Archive for Mai 2025

Bob Dylan mit Leib und Seele

30. Mai 2025

„Sir“ Oliver Mally und Peter Schneider begeistern das Darmstädter Americana-Publikum mit Dylan-Songs

Peter Schneider und „Sir“ Oliver Mally, Foto: Thomas Waldherr/Americana

Mittlerweile ist die jährliche Bob Dylan-Geburtstagsfeier der Americana-Reihe ein fester Termin im Darmstädter Kulturkalender. Und so war auch dieses Mal, am Donnerstag, 29. Mai, die Halle der Bessunger Knabenschule wieder vollbesetzt. Und wieder hatte sich Kurator Thomas Waldherr etwas Besonderes ausgedacht: „Sir“ Oliver Mally, österreichischer Blues-Singer-Songwriter und Peter Schneider, bayerischer Gitarrenvirtuose, fesselten das begeisterte Publikum fast zweieinhalb Stunden mit ihren packenden Interpretationen der Songs von Bob Dylan.

Rampensau“ und „Ruhepol“

Mally ist eine wahre „Rampensau“. Immer in Kommunikation mit dem Publikum. Immer mit viel Humor und Menschlichkeit und immer mit großer Spielfreude. Bereits zweimal hat er in den vergangenen Jahren mit seiner Performance auf der Americana-Bühne für Furore gesorgt. Ihm zur Seite stand diesmal Peter Schneider aus München, ein großartiger Gitarrist, der schon mit Ike Turner, Westernhagen oder Hans Söllner zusammengespielt hat. Er ist der „Ruhepol“, der ganz lässig und unaufgeregt fantastische perlende Soli aus seinen Instrumenten hervorlockt.

Zusammen spielten sie eine wunderschöne Werkauswahl von Song des Literatur-Nobelpreisträger, dessen Poesie denn auch mehrmals von Mally auf der Bühne gerühmt wurde. Der aber auch gleichzeitig augenzwinkernd über die großen Textmengen stöhnte, die man sich merken müsse. Zu Recht lobte denn auch Schneider, dass sein musikalischer Partner dies ganz ohne I-Pad auf der Bühne hinbekomme. Auch hier zeigt sich: Die beiden vertrauen ganz der handgemachten Musik.

Bekanntes und weniger bekanntes aus dem Dylan-Katalog

Es dominieren an diesem Abend die langsameren und die Midtempo-Stücke, die folkig-bluesigen Nummern Dylans. „One Too Many Mornings“ und „Girl From The North Country“ sind zu hören. Aber auch einiges von “Blood On The Tracks”, Dylans Trennungs- und Schmerzensalbum: „Tangled Up In Blue“, „Shelter from The Storm” oder “Buckets Of Rain”. Doch Mally hat auch überraschendes auf Lager. Als in der Ansage vom Film „Pat Garrett & Billy The Kid“ die Rede ist, kommt aber nicht „Knockin‘ On Heaven’s Door“, sondern das weniger bekannte und kaum gespielte „Billy 1“. Und er wagt sich sogar an das textlich vertrackte und gesanglich anspruchsvolle Jokerman von dem 1983er Album „Infidels“ – und gewinnt auf ganzer Linie.

Foto: Thomas Waldherr/Americana

Standing Ovations – alle sind begeistert!

Es macht eine große Freude den beiden Ausnahmemusikern zuzuschauen und zuzuhören. Was sehr angenehm auffällt, ist die große gegenseitige Wertschätzung, die sie dem Publikum auch immer wieder zeigen. Und am Ende des Dylan-Abends ist das Publikum in der picke-packe-vollen Halle restlos entzückt und begeistert. Es feiert die Künstler mit Standing Ovations! Und alle sind sich einig: Es wird ein Wiedersehen in der Americana-Reihe geben!

Happy Birthday, Mr. Chronicles!

24. Mai 2025

Bob Dylan ist mit jetzt 84 Jahren weiterhin als Outlaw unterwegs, singt zusammen mit Barbra Streisand und spricht bald durch die Stimme von Sean Penn/ Geburtstagsfeier am 29. Mai in Darmstadt

Foto: Sony Music, William Claxton

Als 17-jähriger denkt man nicht viel über die Zukunft nach. Der Oberstufenschüler aus Darmstadt, der diesen Bob Dylan an einem nassen Julitag 1981 erstmals im Mannheimer Eisstadion live auf einer Konzertbühne sah, freute sich damals noch über den gerade ein paar Wochen zurückliegenden zweiten Bundesligaaufstieg seiner Lilien und dachte im Voraus höchstens an die neue Spielzeit und das nächste Schuljahr. Aber wenn ihm damals jemand gesagt hätte, dass fast 45 Jahre später dieser kleine, zierliche Mann, wegen dem der Schüler nach Mannheim gekommen war, immer noch auf den Bühnen unterwegs sein würde, hätte ihn das sicherlich auch überrascht oder vielleicht hätte er es schlichtweg nicht geglaubt.

Der Film

Seit fast 50 Jahren bin ich nun dem großen Enigma Bob Dylan auf der Spur. Und immer wieder, wenn man denkt, jetzt kommt nix mehr, gibt es ungeahnte Wendungen. In diesem Jahr war es bislang das Dylan-Biopic „Like A Complete Unknown“, dass das Thema wieder neu aufflammen ließ. Nun ist der Film aus den Kinos, bei den Oscars leer ausgegangen und damit völlig unterbewertet. Dass er nun in Sonderveranstaltungen und auf Sommer-Filmfestivals läuft spricht für seine Qualität und das ungebrochene Publikumsinteresse.

Das (Hör-)Buch

Doch nach der opulenten Visualisierung der Dylan’schen Frühzeit steht nun das Gegenteil ins Haus. Ein intimes Hörbuch. Denn Sean Penn lieferte den perfekten Spoiler. Er würde in Kürze die „Chronicles Volume Two“ einlesen, erwähnt er in einem Interview unaufgefortdert. Wow! Der Hammer! Mehr als 20 Jahre nach „Chronicles Volume One“ liefert uns Dylan die Fortsetzung seiner „half true, half fiction“-Erzählung über Stationen seines Lebens. Wir dürfen gespannt sein, welche das diesmal sind. Und vor allem, wann das Buch, das die Vorlage des erwähnten Hörbuchs ist, denn wirklich erscheint.

Das Duett

Doch damit nicht genug. Am 27. Juni veröffentlicht Barbra Streisand das Album „The Secret Of Life: Partners, Volume 2“. In der Sammlung von Duetten ist auch eines mit Bob Dylan dabei. „The Very Thought Of You“. Wieder so ein Stück des „Great American Songbook”, das so unterschiedliche Künstler wie Bing Crosby und Billie Holiday, Doris Day und Nat King Cole aufgenommen haben. Nun also Bob & Barbra. Dylan soll angeblich sein „Lay, Lady, Lay“ für sie geschrieben haben. Wer weiß?

Die Tour…und das Album?

Und Dylan ist weiter unterwegs. Heute, am 24. Mai, an seinem Geburtstag, wird er in Ridgefield, Washington, im Rahmen von Willie Nelsons Outlaw-Tour konzertieren. Unglaublich! Zum Glück aller Dylan-Fans und Dylanologen fehlt jetzt nur noch ein Album mit neuen Originalsongs oder eine Bootleg-Series-Ausgabe von der Never Ending Tour. Doch wir wollen ja nicht maßlos sein. Außerdem muss man immer ein Ziel vor Augen haben.

Das dritte Buch über Dylan

Das hat auch der mittlerweile 61 Jahre alte ehemalige Oberstufenschüler aus Darmstadt. Sein schon länger angekündigtes, drittes Bob Dylan-Buch soll ja Bezug nehmen auf dieses Konzert von 1981. Realistischerweise wird es im kommenden Herbst/Winter finalisiert. 2026 sind es dann 45 Jahre seit der Mannheimer Konzert-Premiere. Das Buch im kommenden Jahr herauszubringen ist ein guter Plan, denke ich.

Die Darmstädter Geburtstagsfeier

Peter Schneider & „Sir“ Oliver Mally spielen am 29. Mai in Darmstadt die Songs von Bob Dylan, Foto: Violeta Lenz

Natürlich feiert auch der Schreiber dieser Zeilen in Darmstadt Bob Dylans 84. Geburtstag. Am kommenden Donnerstag, 29. Mai, spielen „Sir“ Oliver Mally und Peter Schneider die Songs des Meisters im Rahmen meiner Darmstädter Americana-Reihe. Jetzt Tickets sichern unter: www.knabenschule.de

Bobby & The Popes

9. Mai 2025

Dylan und die Päpste. Anmerkungen anlässlich der Wahl des neuen Papstes

Bob Dylan, Copyright: Sony Music

Ich bin schon mit etwa 19 oder 20 Jahren aus der Kirche ausgetreten, aber wie das so ist. So ganz lösen kann man sich Katholizismus nicht. Und bis Wojtyla war es ja auch ganz okay. Der progressive Aufbruch durch Johannes XXIII., der auch von Paul VI. fortgesetzt wurde. Wie progressiv Katholizismus sein kann, habe ich im Religionsunterricht in Grundschule und Gymnasium sowie im Kommunionsunterricht gelernt. Doch dann kam nach dem kurzen Interregnum durch Johannes Paul I., dem „lächelnden Papst“, der nach nur 33 Tagen unter mysteriösen Umständen starb, eben Karol Wojtyla alias Johannes Paul II. Doch während Johannes Paul I. sich wirklich inhaltlich auf seine Vorgänger beziehen wollte, war Wojtylas Namenwahl ein Etikettenschwindel. Der polnische Anti-Kommunist war die kirchliche Entsprechung des neokonservativen Zeitgeists eines Ronald Reagan, einer Maggie Thatcher oder eines Helmut Kohls. Dabei konservativ auf populäre, nicht auf elitäre Weise. So dass Karol Wojtyla von vielen gar als „Menschenfischer“ gesehen wurde. Dabei war er es, der 1985 dem Befreiungstheologen und sozialistischen Politiker Ernesto Cardenal das Priesteramt entzog.

In solchen Fragen war Wojtyla stramm rechts. Kein Wunder, denn seine rechte Hand in Sachen Kirchenpolitik war schließlich der rechtsabgedrehte klerikal-autoritäre Kardinal Josef Ratzinger, oder auch „Ratz-Spatzl“ genannt. Jedenfalls vom legendär-schrägen bayerischen Musiker Georg Ringsgwandl. Der übrigens – und so langsam tasten wir uns zu Bob Dylan vor – die schönste Coverversion von „Gotta Serve Somebody“ ever geschrieben hat. „Nix Mitnemma“ ist im Gegensatz zum devoten und servilen Bob-Original wunderbar subversiv. Und gefällt mir auch besser als das Original. Sorry, hier kann ich aus meinem Herzen keine Mördergrube machen.

Johannes Paul II. Copyright: Wikimedia Commons

Die Päpste in Bob Dylans Werk: Fundstellen

Dieser Bob Dylan ist gläubiger Mensch und das darf er auch sein. Umso schöner, dass seine eifernden Predigen über den Gott der Rache lange, lange vorbei sind und er heutzutage ganz weise, seine Gottesliebe in feiner Lyrik in seine Songs einfließen lässt. Der Papst war tatsächlich immer wieder mal ein Thema in seinem Oeuvre. So kann man die Zeile „You know, it’s not even safe no more In the palace of the Pope” von “Infidels” 1983 durchaus als durch den Tod Johannes Paul I. inspiriert ansehen. Die zwei Attentate binnen eines Jahres auf Johannes Paul II. waren es wohl eher nicht, denn die fanden außerhalb des Papstpalastes statt. In Bob Dylan’s 115th Dream tritt er selbst als „Pope of Eruke“ auf und im Song „In The Garden“ wird Petrus genannt, der immerhin später als erster Papst angesehen wurde.

Offensichtlichste Verbindung Dylans zum Papsttum ist natürlich sein Auftritt vor Johannes Paul II. beim Eucharistischen Weltkongress 1997 in Bologna. Der „Menschenfischer“ wusste, wie er Dylans Bedeutung für diese gemeinsam theologische Selbstverständigung von Geistlichen, Ordensleuten und Laien nutzen konnte. Ganz anders „Ratzl-Spatzl“. Der weltfremde Dogmatiker hatte keinerlei Beziehung zur populären Musik und rieb sich an Dylans Image als progressive Leitfigur.

Dylan spielt vor dem Papst und Ratzinger wollte es verhindern

„‚Es gab Gründe, skeptisch zu sein und das war ich‘, schreibt Papst Benedikt XVI. in seinem Buch Johannes Paul II: Mein geliebter Vorgänger. 1997 heißt Benedikt noch Joseph Ratzinger und ist Kardinal. „In gewisser Weise bin ich auch heute [2007] noch skeptisch.“ So äußert der Rockmusikhasser in dem Buch seine Zweifel darüber, ob es richtig gewesen sei, den „sogenannten Propheten“ Dylan auf die Bühne zu lassen. 1997 möchte Kardinal Ratzinger das Konzert sogar aktiv verhindern und spricht sich gegen Dylans Auftritt aus. Zum Glück hat er damals noch nicht allzu viel zu sagen — und zum Glück sieht der amtierende Papst das Ganze ein wenig anders.“ (Timon Menge im Magazin The Circle“). Dylan greift das scheinbar einige Jahre später im Song „False Prophet“ auf.

Bob & Bob: Kirchen-Papst und Songwriter-Papst

Leo XIV. Copyright: Wikimedia Commons

Und jetzt also der erste amerikanische Papst. Und was für einer! Leo XIV. ist ein fortschrittlicher, weltoffener und an der katholischen Soziallehre orientierter Geistlicher. Robert F. Prevost stammt einer katholischen Familie mit französischen, italienischen, spanischen und kreolischen Wurzeln. Und besitzt neben der US-amerikanischen auch die peruanische Staatbürgerschaft. Steht also für das Amerika, das Trump eliminieren will. Schwierige Sache für „the orange brain“. Er und Vance geben nach außen ihre Freude über den Landsmann kund, in der MAGA-Bewegung aber knirscht es. Ein linker Marxist, der schon Trump und Vance kritisiert hätte, heißt es sinngemäß in den entsprechenden Kanälen. Diese Wahl war auch ein Zeichen der katholischen Kirche gegen die unchristliche Politik des MAGA-Amerika.

Zum Tod von Franziskus zirkuliert eine Aussage von Dylan, deren Echtheit umstritten ist. Wird er sich zu seinem Vornamensvetter Robert, der ja von seinen Freunden nur Bob genannt wurde, äußern? Und wird Leo XIV. den größten lebenden amerikanischen Künstler in irgendeiner Form würdigen? Wir werden sehen und freuen uns über einen Papst, der ein amerikanischer Gegenentwurf zum dreisten Donald ist.

Suzanne & Bob

1. Mai 2025

Eine Fortsetzung ihrer lebenslangen Dylan-Geschichte: Suzanne Vegas „I Want You“-Spin Off „Chambermaid

Suzanne Vega, Foto: Wikimedia Commons

Im Frühjahr 1987 war Dylan eigentlich fast schon ein „Has Been“. Hierzulande war noch sein desaströser Auftritt beim Live Aid-Festival 1985 in unguter Erinnerung. Weder seine Rehabilitation beim Farm Aid noch seine triumphalen Touren 1986 mit Tom Petty & The Heartbreakers erzeugten in Deutschland einen besonderen Effekt. Später im Jahr sollte er beispielsweise die Frankfurter Festhalle höchstens zur Hälfte füllen und einen lustlosen Auftritt hinlegen. Ungefähr in dieser Zeit erschien Suzanne Vegas zweite Platte, „Solitude Standing“. Die warme, angenehme Stimme, dieses überraschte, freundliche Gesicht auf dem Cover und zwei große Hits – „Tom’s Diner“ und „Luka“ – machten aus ihr die neue Folk-Hoffnung. Später kam Tracy Chapman und noch ein bisschen später Ani Di Franco. Die New Folkszene lieferte in den 1980er und 1990er Jahren immer wieder neue Hoffnungen darauf – interessanter Weise immer Frauen –   die von Dylan hinterlassene Leerstelle zu füllen. Auch ich kaufte mir „Solitude Standing“. Doch während ich bei Suzanne über die Jahre nicht wirklich dran blieb und sie später nur hin und wieder mal wahrnahm, gewann Bob mich mit „Oh Mercy“ und den „Traveling Wilburys“ wieder. Irgendwie konnte dem keiner das Wasser reichen.

Dylan einer ihrer Vorbilder

Das sieht auch Suzanne Vega so, die sich Ende der 1970er Jahre ganz klassisch in den Kaffeehäusern und Folk-Clubs des Greenwich Village ihre ersten Sporen verdiente. Ihre Vorbilder: Leonard Cohen, Lou Reed und natürlich Bob Dylan. Immer wieder beschäftigt sie sich mit Bob. Er ist einfach einer ihrer Idole, auch wenn sie sich 2001 in der Debatte über „Love And Theft“ dazu hinreißen lässt, in der New York Times mit in das Geheul über Textdiebstahl einzustimmen: „Ich schaute mir die Sache an und kam zur Ansicht, dass das nicht der gewöhnliche Gang der Dinge ist. Es ist eindeutig, dass bei der Wahl von Worten und Metaphern unkorrekt vorgegangen wurde. Aber ich wollte nicht diejenige sein, die schreibt: Dylan stiehlt bei anderen Dichtern. Obwohl ich denke, dass er es tat. Andererseits: Dass er, der sich stets als großer Renegat inszeniert hat, ein Album veröffentlicht und in kleinen Fußnoten alle Bezugspunkte zur Literatur und Songlyrik der letzten 200 Jahre auflistet, wäre auch schwer vorstellbar. Er wollte immer außerhalb der Gesellschaft stehen, also passt diese Art von Raubrittertum gut zu ihm.“

Mal streng, mal voller Wertschätzung

Copyright: Columbia Records

Bei der Verleihung des Literatur-Nobelpreises 2016 war ihre Strenge schon wieder verflogen und sie äußerte sich in der „Observer New Review“ schon wieder sehr wertschätzend. Sie kontert den Vorwurf der Misogynie, in dem sie sagt: „Meine Mutter hielt Dylan immer für etwas frauenfeindlich, aber das sehe ich anders. Ich sehe in seiner Musik eine ganze Reihe weiblicher Charaktere – von Göttinnen und Königinnen über verehrte Frauen bis hin zu Frauen, die benutzt und missbraucht werden. Ich fände es toll, wenn andere Songwriter mit ähnlicher literarischer Neigung den Nobelpreis gewinnen könnten. Wie Lucinda Williams. Ihre Arbeit hat eine literarische Dimension, die den Song vom bloßen Popsong zu etwas viel Tieferem erhebt.“

Und erklärt zur Auszeichnung für Dylan: „Ich freue mich riesig für Bob Dylan und finde es sehr angemessen, dass er für die literarische Exzellenz seines Werks gelobt wird. Die Auszeichnung würdigt ihn als Schöpfer „neuer poetischer Ausdrucksformen innerhalb der großen amerikanischen Songtradition“, und genau das hat er getan. Er wird nicht als Musiker geehrt, sondern für die Tiefe und Breite seiner Vision und die Eloquenz der Sprache, mit der er sie zum Ausdruck bringt. In seinen Liedern findet er jedes literarische Mittel: Charakter, Erzählweise, Stil.“

“Chambermaid” und „I Want You”

Nun ist Suzanne Vega nach einigen Jahren Pause mit neuem Album wieder da. „Flying with Angels“ heißt es und es enthält mit „Chambermaid“ ein Stück, das man als so etwas wie ein „Spin Off“ von Dylans „I Want You“ bezeichnen kann.  Über „Chambermaid“ sagt Vega: „In meiner Adaption von Bob Dylans ‚I Want You‘ stelle ich mir vor, was die Figur der Chambermaid über ihre eigenen Bestrebungen und ihre Beziehung zu dem großen Mann selbst sagen würde.“ In einem Interview für den Mannheimer Morgen hat sie auch noch hinzugefügt, dass sie Dylan einer ihrer Helden sei und sie ihn um die Erlaubnis gebeten habe, die Melodie von „I Want You“ benutzen zu dürfen: „Ich habe Bobs Melodie gestohlen, wofür er mir eine Freigabe erteilen musste. Das hat er.“

Der Song erzählt, wie sich die Chambermaid in Dylan hineindenkt, von ihm träumt, aber dann doch irgendwann den Job quittiert, weil es letztendlich doch nur Träume von einer realen Annäherung sind. Auch wenn sie ihm einen Kuss rauben konnte.  Aber er gibt ihr in seinen Träumen den wichtigen Hinweis, doch selber das Schreiben anzufangen. Ein schöner, spielerischer Song, der zeigt, dass Suzanne Vega auch ohne die großen Hits eine verlässliche Größe in der Musikwelt ist. Wer will, kann sie im Herbst live im Konzert erleben. Sie spielt im Oktober in München, Hamburg, Berlin, Luxemburg, Offenbach und Köln.