In der aktuellen Ausgabe seines American Songster Radios auf WSM Nashville spielt der Folkmusiker Dylan-Coverversionen von afroamerikanischen Musiker:innen.
Bob Dylan entdeckte er 1995 in einer TV-Dokumentation über die Rockmusik, erstmals sah er ihn 1999 im Konzert mit Paul Simon und 2011 traf er ihn dann sogar persönlich, als er mit den Carolina Chocolate Drops im Vorprogramm Dylans spielte. So wie er es erzählt, merkt man Dom Flemons in seiner Dylan-Spezialausgabe seines „American Songster Radio“ die Begeisterung an. Dylan war es, der ihn zum Gitarre spielen, zum Musik machen brachte.
Zusammen mit seiner Frau Vania – ich durfte die beiden 2019 am Rande des Chicago Bluesfestivals kennenlernen – führt er durch die Sendung bei WSM Nahville (dem Grand Ole Opry-Kanal!), in der er Dylan-Coverversionen von afroamerikanischen Künstler:innen spielt. 11 Stück sind es, am Ende auch sein eigenes neues Dylan-Cover „Guess I’m Doing Fine“, von dem hierzulande am 24. März digital und am 21. April auf CD erscheinenden Album „Traveling Wildfire“.
Dylans große Akzeptanz bei afroamerikanischen Musiker:innen
In meinem Buch „Bob Dylan & Black America“ (2021) habe ich geschrieben: „Kaum ein weißer Songwriter-Kollege von Bob Dylan hat in der schwarzen Music Community solch einen Stand wie der Songpoet aus Minnesota“. Flemons Radio-Show zeigt es nochmal deutlich. Dylans Lyrik, Dylans Themen, sein Blick auf Menschen, Beziehungen und Ereignisse spricht die afroamerikanischen Künstler:innen an. Seine Musik und seine Bildsprache sind geschult an afroamerikanischen Vorbildern. Gleichzeitig weiß die African American Community, dass Dylan nicht einfach ein rücksichtloser Aneigner ist, sondern wirkliche Empathie und Sympathie für Black America hat. Vor der Musik Little Richards und Odettas über seine Bürgerrechtssongs, seine Freundschaften zu schwarzen Musiker:innen wie Mavis Staples, Big Joe Williams oder Clydie King, sein Engagement für Rubin „Hurricane“ Carter bis hin zu seiner Verbundenheit zur schwarzen Gospelmusik oder seine Elogen an Blind Willie McTell oder Jimmie Reed – Dylan war und ist der schwarzen Community in den USA vielfältig verbunden.
Von Billy Preston bis zu den McCrary Sisters
Und so haben über die Jahre eine Vielzahl von schwarzen Musiker:innen Dylan-Songs aufgenommen. Und Flemons kann hier auch nur einen ausgewählten ganz kleinen Bruchteil spielen. Und so hören wir in dieser Sendung weniger bekannte Pretiosen wie Billy Prestons 1969er Version von „She Belongs To Me“ oder die mit Dylan ebenfalls freundschaftlich verbundene McCrary Sisters mit „Ring Them Bells“ ebenso wie Klassiker wie Sam Cookes Version von „Blowin‘ In The Wind“, die ihn zu seinem eigenen „A Change Is Gonna Come“ inspirierte oder Odettas Version von „Lomg Time Gone“, von ihrem 1965er Dylan Coveralbum. Und nicht fehlen dürfen natürlich auch Richie Havens „Just Like A Woman“ vom 1992er Tribute-Konzert, die ich heute sehr viel mehr schätze als damals, und Bettye LaVettes „Don’t Fall Apart On Me Tonigh“ von ihrem Dylan Cover-Album von 2018. Ihre Version des weniger bekannten „Infidels“-Song ist quälend und anklagend und geht unter die Haut. Hier singt jemand, der die Situation des Verlassenwerdens leider nur zu gut kennt.
Und wie oben erwähnt beendet Flemons die Sendung mit seiner schönen neuen Version von „Guess I’m Doing Fine“ mit Sam Bush an der Geige. Eine hörenswerte Sendung und wieder eine wichtige afroamerikanische Musikgeschichtsstunde vom „American Songster“, Mr. Dom Flemons.
Und hier die Dylan-Radio-Show des American Songster:
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