Happy Birthday, Bill Ramsey!

Der amerikanisch-deutsche Entertainer wurde an diesem Wochenende 90 Jahre alt. Er brillierte nicht nur in Schlager und Jazz, sondern war auch eine der ersten American-Folk-Stimmen in Deutschland. Zu seinem Geburtstag ist nun eine Hommage in Buchform erschienen.

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„Souvenirs, Souvenirs“, „Ohne Krimi geht die Mimi nicht ins Bett“, „Pigalle“, „Die Zuckerpuppe von der Bauchtanztruppe“, Gassenhauer die jeder kennt. Und große, karrierebegründende Hits für Bill Ramsey. Wer in der alten Bundesrepublik aufgewachsen ist, der kam gar nicht vorbei an dem kräftigen, lustigen US-Amerikaner. Er sang seine Hits in den späten 1950er und frühen 1960er Jahren auch in einigen Filmen, die zur Jugendzeit des Autors dieser Zeilen in den 1970er und 1980er Jahren immer noch gerne ausgestrahlt wurden.

Und doch war Ramsey da schon wo ganz anders. Nämlich wieder da, wo er angefangen hatte: Beim Jazz. Denn als er in den 1950er Jahren nach Frankfurt zum AFN kam, da tauchte er ganz tief in die dortige Jazzszene ein. Zwar wurde er vom Produzenten Heinz Gietz entdeckt, der selber Jazzer war, doch der schneiderte ihm eine Schlagerkarriere zurecht. Ramsey lustige und skurrile Songs haben bis heute Kultstatus.

Vom Schlager über American Folk zurück zum Jazz

Doch als Mitte der 1960er Jahre dann Beat und Rock auch in Deutschland immer mehr in den Vordergrund drängten, kehrte Ramsey wieder zu seinen Wurzeln zurück. Zum Jazz, zum Blues… und zu Folk und Country! Das erste Album, das 1965 seinen Schwenk vom Schlager zurück zur American Roots Music dokumentierte, war das Album „Bill Ramsey singt Lieder seiner Heimat – Songs from Home“ auf. Darauf waren amerikanische Folk-Klassiker wie „John Henry“ oder „Wabash Cannonball“.

In der soeben erschienen Hommage in Buchform „Bill Ramsey. Send In The Clown“ von Pit Klein, kann man nachlesen, dass es gar nicht so einfach war für den als Schlagersänger wahrgenommenen Ramsey, in der Öffentlichkeit mit seiner American Roots Music und dem Jazz zu reüssieren. Während Country & Western als musikalische Vorlage für deutsche Schlagerhits wie Peter Alexanders „Ich zähle täglich meine Sorgen“ („Heartaches By The Numbers“) oder als Klischees für Songs wie „Es hängt ein Pferdehalfter an der Wand (Bruce Low) gerne genommen wurden, war die Vorstellung, dass der Schlagersänger Bill Ramsey nun die echte Folkmusik seiner Heimat singen könnte, scheinbar schwer vorstellbar. Doch seine Plattenfirma ermöglichte es und er nahm noch im selben Jahr bei der deutschen Columbia zusammen mit Paul Kuhn auch „Blues And Ballads“ mit Standards wie „Fly Me To The Moon“ oder „But Not For Me“ auf.

Folk und Country mit Don Paulin

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In den folgenden Jahren ging Ramsey zweigleisig vor. Er sang immer noch bei entsprechender Gelegenheit in Fernsehshows seine alten Hits – er stand immer zu dieser Musik – seine Kraft und Leidenschaft aber steckte er vor allem in die Jazzmusik. Mitte der 1970er Jahre unternahm er dann mit dem amerikanischen Folksänger Don Paulin erneut Ausflüge in die Folk Music. Von 1973 bis 1982 waren sie Gastgeber der Sendung „Show Ohne Shuh“, die internationale Folklore und darunter natürlich viel Folk, Country und Blues, in den Mittelpunkt stellte. 1975 veröffentlichten die beiden die LP „Hard Travelling“ mit amerikanischen Folk- und Country-Klassikern wie „Banks Of The Ohio“ oder „Railroad Bill“.

Rückzug von der Bühne

Bis ins hohe Alter blieb Ramsey aktiv, so konnte ihn der Autor dieses Artikels 2012 bei einem funkensprühenden Konzertabend in Frankfurt-Höchst erleben. Im letzten Jahr hat sich Ramsey aus gesundheitlichen Gründen von der Bühne zurückgezogen. An diesem Wochenende feierte er seinen 90. Geburtstag. Happy Birthday, Bill Ramsey!

Pit Klein, Bill Ramsey. Send In The Clown – das Buch
Mitte letzten Monats ist diese Hommage in Form von Erinnerungen von Weggefährten und Freunden, zusammengestellt von Pit Klein, erschienen. Beiträge zu diesem Band haben u.a. der Autor, Radiomoderator und Veranstalter Tom Schroeder und der Musikjournalist Siegfried Schmidt-Joos beigesteuert. Das Buch ist im Seitenweise Verlag erschienen, hat 272 Seiten, und kostet 28 Euro. ISBN-13: 9783943874372.

Bill Ramsey – Songs From Home – die Musik

Leider gibt es keine Aufnahmen dieser Musik von Bill Ramsey auf youtube. Einen Eindruck geben aber die Hörproben des Albums beispielsweise auf jpc.de wieder:

https://www.jpc.de/jpcng/jazz/detail/-/art/Bill-Ramsey-Ballads-Blues-Songs-From-Home/hnum/6580155


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