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Things Have Changed

20. Oktober 2019

Als wäre es ihm zu perfekt gewesen: Zum Auftakt seiner US-Tour setzt Bob Dylan wieder einmal vieles neu zusammen

Bob Dylan ist wieder auf Tour. Seit 11. Oktober und noch bis zum 6. Dezember. Unter anderem wird er zum Abschluss dieses Tourneeabschnitts zehnmal Im Beacon Theatre in New York spielen und sich mit einem Auftritt in Washington D.C. in die Winterpause verbschieden. Eine erste Einschätzung nach fünf Konzerten.

Wie schrieben wir im Sommer nach majestätischen Konzerten in Stuttgart, London und Kilkenny: „Besser kann es nicht mehr werden, nur anders gut.“ Wie Recht wir hatten, ahnten wir damals noch nicht. Bob Dylan, der ewig Rastlose, der Veränderer und Verwirrkopf hat mal wieder alles kräftig durchgewirbelt: Die Band, die Setlist, das Setting. Die Herbstkonzerte mögen den Sommerkonzerten ähneln und doch sind sie etwas ganz anderes.

Das Setting
Das ist so typisch Dylan. Ein bisschen rätselhaft, ein bisschen retro: Drei stilvoll angezogene Schaufensterpuppen betonen jetzt noch mehr den Bühnenaufbau, der mit alten schweren Scheinwerfern das Ganze wirken lässt wie einen Musik-Club in den 1940er Jahren.

Das Set
Der Opener war in den ersten drei Konzerten „Beyond Here Lies Nothin'“ und ersetzte damit vorerst das schon etwas abgenudelte „Things Have Changed“. Beim vierten Konzert in Denver, Colorado, war es Augen- und Ohrenzeugen zufolge eher ein Versehen, dass der Meister wohl aus Gewohnheit wieder „Things Have Changed“ intonierte. Denn beim fünften Konzert in Lincoln, Nebraska, wurde wieder „Beyond“ gespielt. Dort ersetzte dann auch „It’s All Over Now, Baby Blue“ das zuletzt ebenfalls hinreichend gespielte „It Ain’t Me Babe“.

Ein völlig neues Arrangement von „Not Dark Yet“ ist umstritten, lässt doch eine völlig neue Melodie auch die kognitive Wahrnehmung des Songs nicht unberührt. Die Frage ist dann letztendlich: Holt das neue Arrangement neue Bedeutungs- oder Gefühlebenen aus dem Song heraus oder ist es schlicht l’art pour l’art? Wir werden sehen und hören.

Die Sensation war natürlich nach mehr als einem Jahrzehnt die Wiederaufnahme von „Lenny Bruce“. Wir erinnern uns, der jüdische Stand-up-Comedian stand bahnbrechend für eine satirische Blickweise auf das politische Zeitgeschehen, sein Witz war scharf und gnadenlos und traf vor allem auch die Eliten. Dass er noch dazu auf der Bühne recht derb und obszön sein konnte, lieferte den Mächtigen gute Vorwände, um Bruce mit Auftrittsverboten zu überziehen. Am Ende starb er 1966 mit einer Nadel Heroin im Alter von 42 Jahren.

Natürlich überlegt man als Dylanologe warum kommt Dylan jetzt wieder mit dem Song heraus. In einer Zeit, in der Satire die absurde Realität von Trump & Konsorten überhaupt nicht übertreffen und zuspitzen kann. Einer Zeit, in der zwar in TV, Internet und Social Media viele Witzchen über Politik erzählt werden, aber das Maß nicht stimmt. Im TV zu harmlos, in den Social Media hasserfüllt. Da ist Lenny Bruce tatsächlich eine Figur von Gestern, was aber nichts schlechtes sein muss. Denn Bruce hatte bei allem anarchischem schon einen Kompass, wen und was er sich in welcher Weise vornahm. Im tiefsten Innern leitete ihn die Humanität, nicht die Misanthropie. Auch wenn ich Lenny Bruce nicht zu den stärksten Songs von Dylan zähle – zu verschwommen ist mir die Aussage, zu einfach und harmlos erscheinen mir die Bilder – so liegen ihm doch der Song und die Person am Herzen. Und möglicherweise ist das Ganze dann doch sein Kommentar zum Medien-Overkill der Horrorclowns.

Und am Ende dann tauchte beim Eröffnungskonzert das wunderbare „Long And Wasted Years“ in den Zugaben auf, wurde aber leider bald durch das natürlich legendäre „Ballad Of A Thin Man“ ersetzt.

Die Band und die Musik
Ein Abgang, zwei Neuzugänge sind zu verzeichnen. Fast 20 Jahre trommelte der sympathische George Receli für Dylan. Nach dem wunderbaren „Tier am Schlagzeug“ Winston Watson, dem der etwas farblosen David Kemper folgte, war George wieder einer, der zum Fanliebling wurde. Er spielte mehrere Platten ein und wirkte auch in Videos und Filmen zusammen mit Dylan. Schon schade, aber wie gesagt, die Dinge ändern sich. Neu an seiner Stelle ist Matt Chamberlain, ein profunder Studio- und Livemusiker, ein alter Hase, der schon mit Pearl Jam, Tori Amos, The Wallflowers und Elton John zusammengearbeitet hat. Und mit Bob Britt ist wieder einmal ein zweiter Gitarrist dabei. Auch er ein alter Fahrensmann (Leon Russell, Dixie Chicks, John Fogerty). Die beiden geben dem Sound neue Impulse, aber auch Dylan wirkt ein, indem er zum Beispiel selber beim Opener zur Gitarre greift – zuletzt sogar beim zweiten Song ebenfalls – oder Donnie Herron ein bisschen aus dem Schattendasein holt und dessen Violinenspiel nun viel mehr der Melodieführung als dem Lücken füllen dient. Und auf seiner alten Tage scheint Dylan sogar serviceorientiert vorzugehen. Erstmals seit vielen Jahren stellt er die Band wieder vor. Das kann sich aber auch wieder ändern, denn irgendwann sollten die neuen Mitglieder bekannt sein und dann wird sich der Meister womöglich auch diese wenigen gesprochenen Worte wieder sparen.

Dylans Gesang bleibt auf den Niveau des Sommers und so ergeben sich aus dieser neuen Gesamtkonstellation wieder typische Dylan-Konzertmomente: Hohe Kunst wechselt sich ab mit solidem Handwerk und gescheiterten Versuchen der Neubelebung des Altbekannten. Soviel Risiko geht weiterhin unter den Altmeistern nur ein. Und daher strebt Dylan immer weiter nach vorne, immer weiter. Für die sicheren Nummern sind andere zuständig. Und wir beobachten das ganze sehr erfreut. Dylan is on his road again!

Weiser Poet und gewaltiger Erzähler

11. Juli 2014

Bob Dylan in Flensburg

bob-dylan-and-his-bandAuch nach über 50 Jahren Musikerkarriere wird er nicht müde, uns unentwegt andere Gesichter seiner selbst zu zeigen. Ließ er in Mannheim 2011 dem Senioren-Gedudel des gut zehn Jahre jüngeren Mark Knopfler ein Krachkonzert mit Punk-Attitüde folgen, war er 2012 in Bad Mergentheim der launige Entertainer mit Kapitäns-Blazer am Flügel, so stellte er an diesem Juliabend in Flensburg ganz den Poeten und Erzähler in den Mittelpunkt des Konzerts. Selten in den letzten Jahren war er so gut bei Stimme und konzentrierte sich so auf den Gesang und die Worte. So wurde schnell klar: Hier will einer gehört werden.

Seit dem letzten Herbst spielt er sein „Tempest-Programm“ stets gleich bis auf einen oder zwei Songs. Der langjährige und weit gereiste Dylan-Fan hatte zweifellos Recht, als er uns gegenüber argumentierte, diese Gleichförmigkeit zeige, wie wichtig ihm diese Songs seien.

Und noch mehr als das. Das Programm, die Songs und ihre Reihenfolge stellen eine klare Dramaturgie auf. Dies ist keine zufällige Zusammenstellung wie in voran gegangenen Jahren. Mit „Things Have Changed“ stellt er das Manifest des alten Dylan bereits an den Anfang. Mit „She Belongs To Me“ geht er dann ganz weit zurück. Ein wunderschönes Lied über eine Frau, für die nehmen stets seliger denn geben ist. „Beyond The Horizon“ greift dann das ewige Glücksversprechen der Liebe auf.

Mit dem umgeschriebenen „Workingmans Blues #2“ dann der erste absolute Höhepunkt des Abends. Drei Ebenen des Kampfes gegen die Ungerechtigkeit, den „struggle“, umfasst der Song. Der Kampf der Menschheit gegen das Unheil der Geschichte, der des Proletariats gegen Ausbeutung und Verarmung und der persönliche Kampf gegen die Unbill des Lebens. Bei der gegenwärtigen Version des Songs zeigt sich auch wieder einmal welch großartiger Arrangeur er ist. Dylan deklamiert hier wie eine Art Traumerzählung, die sich im Laufe des Liedes vom hoffnungsvollen Kindertraum in den Albtraum verändert. Unheilvoll und schlingernd wirken die beiden Instrumentalpassagen zwischen der gesungenen Erzählung. Gänsehaut entsteht da, wie sie nur große Kunst erzeugen kann.

Nächster Höhepunkt ist dann „Pay In Blood“. Leidet der Songs auf dem Album noch darunter, dass Dylan – besonders zu Beginn – mehr faucht als singt – gewinnt  er hier durch His Bobness‘ starke Gesangsleistung. Wieder ein Song, der beweist: Lasst Euch nicht täuschen, dass die Lautstärke der Konzerte sanfter und der Künstler älter geworden ist – Dylan war, ist und bleibt der Meister des zornigen Songs. Er mag abgeklärter, hier und da auch routinierter, vor allem auch altersweise geworden sein. Ein altersmilder netter Onkel wird er in diesem Leben aber nicht mehr werden.

Nächster großer Höhepunkt nach der Pause: Die schönste Version von „Simple Twist Of Fate“ an die ich mich erinnern kann. Leichtfüßig, zärtlich und romantisch kommt sie daher. Ganz bittersüße Rückschau des 73-jährigen. Ein Klassiker über das alte Thema wie aus einer zufälligen Begegnung für eine Nacht eine lebenslange unerfüllte Erinnerung werden kann.

Unaufhaltbar strebt das Konzert nun seinem großen Finale entgegen. Dem großartigen doppelbödigen „Soon After Midnight“ folgt die bitterböse Lebensrückschau zweier, die sich erst geliebt, dann eher gemeinsam arrangiert und dann vor allem gemeinsam viel Leid erfahren haben. Mit grimmiger Entschlossenheit und spöttischer Schärfe steuert er auf die bitterböse Lebensbilanz zu: „Long And Wasted Years“. Tusch und Schluss. Ein faszinierender Song, der im Konzert ein markantes Ausrufezeichen setzt.

Diesmal wirken die beiden Zugaben auch nicht dran geklebt. Mit „All Along The Watchtower“ variiert er nochmals das Thema des Kampfes gegen die bedrohlichen Mächte und dem richtigen Weg aus dem falschen Leben, eher er „Blowin In The Wind“ so spielt wie nur es kann. Distanziert und trotzdem bewegend und notwendigerweise verspielt, um dem Song das jugendliche Pathos zu nehmen, ohne die Grundaussage in Frage stellen zu wollen. Genau hier schließt sich der Kreis. Wir leben nicht in der besten aller Welten. Die Sehnsucht nach einer besseren Welt darf man nicht verlieren, den naiven Glauben daran schon.

Während das Konzert endet, zieht draußen das Gewitter auf. Wieder einmal hat uns Bob Dylan „Zuflucht vor dem Sturm“ gegeben. Mit großer Poesie und gewaltiger Erzählkunst ist es ihm diesmal gelungen uns in den Bann zu ziehen. Mal schauen, wie es beim nächsten Mal sein wird.

Der dritte Dylan

17. November 2013

So, das war es dann für mich mit den diesjährigen Dylan-Konzertbesuchen. Das Konzert in Esch sur Alzette am 16. November in Luxemburg lag von der Güte irgendwo zwischen dem zweiten und dem dritten Berliner-Konzert, die ich ebenfalls beide besucht habe. Nicht so fragil wie am 25. Oktober, aber auch nicht so vital und expressiv wie am 26. Oktober. Gleiche Setlist, gleiche Dramaturgie und doch gleicht natürlich kein Dylan-Konzert wie einDylanconcert Ei dem anderen. Diesmal war „Simple Twist Of Fate“ mit noch mehr Wehmut aufgeladen, diesmal war „Love Sick“ noch viel schmerzvoller  und „Blowin‘ In The Wind“ ein noch grandioserer Rausschmeißer. Dagegen waren die „Early Roman Kings“ diesmal etwas blasser und der Vortrag von „Long And Wasted Years“ fast schon gefährlich auf dem Weg zur Coolness.

Aufgrund der Umstände für das Publikum, zu denen ich noch komme, konnte ich von einiger Entfernung die gesamte Bühne unverbaut einsehen und das „Bühnenbild“ und die Lichtregie auf mich wirken lassen. Und tatsächlich: Dylan führt uns – wie schon so oft bei seiner Radio-Show – direkt in die musikalische Welt der Vierziger. Im funzeligen Licht aus altertümlichen Scheinwerfern wirkt die Szenerie fast schon sepiafarben. Man erahnt eine Big Band in einem New Yorker Nobelhotel, man stellt sich eine Western- Swing Kapelle im ländlichen Süden vor oder man meint eine Rhythm & Blues-Kapelle in einem Club in Chicago zu hören. Dylan bündelt all diese Traditionslinien in seiner Musik. Bewusst, ausdrücklich und expressionistisch. Großartig!

Gar nicht großartig dagegen die Begleitumstände des Konzerts. Wir hatten den Gig mit Absicht als Stehkonzert gebucht, um dann zufällig und kurz vor knapp zu erfahren, „es gäbe jetzt auch Sitzplätze zu denen man seine Stehplätze gegen einen geringen Obolus upgraden könne“. Mitten im laufenden Verkauf die Bedingungen ändern und dann unzureichend die Karteninhaber zu informieren – diesen Mist wollten wir nicht mitmachen. Und waren doch einigermaßen bedient, als wir sahen, dass es nicht um ein paar Stuhlreihen ging, sondern gut zwei Drittel der Halle bestuhlt waren. Wir standen dann direkt am Absperrgitter in der ersten Reihe mit bester Sicht auf Bühne. Nur, dass die halt -zig Meter Luftlinie entfernt war. Ob das, wie uns der örtliche Veranstalter weismachen wollte, in Absprache mit „dem Künstler und seinem Management“ geschehen ist oder nicht, sei dahin gestellt. Es ist einfach schlichtweg unprofessionell abgelaufen. Zumal uns Mitzuschauer, die schon mehrmals in der Rockhal zu Gast waren, darüber aufklärten, dass man dort die Sitzplätze auch durchaus mit Aufbauten an der Seite oder hinten schaffen könne und dies in der Vergangenheit auch so gehandhabt worden wäre.

Dass uns dies nicht das ganze Konzert vergällte, lag an dem starken Auftritt von Mr. Dylan, der nun auf die britische Insel weiterreist. Die Europatournee 2013 strebt ihrem Abschluss entgegen. Wir sind wie immer gespannt was folgt…

Wieder unterwegs und wieder ganz anders

7. April 2013

buffalo2013-2Lange war die Winterpause und die Ungeduldigen und die Zweifler unter uns fragten sich schon, ob das Ende schon gekommen ist. Ist die große Bob-Tour jetzt vorbei? Die Netz-Trolle streuten böse Gerüchte und die Szene war nervös. Und dann doch: Es geht weiter! Bob Dylan tourt von Anfang April bis Anfang Mai an der US-Ostküste und deren Hinterland durch die Universitätsstädte und gastiert in den Uni-Arenen.

Und das was sich im letzten Sommer positiv andeutete (Grand Piano und unbändige Spielfreude!) und im Herbst negativ – die Shows waren nicht schlecht, aber Dylan hatte den Autopilot eingeschaltet – zeigt sich nun in diesem Frühjahr. Dylan hatte mal wieder Lust auf Veränderungen: 1. Maßnahme: der Blues-Gitarrist Duke Robillard ersetzt den Texas-Rocker Charlie Sexton. 2. Maßnahme: Die Setlist ist radikal verändert. Vier Songs von „Tempest“ sind drin und die großen 60er-Hits sind raus: Kein Rolling Stone, kein Blowin‘ In The Wind. Stattdessen aus jeder Schaffensphase was. Die Korsettstangen sind „Things Have Changed“, „Tangled Up In Blue“ und „Ballad Of A Thin Man“.

Die drei Songs und die Art der Setlist können denn auch als künstlerisches Statement gelesen werden: Lest die Texte, wenn ihr dem nahekommen wollt, wer dieser Bob Dylan mal gewesen ist und im Jahr 2013 eigentlich ist oder sein möchte oder sein könnte… Und vielleicht muss man es auch als Ausrufezeichen verstehen, wenn Bob Dylan am zweiten Tag der Tour bis auf zwei Songs genau die gleiche Setlist spielt wie am Vorabend. Schon lange nicht mehr vorgekommen. Die Statistiker unter den Dylan-Fans werden es wissen und publik machen.

Tja, der alte Knabe schafft es immer wieder, uns zu überraschen. Auch mit bald 72 Jahren ist der Lockenkopf flexibel und risikofreudig geblieben. Das Dylan-Jahr 2013 fängt bestens an.

Ein paar Eindrücke aus dem Konzert vom 5. April in Buffalo, New York, gibt ein junger Dylan-Fan mit Film-Ausschnitten aus der Show auf YouTube zum Besten:

Was bringt das Dylan-Jahr 2013?

17. Dezember 2012

Alle Jahre wieder der Rückblick und Ausblick. Da es unser Freund,
trotz seiner weltwDylan_backeiten Kunstausstellungen, scheinbar weiterhin nicht lassen kann, Platten aufzunehmen und auf Tour zu gehen, macht die Titelfrage immer noch Sinn und das dahinter steckende rumspekulieren immer noch Freude.

Das Jahr 2012 war für Dylan und seine Fans geprägt durch zwei Höhepunkte und einem (vermeintlichen) Kontrapunkt. Anfang des Jahres elektrisierte die Nachricht, dass Bob wieder im Studio gewesen sei, alle gleichermaßen. Das dann im September erschienene Werk „Tempest“ lohnte das Warten und ist ein fabelhaftes Alterswerk geworden. Dass es jetzt bei den Grammy-Nominierungen leer ausging, ist völlig unverständlich.

Zwischen Aufnahme und Erscheinen der Platte lag wieder eine ganze Reihe von Konzerten. Insbesondere die Sommertour durch Europa war sensationell. Wer ihn an einem lauen Sommerabend im Bad Mergentheimer Schlosshof sehen konnte, erlebte eines der besten Dylan-Konzerte überhaupt. Wie er sich den ganzen Abend nicht mehr vom Flügel lösen konnte und voller Spielfreude und Genialität wunderbare Versionen seiner Songs zum Besten gab, war einfach nur überirdisch.

Doch im Herbst der Kontrapunkt. Wieder ließ sich Dylan zu dem nicht stimmigen Doppelpack mit Mark Knopfler hinreißen. Und wieder verlor er. Denn: Ein abstrakte Werke schaffender Picasso hat auf dem Kunsthandwerkermarkt gegen den farbenfrohen Pinsler naiver Malerei kaum eine Chance. Die Folge: Schmähende Kritiken und wieder einmal die Bitte, er möge doch aufhören. Aber wenn auch die Konzerte nicht die Klasse des Sommers hatten, so wussten Ohrenzeugen doch von starken Auftritten zu berichten.

Für das kommende Jahr gibt es gerüchteweise natürlich wieder Tourpläne. Japan sei anvisiert. Und Sony wird uns wohl mit den Bootleg Series Volume 10 beglücken. Die englischen Dylan-Afficionados von ISIS spekulieren über Material von 1969/70. Das hieße dann eventuell die Cash-Sessions, die Harrison-Sessions und Material von den Self Portrait-Aufnahmen.

Ach ja, und nach dem 70. Geburtstag Dylans im Jahr 2011, und seinem 50. Jubiläum als Recording Artist in diesem Jahr, können wir 2013 ein weiteres Jubiläum feiern: Im August 1963 wurde „Blowin‘ In The Wind“ auf dem Album „The Freewheelin‘ Bob Dylan“ veröffentlicht. Ein früher Geniestreich auf den noch viele folgen sollten.

In diesem Sinne auf ein erfolgreiches Musik- und Dylan-Jahr 2013!  Und auch dieses Jahr stimmen wir uns auf die Weihnachtstage mit Bob’s etwas anderen Weihnachtsfeier ein: