Memories of Budokan…

Wenn die 4-CD-Box „The Complete Budokan“ am 17. November erscheint, dann wird der Blogger und Dylan-Fan Feiertage vor sich haben.

Copyright: Sony Music

Mit „Hurricane“ und „Desire“ hat bei mir die ganze Dylan-Sache angefangen. Aber „Live At Budokan“ war etwas Besonderes. Die umfangreich bebilderte Doppel-LP mit Booklet (Texte in japanisch und englisch) und Poster war eine Einladung. Eine Einladung zur Beschäftigung mit den Texten und zum Mitsingen. Auch wenn manch anderer Dylan-Fan über Budokan die Nase rümpft. Ihr müsst jetzt stark sein, denn mir gefällt diese Musik total. Mag sein, dass die Musik der späteren Europatournee noch besser war und wir alle uns auf eine Veröffentlichung des „Jahrhundertkonzerts“ in Nürnberg gewünscht hätten. Ich freue mich dennoch sehr auf „The Complete Budokan“. 

Packende Songversionen auf „Live At Budokan“

Das 1979 erschiene „Live At Budokan“ berührt mich auch nach 44 Jahren unvermindert. Schon die ersten Sekunden der Einleitung von Mr. Tambourine Man sind für mich ikonographisch. Das Gitarrenriff am Anfang bevor die Band einfällt, die Flöte als tragendes Element dieser Version. Das vorher und nachher von Dylan nie süßer gesungene „Love minus Zero“. Der Klage/Gospelgesang von „Oh Sister“ oder „Shelter From The Storm“. Die Reggae-Versionen von Don’t Think Twice (passender spöttischer Duktus!) und „Knockin‘ On Heaven’s Door (fröhlicher Fatalismus!) , die aufwühlenden Fassungen von „It’s Alright Ma“ und „Like A Rolling Stone“. Packende Versionen allüberall. Jetzt noch mehr dieser Songversionen in bester Klangqualität zu haben, elektrisiert mich geradezu.

Tolle Arrangements

In den Budokan-Konzerten zeigt sich endgültig Bob Dylans großes Talent als Arrangeur. Er verändert Melodien und Rhytmen seiner Songs wie er es gerade braucht. Er baut sich eine Big Band samt Background-Chorsängerinnen zusammen. Alle ziehen sich Showklamotten an. Es ist Dylans radikaler ästhetischer Bruch mit Folk und Folk-Rock, die seine Musik bis dahin in den 1970ern geprägt hat. Während die Japaner:innen noch höflich sind und applaudieren, sind es die Deutschen im Sommer nicht.  Bei den Konzerten in Dortmund gibt es Pfiffe, in Berlin das ganze Konzert über Buhrufe und es landen Wurfgeschosse auf der Bühne. Deutschland hat 13 Jahre nach Newport 1965 noch nicht verstanden, dass Dylan kein Wandergitarre klampfender Protestsänger mehr ist. Die in die Jahre gekommene und in den Institutionen angekommene 68er Generation wirft Dylan vor in die Jahre gekommen und sich angepasst zu haben. Sehr lustig.

Copyright: Sony Music

Bruch mit der Folk-Rock-Ästhetik

Anfang 1979 erschien „Budokan“, im August 1979 kam dann „Slow Train Coming“ raus. Seine Jesus-Phase traf mich ungleich härter als die Showklamotten und die Big Band-Ästhetik. Wo „Budokan“ noch den anarchischen Geist des großen Veränderungskünstlers Bob Dylan atmete, waren „Slow Train“ und vor allem „Saved“ von Text und Haltung her bornierte Statements eines trotz vorgeblicher „froher Botschaft“ schlecht-gelaunten Predigers. Dass da tolle Livemusik und Performances entstanden waren, entdeckte ich erst viele Jahre später.

„The Complete Budokan“ – meine Bestellung ist schon raus!

3 Antworten to “Memories of Budokan…”

  1. Avatar von R. Purmann R. Purmann Says:

    Alles gut, aber 139 € für gerade mal 4 CD‘s ist schon , naja, greedy. – Von 1978 habe ich vielleicht 40 Aufnahmen, gibt sicher noch viel mehr, aber auf „Dortmund #1“ höre ich keine Pfiffe. Berlin (w) okay, infamous…

    • Avatar von bobby1963 bobby1963 Says:

      Du musst es ja nicht kaufen, alles gut. Augen- und Ohrenzeugen haben auch in Dortmund von Missfallenskundgebungen berichtet, aber anyway. Erst in Nürnberg hat Dylan eine wirklich positive Resonanz erfahren.

    • Avatar von Aol. Aol. Says:

      Danke für Deinen Hinweis, ist halt ein exklusiver Kreis der „gegen die Macht der Reichen singt“, schon klar! Keep on… RP

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