Archive for Juli 2011

Vormerken: „I’m in a Cowboy Band“ erscheint in Kürze

27. Juli 2011

Copyright: Monsenstein und Vannerdat

Copyright: Monsenstein und Vannerdat

Dylan-Buch voraussichtlich ab Ende August lieferbar

Der Erscheinungstermin rückt näher: „’I’m in a Cowboy Band’ – Bob Dylan, die Country-Music und das Vermächtnis des Americana“ von Thomas Waldherr wird voraussichtlich Ende August erscheinen. Das Buch wird in der Edition Octopus des Münsteraner Verlags Monsenstein & Vannerdat heraus kommen. Der Preis beträgt 10,60 Euro.

Das Buch, das seine Grundlagen in den Arbeiten des Autors für diesen Blog und für das Onlinemagazin http://www.country.de hat, durchleuchtet die vielfältigen Wechselbeziehungen Bob Dylans mit der Musik des Country und des Americana.

Für den Spätsommer/ Herbst sind Vorträge und Lesungen angedacht. Weitere Informationen hierzu sowie zum Bezug des Buches folgen zu gegebener Zeit an dieser Stelle.

Lansdale und Sallis

26. Juli 2011

Avantgarde & Genre & Americana

Inmitten der in Masse produzierten Konfektionsliteratur für bildungsnahe Schichten, wie sie stapelweise bei Hugendubel oder Thalia feilgeboten wird, ragt doch immer mal wieder was heraus. Auch im Krimi-Genre. Und zwar nicht der x-te italienische Commissario, spanische Ermittler oder englische Profiler. Nein, was ich gefunden habe, ist große Literatur, die ganz nebenbei Krimi ist. Und die Avantgarde und waschechtes Americana miteinander verbindet. Ich rede von den Büchern von Joe R. Lansdale und James Sallis. Beide stammen sie aus den Südstaaten und beide sind davon geprägt und erzählen Geschichten zwischen Rassenproblemen, Armut und Gewalt.

Lansdale (geb. 1951) stammt aus Texas und dort spielen auch die meisten seiner Romane. Beispielhaft soll hier „Die Wälder am Fluss“ vorgestellt werden. Bei Lansdale steht das „who done it“ zwar im Mittelpunkt, aber er belässt es nicht bei einer kriminalistischen Lösung zwischen zwei Buchdeckeln, sondern entwirft ein naturalistisches Südstaaten-Drama, das geschickt die Erzählmythen dieses Landstrichs einsetzt, um so die Atmosphäre und den Sound des alten Südens einzufangen. Man kombiniere „Tom Sawyer“ mit „Licht im August“ mit „Wer die Nachtigall stört“. Heraus kommt ein spannendes, verstörendes Buch, das mit den negativen und positiven Mythen und Eigenschaften des Südens wie Rassentrennung und Religion, Dorfgemeinschaft und Ku-Klux-Klan spielt, und das einem auch mal wieder klar macht, wir Recht Bob Dylan hatte, als er in „Blind Willie McTell“ die Worte singt „I travel through East Texas, where many martyrs fell“.

Sallis (geb. 1944) stammt aus Arkansas und schickt seinen Detektiv Turner – eine einsame Marlowe-ähnliche Figur – in seinen Romanen „Dunkle Schuld“ und Dunkle Vergeltung“ in das verschlafene Südstaaten-Nest Cypress Grove – irgendwo zwischen Memphis, Tennessee und Little Rock, Arkansas. Sallis geht es gar nicht um das „who done it“. Seine Buch ist Selbstreflexion eines aus der Bahn geworfenen, der Stück für Stück in die Gesellschaft zurück kommt, um zu erkennen, dass die Gründe für seine zeitweilige Abstinenz aus der Gemeinschaft – die Gewalt von Menschen gegen Menschen – immer wieder zu ihm zurück kommt und ihn und die Gemeinschaft immer wieder bedroht und begleitet. Auch deswegen ein sehr amerikanisches Buch. Der Sound des Buches ist Folk und Country-Blues mit einem Spritzer Rythm & Blues. Der Bluegrass , der von den Protagonisten des Buches favorisiert wird steht dem äußerlich, weil zu süffig und lebensfroh, gegenüber. Am Ende von „Dunkle Vergeltung“ kommt die Gewalt auch ins Bluegrass-Idyll und die Musikerin stirbt durch eine Kugel.

An anderer Stelle habe ich hier schon einmal geschrieben, dass die bei uns so beliebte Nabelschau-Ostküsten-Literatur wenig aussagt über die Verfassung, in der sich Amerika und die Bewohner des großen Hinterlandes befinden. Lansdale und Sallis haben darüber viel mehr zu sagen. Sie verbinden Americana mit Literatur, Genre und Avantgarde und liefern dadurch interessante Einblicke in das alte und das neue unheimliche und gefährliche Amerika.

Lesetipps:
Joe R. Lansdale, Die Wälder am Fluss.
James Sallis, Dunkle Schuld/ Dunkle Vergeltung/ Dunkles Verhängnis.

Mellencamp begeistert in Stuttgart mit umfassender Werkschau

10. Juli 2011

Retrospektive streift alle Schaffensphasen

Der Konzertabend beginnt unerfreulich. Pfiffe und Unmutsbekundungen erntet Mellencamps Dokumentation über das Entstehen seiner aktuellen Platte, „It’s About You“. Da wollen wohl einige nur Rockmusik hören, ohne sich über den Künstler und seine Beweggrunde Gedanken machen zu müssen. Unverständlich, Respektlos, Unangemessen, fällt mir dazu ein.

Nach einer Stunde wird die Leinwand recht umständlich abgebaut und gegen 21.20 Uhr betritt Mr. John Mellencamp die Bühne. Das Konzert beginnt mit voller Rockbesetzung, dann spielt der Heartland-Rocker einige Stücke akustisch und solo, dann kommt der Mittelteil mit Folkbesetzung – Geige, Akkordeon, Banjo, Akustikgitarre, Stehbass, dann wieder Mellencamp solo, um zum Schluss noch mal richtig rockig loszubrettern.

Mellencamp hat stets das Pech gehabt im Schatten des „Übervaters“ Dylan und des „Boss“ Springsteen im Segment „Amerikanische Rockikone“ nur die dritte Geige zu spielen. Ein Liebling der Kritiker war er nie, eine treue Fangemeinde hat er aber stets um sich geschart.

So haben auch viele schlichtweg ignoriert, welch großer Geschichtenerzähler der in Bloomington, Indiana, geborene ist. Dies beweist er im Konzert sowohl mit Songs wie „Jack and Diane“ oder „John Cockers“, aber auch mit Geschichten, die er zwischen den Stücken einflechtet.

Zwei Stunden lang gibt Mellencamp an diesem Abend den „American Musician“. Gegen den Arbeiter-Habitus von Springsteen, wirkt er neuerdings eher wie der Politiker, Prediger oder Intellektuelle. Dazu passt ja, dass der überzeugte Demokrat immer wieder für politische Ämter seines Heimatstaates im Gespräch ist.

In Stuttgart paart sich dies mit vollendetem Entertainment. Er mischt beeindruckend stilsicher, und im Ergebnis erstaunlich homogen seine alten Radio-Rockklassiker mit seinen neueren Roots-Rock und Americana-Songs. Seine Scheibe „No Better Than This“, die er mit dieser Tour bewirbt, ist denn voll starker Songs wie „Save Some Time To Dream“ oder „No One Cares About Me“, die ebenso zu den Höhepunkten des Konzerts zählen, wie seine alten Songs.

Am Ende gegen 23.20 Uhr hat sich der Kreis geschlossen und keine Zugabe mehr möglich. Mellencamp hat sich beeindruckend in Deutschland zurückgemeldet, das Publikum ist begeistert. Die Kritik aber wird wie eh und je reagieren.

Setlist:
1. Authority Song
2. No One Cares About Me
3. Death Letter
4. John Cockers
5. Walk Tall
6. The West End
7. Check It Out
8. Save Some Time to Dream
9. Cherry Bomb
10. Don’t Need This Body
11. Easter Eve
12. Jack and Diane
13. Jackie Brown
14. Longest Days
15. Small Town
16. Rain on the Scarecrow
17. Paper In Fire
18. Crumblin‘ Down
19. If I Die Sudden
20. Pink Houses
21. R.O.C.K. in the U.S.A.