The Bickenbach, Texas Home Office Diary (6)

From Sand Rabbit Town into the whole wide world

Howdee Everyone,
heute geht es nach Nashville!

Da in diesen Zeiten die Bereiche Kultur und Geselligkeit vollends eingestellt sind, sind auch wir abends in den eigenen vier Wänden auf uns selbst geworfen. Da besteht die Gefahr, dass sich der Fernsehkonsum drastisch erhöht. Zum Glück ist das TV-Programm so schlecht. Wenn nicht Infosendungen zu Corona gezeigt werden, dann laufen Krawalltalkshows zum Thema Corona. Alles was nicht Corona zum Thema hat und im TV gezeigt wird, sind Krimis. Schwer zu ertragen.

Daher haben wir echt Gück, dass wir schon seit vielen Wochen und vor der Coronakrise begonnen haben, alle DVDs der Fernsehserie „Nashville“ nach und nach zu schauen. Alle Staffeln von 2 – 6, die erste hatten wir schon vor wenigen Jahren geschaut. Jetzt wurden die restlichen Staffeln endlich auch hierzulande erhältlich.

Und es lässt sich wirklich sagen: eine absolut gelungene Serie. Sie ist unterhaltsam, weil sie auf gelernten Motiven und Serienmustern wie „Dallas“ oder „Denver“ aufbaut und sie in die Jetztzeit (also vor Corona) und den Mikrokosmos des Countrybusiness überführt.

Da ist die sympathische Hauptfigur Rayna James (Connie Britton), ihre Gegenspielerin, die aufstrebende, weniger sympathische Juliet Barnes (Hayden Panetierre). die Manager der beiden, Raynas Familie (Ihr Mann ist der Bürgermeister von Nashville!) mit den beiden Töchtern als Nachwuchscountrysängerinnen sowie Raynas Vater, der sein Wirtschaftsimperium mit krummen Geschäften aufgebaut hat und wohl auch am Toid von Raynas Mutter nicht unschuldig ist. Und da ist Deacon Claybourne, früherer Lebenspartner von Rayna, der mit ihr immer noch zumindest musikalisch kooperiert.

Neben den arrivierten Stars Rayna und Juliet gibt es noch die jungen Musiker-Freunde Gunnar, Zoe, Avery, Scarlett und Will. Während Will schwul ist, sind die vier anderen in verschiedenen amourösen, aber auch musikalischen („The Exes“, „The Triple Exes“) Konstellationen unterwegs. Dies ist die Grundgeschichte, die in den 6 Staffeln auf die beste weiterentwickelt und kräftig durchgemischt wird. Die Beschreibung des Country-Business ist äußerst gelungen – bis hin zur Problematik schwuler Countrysänger und dem teilweise christlich-fundamentalistischen Countrypublikum. Mehr über die Kultserie demnächst bei country.de!

Ja, Nashville. Die Serie erinnert uns natürlich an unsere diversen Aufenthalte in der „Music City USA“, die für uns immer eine große Freude waren. Eine starke Beziehung zu Nashville hat auch Mr. Bob Dylan. Hier hat er in 1960ern eine Reihe von Alben aufgenommen, hier hat mit Johnny Cash Aufnahmen gemacht und seine Country-Platte hieß ja auch „Nashville Skyline“. Und nun hat er als Heimstätte seiner Whiskymarke „Heaven’s Door“ die Tennessee-Metropole ausgewählt. Hier entsteht in einer säkularisierten Kirche südöstlich des Broadways, in „SoBro“, eine Distillery mit Showroom, Ausstellungsräumen und Konzertsaal. Noch im September dieses Jahres soll das Haus eröffnen.

Für diesen Herbst ist dann in Nashville dann auch die Eröffnung des National Museum Of African American Music geplant. Am 3. September soll das Museum öffnen, das den Einfluss der afroamerikanischen Community auf alle US-Musik-Genres darstellen soll. Also nicht nur Blues, Jazz, Soul oder Hip Hop, sondern eben auch Klassik, Country oder Pop. Dieses Museum in Nashville zu verorten wurde von einigen recht kritisch gesehen. Sie meinten das wäre spalterisch, da ja in der Country Hall of Fame and Museum auch die schwarzen Wurzeln der Countrymusik aufgezeigt würden. Die ist zwar nicht falsch, aber eben auch nicht die ganze Wahrheit. Denn die weitere Geschichte, die nach den Anfangsjahren der Old Time Music, dort erzählt wird, ist eine weiße Geschichte. Dass aber die musikalischen Erfolge eines A.P. Carter, eines Bill Monroe oder eines Hank Williams ganz direkt ohne schwarze Helfer oder Lehrer gar nicht möglich gewesen waren, dass in den 1940er Jahren das schwarze Opry-Mitglied DeFord Bailey rausgemobbt worden ist (ein Stück Musik von ihm siehe unten), oder dass Countrymusik auch in der schwarzen Community der Südstaaten angesagt ist, dies erfährt man dort nicht. Das neue Museum ist wichtig, richtig und hebt auch die musikalische Segregation – hier das schwarze Blues-Memphis, dort das weiße Country-Nashville – endlich auf. Yes, Nashville wird bunt!

Ob diese beiden Eröffnungen so wie geplant stattfinden, ist allerdings nun angesichts der Corona-Krise nicht mehr so sicher. Die Tage telefonierten wir Thomm Jutz, einem deutschen Bluegrass, Folk- und Countrymusiker und Songwriter, der seit vielen Jahren in der Nähe der Music City lebt. Seinen Erzählungen zufolge ist die Stadt derzeit nicht wiederzuerkennen. Alle Honky-Tonks, Musikkneipen, Clubs und Konzerthallen sind geschlossen. Gerade erst hatte man einen schweren Sturm überstanden, nun ist die ganze Stadt durch den Virus lahmgelegt. Mehr zu Thomm Jutz, seinem neuen Album und seinem Selbstverständnis als Musiker und Songwriter gibt es in Kürze auf country.de zu lesen.

Wir jedenfalls hoffen, Nashville vielleicht nächstes Jahr schon wiederzusehen. Und bestenfalls ist dann nicht nur Corona, sondern auch Trump bereits Geschichte. Träumen muss man in diesen Zeiten auch können.

Soweit für heute. Bis Morgen & bleibt gesund!
Best
Thomas

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