Archive for Juni 2023

Bob Dylan begeistert im Baskenland

21. Juni 2023

19. und 20. Juni 2023, Donostia-San Sebastian, Kursaal

Ohne Bob Dylan wären wir wahrscheinlich nie nach San Sebastian gekommen, dessen baskischer Name „Donostia“ uns ehrlicherweise vorher auch nicht geläufig war. Als wir feststellten, dass wir nach den anstrengenden Corona-Jahren endlich mal wieder einen Strandurlaub brauchten, und der nächste USA-Trip noch etwas warten müsste, war es ein Wink des Schicksals, dass Bob Dylan eine ausführliche Spanien-Tour plante. Hatten wir zuerst auf Granada und die Alhambra geschielt, erschien uns dann die dort naheliegende Küste als zu touristisch überlaufen und der weg von Küste zu Konzert als zu aufwendig. Donostia-San Sebastian machte das Rennen. Mehrere Stadtstrände, eine eigene Kultur, Sprache und Kulinarik – diesen Teil von Spanien kannten wir noch nicht. Und gleich zwei Konzerte in der Stadt. Wow! Da ging es also hin.

Etwas mehr als eine Woche waren wir schon in der Stadt, hatten uns dort zwischen Strandleben, Altstadt, Gros und gutem Essen und Trinken eingegroovt, als die Konzerte näher rückten. Schon einen Tag vorher schauten wir uns beim nah an der Konzertstätte Kursaal gelegenen Hotel um und tatsächlich sahen wir dann Drummer John Pentecost, als er sich vom Hotel in die Altstadt – und vielleicht zum Strand? – aufmachte.

Der erste Abend

Am Tag des ersten Konzerts sahen wir natürlich die Ankunft der legendären schwarzen „Beat The Street“-Busse aus Österreich und beobachteten eine Zeit lang das Treiben rund um den Hintereingang des Kursaals. Nach einem leichten Abendessen direkt gegenüber vom Haupteingang, stürzten wir uns dann gegen 18.45 Uhr ins Getümmel.

Die Spanier:innen nahmen sich sehr viel Zeit. Viele kamen erst kurz vor knapp von der Kursaal-Bar ins Auditorium, während wir nach dem Kauf des obligatorischen Tour-Shirts mit seinem rätselhaften Motiv „Der Bogatyr“ – hier der Wikipedia-Eintrag zu der historischen Figur Ilja Muromez, die mich an die in der Kindheit von mir geliebte Puppenmärchen-Serie „Die Abenteuer des starken Wanja“ erinnert: https://de.wikipedia.org/wiki/Ilja_Muromez – gleich unsere Plätze einnahmen und den schönen Saal bewunderten.

Als dann wirklich alle kurz nach acht ihre Plätze einnahmen, waren wir begeistert von der Sicht. Durch die relativ niedrige Bühne, dem ansteigenden Zuschauerrängen und dem Umstand, dass Dylan am kleinen Flügel nun mitten auf der Bühne sitzt und steht, hatten wir aus der 11. Reihe den besten Blick auf Dylan seit Jahren.

Nachdem die ersten beiden Songs „Watching The River Flow“ und „Most Likely Go Your Way (And I’ll Go Mine)“ noch mit Soundproblemen zu kämpfen hatten und Dylans Stimme schwer zu hören war, hatte der Mann am Mischpult ab dem dritten Song alles geregelt und ein wunderschönes Konzert nahm Fahrt auf.

Erster großer Höhepunkt war „When I Paint My Masterpiece“. Sozusagen die Blaupause für das aktuelle Dylan’sche Konzertkonzept. Dylan trägt die erste Strophe nur mit geringer Begleitung vor, deklamiert den Text zur Musik und ehe die restlichen Musiker einstimmen und schließlich die Konturen des Stückes finden. Das hat etwas von in die Songs hineintasten zu tun und ist die musikalische Entsprechung des Dylan’schen Umgangs mit Songtexten, die er vor 50 Jahren und mehr geschrieben hat. Der 82-jährige kann die Songs nicht so singen wie sein damals 30-jähriges Ich. „Was wollte ich damals sagen, was hat das mit mir heute zu tun und wie denke ich jetzt drüber?“ könnten die Fragen gewesen sein, als Dylan diesen Song neben die neuen Stücke von „Rough & Rowdy Ways“ gestellt hat. Bei „Masterpiece ist es die Einsicht, dass man mit über 80 weiß, dass es einem immer noch umtreibt, ein „Masterpiece“ zu malen. Die Arbeit daran hört nie auf. Auch eine Einsicht die Dylan weiterhin zur konzertanten Rastlosigkeit antreibt.

„Masterpiece“ jedenfalls kommt dem Meisterstück schon recht nahe an diesem Abend. Es ist faszinierend, Dylan und seiner Band durch den Song zu folgen und ein wunderschönes Mundharmonika-Solo macht das Ganze dann zu einem erhabenen Ereignis.

Zweiter Höhepunkt des Abends ist dann „I’ll Be Your Baby Tonight“. Der Song beginnt als Gospel, mutiert zum Rock’n’Roll, um dann wieder zum Gospel zu werden. Mit diesem Song, eigentlich ein ganz klar sexuell aufgeladenes Stück, hebt Dylan wieder einmal die Trennung zwischen religiösen und weltlichen Liebesliedern auf und unterrichtet uns gleichzeitig in Musikgeschichte. Der Rock’n’Roll genauso wie der Soul hat seine Wurzeln auch im Gospel und wer sich fragt, woher die Extase, die Körperlichkeit und Little Richards „A-WOP-BOP-A-LOO-BOP-A-WOP-BAM-BOOM eigentlich stammen, der könnte in den Pfingstler-Kirchen des amerikanischen Südens fündig werden.

Nächster Höhepunkt: Key West. Bob Dylans Utopie auch hier ganz eindeutig und verständlich deklamiert. Doch Dylan bleibt auch hier nicht stehen. Gegen Ende des Songs ändert sich der Rhythmus, es wird atmosphärisch dunkler und treibender. Ein Abgesang auf die schöne Utopie, der doppelte Boden, der hier vielleicht nötig ist? Dylan gelingt es auch an diesem Abend seinen Songs immer neue Wendungen zu geben.

Nach „Key West“ stellt er seine Band vor. Er hat sichtlich Spaß an der Arbeit seiner Mitmusikanten. Er fordert von jedem eine kleine Kostprobe seines Könnens ein und macht freundliche Scherze über Doug Lancio und Tony Garnier. Überhaupt wirkt er an diesem Abend sehr aufgeräumt und bedankt sich mehrmals zwischen den Songs beim Publikum.

Nächster Höhepunkt: „Mother Of Muses“ singt er dann wieder so herzergreifend, dass Tränen kommen und bei den Zeilen

„Sing of Sherman – Montgomery and Scott
Sing of Zhukov and Patton and the battles they fought
Who cleared the path for Presley to sing
Who carved out the path for Martin Luther King“

spontan Applaus erschallt.

Das Konzert biegt in die Zielgerade ein und beim letzten Stück „Every Grain Of Sand“ entfaltet sich dessen überirdische Atmosphäre. Alles wirkt vorbereitet für ein weiteres Dylan-Mundhamonika-Solo, doch Dylan bleibt lieber am Klavier. Danach folgen lautstarke, stehende Ovationen und Bravo-Rufe, denen Dylan mit einer kleinen Triumphgeste entgegnet. Großartig!

Doch für Schwelgereien bleibt keine Zeit. Schnell geht das Saallicht an und die Spanier:innen drängen nach draußen. So entspannt sie vor dem Konzert waren, so unbegreiflich hektisch agieren sie nach Konzertende. Mal schauen, wie es morgen wird. Der heutige Abend war grandios. Wir freuen uns auf morgen.

Der zweite Abend

Schrieb ich im Herbst 2022 über die Berliner Konzerte noch, jedes sei anders gewesen, so trifft dies diesmal nicht zu. Nur in Nuancen verändert Dylan das Konzert, das abermals ein sehr starkes ist. Die Glanzpunkte sind auch am zweiten Abend im Kursaal die gleichen. „I Contain Multitudes“ und „Crossing The Rubicon“ schließen diesmal noch zu den Höhepunkten auf, weil Dylan sie noch prononcierter intoniert als am Abend zuvor. Etwas ab fällt dagegen „To Be Alone With You“, das seltsam unentschieden zwischen alter und neuer Bedeutung mäandert. Und mit „Old Black Magic Called Love“ geht er wieder auf Nummer sicher.

„Key West“ hat am zweiten Abend nicht die Atmosphäre des Abgesangs auf die Utopie, bleibt aber trotzdem sehr dicht. Auch „Masterpiece“ ist wieder ein weiteres Glanzlicht. Auch wegen des Mundharmonika-Solos.

Dass Dylan bei dieser Sommer-Tour großen Spaß hat, beweist wieder die Vorstellung der Band. Dylan lacht sich über Tonys Kurz-Solo sichtlich schlapp. Das tut allen gut.

Bereits beim Harp-Solo von „Masterpiece“ kommen einem jedoch die Tränen, wird einem wehmütig. Es ist das zweite und wahrscheinlich letzte Konzert Dylans, dass wir in diesem Jahr sehen werden. Was nächstes Jahr sein wird, wer weiß? Offiziell endet ja dann die RARW-World Tour.

Und so schickt uns Dylan mit einem erneut hinreißenden „Every Grain Of Sand“ voller Wehmut hinaus in die regnerische Nacht in Donostia. Es war toll, ihn wieder gesehen und gehört zu haben. Wie freuen uns auf alles, was da noch kommt. So vital und entspannt wie er aber diesmal aufgetreten ist, verbindet sich die Wehmut dann doch letztlich wieder mit Hoffnung. Weiter geht’s, Bobby!

Setlist der beiden Konzerte:

1.           Watching The River Flow

2.           Most Likely You Go Your Way (and I’ll Go Mine)

3.           I Contain Multitudes

4.           False Prophet

5.           When I Paint My Masterpiece

6.           Black Rider

7.           My Own Version of You

8.           I’ll Be Your Baby Tonight

9.           Crossing The Rubicon

10.         To Be Alone With You

11.         Key West (Philosopher Pirate)

12.         Gotta Serve Somebody

13.         I’ve Made Up My Mind To Give Myself To You

14.         That Old Black Magic

15.         Mother of Muses

16.         Goodbye Jimmy Reed

17.         Every Grain of Sand

Die Lovesongs von Bob Dylan

9. Juni 2023

Die Songwriter-Legende hat neben Protestsongs, surrealen Tagträumen, Gesellschafts- und Geschichtspanoramen oder dunkle Lieder über Vergänglichkeit auch einige der schönsten Liebeslieder geschrieben. Eine Annäherung.

Copyright: Columbia Records

Auf dem Backcover von „Shot Of Love“ aus dem Jahr 1981 ist – wie ich meine – eines der schönsten Bilder von Dylan überhaupt zu finden. Dylan – wohl verliebt und erwartungsvoll – begutachtet eine Rose. Vielleicht übergibt er sie im nächsten Moment seiner Liebsten? Geschossen hat das Bild Dylans langjähriger Freund und Partner in Filmprojekten, Howard Alk. Es sticht aus den vielen Bildern Dylans heraus, weil er hier mal nicht cool oder gelangweilt aussieht, sondern als ein Mann der Emotion und wohl auch klaren Absicht dargestellt wird. Kein Wunder, heißt das Album doch „Shot Of Love“ und im Titelsong bekräftigt Dylan ja auch, wie sehr er einen „Schuss der Liebe“ jetzt bräuchte.

Das Album enthält neben den letzten Ausläufern seiner missionarischen Tätigkeit („Property Of Jesus“) und Songs für die Ewigkeit (Every Grain Of Sand) auch einen seiner schönsten Lovesongs: Das funkige „Watered Down Love“ bricht eine Lanze für die wirkliche, wahrhafte Liebe und lehnt die „verwässerte“ ab.

In der Tat, der vor mir sehr geschätzte Musiker Bernd Hoffmann wird nicht müde es zu betonen: Dylan hat auch die schönsten Lovesongs geschrieben. Mit denen will ich mich ein bisschen beschäftigen, denen versuche ich mich anzunähern.

Fünf Spielarten von Lovesongs habe ich im Dylan’schen Werk identifiziert. Da sind die Songs, die wahre Liebe beschwören, dann gibt es die „I don’t love you“-Songs. Das Genre hat Dylan im Grunde erfunden. Dann gibt es noch die traurigen oder nachdenklichen Songs über verlorene oder unklare Liebe. Dann gibt es die Liebeslieder, von denen man nicht genau weiß, an wen sie sich richten. An eine Frau, an einen Gott? Und zuletzt kamen noch die Songs zu, die vieldeutig und dunkel sowohl als Lovesong oder als Mörderballade deutbar sind.

Die Songs von wahrer Liebe

Copyright: Columbia Records

Einer meiner Favoriten ist hier „Love Minus Zero/ No Limit“, das Dylan wohl für Sara geschrieben hat. Er singt zärtlich über die Geliebte, voller Beschützerdrang. Und es wird hier deutlich, wie sehr ihre Anwesenheit ihn beruhigt. Sie gehört nicht zu den Sprücheklopfern, ewigen Diskutierern mit starken Worten. Ihre Klugheit ist die Ruhe und Selbstverständlichkeit mit der sie ihn liebt.

„I Want You“ ist auch so ein Stück aus dieser Zeit. Um Dylan herum ist Remmidemmi, ein Jahrmarkt der Eitelkeiten, ihm ist das alles zu viel, er will eigentlich nur an seine Geliebte denken.

Auch als eine Art Lovesong kann das wunderschöne „Emotionally Yours“ (1985) gelesen werden. Er hat, so sagt die Dylan-Forschung, für Elisabeth Burton geschrieben, die beiden standen sich damals wohl recht nahe.

Aus jüngerer Zeit ist natürlich „Make You Feel My Love“ zu nennen, eine einzige bombastische Liebeserklärung mit für Dylan ungewohnt simplen Bildern, die es in der Pop-Lyrik schon immer gegeben hat. Aber wie er es singt, und wie er die Bilder zu einem Song zusammenführt, ist große Klasse und der Song ist einer der meistgecoverten des Meisters.

Ich lieb‘ Dich nicht

„Don’t Think Twice, It’s Allright“ und It Ain’t Me Babe“ sind Songs, die es bis dahin nicht gegeben hat. Da singt nicht einer über die Freude, geliebt zu werden. Nein hier ist jemand genervt, von einer Person, die vorgibt ihn zu lieben. Und Dylan sagt es klipp und klar: „Denk nicht drüber nach, ist schon okay“ und „Ich bin es nicht“.

Songs über vergangene und verlorene Liebe

Dylan hat ein ganzes Album über das Ende einer Liebe gemacht. „Blood On The Tracks“, das traurige Trennungsalbum zum Scheitern seiner Ehe mit Sara. Da sind tieftraurige Songs wie „You’re A Big Girl Now“ aber auch wütende wie „Idiot Wind“. Für mich die beiden schönsten sind „Shelter From The Storm“ und „Simple Twist Of Fate“. „Shelter“ zeigt nochmal die Basis der Beziehung zu Sara auf. Sie war jemand, die ihn aus dem Rockbusiness herausholte. Aus den Hahnenkämpfen, aus der Imagearbeit, den Intrigen, den Posen, aber auch aus den Zweifeln und dem Leistungsdruck. Bei ihr fand er Schutz und Geborgenheit. Daher war sie die ideale Partnerin, um aus dem Rockzirkus auszusteigen und eine Familie zu gründen. Als das alles Dylan wieder zu eng wurde, er wieder „on the road“ wollte, war es dann vorbei mit der großen Liebe.

Copyright: Columbia Records

„Simple Twist Of Fate“ erzählt von der kurzen, leidenschaftlichen Begegnung zweier Menschen. Der Sänger fragt sich, ob daraus etwas Richtiges hätte werden können. Hängt der Frau in Gedanken nach.

Frau oder Gott?

„I Believe In You“ (1979) ist eindeutig ambivalent. Dann schildert er, wie er für seine neue Liebe angefeindet wird. Und jeder denkt da natürlich an seinen neu gewonnen christlichen Glauben. Er glaubt an Gott. Wenn Dylan aber dann singt:

„I believe in you even through the tears and the laughter,

I believe in you even though we be apart

I believe in you even on the morning after

Oh, when the dawn is nearing

Oh, when the night is disappearing

Oh, this feeling is still here in my heart“

Dann klingt das doch auch sehr nach der Liebe zu einem Menschen.

Wenn wir dann noch wissen, dass es Frauen in seinem Umfeld waren, die ihn bestärkt haben, sich Gott zuzuwenden, dann kann es doch sein, dass sich beide Themen in Dylans Leben doch recht nah waren. „Precious Angel“ und „Convenant Woman“ legen Zeugnis dafür ab. Für mich war diese Ambivalenz dann auch mitentscheidend dafür, dass ich bei Dylan während der Jesus-Jahre geblieben bin.

Jüngstes Beispiel dieser Ambivalenz ist das wunderschöne „I’ve Made Up My Mind to Give Myself to You“ (2020). Wie schön er da voller Liebe und Hingabe singt! Das Gute am alten, immer noch gläubigen Dylan ist, dass er nicht missionieren will, dass sein Gott jetzt kein strafender Gott ist, dem man gehorchen muss, sondern einer, den man lieben kann.

Dylan ist als Schreiber von Lovesongs ein hemmungsloser Romantiker und als mittlerweile 82-jähriger älterer Herr hat sich sein Frauenbild in den 1960er Jahren gefestigt. So sehr er in den Songs wie wohl auch im Leben in einer Liebesbeziehung auch den Beschützerinstinkt einbrachte und sich gleichsam Geborgenheit wünschte, so hat er dennoch hat er immer auch den Kontakt zu „starken“, selbstbewussten Frauen gesucht. Mit Suze Rotolo, Mavis Staples, Joan Baez, Malka Marom und Patti Smith seien hier nur wenige beispielhaft genannt. Sich mit schönen, aber stummen Models zu umgeben wie andere Rockstars, war nie seine Sache.

Zwischen romantischer Liebe und Femizid

Copyright: Columbia/ Sony

In jüngster Zeit, oder sagen wir seit gut zehn Jahren, seit Tempest (2012) beschäftigt sich Dylan in einigen Songs mit dem schmalen Grat zwischen romantischer Liebe und krankhaftem Besitzanspruch. So hat Dylan-Experte Heinrich Detering den Song „Soon After Midnight“ als Bekenntnis eines Frauenmörders gelesen. Und auch die Dylan-Podcast-Macherin Laura Tenschert hat hier die „dünne Linie zwischen Liebessong und Mörderballade“ gesehen. Viele traditionelle Mörderballaden wie beispielsweise „Delia“ oder „T for Texas“ handeln ja von Femiziden aus gekränktem männlichem Stolz und Besitzanspruch.

Dylan scheint diese dünne Linie bewusst, sie scheint ihn zu interessieren. So sind die Live-Neuausrichtungen der Songs „To Be Alone With You“ und „I’ll Be Your Baby Tonight“ genau darauf ausgelegt.

Und so verändern sich über die Jahre auch Dylans Lovesongs. Von den hellen Liedern in der Frühzeit über die grauen Lieder der Trennungszeit, dem neuen Beschwören der wahren Liebe in den mittleren Jahren bis hin zu den dunklen, bösen, doppelbödigen Songs des Alterswerks. Auch das wieder eine Welt für sich im großen Werk des alten Barden, die noch genauer sich zu erkunden lohnt.