Sheryl & Bob

Wenn Sheryl Crow nun mit Live-Video-Stream und Ryman-Mitschnitt auf ihre fast 30-jährige Karriere zurückblickt, dann erinnert man sich auch daran, dass Bob Dylan immer wieder mal darin vorkommt.

Sheryl Crow und Bob Dylan. Copyright: Wikimedia Commons

Also eins vorweg. Für mich ist Sheryl Crow eine der wichtigsten amerikanischen weiblichen Stimmen. Sie hat es geschafft, als selbstständige Frau und Künstlerin ihren Weg zu gehen. Sie wäre dabei am Anfang ihrer Karriere möglicherweise zu weit gegangen und hätte keine Freunde mehr gekann und eine gewisse Härte gezeigt, heißt es immer mal wieder. Stichwort „Tuesday Music Club“ 1993 und der spätere Selbstmord ihres Ex-Freundes.

Allerdings gehört es wohl leider zur folkloristischen Legendenbildung der Musikwelt, dass die Erfolgreichen immer die wirklich Talentierten über den Tisch ziehen würden. Dies ist auch hier wieder heraus zu lesen. Und eine frauenfeindliche Komponente hat diese Art der Sheryl Crow-Erzählung dann leider auch. Als wäre der Erfolg dieser Frau nur von Männern gemacht. Dazu die kritische Beziehung mit Dopingsünder Lance Armstrong. Aber die hat sie ja rechtzeitig beendet, was absolut für sie spricht. Also halten wir uns nicht mit Gossip auf und reden wir lieber über ihre Musik und ihre Berührungspunkte zu Bob Dylan.

Von der Background-Sängerin zum Popstar

Der Weg von Sheryl ins Musikbusiness ist einfach eine schöne Geschichte. Das „All American Girl“, die ihre Brötchen als Musiklehrerin mit behinderten Kindern verdient und abends in Amateurbands spielt und singt. Dann von einem Werbemenschen entdeckt wird, die sie in Werbespots singen lässt. Sie zieht nach Los Angeles, um sich ganz dem Showgeschäft zu widmen und wird 1987 Backgroundsängerin bei Michael Jacksons Welttournee,  später singt sie u.a. für Don Henley (Eagles). 1992 dann der erste Bob-Moment. Sie wirkt als Background-Sängerin der House Band bei der großen Tribute-Show zum 30-jährigen Plattenjubiläum Dylans mit. Es folgt der Durchbruch 1993 mit den oben genannten Begleitumständen. Schnell findet sie nicht nur musikalisch Kontakt zu Stars wie Eric Clapton, den Stones, Eric Clapton und Bob Dylan. 1996 spielt sie im Vorprogramm von Bob Dylan in New Orleans, als sie dort das Album „Sheryl Crow“ aufnimmt. In einem Interview von 2019 sagt sie, es wäre eine schwere Zeit für sie damals gewesen und Bob wäre für sie ein wichtiger Freund und Mentor.

Freund und Mentor Bob Dylan

1997 sieht man sie zusammen auf der Bühne. Bei einem Konzert in Los Angeles begleitet sie Dylan bei „Knockin‘ On Heaven’s Door“ mit Akkordeon und Gesang. Schließlich „schenkt“ er ihr seinen Song „Mississippi“, der bei den „Time Out Of Mind Sessions nicht so richtig funktioniert. Sie macht daraus einen schönen erfolgreichen Popsong für ihr Album „The Globe Sessions“, ehe Dylan dann 2001 endlich die richtige Form für ihn findet und er auf „Love And Theft“ veröffentlicht wird. Sie sagt dazu: „Ich persönlich denke, dass der Song meinem Album einfach mehr Klasse verliehen hat. Ich war mitten in einer großen Debatte mit mir selbst darüber, was für ein Album ich gemacht hatte und fühlte mich irgendwie unsicher und dann rief er an und sagte, er hätte diesen Song und ich ging hinein und nahm ihn auf und plötzlich hatte ich Klarheit über das ganze Projekt. Es hat dem Ganzen sozusagen einen großartigen Mittelpunkt gegeben.“ Anfang 1998 kann man sie auch zusammen bei der Grammy-Verleihung sehen, als „Time Out Of Mind“ als Album des Jahres ausgezeichnet wird und sie dies präsentiert.

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Und über die Jahre hat sie immer wieder Dylans Songs im Gepäck. „Das Spielen von Dylans Songs stärkt dich. Es stärkt dich, zu sagen, was dein Geist zu sagen hat. Obwohl Dylan vollständig vergöttert wurde, hat er alle spirituellen Reisen unternommen, die wir Plebejer durchmachen. In seiner Suche kann man die Muster der Menschheit erkennen.“, äußert sie sich bewundernd über Dylan und sein Werk.

Rückblicke auf eine fast 30 Jahre andauernde Karriere

Nun also blickt sie selber auf eine drei Jahrzehnte dauernde Karriere zurück. Sie hat Charterfolge gesammelt. Sie war auf dem Pop-Olymp. Sie war als selbstbewusste Frau, die dies auch in ihren Texten stets ausgedrückt hat, „Role Model“für viele junge Frauen. Sie hatte künstlerische, kommerzielle und private Rückschläge zu verkraften. Sie hatte Brustkrebs, ihr wurde ein gutartiger Hirntumor diagnostiziert. Und doch kämpft sie sich immer wieder zurück.

Sie erfindet sich 2013 als Countrysängerin neu und lebt nun in Nashville. Dort spielt sie dieser Tage in ihrer privaten kleinen Kirche ein Konzert, das live gestreamt wird und bei dem sie Stories zu den Songs erzählt, die sie spielt: „Sheryl Crow: The Songs & The Stories“ heißt es. Es wird ausgestrahlt am Freitag, 18. Juni, um 21 Uhr, deutscher Zeit. Karten gibt es hier http://driift.link/SherylCrow. Übrigens wird auch Bob Dylan ein spezielles globales Stream-Konzert veröffentlichen. Infos und Zugang zum Ticketkauf für dieses Ereignis, das einen Monat später, am 18. Juli, ausgestrahlt wird, findet man über die Website www.bobdylan.com .

Und am 13. August veröffentlicht Sheryl Crow das Live-Album „Live from the Ryman and More“, das 2019 u.a. in der „Mother Church of Country Music“ und beim Newport Folk Festival aufgenommen wurde. Mit ihren größten Hits und einigem mehr, unterstützt von vielen Gaststars, u.a. von Jason Isbell bei Dylans „Everything Is Broken“.

Auf alle Fälle sollte man ihre neuen Aktivitäten hinreichend würdigen. Sheryl Crows Rolle im US-Musikbusiness als Frau und Künstlerin kann gar nicht hoch genug bewertet werden.