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Chicago 1: Das Chicago Bluesfestival

26. April 2019

Start und Zielpunkt unserer diesjährigen USA-Rundreise wird Chicago sein. Wie es der Zufall so will, wird unsere Tage in der „Windy City“

Copyrigt: Chicago Blues Festival

das 36. Chicago Bluesfestival (Riesenprogramm, freier Eintritt!)stattfinden. Eine schöne Fügung. Und noch schöner, dass bei diesem Bluesfestival neben klassischen Blues-Acts auch Musikerinnen und Musiker spielen, die eher zum Americana- oder Folk-Genre zählen. Oder dem Soul folgen. Letzteres ist sicher für Betty LaVette zu sagen, die mit „Things Have Changed“ 2018 eines der interessantesten Dylan-Cover-Alben ever herausgebracht hat.

Dom Flemons, dessen Weg ich schon seit seiner Zeit bei den Carolina Chocolate Drops verfolge, der sich ganz bewusst „Songster“ und nicht „Bluesman“ nennt, weil für ihn afroamerikanische Musik mehr als Blues und Jazz ist und mit dem Album „Black Cowboys“ eine wegweisendes Werk vorgelegt hat, ist ebenso mit dabei wie Dave Alvin, einer meiner langjährigen Americana-Heroen oder Ruthie Foster, die uns 2017 beim Lahnstein Bluesfestival begeistert hat.

Und am Vorabend des Bluesfestivals spielt dann auch noch Trapper Schoepp in Chicago, der jüngst auf alte Dylan-Lyrics eine Melodie geschrieben hat und nun mit Mr. Bob Dylan gemeinsam die Autorenschaft für „On Wisconsin“ inne hat. Großartig!

Chicago war und ist eine Musikstadt. Hier hat sich der Jazz fortentwickelt, hier wurde durch die Migration der schwarzen aus dem Süden der Country-Blues zum elektrischen Blues und zum Rythm & Blues. Aber Chicago hat noch einiges mehr zu bieten. Davon erzähle ich dann in Kürze.

Dave Alvin

14. April 2012

 Es ist an der Zeit, hier einmal Dave Alvin zu würdigen. Alvin ist schon einige Jahre im Geschäft und einer interessantesten Künstler im Americana/Roots-Rock-Bereich. Stets viel Lob für seine klasse Musik erhalten, aber nie den ganz großen Erfolg gelandet. Schon lange verfolge ich sein Wirken. Das erste Mal stieß ich auf Ihn, als ich Anfang des Jahrtausends in Folge von „Oh Brother, where art thou?“ die traditionelle amerikanische Musik nur so aufsog. „Public Domain“ hieß sein Album mit Folksongs aus dem Jahre 2000, für das er einen Grammy für das “Best Contemporary Folk Album” erhielt. Später war es dann seine Zusammenarbeit mit den „Guilty Women“ – darunter Cindy Cashdollar von „Asleep At The Wheel“ – auf die ich im Internet zufällig stieß. Die Platte, die beide Seiten zusammen machten war gut, aber nicht ganz so gut wie die Liveauftritte, die am im Netz sehen konnte.

Und manchmal verliert man einen Künstler ein bisschen aus dem Blick. So ging bei mir völlig unter, dass er im vergangenen Jahr das Album „Elven, Eleven“ heraus gebracht hat. Und weil das nicht sein darf, weil dieses Album so gut ist, stelle ich es kurzerhand hier vor.

„Eleven, Eleven“ startet mit coolem Gitarren-Bluesrock. Inhaltlich erzählt der erste Song auf der Platte von einer alten Liebe entlang der „Harlan County Line“. „Johnny Ace Is Dead“ ist ein typischer Alvin-Song. Fast im Reportagestil erzählt und mit treibendem Beat handelt er von den Geschehnissen rund um den tragischen Tod von Johnny Ace. Ein weiterer Anspieltipp ist „Black Rose Of Texas“. Ein trauriges, einfühlendes Lied über eine Frau, die kein Glück im Leben und mit den Männern hatte. Den starken Anfang komplettiert sein Bericht über „Gary, Indiana“ im Jahr 1959. Damals als es noch Stahlindustrie und starke Gewerkschaften gab. Americana vom Feinsten und Dave Alvins Songwriterkunst ist absolute Spitze. Weiter geht es mit groovenden Rootsrock, der aber auch einmal von einer langsamen Tex-Mex-Ballade wie „No Worries Mija“ unterbrochen wird. Weitere Höhepunkte der Platte sind die Duette mit Christy McWilson von den „Guilty Women“ bei „Manzanita“ und mit seinem Bruder Phil Alvin bei „What’s Up With Your Brother?“.

Eine wunderschöne, gleichsam relaxte wie engagierte Platte, bei der neben den Geschichten, die erzählt werden und der Musik vor allem natürlich auch die sonore Stimme Dave Alvins einfach nur gut ist.

Unten stehend ein kleiner Ausschnitt aus einem Konzert von „Dave Alvin & The Guilty Women“, der ihre Live-Qualitäten eindrucksvoll belegt. Wäre schön, wenn der alte Americana-Haudegen auch mal den Weg nach Deutschland finden würde.