Michael Kleff-Sammlung geht nach Eisenach

Lippmann+Rau-Archiv ist das Zentrum der deutschen Forschung zu Americana und American-Folk

Copyright: Lippmann+Rau-Stiftung

Über 100 Sammlungen zur Geschichte von Rock, Folk, Blues und Jazz beherbergt das Lippmann+Rau Musikarchiv in Eisenach bereits. Im September 2024 wird eine bedeutende Sammlung hinzukommen: Die Michael Kleff Research Collection (MKRC). Sie enthält Materialien aus der über 35 Jahre langen beruflichen Tätigkeit des Radiojournalisten, Autors und ehemaligen Folker-Chefredakteurs Michael Kleff an der Schnittstelle von Musik und Politik. Dies wurde der Öffentlichkeit mit einer Pressekonferenz in der vergangenen Woche mitgeteilt.

Kenner des American Folk

Kleff, der im vergangenen Jahr seinen 70. Geburtstag feierte, ist einer der profundesten deutschen Kenner der amerikanischen Folk-Musik. Er lebt als Journalist und Autor in Bonn und New York und ist mit Nora Guthrie, der Tochter von Woody Guthrie verheiratet. Er war von 1998 bis 2014 Chefredakteur der Musikzeitschrift Folker. 2002 veröffentlichte er bei Palmyra als Herausgeber „Hard Travelin´ – Das Woody Guthrie Buch“. 2017 war er maßgeblich an der CD-Box „Woody Guthrie – The Tribute Concerts“ beteiligt.

Im MKRC-Audioarchiv finden sich rund 2.000 zwischen 1983 und 2021 entstandene Tondokumente –hauptsächlich Interviews und Rundfunksendungen bzw. -beiträge.  Zu den Schwerpunkten im Bereich Musik gehören u.a. Themen wie Folk und Singer/Songwriter in den USA (u. a. Pete Seeger, Woody Guthrie, Harry Belafonte, Phil Ochs). Zu den Schwerpunkten im Bereich Gesellschaft und Politik gehören Themen wie die multikulturelle Gesellschaft in Kanada, die Geschichte der US-Bürgerrechtsbewegung, Medien und Politik in den USA.

Bestandteil der Sammlung sind auch mehrere tausend historische und zeitgenössische Musikzeitschriften, vor allem aus den USA, von denen viele außerhalb des MKRC nicht in vollständigen Auflagen verfügbar sind.

Michael Kleff mit Joan Baez auf dem Newport Folk Festival 1985, Quelle: MKRC

Harold Leventhal Collection eines der Herzstücke

Eine Sonderstellung der MKRC nimmt die darin aufgenommene Harold Leventhal Collection (HLC) ein. Der US-Amerikanische Musikproduzent Harold Leventhal (1919-2005) begann seine fast 70 Jahre lange Tätigkeit in den 1930er Jahren als song plugger für Irving Berlin. Besonders verbunden war Leventhal mit Pete Seeger und Woody Guthrie. 1963 produzierte er Bob Dylans erstes Konzert in der New Yorker Town Hall und er war auch maßgeblich am Woody Guthrie-Tribute-Konzert 1968 beteiligt, bei dem Bob Dylan & The Band einen der wenigen Live-Auftritte dieser Jahre absolvierten.

Eisenach als Recherchezentrum für American Folk in Deutschland

Mit der Michael-Kleff-Sammlung hat sich das Lippmann+Rau Musikarchiv nun wohl endgültig zu dem deutschen Archiv- und Forschungsinstitut für Americana und American Folk entwickelt. Wer hierzulande zur deutschen Rezeption von Werk und Wirken von Pete Seeger, Woody Guthrie, Joan Baez und Bob Dylan tiefgehend recherchieren und forschen will, für den ist ein Aufenthalt in Eisenach künftig Pflichtprogramm.

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