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Vor 50 Jahren erschienen: Bob Dylans Highway 61 Revisited

6. September 2015

Highway 61Ja, dieses Album ist ein Meilenstein der Musikgeschichte und Bob Dylan wurde spätestens mit dieser Platte zum Giganten. Es enthält großartige Songperlen, wunderbare Poesie und „Dylan hat den Geist befreit, so wie Elvis den Körper befreit hat“ (Bruce Springsteen).

So könnte man einen Artikel über diese Platte anfangen, und sicher tun es viele auch so. Doch wenn Dylans Musik diesen Stellenwert für folgende Generationen behalten soll- und sie ist es wert, dass das so bleibt – dann muss man anders rangehen. Hier ein Versuch.

Bob Dylan war 24 Jahre alt, als Highway 61 Revisited am 30. August 1965 erschienen ist. Hinter ihm lag ein für damalige Verhältnisse – ohne Globalisierung, Internet, Social Media, Smart Phone und I-Tunes – rasender Erfolg innerhalb von vier Jahren. 1961 kam er nach New York City. 1962 erschien seine erste Platte. 1963 schaffte er den Durchbruch und wurde zum Idol der linken Jugendbewegung, 1964 begann er sich vom tagepolitischen Protestsong abzuwenden, 1965 hatte er mit „Bringing It All Back Home“ sein erstes Rockalbum vorgelegt, die Folkies in Newport verstört, den Folk-Rock erfunden. Dann erschien „Highway 61 Revisited“.

„Highway 61 Revisited“ ist zu erst einmal das Album eines jungen Mannes, der ganz bei sich und dem ist, was er als seine für ihn notwendige – nicht für andere – künstlerische Ausdrucksform ansieht. Als Dylan von seiner England-Tour 1965 zurückkam, war er frustriert. Das Publikum und das Business hatte ihm eine Darbietungsform abverlangt, die nicht mehr seine war. Er war nicht mehr der einsame Gitarrenfolkie, der politische Botschaften vertont. Dylan war zu einer seiner Wurzeln, der Rockmusik, zurückgekehrt. Und seine neuen Texte waren nicht unpolitisch, sondern zeit- und gesellschaftskritisch auf einer grundsätzlicheren Ebene, ohne ständig den Zeigefinger zu heben. Waren bildreich, anarchisch, sarkastisch, ironisch und zynisch.

Dylan spielt in seinen Songs ständig mit Perspektiven und Zeitebenen. Nein, Dylans Songs dieser Jahre (und auch später) sind vorwiegend nicht mit den Begriffen „biographisch“ oder „authentisch“ beizukommen. Auch wenn sie teilweise auf realen Konflikten oder Begebenheiten in seinem Leben begründet sein sollten – Dylan schafft es immer wieder, Masken und Bilder in seinen Songs einzuweben, die ihm Flucht- und Rückzugsmöglichkeiten bieten.

Bereits der erste Song des Albums, „Like A Rolling Stone“, ist ein Beispiel dafür. Er basiert auf einem Wutpamphlet, das sich gegen seine Situation und gewisse Personen richtet, denen er die Schuld dafür gibt. Am Ende destilliert er das Ganze zu einem sechs-Minuten-Stück, in dem ein völlig namen- und eigenschaftsloser Erzähler dem Mädchen aus gutem Hause mal so richtig die Meinung geigt und den Spiegel vorhält. Der das hohe Lied der Straße singt und das Leben mit Risiko und ohne Netz und doppelten Boden propagiert. Dylan hat mit diesem Song in einem der vielen Bereiche, in denen er die Popmusik erneuert hat, sein Meisterwerk geschaffen. Er hat den „Anti-Love-Song“, den „Hate-Song“ in die Popmusik eingeführt. „Don’t Think Twice, It’s Allright“, „It Ain’t Me Babe“ und „Positively Fourth Street“ waren die Vorgänger dieses wortgewaltigen Ausbruchs, der Rebellion verströmt, und daher auf einer Ebene mit „(I Can’t Get No) Saticfaction“ von den Stones gesehen werden muss.

Dylan war 24 Jahre alt, hatte Kerouac, Woody Guthrie, John Steinbeck, Allen Ginsberg und Rimbaud gelesen. Er war von Brecht und Shakespeare beeinflusst. Gleichzeitig waren die Country-Legende Hank Williams, der Country- und Folkstar Johnny Cash, Bluesmen wie Robert Johnson oder Muddy Waters sowie die Rock’n’Roller Little Richard, Buddy Holly und Chuck Berry seine musikalischen Säulenheiligen. Für einen amerikanischen Mittelschichtsjungen aus der weiten Leere Minnesotas war das ein so erfrischend breiter Bildungskanon, wie man ihn sich bei der heutigen amerikanischen Selbstbezogenheit gar nicht mehr vorstellen kann.

Und dieser Dylan hat Spaß daran, diesen Bildungskanon zu nutzen, um ihn in seinen Songs aufmarschieren zu lassen. So reicht das Personal von „Desolation Row“ ja bekanntermaßen von Einstein bis Robin Hood. Doch wie kein anderer versteht es Dylan, diese für einen Amerikaner erstaunlich polyglotte Weltsicht immer wieder mit den amerikanischsten Mythen zu verbinden. Der Highway 61 ist gleichsam in Süd-Nord-Richtung erst die Straße der Freiheit für die schwarzen Sklaven, dann die Straße der Wohlstandshoffnung für die schwarzen und weißen Arbeitsimmigranten, die in die industrialisierten Metropolen drängten. Und in Nord-Süd-Richtung ist sie für immer der Blues-Highway, der von Chicago, der Jazz und Rythm- und Blues-Kapitale im Norden hinunter zu den Wurzeln des Country-Blues, zum armen Mississippi-Delta im tiefen Süden führt. Dylan erhebt sie in seinem Song „Highway 61 Revisited“ gleichsam zum universellen menschlichen Schicksalsort. Ganz schön kess.

Und während er in „Desolation Row“ mit dem europäischen Bildungskanon spielt, leitet er doch den Song mit einer Szene ein, die an die ganz dunklen Seiten der amerikanischen Geschichte erinnert. „They selling postcards from the hanging“ erinnert an den Lynchmord an drei schwarzen Arbeitern eines Wanderzirkus im Minnesota der 20er Jahre und steht stellvertretend für den gewalttätigen Rassismus in den Staaten.

Highwy 61 PolizottiUnd so ist in all diesen Songs mit ihrer Musik auf dem Fundament von Rock, Folk, Blues und Country so vieles zu entdecken. Ein 24-jähriger legt die Finger in die Wunden des westlichen Kapitalismus, in dem er nicht agitatorisch deklamiert und propagiert, sondern indem er Normen, Machtverhältnisse und Kontinuitäten der bürgerlichen Gesellschaft in Frage stellt, ihnen den Spiegel vorhält und sie dem Spott aussetzt. Der Dylan jener Jahre mag für seine nähere Umgebung ziemlich zickig und nervig gewesen sein, doch sein Anliegen als Künstler ist humanistisch. Gerade, weil er sich von niemandem vereinnahmen lassen will.

Mit diesem Album – eigentlich aber schon mit „Subterranean Homesick Blues“ vom Vorgängeralbum „Bringing It All Back Home“ – beginnen die Sechziger. Dylan stellt sich an die Spitze der Gegenkultur, weil er genau das nicht will. Und wieder sollte es nicht lange dauern und dann wird sich Dylan auch dieser Gegenkultur entziehen. Doch das ist wieder eine andere Geschichte.

Wer mehr zum Album „Highway 61 Revisited“ erfahren möchte, dem sei Mark Polizottis Buch „Highway 61 Revisited“ empfohlen. Lesenswert!

Der Zauber des Anfangs

9. März 2013

Dylan_PartyDylan war immer Dylan und warum Jake Bugg nicht Bob Dylan ist

Im Moment überschwemmen sie fast den CD-Markt. Pressungen mit Namen wie „Bob Dylan- Stereo und Mono“, „The Live Recordings“,  „Carnegie Chapter Hall“, „The Freewheelin‘ Outtakes“ oder „Folksinger-Humdinger“. Allesamt sind es frühe Aufnahmen des jungen Bob Dylan. Dies ist möglich, weil die Rechte an den Songs nach 50 Jahren an die Allgemeinheit fallen und sie nun quasi jeder auf einen Tonträger bannen kann. Aus diesem Grund hatte auch Sony/Columbia Ende letztes Jahres sein obskures Package „The 50th Anniversary Edition“ mit bislang unveröffentlichten Aufnahmen auf den Markt gebracht. Es ging darum, sich die Rechte zu sichern.

Doch was bringen einem die alten Aufnahmen? Außer, dass der Dylan-Fan sich freut, sie zu haben. Nun: Eine Musikerkarriere lässt sich selbstverständlich anhand der veröffentlichten Studioaufnahmen erzählen. Auch bei Dylan. Nur war das bei ihm nie so. Denn was er in den Studios so machte und dann im Archiv verschwinden ließ, oder dass er in den Konzerten seine Songs anders präsentierte als auf seinen Platten, und dann womöglich noch von Konzert zu Konzert unterschiedlich, ist bis heute eine der Ursachen für den Dylan-Hype. Es waren seine Songs, die als erste als „Bootlegs“ erschienen. Und der Austausch von Live-Aufnahmen unter seinen Fans erhielt diesen Hype auch in den schwierigen 80er und 90er Jahren. Dylans Geschichte ist ohne diese Aufnahmen und deren vielfältigen Deutungsversuche nicht vorstellbar.

Umso wichtiger und besser, wenn es jetzt durch die Rechtelage möglich ist, bislang nur wenig bekannte Live-Aufnahmen und unzugängliche Studio-Recordings ganz legal  im Laden zu kaufen. Wir können anhand dieser Aufnahmen – vom Minneapolis Party Tape über die Carnegie Hall 1961 bis zu den kompletten Freewheelin-Sessions – noch einmal beobachten wie ein Rohdiamant sich selbst zum Edelstein schleift. Aus dem ebenso schüchternen wie entschlossenen jungen Woody Guthrie-Nachahmer Bobby Zimmerman wird der ungezügelte, vor poetischen Einfällen und musikalischen Adaptionen schier überbordende Bob Dylan. Man fühlt den Zauber des Anfangs, spürt diesen Anfängen nach und entdeckt diesen jungen Dylan wieder neu. Da redet er noch mit dem Publikum. Hat ein Talent für komische Überleitungen zwischen den Songs und kommuniziert und interagiert mit dem Publikum. Heutzutage ist er da vom Minimalismus geprägt. Ein Lächeln, ein paar Extraworte, ein Solo oder die Wiederholung einer musikalischen Figur aufgrund der Zuschauerreaktionen sind selten, und gehören zu den besten Momenten seiner durchweg guten Konzerte.

In diesem Sinne übertrifft der zum neuen Dylan ausgerufene Jake Bugg schon jetzt den alten Dylan an Minimalismus. Denn Bugg interagiert und kommuniziert schon jetzt nicht mit dem Publikum. Und seine Ansagen sind kurz und ohne Humor. Doch Bugg ist wirklich nicht der neue Dylan. Eher der neue Donovan/Gallagher. Der Jake Bugg, der am 2. März im Frankfurter Zoom in einer guten Stunde immerhin 18 Songs unterbrachte (auch nicht Dylan-like) war näher an Oasis und den Britpop-Traditionen, als an Bob Dylan und dessen amerikanischen Wurzeln. Auch wenn er „Country Song“ und Cashs „Folsom Prison Blues“ gespielt hat. Bugg saugt Traditionen auf – da allerdings stimmt der Dylan-Vergleich.

Und es war ein sehr schönes Konzert von Jake Bugg. Sehr ernsthaft und Ironiefrei vorgetragen. Mal sehen, wie sich der Bursche noch so entwickelt. Doch wie auch immer Dylan wird immer einmalig bleiben. Ob der junge oder der alte Dylan. Jake Bugg ist Jake Bugg. Und das ist in der Welt der Casting Shows, zwischen Justin Bieber und Gangnam-Style schon verdammt viel. Gut, dass es beide gibt: Dylan und Bugg. Und, dass sie beide so unverwechselbar sind.

Und hier der junge Bugg und der junge Dylan

Von der ungebrochenen Lust am Folk-Rock

16. Februar 2013

the-lumineers-the-lumineersVon „La Brass Banda“ zu „The Lumineers“

Das Album des Jahres wurde soeben bei den Grammys geehrt: „Babel“ von Mumford & Sons – ein Folk-Rock-Album. Und neben den Mumfords gibt es noch die Avett Brothers, die Felice Brothers, die Punch Brothers und unsere Freunde, die Carolina Chocolate Drops. Allesamt Leute von Mitte Zwanzig bis um die Dreißig, die eine Musik spielen, die angesichts marketingtechnisch entwickelter und industriell produzierter Plastikmusik vor einigen Jahren höchstens noch belächelt wurde.

Heute ist der anfängliche Trend zu Folk und Folk-Rock stabil. Auch hierzulande hat sich eine Popmusik entwickelt, die wieder an Folk anknüpft und mit ihren Liedern etwas sagen will. So wie ein Wader oder ein Dylan, wir hatten es hier zuletzt gerade davon. Nennen wir Max Prosa, Philipp Poisel oder Dota & die Stadtpiraten. Nennen wir grenzüberschreitend Sophie Hunger. Während aber die Mumfords in USA und UK mehr Platten verkaufen als Justin Bieber und bei entsprechenden Musikevents gefeiert werden, hinkt Deutschland mal wieder hinterher. Während „La Brass Banda Folk“ – nämlich Bayerische Blasmusik – öffnet für Pop, Punk und Ska, und eine Chance gewesen wäre, auf sehr eingängige und originelle Art beim Europäischen Songcontest Zeugnis von dieser Popmusik abzulegen, wird dies von einer ominösen Jury verhindert. Stattdessen also ein Ballermann-tauglicher Stampf-Disco-Brei. Letztendlich hat dieser Wettbewerb auch nichts anders verdient. Wirkliche Kreativität und Kunst entsteht sowieso woanders.

In den USA derzeit scheinbar an jeder Ecke. Gerade hatten wir hier „American Music“ von „The Illegitimate Sons“ als übersehene Platte des Jahres gefeiert, da müssen wir uns eingestehen, auch „The Lumineers“ übersehen zu haben. Die zwei Jungs und das Mädel aus Denver legen stimmigen Folk-Rock vor, der weniger komplex als der der Mumfords erscheint, aber mindestens genauso eingängig. Ihr „Ho-Hey“ ist ein Folk-Feger. Von wegen solche Musik könne keine Laune machen. Und wie viele Ihrer Zeitgenossen, sind diese jungen Musiker sehr traditionsbewusst und wissen, wo diese Musik herkommt. Denn schließlich war es Mr. Bob Dylan, der Mitte der 60er seinen Folk elektrifiziert hat und die damalige Folk-Welt vor den Kopf gestoßen hat. Und noch immer pflegt daher so mancher alte Folker seine Anti-Dylan-Haltung. Dabei geht es bei Folk immer darum, mit einer Haltung, einer Geschichte und einer Aussage, Menschen zu erreichen. Dazu muss der Künstler und sein Werk weder autobiographisch-authentisch gefärbt sein, sondern er sollte lieber kunstvoll komponieren und eindringlich vortragen können. Und wenn nötig, dann eben mit Strom und Schlagzeug.

Und so haben die wunderbaren Lumineers auch immer wieder alte Dylan-Pretiosen oder Songs von „The Band“ im Programm. Songs, die zwar alt sind, aber genauso eine universelle Bedeutung haben wie ein Roman von Thomas Mann oder ein Stück von Brecht oder Shakespeare. Sie spielen „Boots Of Spanish Leather“ genauso wie „Subterranean Homesick Blues“ und „The Weight“.

Hier nun Videos der Lumineers von
„Ho-Hey “ und „Subterranean Homesick Blues“:

Jake Bugg

2. Januar 2013

jake-bugg-album-cover-22Hi Folks! Wir wollen das neue Jahr mal mit einem neuen Gesicht beginnen. Wobei Jake Bugg quasi noch die letzte Entdeckung des alten Jahres war. Schließlich wurde er schon durch alle Zeitungen gehypt, und leider fiel auch hier vielen Kollegen nur der abgenudelte Dylan-Vergleich ein. Dabei weiß doch jeder, dass dies nur eine belastende Hypothek ist, von der der Künstler nichts hat, weil sie ihm nicht gerecht wird. Können wir bitte die Masche „wer den jungen Bob Dylan geliebt hat, der wird auch Jake Bugg anhimmeln“ mal lassen! Die Popkritik verhält sich wie amazon und verkennt damit ihre Rolle.

Jede Saison hat scheinbar ihren neuen Dylan und die Jungs sind dann leider auch schnell wieder weg. Wir erinnern uns noch an „The Tallest Man On Earth“ oder Ryan Bingham, die nun nach dem Anfangserfolg hart um Aufmerksamkeit ringen müssen. Dem erst 18-jährigen Bugg wünschen wir daher auf alle Fälle viel Durchhaltevermögen, Geschick sowie vor allem musikalische und künstlerische Substanz.

Aber im Gegensatz zu einem Popkritiker – war es die Süddeutsche oder war es die Zeit – ist das „präsent bleiben“ nicht alleine in Jake Buggs Verantwortung. Die Medien spielen eine Rolle, die nicht immer nur nach den kurzfristigen Hypes hecheln dürfen, und auch ein kluges Management sind wichtig. Dylan war in seinen Anfangsjahren sicher zielstrebig – für Freunde auch mal bis über die Schmerzgrenze hinaus- und von der Muse verwöhnt. Aber er hatte in Albert Grossman auch einen kongenialen, mit allen Wassern gewaschenen Manager. Von ihm hat Dylan viel gelernt und konnte sich von ihm emanzipieren und trennen. Für Bugg hoffen wir, dass sein Management ihm die Entwicklungsmöglichkeiten gibt, die er braucht.

Damit er seinen Weg weiter gehen kann. Seine Melange aus Folk, Country, Blues und Britpop ist außergewöhnlich, seine Stimme und sein Vortrag sind unkonventionell und kraftvoll. Daher hören wir ihn im Moment aus vielem anderen gerne heraus. Ein Sampler auf youtube gibt einen schönen Überblick, was auf seinem Debütalbum alles so drauf ist und uns erfreuen wird. Am 2. März sehen wir ihn dann live im Frankfurter Zoom.  Er ist kein Messias und kein Hoffnungsträger, damit wollen wir ihn nicht belasten. Aber allein, dass es ihn und seine Musik gibt, stimmt uns zuversichtlich und froh.

Jen Plater

6. November 2012

Neo-Folk heißt das Zauberwort dieser Tage. Auch hierzulande gibt es junge Musikerinnen und Musiker, die sich dieser Musik verschrieben haben. Jen Plater ist eine davon. Diese interessante Singer- Songwriterin aus Frankfurt möchte ich hier gerne einmal vorstellen.

Zuhause im Kreis der Musikfamilie
Und dann ist es da: Dieses breite Grinsen. Ein deutliches Zeichen dafür, dass Jen Plater da ist, wo es jetzt gerade am Schönsten ist: Auf der Bühne der „Frankfurt Art Bar“. Das Zuhause ihrer musikalischen Familie. Die trifft sich hier regelmäßig donnerstags abends zum Musizieren auf der Open Stage. Und Jen ist heute mal wieder zum Familientreffen gekommen. Anwesend sind erfahrene Recken und junge Talente.

Drei Leben
Jen ist in Magdeburg geboren und groß geworden. Aus einer sportlichen Familie stammend, begann sie sehr früh mit dem Schwimmsport und wurde eine erfolgreiche Jugendschwimmerin. Doch den Schwimmsport gab sie mit sechzehn zugunsten des Fußballs auf. Nachdem sie unterdessen nach Frankfurt gekommen war, endete aber auch diese Sportkarriere abrupt. Eine Verletzung stoppte sie mit 22 Jahren. Der Startschuss für die Musik…

Über Menschen und Situationen erzählen
Jen wäre nicht Jen, wenn ihr ein geregeltes bürgerliches Berufsleben reichen würde. Sie suchte nach neuen Herausforderungen. „Nach dem Sport war da eine Leerstelle“, sagt sie dazu. Jen füllte sie mit Musik. Beziehungen, Liebe und Verlust sind dabei ebenso Themen ihrer Songs wie gesellschaftliche Probleme. „Ich blicke auf die Welt. Auf Menschen, auf Gesellschaft und auf das, was wir tun. Wir lieben oder führen Kriege. Auch über die Ängste davor schreibe und singe ich.“

Wollte sie im Sport Erfolg haben, so sieht sie die Musik als Ventil für anderes: „Meine Musik hat für mich mehr mit Selbstverwirklichung als mit Erfolgsgeilheit zu tun“, stellt sie klar.

Applaus ist wichtig – aber!
Eher ist im Job der Erfolg das Maß der Dinge. In der Musik kommt es auf andere Dinge an: „Applaus ist schön, aber wichtiger ist für mich, das ich mir selbst treu bleibe und zu mir selbst stehen kann“, erklärt sie entschieden. Daher will sie auch weder aufgehübscht produziert, noch massentauglich trainiert oder gecastet werden. Folk ist und bleibt ihre Musik. „Danny Kelly, Daniel Kahn und Mumford & Sons sind meine Vorbilder und der Film „Once“ war wie eine Initialzündung“. Sie findet ihn romantisch und er trifft sich mit ihrem Schwarm für die Iren.

Professionalisierung ist notwendig
Doch bei allem Idealismus, hat sie aber dennoch den Drang voranzukommen, möchte professioneller werden, ihre Musik mehr Menschen bekannt machen. „Wir arbeiten an einer EP, die man großflächiger an Musikredaktionen von Print, Online und Radio schicken kann.“

Eine, die es wirklich schaffen kann
Jen hat wie alle anderen Künstler beim der „Open Stage“ nur drei Songs. Aber in die steckt sie alles. So wie sie bei jedem Auftritt alles gibt. Ob im rappelvollen Ponyhof oder im Kreis der „Familie“ in der „Frankfurt Art Bar“. Am Ende singt sie natürlich ihren Ohrwurm „When Tears Begin To Dry“ Und die Familie singt und klatscht begeistert mit. Denn so mancher alter Musikrecke spürt: „Hier ist eine von uns, eine, die es wirklich schaffen kann!“ Und Jen? Die grinst zufrieden.

Jen Plater: When Tears Begin To Dry