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Bob Dylan im Jahr 2017

29. April 2017

Der US-Sänger gefällt diesmal auch der Kritik/ Berührendes Konzert in der Frankfurter Festhalle

Es fällt richtig auf: Unter den jüngsten Konzertkritiken sind einige, die nicht immer den gleichen Müll reproduzieren, die gleichen Klischees und Vorurteile totreiten: Genuschel, mürrisch, dem Publikum abgewandt und so weiter. Das blieb in diesem Jahr HR1 vorbehalten, dessen merkwürdiges Dylan-Special an Karfreitag eher unter die Rubrik „die Konzertpräsentation haben wir bezahlt, dann müssen wir halt auch was von Dylan bringen, obwohl der sonst für unser Programm keine Rolle spielt!“ einzuordnen ist. Da wurden dann Kunststückchen vollführt wie dieses: Im Hintergrund läuft ein Song von „Triplicate“, bei dem man jede Silbe einwandfrei verstehen kann, und im Vordergrund faselt jemand was von „genuschelten Versionen von Sinatra Songs“. Wow!

Viele Kolleginnen und Kollegen der schreibenden Zunft waren da aufmerksamer. Es scheint also auch Berichterstatter zu geben, die sich nicht von Dylans Karrierebrüchen und seiner Distanz zum Showbusiness persönlich beleidigt fühlen oder eben Dylan in der Schublade „mürrisches Faktotum“ abgelegt haben. So liest man in der Frankfurter Rundschau:

„Bob Dylan and his band (so steht es auf dem Ticket), das sind diesmal eindreiviertel Stunden Countryrock, ein bisschen Blues, ein bisschen Bluegrass, ein bisschen Folk, sind Schwung und Schmelz und herrliches Gitarren-Wahwah, his band könnte auch eine stolze Begleitung für einen echten Crooner sein.

Das würde von Dylan niemand behaupten wollen. Aber diese gezeichnete, raue, manchmal krähenkrächzende Stimme sich doch um ein melancholisches Kleinod wie „Autumn Leaves“ bemühen zu hören, durchaus mit Erfolg bemühen zu hören, das hat doch Charme, Tiefe, ja, Seele.

Da steht er dann in der (nicht ganz ausverkauften) Festhalle, lässt den Mikroständer mal baumeln, stellt sich mal breitbeinig hin, weil er vielleicht auch nicht mehr so sicher auf den Beinen ist, und lässt die letzten Blätter ganz sachte sinken, fallen.“

Und tatsächlich, plötzlich ist die Kritik Dylan deutlich zugewandter, man lässt sich auf seine Konzerte, seine Musik ein. Und wer das gemacht hat – beispielsweise eben in der Frankfurter Festhalle – konnte tatsächlich einen fast 76-jährigen Mann erleben, der fest im Kanon der amerikanischen Musik verwurzelt ist. Der jetzt im Moment die Musik macht, die ihm gefällt. Die Musik, über die er sich ausdrückt, sein Vehikel, das transportiert, was er uns als Künstler sagen will. Und daher auch uns, sein Publikum berührt. Und das auch ganz im Sam Cooke’schen Bonmot, dass eine Stimme nicht gut sei, wenn sie schön ist, sondern wenn sie einen glauben lässt, das sie von der Wahrheit singt.

Dylan im Jahr 2017 geht ganz zurück auf seine Wurzeln in den 1940er Jahren. Die Musik, der Bühnenaufbau – man sieht sich in einem Club in den vierziger Jahren zurückversetzt. Seine Band ist immer noch die Cowboy Band, die sich irgendwo im ländlichen Süden am urbanen Pop-Schlager versucht. Und das mittlerweile mit einer Perfektion, die ihresgleichen sucht. Wer hätte das vor 25-30 Jahre gedacht, als Dylan-Konzerte manchmal klangen wie Garagenrock meets Kindergeburtstag, als Höhepunkte und Abstürze auf der Bühne nur Minuten voneinander entfernt waren.

Dagegen präsentieren sich Dylan und seine Band fast schon als routinierte Entertainer, wenn dem nicht Dylans Person entgegenstünde, der einfach nicht nach Perfektion, sondern nach Inspiration sucht. Und diese Inspiration braucht er für seinen Gesang, der ihm viel wichtiger ist als vor einigen Jahren. Seine Stimme ist milder geworden, er schafft auch wieder einige Höhen mehr als in der ganz großen Krächz- und Bell-Zeit. Und so scheint er gerade deswegen Abend für Abend dass gleiche zu spielen. Damit er die immer gleichen Worte noch einmal anders prononcieren, noch einmal anders klingen lassen kann.

Er spielt nicht ein einziges Mal Mundharmonika an diesem Abend. stattdessen vollführt er wilde ungelenke Tänze mit dem Mikrofonständer. Und wenn er sich nicht dort oder am Klavier festhält, läuft er manchmal scheinbar etwas orientierungslos über die Bühne. Dabei aber stets in enger Kommunikation mit seinen Musikern.

Die Höhepunkte des Abends sind ein kraftvolles „Desolation Row“, ein mitreißendes „Tangled Up In Blue“ und die große Zirkusnummer „This Old Black Magic Called Love“. Und wie immer endet der Abend in der Bandaufstellung und dem spöttisch-grimmigen Blick in die Menge. Der Bob Dylan im Jahr 2017 ist auch einer, der die Rituale auskostet.

Melancholy Mood

5. Mai 2016

Melancholy MoodJetzt hat er uns doch wieder drangekriegt. Als Anfang des Jahres durchsickerte, Bob Dylan nehme in den legendären Capitol-Studios in Los Angeles auf, hofften viele auf etwas Neues. Nach dem Sinatra-Album nun vielleicht Bluegrass, Gospel oder Country? Die Anwesenheit von Marty Stuart und seinen Jungs im Nachbarstudio befeuerte das Wunschdenken. Doch es ist wieder einmal anders gekommen.

Dylan schlägt derzeit seine Haken, indem er sie unterlässt. Er ist unberechenbar berechenbar geworden. Also doch Great American Songbook/Frank Sinatra-Tribute Nr. 2. „Fallen Angels“ heißt das neue Werk, das am 20. dieses Monats erscheinen wird. Vorab erschien die Vier-Track-EP „Melancholy Mood“. Vier Songs, die dann auf „Fallen Angels“ enthalten sein werden und die er teils bereits in seinen Konzerten in Japan gesungen hat. Beide Tonträger basieren wohl Großteils auf Material von den Sessions zu „Shadows In The Night“.

Und sie sind noch besser als das bisher erschienene. Die Band hat einen erstaunlichen Jazz-Groove gefunden und streut sogar einen Tempowechsel ein. „This Old Black Magic Calles Love“ ist sensationell, gerade auch wegen Dylans Stimme. Wir erinnern uns an das grässliche Bellen mit dem er auf Tempest „Pay In Blood“ eröffnete. Nun säuselt und croont er sanft, hält die hohen Töne, ohne dass die Stimme bricht.

Der alte Wolf hat viel Kreide gefressen. Doch ein Schaf ist er deswegen noch lange nicht. Seine Konzerte erzählen in ihrer klaren Dramaturgie und in all ihrer Doppelbödigkeit und Schärfe von den Veränderungen innerhalb eines Lebens, von der Verwunderung über eine geliebte Frau, von Verlust, Schmerz, dem Nebeneinanderherleben, vom Tod und von der Frage nach dem Warum, deren Antwort der Wind fortgetragen hat und dessen Antwort doch nur Liebesschmerz ist.
Und Dylan bleibt der Meister der Doppelbödigkeit. „Fallen Angels“ würde natürlich zu dem Sujet der gefallenen Frau passen, zu den Filmen der „Schwarzen Serie“, an die sich auch sein Video zu „The Night We Called It A Day“ anlehnt. Aber nein, das Coverfoto des neuen Album führt uns auf eine andere Fährte. Dylan bleibt im Gangstergenre der 1930er und 1940er Jahre. „Fallen Angels“ ist ein Spielkartentrick.

Und Bob Dylan bleibt so bei allen ewigen und ernsten Themen mit dem er sich in der Maske des 40er Jahre-Crooners befasst, doch der ewige Trickster. Erleichterung macht sich da breit.

Zartbittere Sehnsuchtslieder aus dem Great American Songbook

31. Januar 2015

Bob-Dylan-Shadows-In-The-Night-2015-Back-Cover-98013Bob Dylan singt auf „Shadows In The Night“ in schleppenden Molltönen über Liebe, Verlangen, Verlust und Einsamkeit

Nein, Bob Dylan hat keinen der zehn Songs seines neuen Albums „Shadows In The Night“ geschrieben. Ja, alle diese Songs hat Frank Sinatra gesungen, einen davon sogar geschrieben. Und doch: Nein, es ist kein „Dylan goes Sinatra“-Album geworden. Bei aller Sympathie für „Ol‘ Blue Eyes“: Ein Sinatra-Cover-Album war nie sein Plan.

Was aber sollen wir nun mit diesen 35 Minuten langsamer, auf das Wesentliche reduzierter, fast schleppender Musik anfangen? Einer Sammlung von Werken, die zwar zum Kanon, aber nicht zur Hitliste des Great American Songbook gehören. Einfach als Nostalgie-Stück eines alternden Barden abtun? Das wäre zu kurz gesprungen.

Dylan lässt uns also keine Wahl. Wir müssen in die Lieder gehen. Beziehungsweise eine Ebene drüber schon mal auf die Songtitel schauen: „I’m A Fool To Want You“ – Verlangen. „The Night We Call It A Day“ – Verliebtheit. „Stay With Me“ – Verlustängste. „Why Try To cHange Me Now“ – Beziehungsprobleme. „Full Moon And Empty Arms“ – Verlust. „Where Are You?“ – Sehnsucht. „What’ll I Do“ – Ratlosigkeit und Trauer. „That Lucky Old Sun“ – Hoffen. Jedes Lied steht für bestimmte Phasen und Befindlichkeiten. Jetzt sollte der erste Groschen gefallen sein.

Dylan erzählt uns bereits mit seinen Songtiteln eine Geschichte. Wie in seinen letzten Konzerten, bei denen er Abend für Abend die gleichen Lieder in der gleichen Reihenfolge singt. Weil er diese Lieder singen will, und sie nur in dieser Reihenfolge für ihn derzeit einen Sinn ergeben. Vom programmatischen „Things Have Changed“ über „She Belongs To Me“, dem Rückgriff auf die eigene Jugend, bis hin zu dem furiosen, bitteren Abgesang auf die Hoffnung auf ein erfülltes Leben, „Long And Wasted Years“.

Die Songtitel von „Shadows In The Night“ erzählen nicht anderes als die klassische unglückliche Liebesgeschichte. So wie die Songs allesamt immer melancholisch, fragend, sehnsüchtig, oftmals traurig sind. So seltsam hingehaucht und flüchtig wirken sie. Kaum zu greifen, so wie die Beziehungen zwischen den Menschen von denen sie handeln. Wenn ein Song aus Dylans eigenem Songkatalog hier am besten dazu passt, dann ist das „Simple Twist Of Fate“. Diese alte Geschichte von flüchtiger Liebe, die zu lebenslanger Sehnsucht wird. Doch damals war Dylan im besten Alter. Nun, bald 74-jährig, schwingt die Dimension des Alterns, der drohende Verlust der Vitalität bei den Songs mit. Daher sind die Songs auch alle so reduziert. Bis auf den Kern reduziert sind sie. Bis auf die Melodie und den Gesang, der nur vom aller notwendigsten Instrumentenarsenal begleitet wird.

Und doch ist bei allem Schmerz, der den Songs und dem Album inne ist- und den Dylan mit seiner besten Gesangsleistung der letzten 25 Jahre so verführerisch und zärtlich auskostet – diese Platte keinesfalls etwas für morbide Novemberabende. Nein, denn es gibt – und dann wäre Dylan nicht Dylan, ein Lichtstreifen am Horizont. „That Lucky Old Sun“ ist denn auch der versöhnliche Abschluss dieses Albums für blaue Stunden. Es gibt Hoffnung, solange die alte Sonne noch am Himmel steht. Und genau deswegen ereignen sich ja diese Liebesgeschichten immer wieder. Der Mensch lebt sein Leben einfach weiter, auch wenn es mitunter schmerzt, es geht einfach nicht anders. Und so steht Dylan auch immer weiter auf der Bühne, schmerzen auch Rücken oder Seele.

Dylan eignet sich mit diesem Album auf unnachahmliche Weise diese Songs an. Er singt sie nicht einfach nach. Er überführt sie in seine Welt. Er gräbt sie aus, wie er in einem Interview erzählt hat. Er erweckt sie zum Leben, macht aus ihnen Dylan-Songs, indem er sie auswählt und ihre Reihenfolge auf dem Album komponiert – deswegen muss man dieses Album auch ganz bewusst immer wieder von Anfang bis Ende hören – und sie mittels seiner Arrangements und seines Gesangs und seinen Phrasierungen in neue gedankliche Richtungen und neue – Dylan’sche – Sinngehalte lockt.

Bob Dylan ist ein großer Singer-Songwriter. Aber Bob Dylan ist auch ein großer Interpret. Und „Shadows In The Night“ ist in dieser Beziehung sein Meisterwerk.

Shadows In The Night – Erste Annäherungen

24. Januar 2015

Bob-Dylan-Shadows-in-the-NightDylan, der alte Unberechenbare, hat nun erstmals seit einigen Jahren wieder ein großes Interview gegeben, um seine Platte „Shadows In The Night“ zu bewerben. Und da er – oder sein Beraterstab – mittlerweile die PR-Maschine perfekt beherrschen, gab er das Interview nicht dem Rolling Stone, sondern dem Magazin der mächtigen US-Interessensorganisation der Senioren, AARP. Dies ist sowohl zielgruppengerecht, als auch vertriebswegorientiert, denn gleichzeitig verteilt Dylan 50.000 Kopien seines Album mittels der Print-Ausgabe des Magazins. Wow! Wieder so in Dylan-Coup.

Doch kommen wir zum musikalischen. Neues über den Menschen Dylan oder seiner Sicht der Welt gibt uns dieses Interview nicht, sondern es zeigt noch einmal sehr schön deutlich auf, welche Wurzeln Dylans Musik hat und vor allem zeigt es seine große Liebe, sein immenses Wissen und sein tiefes Verständnis für alle Formen der amerikanischen Populärmusik.

Ein Freund, ein großer Kenner der texanischen Country-Singer-Songwriter und auch sonst ein kluger Kopf, mahnte in der Beschäftigung mit „Shadows In The Night“ an, dass uns das Sinatra-Ding auf die falsche Fährte locken würde. Der Antrieb für „Shadows In The Night“ wäre ein anderer.

Und in der Tat, er hat nicht ganz Unrecht. Sinatra führt hier der Fragesteller ein. Dylan schafft es, das aufzugreifen und weder zu bestätigen noch zu dementieren, wie es so schön heißt. Natürlich sind die Songs alle schon von Sinatra gesungen worden. Doch sie gehen zum Teil zeitlich weiter zurück. Dylans „Shadows In The Night“  ist vielmehr eine erneute Hommage an „The Great American Songbook“, an den traditionellen urbanen amerikanischen Popsong, verwurzelt im Jazz und Swing der 20er, 30er und 40er Jahre. Erneut deshalb, weil das auch – allem vordergründigen Weihnachts-Sentiment zum Trotz – schon bei „Christmas In The Heart“ mit-swingte.

Dylan hat sich im Laufe seiner Karriere allen seinen Wurzeln gestellt. Er wurde bekannt durch Folk- und Protestsong, berühmt und legendär durch seine Verbindung von Folk-Rock mit surrealen Songtexten. Er sorgte für Verwirrung durch Liaisons mit Country und Gospelmusik. Und schon einmal, in frühen Zeiten Anfang der 70er, verschreckte er seine Anhänger auf „Self-Portrait“ mit dem amerikanischen Popsong. In diesem Interview erzählt er nochmal ausführlich, dass er groß geworden ist mit der Musik, die ihm die Radiostationen im hohen Norden der Vereinigten Staaten boten: Country, also Hank Williams und die Grand Ole Opry, ebenso wie die den frühen Rock’n’Roll, den Blues, Soul und Gospel. Und eben die Musik der großen Big-Bands wie der von Glen Miller.

Nun also die Beschäftigung mit dem Great American Songbook ganz systematisch, kreativ befreit und lässig souverän. Was man bislang im Netz oder live hören konnte klang sehr interessant. „Full Moon And Empty Arms“ konnte mich nicht vollauf begeistern – Dylans Stimme wirkte wie sediert. „Stay With Me“, das schon im letzten Abschnitt seiner Tour stets der letzte Song des Abends war, klingt dagegen berührend, großartig und, wie ich empfinde, überirdisch schön.

Noch wenige Tage, dann ist die Platte raus. Dann können wir uns mit dem Gehörten, mit den Arrangements, den Songtexten und der Song-Reihenfolge des Albums auf die Suche nach dem inneren Zusammenhang des Albums machen. Werkdeutung – die Lieblings-Disziplin der Dylanologen  – ist angesichts von „Shadows In The Night“ nun wieder angesagt. Frisch ans Werk!

Auszüge aus Dylans Interview sind hier nachlesbar:
http://www.aarp.org/entertainment/style-trends/info-2015/bob-dylan-aarp-magazine.html?intcmp=AE-HP-BB1-BOBDYLAN

Und hier kann man sich „Stay With Me“ anhören:
http://www.npr.org/blogs/allsongs/2015/01/19/377744951/song-premiere-bob-dylan-stay-with-me?utm_campaign=storyshare&utm_source=twitter.com&utm_medium=social

Two Ol‘ Blue Eyes

10. Dezember 2014

Bob-Dylan-Shadows-in-the-NightJetzt ist es also amtlich. Bob Dylans kommendes Studioalbum heißt „Shadows In The Night“ und erscheint am 3. Februar 2015. Es enthält nur Sinatra-Songs. Wir sind gespannt, inwieweit es geklappt hat, die Arrangements für 30 Personen-Bands auf die Dylan’sche Five Piece Band umzuschreiben und wie zu allem Dylans Stimme harmoniert. Einen kleinen, zu wenig aussagekräftigen Vorgeschmack haben wir schon bekommen. So durften wir doch schon mit „Full Moon And Empty Arms“ als erste Auskopplung sowie „Stay With Me“ als Zugabe auf der letzten Tour hören.

Dylan und Sinatra – da war doch was. Richtig. Auch wenn Bobby Blue Eyes als Singer-Songwriter das Musikbusiness revolutionierte und die Tin Pan Alley gleichsam ruinierte, seine Ehrfucht vor dem Great American Songbook als eine – wenn auch die am wenigsten hörbare – Wurzel seiner Musik begleitet ihn schon über lange Zeit. Die Verehrung für Sinatra ist ehrlich. Ein bewegendes Dokument ist die große TV-Show zu Frankies 80. Geburtstag, bei der Dylan eine wunderschöne Fassung seines „Restless Farewell“ zu Ehren des großen Sängers intoniert.

Musikalisch war von einer Beziehung zu Swing- und Jazzschlager in Dylans Werk bislang wenig zu spüren. Allein das für ihn äußerst ungewöhnliche „If Dogs Run Free“ von 1970 (LP „New Morning“) mit jazziger Melodieführung und mit Frauen-Scatgesang als zweite Stimme lässt sich bis in die jüngste Zeit als Beleg anführen. Seine Weihnachtsplatte „Christmas in The Heart“ 2009 und seine Radio Show waren dagegen echte Zeichen dafür, welche Pläne bei Dylan reiften.

Nun also „Bob sings Frank“. Der erfolgreichste Sänger mit der umstrittensten Stimme der Rockgeschichte singt die Songs von dem, der so unangefochten war, dass man ihn nur „The Voice“ nannte. Ganz schön selbstbewusst, der alte Bob. Dylan spricht davon die „totgecoverten“ Songs wieder auszugraben: „Sie wurden begraben, um ehrlich zu sein. Meine Band und ich graben sie wieder aus. Heben sie aus ihrem Grab und bringen sie zurück ans Tageslicht.“

Wirklich ganz schön selbstbewusst, der alte Bob. Und das ist auch gut so. Es gab Zeiten, da traute er sich gar nichts mehr und am Ende kam auch nur Halbgares raus. Nun traut er sich seit geraumer einfach wieder, seinen Weg mit seiner Vorstellung von Musik zu  gehen. Das kann eigentlich nichts Schlechtes werden.

Hören wir hier nun den Beitrag von Dylan zum Sinatra-Geburtstag sowie „Full Moon And Empty Arms“: