„Catfish“ – ein Bob Dylan-Roman

CatfishWas soll man dazu sagen? Mal keine Biographie, keine Textexegese, kein Songbuch und keine dylanologischen Betrachtungen und Reflexionen über Dylans Werk aus musiksoziologischer, gesellschaftspolitischer oder religiöser Sichtweise. Nein, hier geht es um eine ganz subjektive Suche eines Fans nach der Person Bob Dylan. Der Rolling Stone-Autor Maik Brüggemeyer (Jahrgang 1976) hat darüber ein Buch geschrieben. Und das ist gut so. Ist es doch – bei aller Kritik, die wir daran haben und die wir noch äußern werden – ein lobenswertes Unterfangen, eine neue Herangehensweise für eine neue Generation von Dylan-Fans zu proben.

War Dylan in den 90ern noch ein „Has Been“, dessen Konzerte hauptsächlich von langjährigen Hardcore-Fans getragen wurden, ist seit seinem Comeback in den Jahren 1997 – 2006 eine neue jüngere Fangemeinde nachgewachsen. Vorbei die Zeiten, als Dylan im März 1995 die damalige Unterfrankenhalle in Aschaffenburg gerade einmal zur Hälfte füllen konnte. Brüggemeyer ist auf Konzertreise mit Dylan seit Sommer 1995, nachdem er ihm ein paar Jahre vorher in der Kolpingjugend nahegebracht wurde. Einer der älteren Jugendgruppenleiter erzählte von Bob als Catfish. Catfish als Synonym für den Gambler und Trickser, dem Dieb aus Liebe.

Und Brüggemeyer verehrt diesen Catfish/ Dylan so sehr, dass er in seinem Roman sogar wörtlich auf die Suche geht. Er sucht ihn in New York. Das ist naheliegend, doch allzu eindimensional. Man kann Dylan genauso gut suchen und nicht finden in den Highlands (das ist angeblich sein Herz), in Nashville, in Malibu, in Minnesota, in Memphis, Tennessee oder Mobile, Alabama. Gerade im Süden – Birthplace of American Music und Heimat des Catfish, dem Wels als Grundnahrungsmittel dieses Landstrichs – wäre vielleicht mindestens genauso lohnend gewesen.

Die Struktur des Roman ist einfach: Der Autor trifft die verschiedensten Personen, allesamt dylanesk bis er schließlich den wahren Bob findet und mit ihm auf Zirkus-Tour (oder ist es die Rolling Thunder-Review?) geht.

Mit Bob spricht er viel. Dabei ist Bob im wahren Leben gar nicht so gesprächig. Und der Autor ist als großer Dylan-Freund auch ein guter Kenner. Seitenlang gießt er Songtexte, Interviewpassagen und sonstige Dylan-Zitate in Dialogform. Was am Anfang noch interessant, vielversprechend und frisch wirkt, wird mit der Zeit überstrapaziert. Dylan-Fans kennen diese Zitate, andere nicht. Die wundern sich nur. Und die Dialoge sind nur selten lebendig, am Ende wirken sie durchaus auch mitunter gezwungen und ermüdend, hat der Autor den Bogen überspannt.

Sicher, dieser Roman gibt nicht vor, Dylan zu finden. Er stellt nur eine Möglichkeit der Suche dar. Damit bringt Brüggemeyer sicher den einen oder anderen neueren Dylan-Fan zum Nachdenken über das Objekt seiner Obsession und sich selbst. Die Flamme muss schließlich weitergetragen werden.

Viele Dylan-Fans werden den Roman kaufen, weil sie ohnehin alles über Dylan kaufen. Und letztendlich dann ebenso – wie der Verfasser dieser Zeilen trotz aller Kritik – zufrieden sein: Auch dieses Buch belegt – es geht weiter, immer weiter: „Keep on keeping on!“

Maik Brüggemeyer, „Catfish. Ein Bob Dylan-Roman“, Metrolit-Verlag, 22 Euro.

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