The Bickenbach, Texas Home Office Diary (16)

From Sand Rabbit Town into the whole wide world

Howdee Everyone,

John Prine ist tot. Wir trauern.

Da kann man nicht zur Tagesordnung übergehen, da muss man auch nicht lange überlegen, damit ist das heutige Thema gesetzt.

Ich gebe zu, ich war und bin nicht der lebenslange große John Prine-Fan. Ich kannte John Prine als bedeutenden Songwriter, doch so richtig habe ich ihn erst recht spät für mich entdeckt. Als verlässliche menschliche Stimme, die immer schon da war, als musician’s musician, als großen Kämpfer gegen allerlei Krankheiten, die ihm in den letzten Jahren zu schaffen gemacht haben.

Also rückte er erst in den letzten Jahren immer mehr in meinen Fokus. Ich hörte bewusster seine Songs, die einen immer stärkeren Eindruck bei mir hinterließen, kaufte mir seine Alben und schrieb über sein letztes Album „Tree Of Forgiveness“. Für unsere letztjährige USA-Reise steuerte er seine Version des alten Stephen Foster-Songs „My Old Kentucky Home“ bei (wir hören es unten). Doch ein Konzert von ihm haben wir leider nie gesehen. Er gehört nun also zu den großen Musikern, die ich nie live erleben durfte.

Seine Bedeutung als Singer-Songwriter war immens. Oftmals trat er als Person hinter die großen Songs zurück und oftmals machten andere seine Songs bekannt. „Angel From Montgomery“ zum Beispiel durch Bonnie Raitt. Und berühmte Kollegen sangen seine Songs. Daher hören wir unten sowohl Bonnies Version von „Angel From Montgomey“ als auch Bob Dylans Version von „People Putting People down“. Denn ebenso wie John Prine Bob Dylan verehrte, verehrte Bob Dylan John Prine.

Bob Dylan hat über ihn gesagt:
„Prines Zeug ist reiner proustianischer Existentialismus. Gedankenbewegungen des Mittleren Westens bis zum höchsten Grad. Und er schreibt wunderschöne Lieder. Ich erinnere mich, als Kris Kristofferson ihn zum ersten Mal auf die Bühne brachte. ‚Sam Stone‘ mit der wunderbar eindrucksvollen Zeile: ‚Da ist ein Loch in Papas Arm wo das ganze Geld hingeht und Jesus Christus ist für nichts gestorben, nehme ich an. All das Zeug über „Sam Stone“, den Soldaten-Junkie-Daddy, und „Donald and Lydia“, wo Menschen aus zehn Meilen Entfernung miteinander schlafen. Niemand außer Prine konnte so schreiben.“

Wie nur wenige schrieb Prine Songs, die so beiläufig weise waren. Prine war ein Menschenfreund, den Menschen und ihrem Schicksal zugewandt. Und er war auch einer, der soziale oder politische Probleme benannte. Wie etwa in „Paradise“ -wir hören es unten – dem Song über die Naturzerstörungen der Kohleindustrie in Kentucky. Ihn zeichnete ein feiner Witz aus und wie gesagt, er war ein Kämpfer. Zweimal musste er wegen Krankheit in letzter Zeit geplante Deutschland-Konzerte absagen.

Zwei seiner letzten Arbeiten waren die beiden Songs, die er mit Swamp Dogg für dessen soeben erschienenes Album „Sorry You Couldn’t Make It“ zusammen sang: „Memories“ – das hören wir unten – und „Please Le Me Go Round Again“ sind nun so eine Art Vermächtnis Prines geworden.

Ich glaube, das gefällt ihm. Rest In Peace, John Prine!

Best
Thomas

John Prine: My Old Kentucky Home

Bonnie Raitt – Angel From Montgomery

Bob Dylan – People Putting People Down

John Prine – Paradise:

Swamp Dogg – Memories (feat. John Prine)