Beim Schreiben meines neuesten Beitrages für http://www.country.de über Jim Lauderdale – der veröffentlichte zwei Alben in Zusammenarbeit mit Bluegrass-Legende Ralph Stanley – erinnerte ich mich wieder: 1997 hat Dylan mit Ralph Stanley zusammen den Bluegrass-Song „The Lonesome River“ für dessen Album „Clinch Mountain Country“ aufgenommen. Bobbie outete sich damals als Stanley-Fan und bezeichnete das Duett als „Karriere-Highlight“, Stanleys Frau wiederum bezeichnete die Aufnahme als die Beste des ganzen Albums. Und wirklich: Sehr hörenswert!
Doch dann ratterte es bei mir los. Nein, Bob Dylan hat bislang noch kein Bluegrass-Album aufgenommen (aber das ist ihm auch noch zuzutrauen…), aber dass er dem Genre sehr verbunden ist, dafür gibt es doch einige deutliche Anhaltspunkte. Fangen wir beim Anfang an: Sein Debüt-Album erhielt eine Folk-Version von „Man Of Constant Sorrow“. Jenem Song, der so etwas wie eine Erkennungsmelodie für den mittlerweile bald 83-jährigen Stanley ist. Als jener Bluegrass-Song, dann durch den Soundtrack von „Oh Brother, Where Art Thou?“ noch einmal zum Hit wurde, spielte Dylan als Referenz eine Rockversion des Liedes in seinen Konzerten.
Und als Dylan in den Neunziger Jahren seine Schaffenskrise durch die Vergewisserung über seine musikalischen Wurzen überwinden konnte, da gab es auch eine Bluegrass-Periode in seinen Live-Konzerten. Vom Herbst 1999 bis zum Sommer 2002 spielte Dylan in seinem Akustischen Set zum Konzertauftakt stets neben eigenen Songs auch zwei Bluegrass oder Country-Gospels. „Halleluja, I’m Ready To Go“, „I Am The Man, Thomas“ oder „White Dove“ waren darunter. Erst als er seine neue Rolle auf der Bühne als „Mann am Klavier“ definierte, fielen die Bluegrass-Songs aus dem Programm.
Mittlerweile ist „The Lonesome River“ auch auf „Tell Tale Signs“, dem achten Teil der Bootleg-Series, enthalten. Und „Bob Dylan goes Bluegrass“ wäre sicherlich nicht die schlechteste Option für eine neue musikalische Richtung Dylans…