Sie ist die drittgrößte Stadt der USA: Chicago. 1833 gegründet wurde sie ab Mitte des 19. Jahrhunderts als Eisenbahnknotenpunkt, mit der Lage an der Mündung des Illinois Waterway (Verbindung zum Mississippi), mit der Wasserverbindung zum Atlantik und zu New York zu einer der wirtschaftlich bedeutendsten Städte Nordamerikas.
Chicago war Hauptumschlagplatz für langwirtschaftliche Produkte und Rohstoffe und wurde zu einer der am stärksten wachsenden Industriezentren in den Staaten. Anfang des 20. Jahrhunderts stieg Chicago zum „Schweineschlachter für die Welt“ auf. Seine Schlachthöfe und die Fließbandproduktion in der Fleischverarbeitung waren weltweites Vorbild.
Brecht ließ sich hiervon für seine „Heilige Johanna der Schlachthöfe“ inspirieren und auch die amerikanische Gewerkschaftsbewegung entstand hier am Lake Michigan. Auch die heute noch existierende Gewerkschaft „Industrial Workers of the World (IWW)“, deren Mitglieder auch „Wobblies“ genannt wurden, hatte hier ihren Ursprung. Aber auch die Gewerkschaft der schwarzen Eisenbahnschaffner – Brotherhood of Sleeping Car Porters – hatte in der Eisenbahnstadt eine besondere Bedeutung und heute gibt es hier ein Museum zur Geschichte der Organisation.
Für die afroamerikanische Community hat Chicago eine besondere Bedeutung, denn sie war seit jeher von der Migration der Schwarzen aus dem Süden geprägt. Ob wegen der Flucht aus der Sklaverei oder später wegen der Arbeit, die es hier im Gegensatz zum armen und immer noch vom Rassismus geprägten Süden gab, oder auch wegen der Musik. „Durch eine große wirtschaftlich bedingte Migrationsbewegung zu Beginn der 1920er Jahre sowie die Schließung des Vergnügungsviertels Storyville in New Orleans verlagerte sich das musikalische Zentrum des Jazz zusehends nach Chicago“ (Wikipedia). Louis Armstrong lebte und arbeitete hier. Und auch die armen Schwarzen aus dem Süden brachten ihren einfachen Country-Blues mit, der in der Metropole elektrifiziert wurde. Es entstand der Chicago Blues mit seinen bekannten Muddy Waters oder Howlin‘ Wolf.
Und natürlich ist Chicago auch als Stadt von Gangstern und Mafia bekannt geworden. Al Capone hieß der legendäre Mafiaboss, der sein Imperium während der Prohibitionszeit schuf.
Heute ist die „Windy City“ Sitz drei wichtiger Börsen, wird gerne als Filmkulisse benutzt, hat aber auch einen zweifelhaften Ruf, die Stadt mit der höchsten Mordrate in der USA zu sein. Es sind die Gangsterkriege in den armen Schwarzenvierteln im Süden und Westen der Stadt, die so viel Gewalt hervorbringen. Der Tourist im Zentrum der Stadt wird nicht viel davon mitbekommen.
Chicago ist sicherlich einer der interessantesten und vielfältigsten Städte der USA. Zeit, dass wir sie endlich persönlich kennenlernen.
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