Ein Bob Dylan-Abend mit Martin Grieben, Frank Willi Schmidt & Thomas Waldherr
Copyright: Columbia Records
Am Donnerstag, 3. April, steht das monatliche Americana-Konzert des Bensheimer PiPaPo-Kellertheaters im Wambolter Hof ganz im Zeichen Bob Dylans. Die Musiker Martin Grieben und Frank Willi Schmidt nähern sich zusammen mit dem Musikjournalisten und Dylan-Kenner Thomas Waldherr mit Songs und Geschichten dem Dylan-Album „Blood On The Tracks“ an, das am 20. Januar 1975 veröffentlicht wurde und daher in diesem Jahr seinen 50. Geburtstag feiert. Konzertbeginn ist 20 Uhr, Einlass ist 19 Uhr. Karten gibt es in Kürze online unter www.pipapo-kellertheater.de .
„Viele Leute sagen mir, dass ihnen das Album gefällt. Ich kann das nur schwer nachvollziehen. Ich meine … Menschen mögen diese Art von Schmerz?“, sagte Bob Dylan zum Erfolg des Albums, das unbestritten als eines seiner Meisterwerke von gilt. Es ist Dylans „Trennungsalbum“. Die Zeit mit Sara scheint vorbei, die Veränderungen und Verwerfungen in seinem Leben sind wirklich schmerzhaft. Der Verlust der Liebe von/für Sara, der Verlust von Sara, die Trennung von Sara – all das tut höllisch weh. „Wie ein Korkenzieher in meinem Herzen“, singt er in „You’re Big Girl Now“. Der Song gehört mit „If You See Her, Say Hello“ und „You Gonna Make Me Lomesome When You Go“ zu den offensichtlichsten und persönlichsten Trauerverarbeitungen des Albums, während „Tangled Up In Blue, „Simple Twist Of Fate“ und „Idiot Wind“ dann wieder Geschichten erzählen, die wie bei Dylan üblich nicht immer für bare Münze genommen werden müssen, aber gerade deswegen große Songs sind.
Die Musiker Martin Grieben (Gesang, Gitarre, Mundharmonika) und Frank Willi Schmidt (Bass) sowie der Musikjournalist und Dylan-Kenner Thomas Waldherr bringen in ihrem Programm mit Musik und Geschichten alle Titel des Albums auf die Bühne, sowie zusätzliche, ausgewählte Dylan-Stücke. Martin Grieben ist dem Bensheimer Publikum von seinem Elvis-Abend in bester Erinnerung, Frank Willi Schmidt ist als Bassist in einer Reihe von musikalischen Projekten tätig, während Thomas Waldherr mit seiner Darmstädter Americana-Reihe Kooperationspartner des PiPaPo-Theaters ist.
Legendäres Gründungsmitglied von „The Band“ verstorben. Er war einer der Väter des Americana
Garth Hudson,Copyright: Capitol Records
Al Kooper nannte Garth Hudson einmal „den sanften Braunbären des Rock‘n’Roll“. Und das traf es auch wirklich. Denn wo Robbie Robertson, Levon Helm, Richard Manuel und Rick Danko ganz exaltierte (Künstler)-Persönlichkeiten waren, da war der ältere Hudson so etwas wie der ruhige Mann im Hintergrund. Er bildete das Fundament und man konnte sich an ihn anlehnen. Das war wichtig bei den großen Egos der anderen Mitglieder von „The Band“. Er hatte Musik und Musiktheorie studiert und die Orgel spielen gelernt und beherrschte alle Tasteninstrumente wie Akkordeon oder Klavier und auch die Holz- und Blechbläser und spielte ab 1975 sogar Synthesizer. Er war multi-instrumentales Genie und gab in der Frühphase ihrer Zusammenarbeit den anderen vier Jungs Musikunterricht. Auf und hinter der Bühne.
Besonders zwei Stücke der Band sind mit ihm für immer verbunden. Sein markantes Klavierspiel bei „The Weight“ und natürlich sein Signature Song: Chest Fever, das er mit einem von Bachs Toccata und Fuge in d-Moll inspirierten Orgelintro versah. So schuf er monumentale Momente auf der Bühne und auf Platte.
Nun ist er am letzten Dienstag im Alter von 87 Jahren verstorben. Damit ist das letzte Gründungsmitglied der legendären „Band“ von uns gegangen. „The Band“ und Garth Hudson aber werden immer in unserer Erinnerung bleiben. Garth Hudson war einer der Väter des Americana. Rest In Peace, lieber Garth Hudson!
Trotz oder gerade wegen Trump und Musk: Mein Verständnis von „Americana“ steht weiterhin im Gegensatz zu und in der Ablehnung von Mega-Kapitalismus, Spaltung und America First
Thomas Waldherr, Copyright: Cowboy Band Blog
Trump hat die Wahl gewonnen und wird am 20 Januar in sein Amt eingeführt. Mehr noch: Zusammen mit Elon Musk und anderen Oligarchen führt er eine Regierung, deren Ziel es ist, jegliche Regeln aufzuheben und alleine Gewinnstreben und Egoismus als Eckpfeiler der amerikanischen Gesellschaft durchzusetzen. Das Ende Amerikas, so wie wir es kennen, ist gar nicht weit entfernt. Es droht der libertäre, rücksichtlose Mega-Kapitalismus.
Americana-Konzerte: Weiterhin für Vielfalt, Demokratie und Solidarität
Für mich, für meine Beschäftigung mit Musik und Bob Dylan, für die Darmstädter Americana-Reihe und für meine anderen Aktivitäten bleibt es dabei: Mir geht es weiterhin um das „andere Amerika“. Dem Amerika für Vielfalt, Demokratie und Solidarität. Aber dem stehen schwierige Zeiten bevor. Es benötigt in den Zeiten der Oligarchie mehr denn je Unterstützung auch von hier aus. Dem fühle ich mich mit meinen Americana-Aktivitäten verpflichtet.
Daher wird in der Darmstädter Americana-Reihe beispielsweise auch am 24. April erneut SONiA disappear fear auftreten. Sonia Rutstein ist queer und jüdisch und singt mit ihren Liedern gegen Homophobie, Rassismus und Kriege an. Und am 6. Februar wird im „Black History Month“ beim Bensheimer Kooperationspartner, dem PiPaPo-Kellertheater, Menna Mulugeta auftreten und die Lieder der großen afroamerikanischen weiblichen Stimmen singen.
Doch auch alle anderen Konzerte fußen auf dem Verständnis von amerikanischer Populärmusik als Ausdruck der vielfältigen Verknüpfungen und Vermischungen der Musik der Menschen Amerikas. Die gekennzeichnet ist von den grundlegenden Fusionen europäischer und afroamerikanischer Musik bis hin zu Adaptionen der Musik asiatischer oder lateinamerikanischer Einwander:innen. Ein musikalischer Schatz, der stets quer zu Rassismus und Spaltung stand. Die reichhaltige amerikanische Musiktradition ist ein einziger subversiver Gegenentwurf zur von der MAGA-Bewegung propagierten weißen, angelsächsischen Vorherrschaft.
Bob Dylan bleibt ein zentraler Bezugspunkt
Von Elvis Presley, der von den schwarzen Musiker:innen Big Mama Thornton, Arthur „Big Boy“ Crudup und B.B. King beeinflusst war – ihn wird Martin Grieben am 16. Januar auf die Bensheimer PiPaPo-Bühne bringen – bis zu Bob Dylan, dessen 84. Geburtstag wir in der Bessunger Knabenschule am 29. Mai mit einem Auftritt des wunderbaren Musikern Peter Schneider & „Sir“ Oliver Mally, feiern werden.
Dies zeigt: Natürlich wird Bob Dylan auch dieses Jahr wieder ein zentraler Bezugspunkt meiner kulturellen Aktivitäten sein. So ist auch eine besondere Darmstadt-Premiere zum deutschen Filmstart des neuen Dylan-Biopic „A Complete Unknown“ am 27. Februar geplant. Auf die Berichterstattung zum Film und zum Soundtrack mit Timotheé Chalamet (Bob Dylan), Monica Barbaro (Joan Baez), Edward Norton (Pete Seeger) und Boyd Holbrook (Johnny Cash) freue ich mich jetzt schon sehr. Zudem soll in diesem Jahr dann endlich mein drittes Dylan-Buch erscheinen.
Wie die amerikanisch-stämmige Countrymusik progressiv weiterentwickelt werden kann, zeigt ein besonderes deutsches Talent: Als New Country-Pop-Singer-Songwriterin begeistert Alina Sebastian und wird am 27. März erneut in der Darmstädter Americana-Reihe auftreten. Roots Rock aus Texas – auch so ein Schmelztiegel für Musik- mit Elisabeth Lee & Martin Hauke am 20. Februar in Darmstadt sowie Michael Moraveks poetisches Americana am 6. März in Bensheim komplettieren die Americana-Konzerte des ersten Halbjahres.
Wie wird sich die Oligarchie auf die amerikanische Populärkultur auswirken?
In diesem Sinne bleiben wir dem Americana treu und solidarisieren uns mit der fortschrittlichen Musikszene der USA. Man darf gespannt sein, wie sich die Machtübernahme von Trump und Musk auf die amerikanische Populärkultur auswirken wird. Dies zu beobachten und zu analysieren wird ein bedeutender Teil meiner zukünftigen Arbeit als Musikjournalist und Kulturvermittler einnehmen.