der neben seinen Gastspielen in der Darmstädter Americana-Reihe unter anderem auch mit Volker Rebell auftritt und die „(M)ein Mann-Band“ in der Frankfurter Kult-Talk-Show „Melli redet mit…“ bildet, hat ein eigenes Dylan-Programm. Dan Dietrich, dessen aktuelle Guppe „Dan meets Portland“ heißt, war unter dem Titel „Dan plays Dylan“ auf Tour und im Studio. Und die Zimmerman’s Friends spielen, wie der Name schon sagt, Songs von Dylan und „artverwandtes“ wie John Prine oder Neil Young.

Martin Grieben, Copyright: Niko Neuwirth

Was aber ist das Wichtigste dabei, was muss man bedenken, wenn man Bob Dylan covert? Altmeister Bernd Hoffmann hat dazu eine klare Haltung: „Das Wichtigste beim “Covern”, also bei der Interpretation von Songs anderer Künstler, ist, dass man dem Song eine eigene, persönliche Note gibt. Ansonsten würde man sich ja selbst als Künstler quasi aufgeben, sich überflüssig machen. Reine “Look und Soundalike”-Coverbands, von denen viele sehr erfolgreich sind, finde ich oft eher zum ‚fremdschämen‘.“ Dan Dietrich antwortet augenzwinkernd: „Nicht imitieren, sondern interpretieren. Und natürlich sollte man sich auch mit dem Titel identifizieren können. Ansonsten… sing irgendeinen Song und setz ihm einen Dylan-Hut auf… er wird ihn sicherlich auch schon gesungen haben.“

Jeder Dylan-Fan hat natürlich auch seine Lieblingssongs des Meisters. Während Dan Dietrich einen Titel besonders hervorhebt, „Mama, You’ve Been On My Mind“, ist Bernd Hoffmann vom ganzen „Blood On The Tracks“-Album angetan. Und Martin Grieben hat so viele Lieblingssongs, dass er nur auf die verweist, der momentan besonders gerne spielt:“ License to Kill, Buckets of Rain, My Own Version of You und Po‘ Boy“.

Zimmerman’s Friends, Copyright: Promo

Dylan-Geburtstagsfeier: „Spaß am Interpretieren, Philosophieren und Gratulieren“

Das Darmstädter Publikum darf sich also auf drei Acts voller Dylan-Wissen und -Leidenschaft freuen. Und die wiederum freuen sich auch auf einen ganz besonderen Abend: „Auf ein Zusammentreffen von richtig netten Menschen mit durchsichtiger Dylan-Brille auf der Nase und einer Menge Spaß am Interpretieren, Philosophieren und Gratulieren“, befeuert Dan Dietrich die Vorfreude auf den 25. Mai unter allen, denen Bob Dylan etwas bedeutet.

Tickets im Vorverkauf: www.knabenschule.de . Telefonische Reservierungen unter 06151/61650.

Zimmerman’s Friends: Don’t Think Twice, It’s Allright