Posts Tagged ‘Bob Dylan in concert’

25 Jahre Neverending Tour

12. Juni 2013

In diesen Tagen jährt sich der Auftakt der Never Ending Tour (NET) zum 25. Mal. Ging Dylan vorher im normalen Abstand von 2-3 Jahren –Thomas&Bob abgesehen von der 8jährigen Tourpause zwischen 1966 und 1974  – auf Konzertreise, so ist er seit dem  7.Juni 1988 jedes Jahr von Winter/Frühjahr bis Herbst weltweit unterwegs on Tour.

Nach erst zwei Dylan-Konzerterlebnissen 1981 in Mannheim und 1987 in Frankfurt, stieg ich 1991 in die NET ein. Zu erleben waren beinahe-Abstürze wie 1991 in Offenbach, Wiederauferstehungen wie 1997 in London, einen Crooner-Dylan wie 1995 in Aschaffenburg und wenige Monate später einen Gitarren-Gott-Dylan in Stuttgart. Wir sahen ihn in abgewanzten Stadthallen (nochmal Offenbach 1991), in gesichtslosen Mehrzweckhallen (2002 Oberhausen, 2005 Wetzlar) aber auch auf idyllischen Freilichtbühnen (1998 Hamburg, 2006 Gelsenkirchen, 2012 Bad Mergentheim). Wir sahen ihn in der Ferne (1997 London, 2008 Alicante, 2010 Linz) und alleine viermal in der wunderbaren Jahrhunderthalle in Frankfurt (2000, 2002, 2003, 2007).

Ich bin eigentlich kein Freund der Hitparaden und Rankings – das Beste, das Größte usw. – ich unterschiede lieber zwischen Konzerten, die mich besonders berührt haben und die für mich immer unvergessen bleiben werden, und denen, die recht schön und ganz in Ordnung waren. Hier die Liste meiner absoluten Favoriten:

1991 Offenbach (wegen Fall und Aufstieg in einem Konzert)
1993 Wiesbaden (wegen der wieder erlangten Präsenz)
1995 Aschaffenburg + Stuttgart (Vom Crooner zum Gitarren-Hero binnen weniger Monate!)
1998 Hamburg (wegen der Dramatik: Spielt er überhaupt? Und wie er spielt!)
2000 Frankfurt (Kommunikativ und spielfreudig wie selten)
2006 Gelsenkirchen (wegen der tollen Atmosphäre zu der Dylan sein Übriges getan hat)
2007 Frankfurt (wegen des überirdischen „Nettie Moore“)
2009 Saarbrücken (für ein sagenhaftes „Blowin‘ In The Wind“)
2012 Bad Mergentheim (wegen der Weltpremiere: Das gesamte Konzert am Grand Piano!)

Längst sind die Besuche von Dylan-Konzerten ein wichtiger Teil meines Lebens, den ich eigentlich nicht missen will. Irgendwann wird es aber enden, wird die NET abgeschlossen sein. Ich weiß nicht, wie lange Dylan noch auf der Bühne stehen wird. Hoffentlich noch lange. Willie Nelson ist Achtzig und tut es. B.B. King ist 87 und tut es. Chuck Berry ist 86 und tut es. Und Little Jimmie Dickens tritt auch mit 92 Jahren immer noch in der Grand Ole Opry auf.

Mach’s ihnen nach, Bobby!

Wieder unterwegs und wieder ganz anders

7. April 2013

buffalo2013-2Lange war die Winterpause und die Ungeduldigen und die Zweifler unter uns fragten sich schon, ob das Ende schon gekommen ist. Ist die große Bob-Tour jetzt vorbei? Die Netz-Trolle streuten böse Gerüchte und die Szene war nervös. Und dann doch: Es geht weiter! Bob Dylan tourt von Anfang April bis Anfang Mai an der US-Ostküste und deren Hinterland durch die Universitätsstädte und gastiert in den Uni-Arenen.

Und das was sich im letzten Sommer positiv andeutete (Grand Piano und unbändige Spielfreude!) und im Herbst negativ – die Shows waren nicht schlecht, aber Dylan hatte den Autopilot eingeschaltet – zeigt sich nun in diesem Frühjahr. Dylan hatte mal wieder Lust auf Veränderungen: 1. Maßnahme: der Blues-Gitarrist Duke Robillard ersetzt den Texas-Rocker Charlie Sexton. 2. Maßnahme: Die Setlist ist radikal verändert. Vier Songs von „Tempest“ sind drin und die großen 60er-Hits sind raus: Kein Rolling Stone, kein Blowin‘ In The Wind. Stattdessen aus jeder Schaffensphase was. Die Korsettstangen sind „Things Have Changed“, „Tangled Up In Blue“ und „Ballad Of A Thin Man“.

Die drei Songs und die Art der Setlist können denn auch als künstlerisches Statement gelesen werden: Lest die Texte, wenn ihr dem nahekommen wollt, wer dieser Bob Dylan mal gewesen ist und im Jahr 2013 eigentlich ist oder sein möchte oder sein könnte… Und vielleicht muss man es auch als Ausrufezeichen verstehen, wenn Bob Dylan am zweiten Tag der Tour bis auf zwei Songs genau die gleiche Setlist spielt wie am Vorabend. Schon lange nicht mehr vorgekommen. Die Statistiker unter den Dylan-Fans werden es wissen und publik machen.

Tja, der alte Knabe schafft es immer wieder, uns zu überraschen. Auch mit bald 72 Jahren ist der Lockenkopf flexibel und risikofreudig geblieben. Das Dylan-Jahr 2013 fängt bestens an.

Ein paar Eindrücke aus dem Konzert vom 5. April in Buffalo, New York, gibt ein junger Dylan-Fan mit Film-Ausschnitten aus der Show auf YouTube zum Besten:

Gerüchte, Gigs und ein Geburtstag

22. Mai 2012

Die Dylan-Welt ist wild am spekulieren

Nun, wie ich jetzt von Heinrich Detering gelernt habe, bin ich wohl ein Dylanianer. So wie es Freudianer und Wagnerianer gibt. Das sind Menschen, die beschäftigen sich aus Liebe mit dem Gegenstand ihrer Obsession. Dylanologen beschäftigen sich dann wohl eher aus einer Art wissenschaftlichem Imperativ und sind diejenigen, die akribisch Setlists und Studiosessions obduzieren, dann diese im Schlaf repetieren können und dabei doch oftmals den Blick fürs Große und Ganze verlieren. So einer war ich nie, ist mir doch egal, welches Lied er am 2. November 2004 irgendwo in USA an vierter Stelle im Konzert gesungen hat. Übrigens gibt es keine Dylanisten: Dylan, den Gegner geschlossener Weltanschauungen (sehen wir mal von drei Jahren der Verirrung ab) als eigene Weltanschauung zu betrachten, davor schrecken dann doch auch die größten Hardcore-Fans zurück.

Egal ob Dylanianer oder Dylanologe – wir alle fiebern dem neuen Album entgegen. Und es spricht vieles dafür, dass die Dylan-PR-Maschine immer perfekter, die Dylan-Netwelt nutzt, um den Hype aufzubauen. Erst ein Interviews von David Hidalgo, das uns was von Tex-Mex erzählt, dann die Spekulation über den Produzenten. Dann kürzlich der Hinweis, dass der Uncut-Editor, das Album bald hören dürfe. Und nun das jüngste Gerücht: Auf der Platte sei ein 14-minütiger Song über den Untergang der Titanic. Und dabei wissen wir weder den Namen des Albums, noch ein Erscheinungsdatum. So vertreiben wir alle unsere Zeit mit fröhlicher Spekulation. Allesamt glückliche Dylan-Kinder!

Soeben hat Bob Dylan seine Lateinamerika-Tournee abgeschlossen. Weder musikalisch noch von der Setlist her gibt es viel Neues zu berichten. Eher von den Umständen dieser Tour. Zum allerersten Mal in Costa Rica. Und dann gleichzeitig in Mexiko das große Menschenschlachten der Drogengangs. Traurig. Am Donnerstag wird er nun 71 Jahre. Um am 6. Juli spielt er in Bad Mergentheim. Und wir sind wieder dabei. Wir Dylanianer…