Hank Williams, der jetzt in der Americana-Reihe geehrt wird, war auch für Bob Dylan ein Vorbild/ Der Dylanologe hat auch schon mal einen Hank Williams-Song aufgenommen
Als mich der Frankfurter Musikjournalist Detlef Kinsler kürzlich fragte, warum der Dylanologe jetzt Hank Williams feiere, dann antwortete ich ihm sinngemäß, weil man bei der Beschäftigung mit Bob Dylan immer wieder auf dessen Wurzeln stößt. Und eine der wichtigsten davon ist Hank Williams.
Hank als Vorbild für Bob
Dylan hat sich von dem Südstaaten-Countrysänger Williams eine ebenso große Portion abgeschaut wie von den afroamerikanischen Bluesmastern und den weißen Folkies. Mehr noch: Er war sein erstes „Role Model“. Ein Gitarre spielender Singer-Songwriter. Er hörte Hank in ganz jungen Jahren im Radio, war begeistert und wollte später gar nicht glauben, dass er tot ist. Erst später hat Dylan begriffen, welche musikhistorische Bedeutung Williams hat. Er hat dazu in den Chronicles geschrieben: „Mir wurde bewusst, dass in Hanks aufgenommenen Liedern die archetypischen Regeln des poetischen Songwritings vorlagen.“
Und tatsächlich öffnete Hank die Tür für Singer-Songwriter, die subjektive Poesie dichten und vertonen und nicht kommerziell kalkulierte Massenware abliefern, wie es bis heute in Nashville viel zu oft der Fall ist. Dabei schaffte er es, als Songpoet und als Bühnenpersönlichkeit im armen Süden eine große Anhängerschaft zu finden. Mit seinen traurigen, sorgenvollen, manchmal aber auch übermütigen Liedern war er wirklich so etwas wie der „Hillbilly-Shakespeare“. In seinen 2:45-Songs steckten ganze Welten voller Liebe, Wahrheiten und Weisheiten ebenso wie Trauer, Schuld, Sünde, Sühne und Glauben.
Hank immer im Repertoire
So hatte Dylan immer Williams-Songs im Repertoire. „You Win Again“ war schon 1961 in seinen Konzerten zu hören und wurde auch bei den Basement Tapes-Sessions gespielt. Im Film „Don’t Look Back“ spielt Dylan abseits der Bühne „Lost Highway“ und bei seinen Konzerten war und ist immer auch mal ein Hank Williams-Stück zu hören.
In der jüngeren Vergangenheit wurde dann Dylan von vier Frauen, die sich mit den nachgelassenen Texten von Williams beschäftigten, ausgewählt, diese zu vertonen. Doch Dylan mochte das Projekt vielstimmig angehen und verschickte die Texte an Musiker:innen wie Jack White, Alan Jackson oder Norah Jones. 2011 schließlich erschien die Kompilation „The Lost Notebooks of Hank Williams“. Und schon im Jahr 2001 hatte Dylan dem Tribute-Album „Timeless“ eine schöne Version von „I Can’t Get You Off My Mind“ beigefügt.
Hank Williams begegnete mir also immer wieder bei Dylan und so übertrug sich die Faszination auch auf mich. Mittlerweile ist meine Sammlung von Hank-Alben, Bücher und Filmen auch schon nicht mehr so klein. Klare Sache, dass dann die Darmstädter Americana-Reihe in diesem Jahr den 100. Geburtstag der Country-Ikone feiert.
Auf den Spuren von Hank
Und als wir 2015 in den USA waren, da war in Montgomery, Alabama, der Besuch des Hank Williams-Museums Pflicht, auch wenn sich später herausstellte, dass im Vergleich zu den vielen anderen Blues- und Country-Museen im Süden leider sehr schlecht abschneidet. Zu rummelig, keine Ordnung und Didaktik. Einfach nur den Cadillac, ein paar Bilder und die Bühnenklamotten aufhängen, macht noch kein Museum.
Doch bereits ein paar Jahre vorher, 2010 in Nashville, spielte Hank Williams schon eine wichtige Rolle bei meinen Reiseaktivitäten. Denn nachdem ich im dortigen Welcome Center mit dem „Ambassador of the Music City“ David Andersen u.a. „Mr. Tambourine Man“ gesungen hatte, war der so begeistert, dass er mir den Tipp gab, im Ryman Auditorium eine CD aufzunehmen. Gesagt, getan. Doch da dort kein Bob Dylan-Song im Angebot war, sang ich den Text zur eingespielten Melodie von „Hey Good Lookin“. Der Erinnerung an „Thomas sings Hank im Ryman Auditorium“ ist eine, die ich immer in Ehren halten werde. Die Aufnahme möchte ich Euch daher nicht vorenthalten:
Hank-Tribute in Darmstadt
Doch keine Sorge,am 26. Oktober beim großen Hank William-Tribute werde ich allenfalls im Hintergrund mitsingen, denn da stehen die Hank Williams-Interpretationen der Künstler:innen Wolf Schubert-K. & Friends, Romie, Helt Oncale, Martin Grieben und Woog Riots im Mittelpunkt. Das wird ein toller Abend, jetzt Karten sichern unter http://www.knabenschule.de !


Hinterlasse einen Kommentar