Rest In Peace, Jimmy Carter!

Der Bob Dylan-Freund, Rock’n’Roll-Präsident, und Kämpfer für die Menschenrechte stirbt mit 100 Jahren

Jimmy Carter (1924 bis 2025). Copyright: Wikimedia Commons

Er regierte von 1977 bis 1981 nur eine unglückliche Amtszeit lang, gestorben aber ist er als amerikanische Legende: Jimmy Carter. Der 100-jährige Ex-US-Präsident verstarb am gestrigen Sonntag.

Jimmy Carter war ein baptistischer Erdnussfarmer aus Georgia. D.h. Er war bibeltreu und gleichzeitig verliebt in die Musik seiner Südstaaten: Blues, Country, Rock’n’Roll. Vor und nach seiner Amtszeit traten nie so viele Rockmusiker im Weißen Haus auf, wie während seiner Regentschaft: Die Allman Brothers, Willie Nelson uns viele mehr. Davon zeugt die Dokumentation „Jimmy Carter – Der Rock’n’Roll Präsident“ aus dem Jahr 2020.

Befreundet mit Bob Dylan

Und er war befreundet mit Bob Dylan. Die beiden trafen sich 1974 am Rande eines Konzerts in Atlanta, Georgia. Jimmy war damals Gouverneur und Dylan erinnerte sich später so: „Als ich Jimmy das erste Mal traf, zitierte er mir als Erstes meine Songs. Zum ersten Mal wurde mir klar, dass meine Songs die Welt des Establishments erreicht hatten. Ich hatte auf diesem Gebiet keine Erfahrung, hatte diese Seite noch nie gesehen, also war ich etwas beunruhigt. Er beruhigte mich, indem er nicht von oben herab mit mir sprach und mir zeigte, dass er die Songs, die ich geschrieben hatte, aufrichtig schätzte.“ (aus „Jimmy Carte- Der Rock’n’Roll Präsident“).

„Ich fühlte mich geehrt, weil Bob Dylan mich tatsächlich gebeten hatte, mit ihm in den Garten zu gehen und ein privates Gespräch mit ihm zu führen. Die einzigen Fragen, die er mir stellte, waren Fragen zu meinem christlichen Glauben und was er mir bedeutet“, waren Carters Erinnerungen an diesen Abend in der Doku. Im Jahre 2015 war es dann auch Jimmy Carter, der die Laudatio auf Dylan hielt, als der mit dem „MusiCares“-Preis ausgezeichnet wurde.

Gläubig und gesellschaftlich progressiv

Und tatsächlich: Jimmy Carter war ein gläubiger Mensch. Er war ein Südstaaten-Baptist. Aber er war auch meilenweit entfernt von der damals langsam aufsteigen christlichen Rechten. Er predigte ein gesellschaftlich fortschrittliches Evangelium, akzeptierte die Trennung von Kirche und Staat. Aber er war auch ein unglücklicher Präsident: Gesellschaftliche Stagnation nach den Abnutzungskämpfen der 1960er und frühen 1970er, dazu die wirtschaftliche Krise, schließlich die Geiselnahme in Teheran und der gescheiterte Befreiungsversuch. Und ihm unterlief ein bis heute beispielhaft schwerer Fehler. In einer Zeit, in der die Amerikaner eine positive Botschaft von Roosevelt’scher Dimension gebraucht hatten, wollte er sie in einer Ansprache in der Strickjacke vom Sparen und vom Verzicht überzeugen. Wegen der Umwelt und wegen der wirtschaftlichen Lage. Ronald Reagan aber kam dampfplaudernd optimistisch daher und gewann die Präsidentschaftswahl. Bis heute ist leider nicht verstanden worden, dass das Narrativ für den sozialökologischen Umbau nicht das eines des Verzichts, des Verlusts und der Ängste sein kann, sondern eines der Möglichkeiten, der Chancen, der Gemeinschaft und der Hoffnung – der positiven Utopie – sein muss.

Schmerzhaft: Der Vergleich von Donald Trump mit Jimmy Carter

So gewann das Narrativs des persönlichen Konsums und Erfolgs von Ronald Reagan und mit ihm der Paradigmenwechsel – die einschneidende Abkehr vom New Deal hin zum Neoliberalismus und Konservatismus – der letztendlich die Grundlagen legte für die Spaltung und die irrwitzige Entwicklung der US-Gesellschaft bis hin zu Trump und Musk. Sie wollen heute libertär und repressiv zugleich die Macht des Kapitals sichern und ausbauen und den Staat am Liebsten gleich ganz zerschlagen.

Der Tod Jimmy Carters lässt noch einmal die direkte Gegenüberstellung des ehrlichen, gläubigen und an den Menschen und den Menschenrechten Jimmy Carter mit dem Lügner und nur auf den eigenen Vorteil bedachten Trump und seinem Helfer Musk zu. Was für eine Abwärtsentwicklung! Um so mehr schmerzt der Tod von Jimmy Carter. Rest In Peace, Jimmy Carter!

Eine Antwort to “Rest In Peace, Jimmy Carter!”

  1. Avatar von Max Max Says:

    Jimmy Carter hatte mehr Integrität im kleinen Finger als DJT in seinem gesamten aufgedunsenen Körper

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