The Death of George Floyd

Bild: Black Lives Matter

„They’re selling postcards of the hanging“ singt Bob Dylan in seinem Jahrhundertsong „Desolation Row“ und erinnert damit an die Lynchmorde an drei schwarzen Zirkusarbeitern in Duluth, Minnesota, im Juni 1920. Fast genau hundert Jahre später ist in Minnesota wieder ein farbiger Mensch – George Floyd – getötet worden. Getötet am 25. Mai 2020 von einem weißen Cop, der sechs Minuten lang mit seinem Knie auf dem Nacken Floyds diesen auf den Boden presste, sein Flehen nach Luft überhörte, und ihn kaltblütig sterben ließ. Drei weitere Cops schauten zu. Trotz protestierender Passanten wurde George Floyd auf offener Straße von dem Polizisten Derek Chauvin umgebracht.

„The Death Of Emmett Till“, „The Lonesome Death Of Hattie Carroll“, Only A Pawn In Their Game“, „George Jackson“, „Hurricane“ – Bob Dylan hat einige der stärksten und wichtigsten amerikanischen Songs über Rassismus, Mord und Gewalt geschrieben. Sie sind heute aktueller denn je. George Floys musste sterben, weil er schwarz war und am falschen Ort zur falschen Zeit war und ein Weißer ihn umbrachte. Der 14-jährige Emmett Till musste sterben, weil er schwarz war und am falschen Ort zur falschen Zeit war und zwei Weiße ihn umbrachten. Ahmaud Arbery musste vor wenigen Wochen sterben, weil er schwarz war und zur falschen Zeit am falschen Ort war und zwei Weiße ihn umbrachten.

Das Grundprinzip bleibt immer dasselbe. Dylan hat es längst besungen und sagte vor wenigen Jahren in einem Interview sinngemäß dazu, die Songs wären unvermindert aktuell, man müsse nur die Namen austauschen. Dylan weiß genau, was in den USA vor sich geht, und er hat es bereits hinreichend beschrieben. Man sollte diese Songs täglich mehrmals in Heavy Rotation in den US-Radiostationen spielen.

„Die Vergangenheit ist nicht tot, sie ist nicht einmal vergangen“ hat William Faulkner einmal gesagt. Der Rassismus in den USA war nie weg, ist nie vergangen. Doch er wird immer stärker und unverhohlener, weil ein Mann im Weißen Haus offen rassistisch agiert und Leute wie den Cop aus Minneapolis das Gefühl geben, seine rassistische Gewalt wäre damit legitimiert. Derek Chauvin ist bereits vor dem Tod von George Floyd durch brutale Polizeigewalt aufgefallen.

Trump kündigt die gerechte Sühne für diesen Mord an. Doch das ist keine Einsicht und kein Eintreten für die schwarze Sache. Er will Ruhe im Wahlkampf und er will vor allem seine Omnipotenz beweisen. Gerechtigkeit für George Floyd wird es erst geben, wenn Amerika sich seinen offenen strukturellen Rassismus eingesteht, wenn Justiz und Polizei sich ihren Rassismus eingestehen.

Der Mord an George Floyd sorgt unterdessen für schwere Ausschreitungen in Minneapolis bei denen bereits mindestens ein Mensch ums Leben gekommen ist.

„Now’s The Time For Your Tears“ singt Bob Dylan am Ende von „The Lonesome Death Of Hattie Carroll“. Erzürnt über die lächerlich milde Strafe für einen rassistischen Mord. Hoffen wir, dass in Minneapolis im Jahr 2020 ein klares Exempel gegen rassistische Polizeigewalt statuiert wird.

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