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Alejandro Escovedo

26. April 2019

Photo Credit: Nancy Escovedo

Manchmal entwickelt sich ein Konzert so ganz anders als erwartet. Nachdem ich Alejandro Escovedos Album „The Crossing“ besprochen hatte, freute ich mich darauf, die texanisch-mexikanische Musiklegende mit Don Antonio und seiner Band in der Frankfurter Brotfabrik zu erleben. Gestern war es dann soweit
.
Doch über den Tag sickerte über Facebook die Nachricht durch, Alejandro würde Solo auftreten. Eine Tour mit Band wäre nicht zu finanzieren gewesen. Ich störte mich nicht daran, da es bei Escovedo ja vor allem auch um die Texte geht.

Die große Halle der Brotfabrik war dann erwartungsgemäß mit vielleicht 50-60 Leuten sehr dünn gefüllt. Denn Alejandro Escovedo hat nie den großen kommerziellen Erfolg gehabt und hierzulande kennen ihn nur die ausgesprochenen Americana-Liebhaber. Doch der Abend entwickelte sich ganz anders als gedacht. Denn nachdem Alejandro sich mehrmals dafür entschuldigt hatte, alleine zu sein und mit trockenem Humor eröffnete, keine ausgedehnten Gitarrensoli spielen zu können, wurde es ein denkwürdiger Abend. Zwischen den Songs erzählte er über seine Familie, aus der acht Musikerinnen und Musiker hervorgegangen sind. So ist Ex-Santana-Schlagzeuger Pete Escovedo sein Bruder und dessen Tochter Sheila Escovedo, bekannt als Sheila E, seine Nichte. Und er erzählt von seiner Zeit in den 1970ern, als er mit seiner Punkband „The Nuns“ in New York im Chelsea Hotel auf Leute wie Sid Vicious und Patti Smith traf, bevor er sich dann dem Americana zuwandte.

Dazwischen streut er immer wieder Songs ein. Nachdem er dann einige Stücke mit der E-Gitarre gespielt hat, greift er zur akustischen, steigt die Bühne hinunter und spielt fortan das Konzert mitten im Publikum. Und legt so viel Herz und so viel Liebe zu den Menschen und so viel Wut und Zorn auf die Verhältnisse im Grenzgebiet in sein Spiel- das war das Thema auf seinem letzten Album „The Crossing“ – wie es nur geht. Und singt diese Songs so ergreifend und alle sind fasziniert, schweigen, hören zu und glücklicherweise nur Vereinzelte meinen, diese denkwürdigen Augenblicke filmen zu müssen statt sie erleben zu dürfen.

Manchmal erlebt man ein Konzert und wird nie wieder diese ganz spezielle Stimmung und Atmosphäre vergessen. Momente, in denen Zauber liegt, in denen große Kunst entsteht. Solche großen Momente konnte man gestern in der spärlich gefüllten Brotfabrik in Frankfurt-Hausen erleben.

Vielen Dank dafür, Alejandro Escovedo!