Wenn der Teufel fischen geht

„Sir“ Oliver Mallys „heilendes“ Konzert an einem warmen Vollmond-Abend in Darmstadt/ Eigene Bluessongs und mehrere Dylan-Titel

Offiziell ist heute am 29. September Vollmond. Doch in Darmstadt konnte man ihn schon am Abend zuvor am Himmel sehen. Und der österreichische Bluesvirtuose „Sir“ Oliver Mally erzählte seinem Publikum während dieses Americana-Konzerts in der Bessunger Knabenschule, dass er schon tagelang vorher und tagelang hinterher den Vollmond spüre. Also spüre er ihn ohnehin die meiste Zeit des Monats. Wenn das mit ursächlich für seine überbordende Kreativität, seine virtuosen Performances und sein komödiantisches Talent sein sollte, dann sei es dem Vollmond gedankt. Denn auch bei seinem zweiten Auftritt in der Darmstädter Americana-Reihe zog er das Publikum in seinen Bann und beendete sein Konzert beifallumtost.

Die Erschöpfung weggespielt

Es war der Abend eines ungewöhnlich warmen Herbsttages. Und so konnte man zu Beginn des Konzerts den Eindruck gewinnen, das Darmstädter Publikum war aufgrund der ungewohnten Hochsommer-Temperaturen etwas erschöpft. Doch Oliver Mally wäre nicht der „Sir“, wenn wer es nicht trotzdem geschafft hätte, die Erschöpfung wegzuspielen und das Publikum zu Jubelstürmen hinzureißen.

Faszinierendes „Like A Rolling Stone“

In seiner ganz eigenen Art mit virtuosen Gitarrenläufen, engagiertem Gesang und mit der Musik schmachtenden Seufzern spielt Mally ein abwechslungsreiches Programm aus eigenen Bluessongs mit ein paar eingestreuten Covern. Mehrere Dylan-Titel wie „Girl From The North Country“, „One Too Many Mornings“ und ein faszinierendes „Like A Rolling Stone“ (mit „La Bamba“-Einstieg für Dylankenner!)  bezeugen seine Liebe zum legendären Songschmied. 2019 hat er unter dem Titel „Mally plays Dylan“ ein ganzes Album mit Dylan-Titel ausgenommen. Aber auch „Dead Flowers“ einem der Countrysongs vom Stones-Album „Sticky Fingers“ oder „Time“ von Tom Waits wurden von ihm kongenial interpretiert.

Am Haken des Teufels

Seine eigenen Kompositionen bilden das Zentrum seines Auftritts. In ihn zeigt sich: Der Mann hat, fühlt und versteht den Blues. Die Themen seiner Songs stellen das halsbrecherische und gefährliche im Leben dar und sind doch oft humorvoll und anarchisch, denn der „Sir“ lässt sich von keinem schrecken. Außer vielleicht vom Leibhaftigen. Über den singt er das eine oder andere Mal an diesem Abend. Er singt „Devil’s Gone Fishing“ und spürt, dass er am Haken des Teufels hängt und keiner sich drum schert. Er hängt an der Angel und wie es weitergeht lässt der Song offen. Denn wenn der Teufel einen im Besitz hat, dann kann er ihn noch ganz schön lange zappeln lassen.

Du kannst den Teufel nicht schlagen!

Und auch an diesem Abend wieder einer der Höhepunkte: „You Can’t Beat The Devil“. Du kannst den Teufel nicht schlagen! Aber Du kannst versuchen, ihm am Schwanz zu packen. Oder zu trinken. Man trinkt, weil man besessen ist oder man trinkt, um den Teufel und alle bösen Geister zu vertreiben und das kann ja wiederum auch böse enden. Wie Mally diesen Song inszeniert – einschließlich der gesungenen Whiskykarte mit American Whiskeys, Irish Whiskeys und schottische Single Malts – ist grandios.

Blues heilt

Und so kommt die ganze Konzertgesellschaft im zweiten Teil – entsprechend der Außentemperaturen – auch in der Halle der Knabenschule auf hohe Betriebstemperatur und Mally wird nicht ohne Zugaben von der Bühne gelassen. Und er beendet mit dem in seiner Lyrik an Bob Dylan geschulten „Time“ von Tom Waits sein Konzert mit einem langsamen und nachdenklichen Stück und entlässt das Darmstädter Publikum in diese ungewöhnlich warme Vollmondnacht. Und alle fühlen sich besser als vorher. Der „Sir“ und seine Musik hatten an diesem Abend eine durchaus „heilende“ Wirkung und man ist sich daher schnell einig. Die Mally’sche Musiktherapie wird in der Americana-Reihe eine Fortsetzung finden.

„You Can’t Beat The Devil“:

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