Ry Cooder

Er ist eine wirkliche Musiklegende. Wobei er weniger als Solokünstler in der ersten Reihe, denn als Soundtrack-Komponist (Paris, Texas), Weltmusik-Projektförderer (Buena Vista Social Club u.a.) und Slide-Guitar Sidekick der Extraklasse für so berühmte Kollegen wie Eric Clapton oder Bob Dylan bekannt geworden ist.

Es gibt da dieses schöne Video in dem Bob Dylan Woodys „Do Re Mi“ singt. Er macht es großartig. Aber er macht das auf einem Klangteppich, der sehr fein von Van Dyke Parks und eben Ry Cooder gewebt wird. Ry Cooder ist einer der wichtigsten Musiker und stillen Stars der US-Musikszene und auch einer, der schon Americana gemacht hat, als dieser Begriff noch kein Label war.

Seine letzte Platte datierte aus dem Jahr 2012. Sein Album „Election Special“ hat schon damals vorweggenommen was bei einem republikanischen Wahlerfolg zu erwarten ist: Die Zerschlagung der staatlichen und sozialen Gemeinschaft der USA zugunsten der Interessen der Wirtschaft und eines christlich-fundamentalistischen Sozialdarwinismus. Donald Trump hat diese negativen Erwartungen noch einmal übertroffen.

Sein neues Album „The Prodigal Son“ vermisst nun das moderne Amerika mittels traditioneller Songs von den Pilgrim Travellers, den Stanley Brothers, Blind Willie Johnson sowie eigenen Kompositionen von Cooder. „Es ist“, so Cooder, ein rascher Kommentar zur unserer von kränkelnder Moral gekennzeichneten Lage…Ich verbinde die politisch-ökonomische Dimension mit dem Seelenleben der Menschen, denn die Menschen werden in unserer heutigen Welt von allen Seiten gefährdet und unterdrückt.“

Es ist also eine sehr dunkle, ernste Lagebeschreibung, die Cooder da abliefert. Und so spürt Cooder beim Hören und spielen dieser Songs Ehrfurcht und Respekt. Denn ganz nach der Krankenpflege-Ausbilderin seiner Enkelin, die aus Kaschmir stammt, soll nicht Religion gelehrt werden, sondern Respekt und Ehrfurcht.

Und so verlässt Cooder trotz seines lupenreinen Americana-Albums den typisch-amerikanisch-konservativ-gottesfürchtigen Referenzrahmen zugunsten eines wahren Humanismus. Und bleibt so auch mit 70 Jahren. ein unbequemer weltoffener Mahner.

„The Prodigal Son“ erscheint am 11. Mai bei Caroline (Universal Music).



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