Eine feine Zusammenstellung: Drei CDs mit Bob Dylan Coverversionen mit ausführlichen editorischen Anmerkungen
Bob Dylan ist wahrscheinlich der meistgecoverte Einzelkünstler der populären Musik. Die Zahl der Cover- und Tribute-Alben ist Legion. Gerade erst hat Joan Osborne im Frühjahr Live-Versionen von Bob Dylan-Songs veröffentlicht, da bringt das Label Cherry Red Records eine 3-CD Box (!) mit Coverversionen von 1963 – 1970 heraus. Braucht man die?
Als Dylan-Fan: Aber ja doch! Denn im Gegensatz zu oftmals billig zusammengeschusterten Kompilationen ist dies hier eine editorisch sorgsam bearbeitete Sammlung von Dylan-Covers. Die Leistung dieser Kompilation besteht darin, abseits der bekannten Dylan-Apologeten auch unbekannte Perlen zu entdecken und damit ein ganzes Jahrzehnt, die Sixties, in all ihrem musikalischem Facettenreichtum abzubilden.
So lernt auch der eine oder andere Dylan-Fan bislang weniger bekannte Pretiosen zu schätzen. Los geht der Reigen mit Lorenzo „Laurel“ Aitken, der neben Desmond Dekker als einer der Begründer der jamaikanischen Ska-Musik gilt. Er sang 1967 „Blowin‘ In The Wind“. Im Folgenden sind natürlich auch die bekannten Namen wie die Byrds, Flatt & Scruggs, Cher oder Fairport Covention vertreten. Aber für diese Kompilation wurden eben nicht bekanntesten Dylan-Coves der Künstler, sondern die unbekannteren ausgewählt. Beispiele gefällig? Cher ist hier mit „Masters Of War“ am Start, die Byrds mit „Spanish Harlem Incident“ und von Julia Driscoll & Brian Auger ist eben nicht „This Wheel’s On Fire“, sondern die B-Seite „I Am A Lonesome Hobo“ in die Sammlung aufgenommen worden.
Und es gibt noch viele weitere feine Musik zu entdecken. Nahezu alle Genres sind vertreten. Sunshine Pop mit der Band The Association, die „One Too Many Mornings” beisteuert. Psychedelic Rock mit The Rainbow Press, die mit “As I Went Out In The Morning” vertreten sind. R&B und Soul von The Alan Bown Set mit “All Along The Watchtower. Folk-Rock mit dem Duo Jim & Jean, die “Lay Down Your Weary Tune“ gecovert haben. Und und und. Insgesamt 63 Tracks enthält die Box.
Und neben der musikalischen Vielfalt, die auch für Musikliebhaber, die keine großen Dylan-Fans sind, interessant ist, zeigt sich hier wieder einmal Bob Dylans großes kompositorisches Können. Seine Werke funktionieren in fast jedem musikalischen Kontext. Und so beweist auch diese Zusammenstellung einmal mehr Dylans Ausnahmestellung als Songwriter.
Die 3-CD-Box ist gerade eben bei Cherry Red Records erschienen. Für das Gesamtprojekt und die editorischen Hinweise, in denen alle Künstler mit ihren Werken in wenigen Sätzen vorgestellt werden, zeichnet Russell Beecher verantwortlich. Guter Mann!

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