World of Bob Dylan Conference

Bob Dylan-Ausstellung im Gilcrease Museum

Es war wirklich sensationell. 500 Dylanologen, Dylan-Fans, interessierte Musikfreunde sowie geistige Abenteurer tauschten sich Ende Mai bis Anfang Juni vier Tage lang in Tulsa, Oklahoma, über Werk, Wirken und Wirkung von Bob Dylan aus. Eingeladen hatte das Institute for Bob Dylan Studies der University of Tulsa in Zusammenarbeit mit dem Bob Dylan Center, dem Dylan-Archiv in Tulsa.

Nach Tulsa geholt wurde das Dylan-Archiv durch die George Kaiser Family Foundation, die schon den Woody Guthrie Center und das Phil Ochs-Archiv in Tulsa ermöglicht hat. In wenigen Jahren soll auch ein dann öffentlich zugänglicher Bob Dylan Center in Tulsa eingeweiht werden.

Die Konferenz in Tulsa bewies einmal mehr, dass Bob Dylan mehr ist als eine Musiklegende. Im Grunde hat er als amerikanischer Dichter und Künstler eine Bedeutung erlangt wie Walt Whitman, Mark Twain, John Steinbeck oder William Faulkner. Und über solch einen universellen Künstler lässt sich dementsprechend trefflich debattieren, und genau das wurde dann auch an vier Tagen in unzähligen Panels getan. Diese hatten Themen wie Dylan und die Justiz, Dylan und die Religion, Dylan und die Philosophie oder auch Dylan und der amerikanische Westen. Sie fanden statt im Tagungshotel, im Gilcrease Museum für indianische Kultur (hier gabes auch zwei Austellungen zu Dylan zu sehen) und in der Jazz Hall Of Fame in Tulsa.

Manche Vorträge beschäftigten sich mit einzelnen Alben, andere mit ganzen Werkabschnitten, man beschäftigte sich mit Dylans Wurzeln und mit seinem Einfluss auf die Entwicklung der Musik. Die Qualität der Vorträge war dabei wie üblich bei solchen Veranstaltungen ganz unterschiedlich. So übten sich manche in Scholastik oder fleißigem Faktensammeln, andere aber, und die sind für den Schreiber dieser Zeilen die wirklich interessanten, stellten steile Thesen auf oder wagten gar, Schlüsse zu ziehen und fröhlich zu spekulieren. Dem Chronisten werden insbesondere die Vorträge von Matthew Lipson zur Stimme von Bob Dylan, von Andrew Muir zu Dylan und Shakespeare, von Leighton Grist zu Bob Dylan und den Western, von Gayle Wald zu Bob Dylan und der Figur der Gospelsängerin sowie von Hilary Saunders zur Rezeption Dylans beim jüngeren Publikum in Erinnerung bleiben.

Dazu gab es Abendveranstaltungen wie den großartigen Auftritt von Greil Marcus, der die Dylan-zentrierte Sichtweise mit seinen Ausführungen rund um die Bedeutung des Blues für Amerika und Dylan wunderbar für die Roots öffnete oder den Abend mit bislang nicht gesehenem Filmmaterial aus dem Bob Dylan-Archiv. Insbesondere die Aufnahmen aus den Supper Club-Konzerten von 1993 waren hier eine echte Überraschung. Durch den Abend führte Michael Chaiken, der Kurator der Bob Dylan Archive Collection, der bereits nachmittags über die Arbeit im Archiv berichtet hatte.

Im Woody Guthrie Center in Tulsa

Schnell konnte man mit den anderen Teilnehmern ins Gespräch kommen, insbesondere wenn überraschenderweise bekannte Dylan-Freunde aus Frankfurt anwesend waren. So wurde es ein abwechslungsreiches Symposium, das wir nach zwei Tagen aber schon verließen, da wir weiter nach Memphis wollten. Dafür waren wir aber schon einen Abend früher zur tollen Radioshow in den legendären Cains Ballroom gekommen. Auch hier lag der Fokus auf bob Dylan, u.a. war einer der Studiomusiker zu Gast, die in Minnesota einen Teil von „Blood On The Tracks“ einspielte.

Die Tage im ansonsten recht ruhigen Tulsa haben uns gut gefallen und wenn der Bob Dylan Center dann als Gebäude und Ausstellungshaus steht, dann werden wir sicher wiederkommen. Unser Dank geht an Institutsleiter Sean Latham und sein Team für die tolle Organisation!


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