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Yannick Monot: Cajun und Zydeco

3. Februar 2018

Cajun ist die Musik der französisch-stämmigen Bewohner Louisianas, Zydeco ihre Fusion mit afro-kreolischer Musik. In Deutschland hat sich Yannick Monot um ihre Popularisierung verdient gemacht. Sein neues Album „Encore On Tour“ ist absolut hörenswert.

Yannick Monot, Foto: Promo

Cajun ist die ganz eigentümliche Volksmusik der französisch-stämmigen Einwohner Louisianas, der Cajuns. Gepaart mit afro-kreolischer Musik wird sie zum Zydeco. Kaum ein anderer Musiker hat sich um die Popularisierung in Deutschland so verdient gemacht wie Yannick Monot.

Anfang der 1970er entdeckte der Bretone und Weltenbummler Monot diese Musik für sich. 1976 gründete er dann in Deutschland seine erste Cajun-Band mit dem Namen „Le Clou“. 1987 folgte dann das Bandprojekt „Yannick Monot & Nouvelle France“. Der amerikanische Cajun-Sänger Johnnie Allen sagte damals über ihn: „Mein Freund Yannick Monot erweist sich als echter europäischer Botschafter des Cajun & Zydeco. Unsere Österreich-Tour war ein Riesenerfolg. Das Publikum hat ihn geliebt.“

Und in der Tat: Es ist schon verdammt schwer, den schnurrbärtigen, temperamentvollen Musiker nicht zu mögen. Ob auf der Bühne oder im Studio: Seine sympathische und beschwingte Art öffnet die Herzen für seine Musik. Mit „Encore On Tour“ hat er vor kurzem anlässlich des 30-jährigen Bühnenjubiläums der Formation ein packendes Live-Album veröffentlicht. 11 Songs sind darauf, die die ganze Bandbreite der Musik von „Yannick Monot & Nouvelle France“ darstellen. Cajun-Walzer, Two Steps, aber auch Zydeco und Blues. Sowohl Standards dieser Musikrichtungen, als auch Eigenkompositionen. All das haben die Jungs um Yannick Monot drauf.

Und wie sie das haben! Auf dem Live-Album spürt man förmlich wie Monot und seine Mitstreiter Michael Schmelzer (Schlagzeug), Eckehard Limberg (Geige, Gesang), Fred Böhle (Gitarre Gesang) und Gerd Vieluf (Bass) das Publikum einfangen und mit auf die Reise von Kanada – da wo die Cajuns ursprünglich lebten, bevor sie von den Briten dort vertrieben wurden – bis in die Sümpfe von Louisiana und in die Metropole New Orleans nehmen.

Es ist ein großartiges „Gute Laune-Album“ und macht Appetit auf mehr. Und das ist auch gar nicht so schwierig. Denn Yannick spielt immer irgendwo. Ob mit Nouvelle France, im Duo mit Helt Oncale, im International Cajun Trio (hier stößt Biber Herrmann dazu) oder mit der Louisiana Band – Yannick Monot ist immer unterwegs als Botschafter für Cajun & Zydeco.

Das Album ist zu beziehen über die Webseite http://www.yannick-monot.de.

On the Road again

2. November 2014
Nashville, Tennessee, Broadway

Nashville, Tennessee, Broadway

Nächstes Jahr ist es dann endlich wieder soweit. Wir machen uns wieder auf die Reise. Wir komplettieren unseren musikalischen Südstaaten-Trip. Nach Memphis (Rock’n’Roll), Mississippi-Delta (Blues), Nashville (Country-Kapitale und „Music City USA“), New Orleans (Jazz und Cajun) und Austin (Texas-Country und „Live-Music Capital of the world“) werden wir uns diesmal in den Appalachen an die Geburtsstätten der Mountain Music in Virginia begeben und Bristol, Tennessee, besuchen, wo 1927 mit der Entdeckung von Jimmie Rodgers und der Carter Family der Big Bang der Countrymusik stattfand. Dann werden wir natürlich noch ein paar Tage in Nashville sein, wo es immer noch neues zu entdecken gibt. Und dann über Montgomery, Alabama, wo sowohl Hillbilly-Shakespeare Hand Williams, als auch die Bürgerrechtskämpferin Rosa L. Parks lebten, und Atlanta nach Charlotte, North Carolina, fahren. Von dort aus fliegen wir dann zurück.

Es ist einfach uramerikanisch das große Land zu bereisen. Die Pioniere taten es, die Opfer der Sandstürme in den 1930er Jahren taten es, die Hobos taten es, Woody Guthrie tat es und Bob Dylan tut es noch heute. Auch der große John Steinbeck, der mit „Früchte des Zorns“ den von Natur- und Kapitalgewalt gleichermaßen Deklassierten ein Denkmal setzte, bereiste das Land. 1960 mit seinem treuen Hund Charley an der Seite. Mehr als 50 Jahre später machte sich Geert Mak auf exakt denselben Weg. Und fand ein völlig verändertes Land vor. Amerika ist gespalten: Wirtschaftlich, sozial, politisch, ethnisch, religiös. Diese nicht so neue Diagnose – gerade wiesen wir an dieser Stelle auf George Packers „Die Abwicklung“ hin – wird von Mak aber unter verschiedenen Blickwinkeln und literarisch sehr unterhaltsam vorgetragen. Wir erfahren viel über John Steinbeck, erlangen nicht nur politisch-historische, sondern auch mentalitäts- und religionsgeschichtliche Einblicke in die Entwicklung der Vereinigten Staaten. Geert Maks „Amerika!“ ist das Buch eines verzweifelten Amerika-Liebhabers. Die Perspektive kennen wir nur zu gut.

Wenn wir nächstes Jahr in die USA fahren, dann interessiert uns die Welt der einfachen Menschen. Uns interessieren nicht die reichen Rentner in Florida oder Disneyworld. Wir brauchen keinen Grand Canyon-Nationalpark und keine Harley-Träume auf der Route 66. Dorfkneipen, Honky-Tonks und Tanzböden im armen Süden vermitteln einen guten Eindruck über dieses Land. Und die Musik: Folk, Country und Americana als Musik des armen und des anderen Amerika. Country als Musik der Klasse an sich und Folk und Americana als Musik der Klasse für sich. Darum ist jede unserer Reisen durch die USA auch ein bisschen eine politische Bildungsreise.

In den nächsten Wochen wird also recherchiert, Routen geplant, Stationen und Stopps gecheckt. Und die Vorfreude wächst. So kommt man durch den Alltag.

Und hier ein bisschen Musik für unterwegs:

Vorfreude auf Cajun-Country

30. März 2010

Cajun Roosters begeistern in Rüsselsheim – Kulturabend unter Folk-Senioren

Cajun Roosters, copyright: Cajun RoostersQuasi als Vorbereitung auf unsere Mississippi-Musik-Rundreise im Herbst haben wir am vergangenen Wochenende ein Konzert der Cajun Roosters besucht. Der Rüsselsheimer Folkverein „Dorflinde“ hatte die führende europäische Cajun-Formation eingeladen und die durften in einem prall gefüllten Festungskeller spielen.

Cajun ist bekanntermaßen die Volksmusik der Franko-Kanadier, die nach dem britisch-französischen Krieg in der Mitte des 18. Jahrhunderts aus der ostkanadischen Region Akadien fliehen mussten. Viele Akadier siedelten sich in Louisiana an. Dieses war damals gerade aus französischem Besitz zu Spanien gekommen, hatte aber den französischen Gouverneur behalten. Gesungen wird altfranzösisch, die Musik ist eigentlich vor allem Tanzmusik, die von Akkordeon und Geigenklängen dominiert wird. Kombiniert mit schwarzen kreolischen und afro-amerikanischen Einflüssen ist das verwandte Zydeco entstanden.

Mit beiden Spielarten warteten die Cajun Roosters im Rüsselsheimer Festungskeller auf, beeindruckten mit ihrer Authenzität, dem Gespür für die Seele der Musik und ihrer Kunstfertigkeit an den Instrumenten. Insbesondere Frontmann und Akkordeonspieler Chris Hall ist für das hohe künstlerische Niveau der Gruppe zuständig. Cajun ist wie schon bemerkt vor allem Tanzmusik und daher in seiner Ursprungsform schwer auf die Konzertform zu übertragen. Zu wenig variantenreich sind oftmals die Melodielinien und die langen Instrumentalstücke machen es einem mitunter nicht eben einfach, dranzubleiben. Beim Tanzabend steht denn auch die Band im Gegensatz zum Konzert nicht im Mittelpunkt, da tanzt man und wenn man nicht mag, dann wird erzählt und getrunken. Das wusste auch Bassist Michael Bentele zu berichten. Doch wenn man trotzdem die Konzertform wählt, sollte man auch entschiedener das Lied in den Mittelpunkt stellen. Songs im Cajun- und Zydecorythmus, das wäre sicher noch besser.

Dennoch: Es war ein sehr schöner und mitreißender Abend – und dann noch Van Morrisons „Precious Time“ als letzte Zugabe! Die Musik bereitete Vorfreude auf Louisiana im kommenden Herbst.

Es war aber auch aus anderen Gründen ein sehr interessanter Abend. Als Mittvierziger senkten wir den Altersdurchschnitt doch erheblich. Denn zu unserer großen Verblüffung waren fast alle Köpfe im Auditorium grau. Die Generation 60 plus war eindeutig in der Mehrheit. Und vom Habitus eindeutig dem linken Spektrum, also dem klassischen Publikum des politischen Folk zuzuordnen. Das war also die Anhängerschaft des Folkclubs „Dorflinde“. Zusammen mit dem Mobiliar des Festungskellers, das wohl aus dem Essensraum einer Altentagesstätte entliehen war, und den hier und da etwas zu volkshochschulmäßig ausufernden Ansagen von Michael Bentele, ergab das zeitweise die Anmutung eines Kulturabends unter Polit-Senioren.

Aber die Stimmung der Alten war gut – die sind eh in vielerlei Hinsicht jünger als die karrieregeilen Mittdreißiger der Generation Westerwelle – das Konzert rief große Begeisterung hervor und am Ende waren wir alle glücklich – vielen Dank an die Cajun Roosters!