Elizabeth Cotten

Black History Month IV: Wie der Zufall half, dass aus einer afroamerikanischen Haushaltshilfe in reiferem Alter eine der wichtigsten und einflussreichsten  Folk- und Bluessängerinnen wurde. Auch Bob Dylan hat ihre Lieder gesungen.

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Bereits mit 11 Jahren hatte Elizabeth Cotton – sie wurde 1895 in Chapel Hill/North Carolina geboren – die Schule verlassen und arbeitete als Hausmädchen. Vom selbstverdienten Geld kaufte sie ihre erste eigene Gitarre und spielte in der Freizeit, auf Partys, Festen und in der Kirche. Und: Sie schrieb in dieser Zeit schon Songs. U.a. entstand der später berühmte „Freight Train“. Bereits mit 15 heiratete sie ihren Mann, bekam ein Kind und die Musik verschwand fast vollständig aus ihrem Leben.

Auch sie begab sich mit Mann und Kind auf die „Great Migration“. Sie suchten Freiheit und wirtschaftliche Sicherheit und machten sich von North Carolina auf nach Norden, erst nach New York, dann nach Washington D.C. Doch irgendwann war sie dss Leben an der Seite von Frank Cotten leid. Sie ließ sich scheiden, nachdem ihre Tochter geheiratet hatte und zog zu deren Familie.

Zufällige Begegnung mit einer musikalischen Familie

Mitte der 1940er Jahre dann die schicksalhafte Begegnung, als sie Ruth Seegers Tochter nachdem diese sich verlaufen hatte, nach Hause brachte. Sie freundeten sich an und „Libba“, so ihr Spitzname, wurde Kindermädchen im Hause Seeger und kümmerte sich um die Kinder Mike, Peggy, Barbara, und Penny. Obwohl die Familie Seeger hochmusikalisch war  – Vater Charles war Musikwissenschaftler, Ruth war Komponistin und Pianistin und Sohn Pete aus Charles‘ erster  Ehe war natürlich der bekannte Folksänger – dauerte es ein paar Jahre bis Libbas musikalisches Können und großes Repertoire an Folk Songs entdeckt wurde. Peggy Seeger hörte zufällig Libba  auf einer Gitarre der Familie spielen. Die Überraschung war perfekt und bald merkte man, welches musikalische Juwel man da in seiner Mitte hatte.

Mike Seeger nahm Elizabeths Cottens Musik auf und sie spielte bald private Konzerte für Senatoren Kongressleute. 1958 dann nahm sie dann mit Mike Seeger im Alter von 62 Jahren ihr erstes Album auf. „Elizabeth Cotten: Negro Folk Songs and Tunes“ hieß es damals, einleuchtender Weise sind mittlerweile die Aufnahmen unter neuem Titel als „Freight Train and Other North Carolina Folk Songs“ wiederveröffentlicht worden.

Mit über 60 Jahren das erste Album und großen Einfluss auf das Folk Revival

Mit ihrem ersten Album kam sie gerade rechtzeitig zum Folk Revival, an dem Mike und Pete Seeger großen Anteil hatten. Mit ihrem Album und ihrer Musik, ihrem Songwriting und ihrem speziellen  „Southeastern Country Ragtime Picking“ beeinflusste sie die neue Generation von Musikerinnen und Musiker wie Peter, Paul & Mary, Joan Baez und natürlich auch Bob Dylan. Sie spielte auf dem Newport Folk Festival, war gern gesehener Gast in den Folkclubs von Greenwich Village und tourte durch die USA. Sie trat bis zu ihrem Tod 1987 immer noch regelmäßig auf und erhielt viele Preise, u.a. mit 90 Jahren einen Grammy für ihr Album „Elisabeth Cotten live“ und wurde in einem Buch als große afroamerikanische Frau neben Rosa Parks, Maya Angelou oder Ophra Winfrey genannt. Wer hätte das gedacht von dem 11-jährigen Mädchen, das die Schule abbrach, um in den Südstaaten Hausmädchen zu werden? Ihr letztes Konzert fand in ihrem Todesjahr statt und wurde von ihrer ebenso berühmten Kollegin und Freundin Odetta organisiert.

Auch Bob Dylan sang ihre Songs

Bob Dylan, der natürlich Elizabeth Cotten während des Folk Revivals kennengelernt hatte, spielte 1996 und 1997 „Shake Sugaree“ in seinem Live-Programm, „Oh Babe, It Ain’t No Lie“ spielte er von 1990 bis 2001 immer mal wieder im Konzert. Während „Shake Sugaree“  – sicher beeinflusst von der Version von The Greatful Dead – im elektrifizierten Countrysound mit Lap Steel gespielt wurde, war „Oh Babe, It Ain’t No Lie“ meist Teil eines akustischen Sets.   

Elizabeth Cotten: Skake Sugaree

Bob Dylan: Shake Sugaree

Elizabeth Cotten: Oh Babe, It Ain’t No Lie

Bob Dylan: Oh Babe, It Ain’t No Lie