Jimmie Rodgers (1897 – 1933) wird allgemein als Vater der Country-Music bezeichnet. Er adaptierte den althergebrachten Hillbilly-Stil des armen weißen Südens, kombinierte ihn mit dem schwarzen Blues, ergänzte die Fusion mit den traurigen „Blue Yodels“ und zeigte sich offen auch für Einflüsse aus Jazz- und Schlagermusik. Dazu sang er Texte, die vom wirklichen Leben handelten. Die Melange zeigte ihre Wirkung: Rodgers war der erste populäre „Country-Star“ – den Begriff gab es damals noch nicht – und Vorbild für viele Künstler bis hin zu Bob Dylan.
Der hat bereits 1997 seinem Idol mit der „All-Star“-CD „The Songs of Jimmie Rodgers – A Tribute“ ein Denkmal gesetzt. Er selber steuerte die Liner-Notes sowie das Cover von „Blue Eyed Jane“ bei. Bereits 1985 äußerte sich Dylan voller Bewunderung über Rodgers: „The most inspiring type of entertainer for me has always been somebody like Jimmie Rodgers, somebody who could do it alone and was totally original. He was combining elements of blues and hillbilly sounds before anyone else had thought of it. He recorded at the same time as Blind Willie McTell but he wasn’t just another white boy singing black. That was his great genius and he was there first… he sang in a plaintive voice and style and he’s outlasted them all.”
Bereits 1969 hatte „Bakersfield- Rebel“ Merle Haggard dem „Singin’ Brakeman“ ein Tribut-Album gewidmet. Haggard war aufgrund seines Hippie-Spottlieds „Okie from Muscogee“ und seinen Besuchen bei Nixon und Reagan nicht unumstritten, ist aber als Chronist amerikanischer Lebensrealität ein eben solcher kritischer Freigeist wie seine Freunde Willie Nelson, Keith Richards und Johnnny Cash. Dass ihn sogar Joan Baez gecovert hat, beweist seine Anerkennung im Kollegenkreis. Haggard zeigt mit diesem Album ebenso wie bei seinen eigenen Songs sein Gespür für das Leben der einfachen Menschen und steht damit eindeutig in der Tradition von Jimmie Rodgers.
Auf Rodgers folgten Country-Sänger wie Lefty Frizell und Merle Travis, die sich sehr an Jimmie Rodgers Stil orientierten. Der eine – Lefty – soll ihn so gut imitiert haben, dass auf so manche Rodgers-Kompilation auch schon mal eine Frizell-Version rutschte, der andere – Merle – hat Jimmies Sangeshaltung abgeschaut und übernimmt in der Instrumentierung so manche Anregung Rogers’. Travis wiederum war einer der ersten Country-Musiker, der eine elektrische Gitarre benutzte. Damit wiederum inspirierte er den Kreis der Musiker aus Bakersfield, die dem milden Nashville-Sound den elektrisch aufgeladenen eher rockigeren Bakersfield-Sound entgegen setzten, der wiederum Grundlage für Merle Haggards Stil war.
Bob Dylan wiederum ist ein großer Verehrer von Querkopf Haggard. Zweifach erwies er ihm Tribut. 2005 ließ er ihn sein Vorprogramm bestreiten, 2007 setzte er ihm mit seinem direkt auf Haggard bezogenen „Working Man’s Blues #2 ein Denkmal. Und es ist sicherlich mehr als eine Fußnote, dass die neuen Sterne am Americana-Himmel, die Felice Brothers, als eine ihrer wenigen Coverversionen Jimmie Rodgers’ „T for Texas“ eingespielt haben.
Bleibt festzuhalten: Mit Jimmie Rodgers fing wirklich vieles in der amerikanischen Populärmusik an. Im Grunde ist er mehr als der Vater der Country-Music. Er ist der Vater des Americana überhaupt.
Schlagwörter: Americana, Bob Dylan, Country, Jimmie Rodgers, Merle Haggard, Merle Travis, The Felice Brothers
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