Live-Musik in den Zeiten von Corona

Warum habe ich mir nur Leidenschaften ausgesucht, die davon leben, dass sie vor vielen Menschen ausgetragen werden? Wäre ich Briefmarkensammler oder Numismatiker, ich könnte mein Hobby weiter im Stillen betreiben. Ab zu in den Briefkasten schauen, ob da wieder einer ein paar Fundstücke aus Übersee geschickt hat. Und ob die lila Mauritius diesmal endlich dabei ist.

Aber Fußball und Musik? Die Fußballsaison 2019/2020 ist de facto beendet, auch wenn es mancher Fußball-Großverdiener es noch nicht wahrhaben will. Und da Fußball eine Mannschaftssportart ist kann, bringen auch Geisterspiele nix. Zu groß die Menschenansammlungen, um so einen Spielbetrieb laufen zu lassen. Also müssen wir uns damit abfinden.

Aufgrund der Veränderungen der Musikindustrie in den letzten Jahren – „dank“ Streamingportalen und Billig-Downloads – ist auf Tonträger konservierte Musik regelrecht entwertet worden. Die Musiker*Innen leben zum Großteil in der Regel von Konzerteinnahmen. Dort verkaufen sie dann auch Alben und Merch. So lief das bis Corona kam.

Nun kommt der ganze Kulturbetrieb zum Erliegen. Mancherorts sind bereits Veranstaltungen ab 50 Leuten untersagt. Die Menschen kaufen keine Karten mehr, die Clubs können die Bands nicht mehr bezahlen. Künstler, Veranstalter, Techniker, Journalisten, Fotografen oder Grafiker – sie alle geraten ja länger die Krise andauert in immer größere Schwierigkeiten. Das trifft die vielen weniger bekannten Künstler genauso wie beispielsweise einen David Crosby.

Was kann man dagegen tun? Nun, zuerst hilft die Solidarität der Music-Community. Sprich: Kein Kaufpreis wird zurückverlangt. Dass hilft den Spielstätten. Dann werden CDs oder Digitale Alben oder Songs der Künstler bei diesen gekauft. Damit Sie in den Zeiten der Corona-Pause Einnahmen generieren. Wer als Künstler die technischen Möglichkeiten hat oder sie beschaffen kann, der kann Online-Konzerte geben. Und was spricht dagegen, die Zuschauer auch zum Bezahlen aufzufordern? Künstlerische Darbietungen haben ihren Wert und Künstler leben davon. So what?

Ja und dann erwarte ich von den Kommunen, Ländern und dem Bund gerade auch für kleine Spielstätten, für Künstler und freischaffende ordentliche finanzielle Hilfe. Marburg hat es beispielsweise vorgemacht wie es gehen muss. Denn für die Bankenrettung war Geld da – für die Kultur muss erst recht Geld da sein!

In diesem Sinne freue mich in den Zeiten der „Vermeidung sozialer Kontakte“ darüber, dass ich Online Live-Konzerte sehen kann, dass es Online-Mediatheken gibt, und dass ich viele CDs und DVDs zu Hause habe. Die Freude an der Musik kann uns – wenn wir alle zusammenstehen – über diese schwierigen Zeiten hinweghelfen.

In diesem Sinne
Keep On Keeping On
Thomas Waldherr

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