Der Dylan über Berlin

Der Meister spielt dreimal in der Verti Music Hall und wir sind dabei

Dylan plus Band im Jahre 2012. Heute noch dabei: Tony Garnier und Don Herron (beide rechts zu sehen), Copyright: Wikimedia Commons

Wow, wie die Zeit vergeht. Fast schon wieder zehn Jahre ist es her, als wir im Oktober 2013 in Berlin zweimal hintereinander im Tempodrom gesehen haben. Er spielte die Songs von Tempest, wirkte an einen Abend fragil, am anderen Abend vital, und bellte und krächzte damals noch mehr, denn das war vor der Sinatra-Zeit. In der Reihe vor uns stand Wim Wenders und Dylan bereitete uns den „Himmel in Berlin“. Vor der Halle warben die obskuren Zwölf Stämme mit Dylan für ihre Pseudoreligion und die Never Ending Tour schien nie ein Ende zu nehmen.

World Tour 2021 – 2024

Nun im Jahre 2022 ist die Endlichkeit irgendwie näher gerückt. Zwar hatten sich die Befürchtungen nicht bestätigt, dass Dylan in der Corona-Pause sich zu Ruhe setzen würde, und ist seit Herbst 2021 ist wieder auf Tour. Aber die nun als „Rough And Rowdy Ways World Tour“ bezeichnete Konzertreise ist zeitlich beschränkt – 2021 bis 2024- und wer weiß was dann ist? Abgesehen davon, dass man doch auch angesichts des Weltgeschehens nicht so recht weiß, was in den nächsten Jahren möglich sein wird.

Also haben wir uns es erlaubt, alle drei Berliner Konzerte zu buchen. Diesmal spielt er in der bei bestuhltem Parkett etwa 2.250 Zuschauer fassenden Verti Music Hall. Die noch recht junge Halle hat ihren Namen von einer Autoversicherung und passt damit bestens zur großen Mercedes Benz Arena in unmittelbarer Nachbarschaft. Wir sind gespannt!

Ungebrochen Vital und kreativ – und jetzt auch gesprächig!

Was man von den Konzerten in Skandinavien hören konnte, macht richtig Lust. Das Programm stellt weiter die Songs des aktuellen Albums in den Mittelpunkt und dazu noch ein paar, die er auch im Konzertfilm „Shadow Kingdom“ gespielt hat. Plus ein Great American Songbook-Standard plus „Gotta Serve Somebody“ plus „Every Grain Of Sand“. Dies klingt alles doch sehr nach Bilanz und Vermächtnis. Wird dabei aber deutlich kontrastiert von Dylans Vitalität, seiner kraftvollen Performance, seiner stimmlichen Qualität und seinem weiterhin sehr kreativen Umgang mit dem eigenen Material. Dass er dabei mehr denn je etwas schlecht zu Fuß wirkt, ist für einen 81-jährigen verschmerzbar. Es führt zwar zu weniger stehenden und tänzelnden Crooner-Einlagen in der Bühnenmitte, aber nicht zu einer abnehmenden Dynamik der Konzerte. Und er ist auch für seine Verhältnisse ausgesprochen kommunikativ. Hier und da ein „Thank You“ und eine deutlich zu verstehende humorvolle Bandvorstellung. Da scheint einer im Herbst seiner Lebensreise mit sich im Reinen zu sein.

Berichterstattung aus Berlin

Ich werde natürlich an dieser Stelle über die drei Konzerte berichten. Es wird eine Art Berliner Dylan-Tagebuch werden.

Das Cover der amerikanischen Originalausgabe, Copyright: Simon & Schuster

Das Dylan-Jahr nimmt nun mit den Europa-Konzerten an Fahrt auf. Am 2. November erscheint sein begeistert erwartetes neues Buch „Die Philosophie des modernen Songs“. Wir freuen uns auf gut 60 Essays über wichtige Songs der Populärmusik. Und im Dezember soll dann die Bootleg Series Vol. 17 veröffentlicht werden, die sich rund um „Time Out Of Mind“ dreht.

Talk und Musik rund um Dylans neues Buch am 18. November in Darmstadt

Wenn wir dann aus Berlin zurück sind geht es dann langsam aber sicher auf die Veranstaltung in Darmstadt in der Bessunger Knabenschule zu, bei der wir am 18. November mit Talk und Musik dem neuen Dylan-Buch auf den Grund gehen wollen. Mit dabei Buchübersetzerin Conny Lösch, der Dylan-Experte Heinrich Detering sowie Dan Dietrich, Martin Grieben und Four Chords & The Truth.

Mehr Infos uns Tickets gibt es hier: https://www.knabenschule.de/?id=1171

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