Country, Kapitalismuskritik und Bob Dylan

Die Berliner Americana-Band Rodeo FM spannt einen interessanten Bogen

Americana aus Berlin: Rodeo FM, Foto Rodeo FM Promo

„Wenn es Country klingt, ist es das, es ist ein Country-Song. Das hat Kris Kristofferson gesagt. Der Schriftsteller, der über die einfachen Leute sprach, als die einfachen Leute noch nicht von 40 Jahren Neoliberalismus niedergeschlagen wurden.“ Das schreibt die Berliner Band Rodeo FM und zeigt damit sehr deutlich auf wohin sie will: Countrymusik mit politischer Haltung und klaren Aussagen. Und, um das deutlich zu sagen: Rodeo FM macht „Left Wing Countrymusik“.

In ihren Texten zielen sie auf die Widersprüche des Kapitalismus und die Hoffnung auf eine andere, gerechte Gesellschaft. Und nicht einen kleinen Moment lang geraten sie in Gefahr, Agit Prop zu machen. Da sind ihre Songwriter-Vorbilder schon vor. Der schon erwähnten Kristofferson und Bob Dylan haben die Band gelehrt, dass Gesellschaftskritik im Song am besten über die Songpoesie subjektiver Betrachtungen geht und nicht über das Deklamieren sogenannter objektiven Wahrheiten.

Zu Bob Dylan sagt Leadsänger und Songwriter Patrick: „Seine Art zu mäandern und Gedanken schweben zu lassen, hat mich sicher schon beeinflusst, siehe auch „Summer Rain“… eine abgeschlossene Story zu präsentieren, das ist schon ziemlich advanced. Ich arbeite da eher oft wie „Stuck inside of mobile“ (auch ein bisschen der Summer Rain-Ansatz), mit kleinen Episoden, die aber irgendwie auf ein gemeinsames Thema einzahlen. Also geprägt auf jeden Fall, andere Texter und Komponisten sind aber sicher zugänglicher…“

Kein Wunder, dass daher auch Bob Dylan-Songs in ihrem Repertoire sind. Das von Patrick erwähnte textlich-atmosphärische wilde „Stuck Inside of Mobile“ passt ebenso bestens in ihr Oeuvre wie das verliebte „I Want You“.

Ja, sie haben viel von ihren Leitfiguren gelernt und ihre neue Single zeigt dies exemplarisch und die Band beweist dabei Bestform. „Summer Rain“ erinnert im elegischen Intro an Dylans „Workingman’s Blues #2 (wir bleiben beim Thema!) und gewinnt dann aber eine eigene starke Form. „Summer Rain“ ist ein wunderbar melancholischer Song, der recht drastisch davon erzählt, wie es ist, in dieser Gesellschaft einen eigenen kritischen Weg zu gehen. Einen Weg, der die Probleme und Ungerechtigkeiten klar benennt und wie schwer es ist, dies auszuhalten. Doch immer wieder findet man die Liebe und damit Kraft, diesen schweren Weg weiterzugehen.

Die Musik von „Rodeo FM“ ist Neo-Folk-Country-Americana mit Einflüssen von Tom Petty und Gram Parsons und damit absolut radiotauglich. Denn die Jungs von Rodeo FM wollen auch immer unterhalten und wie sie auf ihre Website schreiben: „immer, immer Leute auf die Tanzfläche ziehen.“

Im Dezember erscheint ihr neues neues Album „Upgrade To Truth“. Das wird ein frohes Fest!