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Darmstädter Dylan-Tag 2020: Programm steht!

7. Februar 2020

Der Darmstädter Dylan-Tag nimmt immer stärkere Konturen an. Jetzt steht der Programmablauf

Copyright: Wikimedia Commons

für das von Marco Demel und Thomas Waldherr organisierte Event fest:

Darmstädter Dylan-Tag 2020
„Whatever Colours You Have In Your Mind“

Ablauf am Samstag, den 18. April 2020:

15.00 Some Dylan-Songs: Uli Spiegel

15.15
Eröffnungsrede zum 1. Darmstädter DylanTag
von Thomas Waldherr und Marco Demel

15.25 Jadwiga Frej – Dylan goes Geige
15.35 Vortrag Anne-Marie Mai – Einführung Marco Demel

16.05 Jadwiga Frej – Dylan goes Geige
16.15 Vortrag Jochen Markhorst – Einführung Marco Demel

16.45 Pause/ Snack/ Dia-Show von Bob Egan/Dylan-Hour-Outtakes/Musik aus der Konserve/

17.00 Some Dylan-Songs mit Martin Grieben – Einführung Thomas Waldherr

17.15 Vortrag Thomas Waldherr Bob Dylan & Black Music

Einer der Headliner: Manfred Maurenbrecher

17.45 Pause/ Snack/ Dia-Show/ Musik aus der Konserve

ab 18.00
Bernie Conrads + Bernhard Schumacher

18.45 Uhr Pause/ Snack/ Dia-Show

ab 19.00
Einführung Thomas Waldherr
Heinrich Detering + Dan Dietrich

ab 20.00
Einführung Marco Demel
Manfred Maurenbrecher

ab 21.00
Einführung Thomas Waldherr
Double Dylans

In Kürze wird zur finanziellen Unterstützung des Dylan-Tags auch eine Crowdfunding-Kampagne anlaufen. „Wir freuen uns über jegliche Unterstützung für unseren großen Dylan-Tag, den wir mit viel Freude und Engagement vorbereiten“, erklärt Thomas Waldherr für die Veranstalter.

Tickets und weitere Infos unter: https://paedagogtheater.de/veranstaltung/dylany/

Vielstimmige Suche nach dem Maskenmann

30. November 2019

Fast drei Stunden Kurzweil: Bob Dylan-Abend von „Americana im Pädagog“ begeistert in ausverkauftem TIP

Zehn Musikerinnen und Musiker und ein Moderator entführten am Donnerstagabend (28.11.) das Publikum im bis auf den letzten Platz vollbesetzten Darmstädter Theater im Pädagog in den Bob Dylan-Kosmos. Es wurde eine vielstimmige, erlebnisreiche und kurzweilige Suche nach dem großen Trickser, Chamäleon und Sinnsucher der Rockgeschichte. Auch nach fast drei Stunden Programm ging keiner vorzeitig. Das Programm traf genau den Nerv der Dylan-Interessierten.

„Americana im Pädagog“ hatte eingeladen und viele Dylans kamen. Der „Darmstädter Dylan“ Dan Dietrich hatte natürlich Heimspiel, den weitesten Weg hatte Stiff La Wolf aus Mecklenburg-Vorpommern. Aus Frankfurt kamen die DoubleDylans, die Singer.Songwriterin Jen Plater und Martin Grieben, der in Darmstadt aus seiner Zeit bei der Band „Jay“ bestens bekannt ist. Aus Weinheim stießen Zimmerman‘s Friends zur bunten Truppe.

Ihnen allen hatte Thomas Waldherr, Kurator der Americana-Reihe, Songs vorschlagen, die zu den von ihm gesetzten inhaltlichen Schwerpunkten des Abend passten. Ziel war es, die weniger bekannten Seiten des Songwriter-Papstes auszuloten. Und wie die Künstler die Songs aufbereitet hatten, rief immer wieder Beifallstürme des Publikums hervor. So glänzte Martin Grieben mit fantastischen Versionen von „When He Returns“ (Dylans religiöse Phase) und „Po‘ Boy (Dylans Alterswerk). Mitreißend und genau traf er die Beseeltheit Dylans in Ausdruck und Stimme bei „Returns“, musikalisch genial war die Idee, den Po‘ Boy auf der kleinen Ukulele zum Besten zu geben.

Die Double-Dylans fesselten das Publikum mit ihrer ungewöhnlichen Rap-Version von „The Lonesome Death Of Hattie

Matze Schmidt, Stiff La Wolf, Thomas Waldherr, Foto: AIP

Caroll“ (Bob Dylan und Black America) und zusammen mit Jen Plater und deren Maskierung als Mann arbeiteten sie fein heraus, dass die „Political World“ eine Männerwelt ist (Bob Dylans politische Welt). Im Duett hatten Jen Plater und Lokalmatador Dan Dietrich schon lange vorher die Erinnerung Dylans an das „Girl From The North Country“ (Bob Dylans Jugend) mit viel Gefühl intoniert.

Zimmerman’s Friends führten dann die Country-Abteilung an. Mit „Make You Feel My Love“ – u.a. auch von Country-Superstar Garth Brooks gecovered – wurde Dylans Liebeslied von den Weinheimer Dylans in genialer Art, ganz wunderbar zart und sinnlich vorgetragen. Überhaupt schreibe Dylan die schönsten und gefühlvollsten Liebelieder meinte Bandleader Bernd Hoffmann dazu. Anschließend gingen sie beim schmissigen „You Aint‘ Goin‘ Nowhere“ in packender Manier voran und rissen das gesamte Ensemble und das Publikum mit, ehe es in die Pause ging.

Stiff La Wolf wiederum brachte das Publikum durch Vortrag, Bühnenpräsenz und Charisma dazu, ihm bei den langen, textlich besonders anspruchsvollen Stücken „Not Dark Yet“ und „Every GrainOf Sand“ aufmerksam zu folgen. Da schien für einen Moment im Pädagogkeller die Zeit still zu stehen. Aber auch Kurator und Moderator Thomas Waldherr ergriff an diesem Abend seine Chance und sang zusammen mit Stiff La Wolf, begleitet von DoubleDylan Matze Schmidt, die Bob Dylan und Willie Nelson Koproduktion „Heartland“. Das ließ sich hören.

Auch nach fast drei Stunden ließ das frenetisch applaudierende Darmstädter Publikum die Dylan-Truppe einfach nicht von der Bühne und so wurde als allerletzter Song „All Along The Watchtower“ improvisiert. Als dann das Saallicht wieder anging schaute man ringsherum nur in strahlende Gesichter. „Vielen Dank, Ihr habt uns mit diesem Abend ein großes Geschenk gemacht“, drückte eine Besucherin ihre Freude aus. Und beschenkte damit wiederum Ensemble und Moderator. Ein Abend, der für alle, die dabei waren – ob auf, vor oder hinter der Bühne – unvergessen bleiben wird.

Am 13. Dezember unterstützt „Americana im Pädagog“ das Konzert der Country-Rockband „Music Road Pilots in der Darmstädter Michaelsgemeinde und geht dann in die Weihnachts- und Winterferien. Die Americana-Saison 2020 startet dann im TIP am Donnerstag, 30. Januar, mit Martin Griebens Programm „Elvis Pur. Songs und Geschichten vom King of Rock’n’Roll“.

Sein ganz persönlicher Dylan

31. März 2019

Martin Grieben begeistert mit Bob Dylan-Programm im Frankfurter Theater Alte Brücke

Martin Grieben, Copyright Theater Alte Brücke Frankfurt

Wenn ein Künstler wie Bob Dylan über lange Zeit so viele Menschen bewegt, sie entweder begeistert oder aber abschreckt und trotzdem seit Jahrzehnten ein Weltstar und eine Musiklegende ist, dann muss was an ihm dran sein. Was, ist teilweise Common Sense – „der sprachgewaltige Songpoet“ – teilweise aber liegt es im Auge oder im Ohr (und dazwischen) des Betrachters, Hörers, Rezipienten. Daher sind subjektive Herangehensweisen an das Phänomen Bob Dylan wünschenswert und wichtig. Bloß kein Surfen auf der Erfolgswelle des US-Musikers, bloß keine Heldenverehrung, bloß kein Kleben an Klischees.

Schwerpunkt auf unbekannteren Songs
In diesem Sinne hat Martin Grieben an diesem Samstagabend im Theater Alter Brücke in Frankfurt-Sachsenhausen mit seinem Programm „Grieben singt Dylan“ alles richtig gemacht. Er spielt ganz bewusst nicht die großen Hits, sondern oftmals die unbekannten, unterschätzten Stücke aus Dylans riesigem Oeuvre. Und erzählt dazu ganz persönliche Geschichten über seinen Zugang zu Dylan. Und dies tut er sehr charmant und wenn er zum xten Male die falsche Mundharmonika greift, dann geht er damit so lässig, souverän und humorvoll um, dass das Publikum im vollbesetzten Theater sichtlich auch ein großes Vergnügen an den Pausen zwischen den Songs hat. Und wichtig ist, dass er schon ganz am Anfang des Abends all die natürlich auch zur Legende gehörenden schlechten Meinungen über Dylan auf heitere Art abräumt. Er lässt das Publikum die schwersten „Dylan-Verfehlungen“ aufzählen: „Dylan kann nicht singen“, „Dylan kann nicht Mundharmonika spielen“, „Dylan sagt nie ein Wort und ist unhöflich zum Publikum“. Sind die über die Jahre sich aufgebauten Vorwürfe erst einmal raus, lässt sich viel unbefangener und befreiter mit dem Werk des Rock-Zaren Zimmermann umgehen.

Auf der Setlist stehen an diesem Abend Songs aus allen Schaffensperioden der Songwriter-Papstes: Neben anderen hört man das Frühwerk „I Was Young When I Left Home“, aus der Mitsechziger-Phase „Queen Jane Approximately“ und von den Basement Tapes „Open The Door, Homer“. Von New Morning (1970) spielte Grieben „Went To See The Gipsy“ und interpretiert das als Dylans Referenz an einen nicht überlieferten Besuch bei Elvis Presley. Da Dylan ein großer Elvis-Fan ist, spielt Elvis-Fan Grieben natürlich auch einen Song des „King Of Rock’n’Roll“, nämlich Heartbreak Hotel. Und da Dylans Lieblingsbeatle George Harrison war, erklingt auch dessen „Here Comes The Sun“.

Starke Texte und wunderschöne Momente
Dass Dylan eben nicht nur der wortgewaltige über den Dingen stehende Songpoet ist, sondern auch seinen eigenen, selbst erfahrenen Schmerz zum Ausgangspunkt seiner Kunst macht, stellt Grieben an diesem Abend mit allein drei Songs von „Blood On The Tracks“ unter Beweis: „Meet Me In The Morning“, „If You See Her Say Hello“ und „Buckets Of Rain. Auch Dylans christliche Phase lässt Grieben in seinem Konzert nicht aus. Er spielt sowohl „When He Returns“, als auch das textlich heikle „Slow Train Coming“. Aus den 1980ern, zu denen Martin Grieben richtigerweise sagt, dass da Dylan irgendwie sein Gespür verloren hätte spielt er „Whas Was It You Wanted“ vom Album „Oh Mercy“ von 1989, als es schon wieder bergauf der Dylan’schen Kunst ging. Und es wird auch die jüngere Vergangenheit des musikalischen Outputs erreicht. Das nicht eben einfach zu spielende und zu singende „Po Boy“ vom 2001er Album „Love And Theft“ wird von Grieben bravourös gemeistert. Besonders stimmungsvoll wird es im Raum, als Melina Hepp, Griebens Ehefrau, zum Duett-Gesang bei „Abraham, Martin and John“ mit auf die Bühne kommt. Den Dick Holler-Song hatte Dylan Anfang der 1980er mit seiner damaligen Background-Sängerin Clydie King in seinen Konzerte vorgetragen. Da ergeben sich wunderschöne musikalische Momente im kleinen Frankfurter Theater.

Überzeugender musikalischer Vortrag
Überhaupt zeigt sich Martin Grieben in großer musikalischer Form. Sein Gitarrenspiel und sein Gesang sind stark, einprägsam und haben eine ganz eigene Note. Sein Mundharmonikaspiel – wenn er denn endlich die Richtige gefunden hat – ist fein und kraftvoll zugleich. Und nicht einmal tappt der Sänger in die Falle des Nachahmers oder gar Parodisten. Die großen Hits kommen dann auch erst ganz am Ende – „Blowin‘ In The Wind“ (1254-mal von Dylan live gespielt, erklärt Grieben augenzwinkernd dazu) beendet das Konzert, „Lay, Lady, Lay“, „Don’t Think Twice, It’s Alright“ und „Mr. Tambourine Man“ bilden den abschließenden Zugabenblock.

Martin Grieben hat sich mit seinem Dylan-Abend einen lang gehegten Wunsch erfüllt. Dass er damit bei seinem Publikum im kleinen Sachsenhäuser Theater Alte Brücke offene Türen eingerannt und sie auf eine erfolgreiche Reise mitgenommen hat, beweist der begeisterte, lautstarke, lang anhaltende Applaus und die Bravorufe. Das Programm verdient unbedingt weitere Aufführungen.

Grieben singt Dylan – Ein Abend mit Songs von & rund um Bob Dylan

11. März 2019

Martin Grieben, Copyright Theater Alte Brücke Frankfurt

Samstag, 30. März, Theater Alte Brücke, Frankfurt-Sachsenhausen, 19.30 Uhr

Wenn in den 1990er Jahren das Thema auf Bob Dylan kam, wurde ich meist mitleidig belächelt. Lebt der denn noch, kann der denn noch singen? Veranstaltungen zu Bob Dylan waren selten, dafür dann aber von großer Sachkenntnis geprägt. Bis heute faszinieren mich die damals gehörten Lesungen von Paul Williams, Greil Marcus und Günther Amendt, die geistreich über Bob Dylan erzählten und dies in einen ästhetischen, historischen oder gesellschaftlichen Zusammenhang stellten.

Als dann Dylan in den 200oern eine wahre Schaffensexplosion hinlegte mit hochkarätigen Alben, Film und Buch und Malerei und Radio-Show, da wurden die Veranstaltungen über Dylan dann immer mehr. Und nach dem Nobelpreis erst recht. Es gab und gibt Theaterstücke in Heidelberg und Lübeck, Ausstellungen in Fulda und Liederabende in Saarbrücken und und und…

Und wie überall gibt es solche und solche. Veranstaltungen bei denen man merkt, dass es den Leuten ernst ist, und solche, die sich einfach an den Ruhm anhängen. Ich habe mal einen Dylan-Abend vorzeitig verlassen, weil da mit Halbwissen und Klischees nur so um sich geworfen wurde, und die deutschen Übersetzungen das Niveau von Jugend-Gottesdiensten beim Kirchentag hatten. Sowas brauche ich nicht.

Ganz anders aber bei Martin Griebens Bob Dylan-Programm. „Martin Grieben verfolgt die verschlungenen Wege der Karriere des Bob Dylan seit 40 Jahren mit wachsender Faszination. Währenddessen war er Leader von Rock’n’Roll Bands, Sänger und Gitarrist, Komponist und verhinderter Popstar, Produzent, Tonstudiobetreiber und überzeugt inzwischen als „Mein-Mann“-Band in der Theater-Talkshow „Melli redet mit“ – nur Stimme, Gitarren, Ukulele und dunkle Sonnenbrille. „Grieben singt Dylan“ – ein Abend mit Songs von und rund um Dylan aus beinahe sechs Jahrzehnten. Keine gerührte Nostalgie-Veranstaltung, sondern die schräge Welt des Bob Dylan als unterhaltsamer, musikalischer Trip.“

Soweit der Pressetext. Hier und in der Korrespondenz mit ihm wurde mir die Ernsthaftigkeit seines Anliegens klar. Und wenn ich die Liste seiner Dylan-Songs anschaue, die er so Repertoire hat – z.B. „Po‘ Boy“, „Abraham, Martin und John“ oder „Meet Me In The Morning“, so sind das Songs, die der Spezialist des Abends, den ich dringend verlassen musste, wahrscheinlich überhaupt nicht kennt.
Und so verlässt Martin Grieben die ausgetrampelten Dylan-Pfade. Etwas, dass auch die DoubleDylans und ich immer wieder versuchen.

Sehr schön beschreibt Grieben, was alles in Dylan steckt: „Denn in Dylans Songs ist so viel Spaß, Weh, Ironie, Traurigkeit, Verzicht, Irrsinn, Blut, Liebe, Horror, Herzschmerz, Verwirrung, Weisheit, Vertrauen, Bescheidenheit, Märchenhaftes, Blödsinn, Blues, Sinnsuche, Selbstzerfleischung, Hoffnung, Verzweiflung, Betrug, Gier, Kitsch, Ablehnung, Sehnsucht, Hybris und was nicht noch alles drin.“

So sehe ich das auch! Und deswegen freue ich mich, Martin Griebens Programm hier anzukündigen und es auch zu besuchen. Tun Sie’s einfach auch!

https://theater-alte-bruecke.reservix.de/tickets-grieben-singt-dylan-ein-abend-mit-songs-von-rund-um-bob-dylan-in-frankfurt-am-main-theater-alte-bruecke-am-30-3-2019/e1357167