Archive for the ‘Film’ Category

The Mule

4. Februar 2019

Clint Eastwoods hat einen wunderbaren altersweisen Film gedreht

Es gibt amerikanische Idole, die provozieren einfach. An ihnen scheiden sich die Geister. Bob Dylan ist da genauso ein beliebtes Objekt der Auseinandersetzung („Shakespear des Rock’n’Roll“, „Songwriter-Legende“, Folk-Rock-Ikone vs. „Trickser“, „Judas“, „Plagiator“) wie John Wayne („Der war noch ein Mann“, „Begnadeter Westernheld“, „Selbstironischer Heldenfigur“ vs. „Macho“, „Gewaltfanatiker“, Indianerfeind“).

Clint Eastwood gehört schon lange in diese Kategorie. Während sich fortschrittlich-denkende Cineasten ob der „Dirty Harry-Streifen“ mit Grausen abwenden – auch der Schreiber dieser Zeilen konnte sich da nie so recht mit anfreunden – und sein wirrer Wahlkampfauftritt gegen Obama und für die Republikaner einer der Tiefpunkte des Schauspielers war – hat er doch als Regisseur unbestritten Großes geleistet: „Die Brücken am Fluß“, „Mystic River“, „Der fremde Sohn“, „Million Dollar Baby“, „Gran Torino“.Gerade letzterer, mittlerweile mehr als 10 Jahre alt, bot Eastwood die Gelegenheit, von den Deformationen des amerikanischen Traums und der dennoch vorhandenen Hoffnung zu erzählen. Über das Ende der Autoindustrie in Detroit genauso wie über Akzeptanz asiatischer Einwanderer.

Nun eine Dekade, eine Bankenkrise, zwei Präsidenten und dem Siegeszug der digitalen Globaliserung weiter, ist es Clint Eastwood wieder gelungen die Frage nach dem amerikanischen Traum in einen sehenswerten Film zu gießen.Eastwood ist ein Konservativer, aber dennoch meilenweit von Trump entfernt. Er hat Empathie für die Menschen, will sich konstruktiv einsetzen. Er ist kein Raufbold ohne Grund und ist keiner der selbstbezogen immer nur sich sieht. Diese letztere Eigenschaft zeichnet aber seine Filmfigur Earle Stone in „The Mule“ aus. Jahrzehntelang vernachlässigte der Lilienzüchter seine Familie zugunsten seines Berufes, der ihn immer wieder quer durch die USA zu Ausstellungen, Branchentreffen und Messen führte. Dieser Earle Stone ist quasi der stete unruhige Herumtreiber, der ständig in the road ist. So nimmt er dann auch dankend den Kurierjob für ein mexikanisches Drogenkartell an, als ihm, durch den Onlinehandel im hohen Alter ums Geschäft gebracht, finanziell das Wasser bis zum Hals steht. Für die Mexikaner soll er die heiße Fracht auf klar definierten Routen gen Chicago bringen. Für ihn, dem bewährten und tadellosen Kraftfahrer, eine einfache Sache, einfach verdientes Geld. Und er setzt das Geld auch ganz uneigenhützig ein: Er unterstützt die Ausbildung seiner Enkelin oder den Wiederaufbau eines abgebrannten Tanzschuppens.

Überhaupt ist er ein Helfer. Eastwoord erzählt auch von einem im Untergang befindlichen Amerika des einander helfens. Völlig selbstverständlich hilft er der mit Reifenpanne gestrandeten schwarzen Kleinfamilie. Nicht ohne einen etwas unbedachten Alltagsrassismus an den Tag zu legen: „Na dann kann ich auch mal Euch Negern helfen“, sagt er und erntet eine freundliche und souveräne Korrektur der Betroffenen. Überhaupt verschließt der 88-jährige Eastwood keineswegs die Augen vor dem immer noch latenten Rassismus. Eine der stärksten Szenen ist die, als er mit seinen mexikanischen Aufpassern in Mississippi einem völlig weißen Gaststätte sitzt. Die beiden Latinos werden angestarrt und er erklärt ihnen augenzwinkernd den Grund: „Zwei Bohnenfresser unter lauter Weißbroten!“ Doch damit nicht genug, haut er die beiden auch gegenüber dem rassistischen Sheriff aus der Klemme und bringt ihn mit Geschenken zum Verstummen.

Überhaupt scheint der alte Haudegen doch mitzubekommen, was im heutigen Amerika schief läuft. Ein weiteres Kabinettstückchen ist die Szene mit der Polizeikontrolle, in die einer gerät, weil er auch einen schwarzen Pick-up fährt wie Stone. Die pure Angst vor Polizeigewalt lässt den harmlosen Autofahrer fast schon winselnd den Anweisungen der Cops folgen.

Am Ende versöhnt Earle sich mit seiner Familie, die Kartellchef wird Opfer eines Machtkampfs und sein eigenes Leben steht auf Messers Schneide, als die Drogengangster dann doch noch einen Funken Menschlichkeit beweisen, weil sie den neuen Chef vor einer umgehenden Exekution abhalten. Er hatte aufgrund des Sterbens und der Beerdigung seiner Frau sich eine Auszeit vom Drogenkurierdienst genommen. Die Handlanger haben Herz, Earle geht wieder auf die Piste, nur um dann durch die Verhaftung endgültig aus den Fängen des Kartells gerettet zu werden. Am Ende erkärt er sich vor Gericht für schuldig und wandert hinter Gittern.

Nicht ohne die Ahnung, die die Schlußsequenz erzeugt, dass ihm mit der Möglichkeit, Lilien zu züchten und einen festen Tagesablauf in einem Art „Heim“ zu haben, das Altern erleichtert wird. „The Mule“ ist, so meine ich, ein sehr menschenfreundlicher Film. Eastwood hält die Werte Freiheit, Respekt, Rücksicht und Gemeinsinn hoch und diskreditiert Rassismus, Gewalt und Egoismus. Es ist Americana-Pur: Ein Roadmovie mit starkem Soundtrack aus Jazz und Country, der die amerikanischen Werte hochhält, nicht ohne die dunklen Seiten des amerikanischen Traums zu benennen. Und so ist dieser Film, obwohl er einen Modernisierungsverlierer und damit potentiellen Trumpwähler porträtiert, weit davon entfernt sich an Zynismus und Freude am Krawall zu delektieren.

„Seht her, ich bin ein anständiger, mitfühlender Konservativer“ scheint uns Clint Eastwood sagen zu wollen. Und das reicht schon in diesen Zeiten als Ansage gegen die herrschende Politik. Dies von einem der größten amerikanischen Regisseure und bekennenden Republikaner zeigt, wie verstörend die US-Politik selbst auf alte Fahrensmänner wirkt. Sollte dies Eastwoods letzter Film sein, er wäre ein fabelhaftes Vermächtnis.

Fahrenheit 11/9

3. Februar 2019

Die neue Dokumentation von Michael Moore ist eine Notwendigkeit und recht gut gelungen, auch wenn es hier und da etwas zu plump geraten ist.

Ja, keiner hatte im Ernst daran gedacht, dass Donald Trump Präsident werden könnte. Durchaus mit Genuss suhlt sich Filmemacher Michael Moore in seiner Dokumentation „Fahrenheit 11/9“ im Verfrühten Triumphgeheul des Clinton-Lagers. Sowohl dem politischen Establishment als auch den Medien ging jeglicher Kompass ab, der sie hätte warnen können. Moore ist ein kompromissloser Trump-Gegner, aber er belässt es nicht bei der Empörung über ihn. Ihm geht es darum aufzuzeigen, warum die Demokraten so versagt haben, und dessen Präsidentschaft nicht hatten verhindern können.

Flint als Beispiel für die politisch-wirtschaftlichen Mechanismen
Und so macht er sich auf eine Reise in das Innere des Landes. Denn Moore weiß zu gut, wenn man Amerika verstehen möchte, muss man sich von seinen geographischen Rändern an den Küsten in die Mitte hin bewegen. Aber Moore möchte auch kein Trump-Wähler-Versteher sein. Das haben seit Trumps Wahl schon andere ausreichend gemacht. Da hätte man schon früher hinhören müssen. Moore geht es um die typischen, auch von den Demokraten mitgetragenen Mechanismen aus wirtschaftlicher und politischer Macht, die das Leben der Vielen immer schlechter macht.

Flint in Michigan ist sein Seismograph, die Stadt sein Kronzeuge. Flint ist seine Heimatstadt und hier hat sich ungeheuerliches zugetragen. Von republikanischen Gouverneur unter ein Spardiktat gestellt, sollte die Wasserzufuhr der Stadt kostengünstiger werden. Aber wie kann es sein, dass eine funktionierende Wasserversorgung mit ordentlichem Wasser aus dem See abgedreht wird, weil sie angeblich zu teuer ist und holt stattdessen das Wasser aus dem stark verschmutzten Flint River? Es kommt zu schlimmen Erkrankungen und Snyder leugnet und wiegelt ab. Und kommt auch noch damit durch, als Präsident Obama als Hoffnungsträger der betroffenen Bevölkerung nach Flint kommt und anstatt klarer Worte und Taten angeblich vom Wasser trinkt und doch nur daran nippt. Eine merkwürdige Geste und für Betroffene und Aktivisten Enttäuschung und Schock zugleich. Aber hätte Obama wirklich die Mechanismen offen gelegt, die in Amerika zu solchen Zuständen führen, hätte er über seinen politischen Schatten springen müssen. Denn sieht man mal von „Obama-Care“ ab, wurde von seiner Regierung nicht wirklich an der Vorherrschaft des Neoliberalismus gerüttelt. Deutlichstes Zeichen war ja, dass er in der Bankenkrise allerlei Böcke zu Gärtnern machte, in dem er sich von den Verursachern der Krise zwecks ihrer Lösung beraten ließ. Auch die Autobiografie und ihre Jet-Set-Lesereise von Michelle Obama zeigen deutlich auf: Das ehemalige Traumpaar der Demokraten, das in den 1990ern in Chicago das soziale Gewissen war, ist vom System geschluckt. Wie weit können sich Menschen von ihren Ursprüngen entfernen?

Graswurzel-Bewegungen als Hoffnung
Moore hat sich jedenfalls nicht von sich entfernt, er ist noch ganz bei sich und seiner Art von politischer Brachial-Dokumentation. Er fährt mit einem Wasser-Tankwagen zu Snyders Anwesen und bespritzt es mit der üblen Flüssigkeit. Ha, ha, ha! Doch neben diesen Polit-Klamauk ist Moore immer wieder daran interessiert – und das ist seine Stärke – wirkliche „Helden des Alltags“ zu zeigen, die ihm uns die Hoffnung geben, dass man im Land noch etwas verändern kann. Und so entdeckt er den Kampf der Lehrer in West Virginia, die nicht nur für die eigenen Rechte, sondern auch für die der anderen Schulbediensteten – von der Putzfrau bis zum Hausmeister – auf die Straße gingen. Oder er schildert wie die jungen Überlebenden des Massakers an der Parkland High School in ihrem Kampf gegen die Waffenlobby agieren. Dass diese Graswurzelbewegungen vom demokratischen Parteiestablishment argwöhnisch betrachtet werden, zeigt die böse Posse um Bernie Sanders. Nach Moores Lesart hatte der besonders bei den Jungen beliebte linke Kandidat die Partei-internen Vorwahlen bei den Demokraten gewonnen. Die Delegierten auf dem Nominierungsparteitag wählten jedoch mehrheitlich Hillary Clinton.

Ein Amerika, das es noch gar nicht gab
Doch auch wenn Moores Dokumentation betont drastisch und hier und da zu vereinfachend oder zu Pointen-orientiert ist: Sie ist eine Notwendigkeit, um darauf aufmerksam zu machen, was im früheren Land der unbegrenzten Möglichkeiten schief läuft. Denn ein besseres Amerika kann es nur geben, wenn endlich die Interessen der Menschen im Mittelpunkt stehen und nicht die der großen Konzerne und Banken. Und so spricht er jedem Anhänger des „anderen Amerika“ aus der Seele wenn er am Ende zu dem Schluss kommt: „Das Amerika, das ich retten will, hat es noch gar nicht gegeben.“

Die DoubleDylans ganz groß auf der Leinwand!

6. Oktober 2018

Vorführung von sechs Videofilmen mit anschließendem Konzert/ Thomas Waldherr präsentiert die DDD-Filmpreise

Die Frankfurter „DoubleDylans“ begeistern immer wieder aufs Neue mit ihrer frechen und humorvollen Adaption der Musik von Bob Dylan für den eigenen Mikrokosmos zwischen Taunus, Main und Marrakesch. Bereits im Sommer 2017 begannen die Planungen, das aktuelle Projekt der „DoubleDylans“, „DDD rappen Dylan“, nicht als Audio-CD, sondern in Form von Videoclips zu veröffentlichen. Dafür wurden in Windeseile Regisseure, Kameraleute, Ausstatter und Darsteller gesucht und gecastet. Es entstanden 6 Videos und ein Animationsfilm.

Jetzt ist es an der Zeit, den Mitwirkenden zu danken! Im Rahmen der ersten öffentlichen Filmvorführung soll der kreativen Input der verschiedenen Künstler gewürdigt werden. Daher werden am Samstag, 20. Oktober, 20 Uhr, im Frankfurter Salon (Braubachstraße 32, 60311 Frankfurt am Main) die DDD Filmpreise in neun verschiedenen Kategorien verliehen. So werden neben anderen auch die beste Kamerafahrt, der besten Jungfilmer und der beste Trickfilm ausgezeichnet. Moderiert wird die Veranstaltung von dem Musikjournalisten und Bob Dylan-Kenner Thomas Waldherr.

Im Anschluss an Vorführung und Verleihung spielen die DoubleDylans noch ein kleines Set mit Gästen. Der Eintritt ist frei, Spenden sind erwünscht!

Heaven’s Gate

18. Juli 2018

oder: Amerika war schon immer so. Aber auch anders.

Warum wundern wir uns eigentlich über ein Amerika mit einem vor Machtlust überschäumenden Präsidenten? Warum wundern wir uns eigentlich über ein Amerika, in dem Rassismus nach innen und Abschottung nach außen einen fröhlichen Urstand feiert? Warum wundern wir uns über ein Amerika, dem der gute Deal, der wirtschaftlich erfolgreiche Händel jedes Mittel heiligt.

Amerika war schon immer so. Die Geschichte des Schmelztiegels ist keine fröhliche Erfolgsstory, sondern eine oftmals widersprüchliche, brenzlige, brutale, verstörende und traurige Erzählung. Der amerikanische Traum des individuellen Glücksversprechens zerschellt an den Mächtigen, die sich im Wohlstandsevangelium eingerichtet haben. Nach dem ist Erfolg und Macht in der Wirtschaft ein Beweis für die Gunst Gottes. Sprich: wer nicht erfolgreich ist, der ist selbst schuld, weil er Gott entzürnt hat. Dieses Christentum, das in den USA weit verbreitet ist, kennt keine Soziallehre. Und wenn sich dann der Mythos der Amerikaner als Gottes ausgewähltes Volk mit diesem biblischen Kapitalismus paart, dann wird der arme Einwanderer als ungläubiger Eindringling gebrandmarkt und bekämpft. So ist das heute und so war es schon in den späten 19. Jahrhundert.

Davon erzählt gleichsam allegorisch Michael Ciminos Western Epos „Heaven’s Gate“, den ich kürzlich als DVD erstanden habe. Die reichen Rancher bekämpfen die armen osteuropäischen Einwanderer. Mit Billigung der Regierung. Es gehörte zum Westen des „Guilded Age“, des „vergoldeten Zeitalters“, dass Viehbarone, Ölprinzen und Eisenbahnmogule Amerika in dieser Zeit rücksichtslos nach Westen erweitert und brutal geformt haben, und die Regierungen nur willfährige Gehilfen waren.

Doch Ciminos Film zeigt auch das andere Amerika auf, das es schon immer gab. Das Amerika der Sozialreformen und der Arbeitnehmerrechte, für die Präsidenten wie die beiden Roosevelts Theodore und Franklin Delano oder Woodrow Wilson standen, oder die weitaus radikaleren „Wobblies“ (Spitzname für Industrial Workers of the World), die Arbeitskämpfe der Minenarbeiter im Harlan County, die gewerkschaftlichen Kampagnen des Sängers Woody Guthrie bis hin zur Bürgerechts- und Anti-Vietnam-Bewegung in den 1960ern und „Black Lives Matter“ und dem „March for our Lives“ heutzutage.

Das Bild, das der Präsident und seine Administration von Amerika derzeit vermitteln, ist Wasser auf die Mühlen des Antiamerikanismus. Dabei ist es nicht wirklich politisch reflektiert, ein ganzes Land für seine politisch-wirtschaftlichen Eliten in Gesinnungs-Geiselhaft zu nehmen. Die Klassenauseinandersetzungen in Amerika sind für die Ausgangsbedingungen für progressive Politik und Gesellschaftsveränderung von enormer Bedeutung. Daher gilt es, diese Auseinandersetzungen zu studieren und die herrschende Politik nach dem ebenso alten, wie einfachen wie wahren Grundsatz „Cui Bono“ zu hinterfragen. Zwar ist der jetzige autokratische Kapitalismus eine direkte Folge des Neoliberalismus – insbesondere seine „inneren Landnahme“ in punkto Wertesystem, Menschenbild und politische Sphäre – und in gewisser Weise auch eine Spielart desselben. Doch wer jetzt nicht den dramatischen Unterschied zwischen dem liberalen, rechtsstaatlichen Neoliberalismus und dem autoritären Neoliberalismus erkennt, der wird Schwierigkeiten haben, ihn wirklich grundlegend kritisieren zu können und geeignete Strategien zur Überwindung beider entwickeln.

In „Heaven’s Gate“ kommt der gleichermaßen intellektuelle wie bodenständige Kümmerer Kris Kristofferson und organisiert die Armen und Benachteiligten zur letzten Schlacht. Am Ende greifen die staatlichen Ordnungskräfte ein, doch gelöst wird das Problem nicht, da stets nie das System in Frage gestellt wird, sondern Grenzüberschreitungen nicht als Wesensbestandteil, sondern als einzelne Entgleisungen gesehen werden. Und so hat hier der intellektuelle Kümmerer eine Niederlage erlitten, am Ende sich in seine gutbetuchte Welt zurückgezogen und weiß doch, dass es kein richtiges Leben im Falschen gibt.

Und auch genau deswegen ist Ciminos Film ein Plädoyer für ein anderes Amerika und für den steten Kampf gegen die Willkürherrschaft der wirtschaftlich und daher auch politisch Mächtigen. Und daher sollten wir uns auch nicht von Amerika in Gänze abwenden. Der Wahlsieg von Alexandria Ocasio-Cortez hat zuletzt wieder ein Hoffnungspotential aufgezeigt. Und Amerika ist auch ein reiches Land, was solche Personen und Charaktere angeht. Denken wir nur an Michael Moore oder Bernie Sanders. Ihnen muss unsere Unterstützung gelten, Sie und an die Politik und Kultur des anderen Amerika muss immer und immer wieder erinnert werden.

Und nicht zuletzt deswegen spielen wir auch weiterhin „Americana“ und die Songs des anderen Amerika. Es ist das mindeste, was wir tun können.

„Super 8“: Sich auf das Fremde einlassen

6. Juli 2018

Wie ein sieben Jahre alter Science-Fiction-Film unverhofft ein anderes Amerika aufleben lässt/ Eine Kurzkritik

Kürzlich mal wieder aus Langeweile am Abend den Fernseher angeschaltet. Einziger Ankerpunkt in einem Meer aus seichtem und schrillem, abseitigem und alarmistischem: „Super 8“, ein kleiner Film, eine Art Nebenwerk der großen Blockbuster-Regisseure und Produzenten J.J. Abrahams und Steven Spielberg. Ein Film, der mich unverhofft nicht mehr losgelassen hat.

Was auf den ersten Blick als schönes Popcorn-Unterhaltungsmovie aus dem Amerika der Vor-Trump-Ära daherkommt, ist vielschichtiger. Gleich vier Bedeutungsebenen hat dieser Film. Da ist die Familiengeschichte um Sohn/Vater/verstorbene Mutter. Da ist die Geschichte mit dem geflohenen Alien und der Air Force, die ihn wieder festsetzen will. Da ist der „Film im Film“ von den jugendlichen Filmemachern. Und da sind noch die Zeitumstände. Lillian, Ohio, ein Ort mit Stahlwerk im Jahr 1979. Also bevor das große Industriesterben im Rust Belt einsetzte, bevor Reagans neoliberale Agenda die Gewerkschaftsrechte beschnitt, in dessen Folgen deren Niedergang begann.

Was aber meine ich mit dem „anderen Amerika“ in diesem Film? Nun, die örtliche Gemeinschaft scheint keine Spaltung zu kennen. Noch ist die Gesellschaft nicht atomisiert. Klar, hier sind fast alle weiß, aber hier ist ein Mittelstand zu Hause, der noch nicht niedergegangen ist. Denn hier gibt es eine funktionierende Industrie und starke Gewerkschaften.

Ganz wichtig: Die Rolle der Armee. Die Air Force ist hier eine Bedrohung für die zivile Gesellschaft. Kein Objekt patriotischen Stolzes. Würde der Film in der Gegenwart spielen, wäre das nicht möglich. Er musste vor dem 11. September 2001 spielen.
Und schließlich: Den ganzen Film über ist das Wesen bedrohlich. Dem Fremden hat es auf die Erde verschlagen und man hat ihm übel mitgespielt. Also agiert er zerstörerisch, um fliehen zu können. Doch als Joe ihm klar macht, dass man keine böse Absicht hat, da wird aus dem dunklen gesichtslosen Fremden, ein Lebewesen mit Gesicht, Mimik und Charakter. Da versteht man einander.

In den Kritiken wurde immer darauf abgehoben, dass der Junge dieses Auftreten dem Fremden gegenüber nur geschafft habe, wie er endlich mit sich und seinem Vater im Reinen war. Ich würde dies nicht nur individualpsychologisch, sondern auch sozialpsychologisch deuten: Die hier lebenden können den Fremden auch akzeptieren, weil ihre eigene Lebenssituation noch gefestigt und mit Perspektiven behaftet ist. Und noch nicht von Armut und Niedergang gekennzeichnet ist.

Heutzutage würde der Junge dieses Vergeben nicht aufbringen. Der Alien müsste für seine Zerstörung bestraft werden. Einfach aus Genugtuung und Verbitterung. „Uns geht es ohne Schuld nicht gut, da soll es anderen, die nicht schuldlos sind, auch nicht gut gehen. Die lassen wir nicht davon kommen“. Und die Jungs wären wahrscheinlich die eifrigsten darin, die Gewaltspirale anzuheizen. Statt Super 8-Filme drehen würden sie mit dem Smartphone die zerstörerische Gewalt als Videofilmchen über die sozialen Medien weltweit teilen. Verbunden mit wüsten fremdenfeindlichen Beschimpfungen.

So ist dieser Film, der guten Unterhaltung bietet, nur sieben Jahre alt, und wirkt dennoch mit seinen Kernbotschaften des Zusammenkommens, des Verständnis für den Fremden, und dem Misstrauen gegenüber dem Militär, so weit weg vom heutigen Amerika, weiter geht’s nicht.

Sam Shepard (1943 – 2017)

2. August 2017

Natürlich habe ich Sam Shepard über die Beschäftigung mit Bob Dylan kennengelernt. Er reiste mit Dylans-Wahnsinns-Tross 1975 durch die Neu-England-Staaten und sollte das Drehbuch für des Meisters verkanntes Filmwerk „Renaldo & Clara“ verfassen. Seine Ideen wurden nicht umgesetzt, stattdessen verfasste er das „Rolling Thunder Logbook“ und setzte damit der Tour ein literarisches Denkmal. Er schrieb mit Dylan einen der wenigen guten Dylan-Songs der 1980er Jahre: „Brownsville Girl“. Und er schrieb über Dylan das Stück „True Dylan“. Was natürlich Ironie ohne Ende war. Denn auch dieses Bühnenwerk kam dem „wahren“ Dylan so nah oder so fern, wie alle sonstigen Biographien über den Meister. Aber keiner verstand es wie Shepard, aus den Facetten der öffentlichen Figur Bob Dylan eine Bühnenfigur zu erfinden, die so viele richtige Fragen über Dylan aufwarf.

Erst danach habe ich seine Kurzgeschichten gelesen, habe ihn als Schauspieler wahrgenommen und seine Bedeutung für Wim Wenders in „Paris, Texas“ erfasst und den wunderbar selbstironischen „Don’t Come Knocking“ gesehen. Vielleicht jetzt erst habe ich seine Bedeutung für das „andere Amerikas“ richtig einzuschätzen gelernt.

In jedem Film, in jeder Rolle, in all seinen Stücken und Geschichten, arbeitete er sich an Amerika ab. An dessen Glücksversprechen, an den Hoffnungen der Menschen, es möge ihnen irgendwann besser gehen und an den unendlich vielen Situationen, in denen die Hoffnungen dieser Menschen enttäuscht werden: Von den Umständen, von den anderen Amerikanern, von Amerika. Denn genau so großzügig wie Amerika mit seinem Glücksversprechen ist, so großzügig ist es auch mit seiner Gewalt, ist es darin, dass es Menschen ins Bodenlose stürzen lassen kann, dass es Menschen um ihre Existenz bringen kann.
Shepard hat dies immer in einer unheimlichen Weite und Lakonie beschrieben. Der Weite der amerikanischen Landschaft, der Lakonie seiner Menschen, die in dieser Weite darum kämpfen müssen, wahrgenommen zu werden. Um am Ende dann oftmals zu scheitern. An den falschen Plänen, an ihren Ängsten, an ihrem Versagen oder an ihren moralischen Maßstäben.

Sam Shepard hat über die alltägliche Zerstörung des amerikanischen Traums geschrieben. Mit ihm ist nun ein weiterer unserer großen amerikanischen Träume gestorben. Rest In Peace, Sam Shepard!

Von Buddha bis Woody

4. Januar 2016

DesireVor 40 Jahren erschien Desire. Dem Top-Album folgte eine ebenso produktive wie umstrittene Schaffensphase Dylans

Am 5. Januar 1976 erschien Bob Dylans Album „Desire“. Es ist nicht nur eines der bis heute erfolgreichsten Alben des Meisters, sondern für mich auch eines seiner Schönsten und Wichtigsten.

Den ersten Dylansong, den ich je bewusst gehört habe, war „Hurricane“. Im Schulunterricht, als es um Protestsongs ging. Ja, es waren die Siebziger. Der Song faszinierte mich: Melodie und Rhythmus waren straight nach vorne gerichtet und der Typ, der sang, war gleichzeitig unglaublich zornig und unheimlich cool.

Also kaufte ich mir „Desire“ im Kaufhof als preisgünstige israelische Pressung und es breitete sich, auch wenn ich nicht alles verstand, ein ganzes Universum vor mir aus. Denn auf dieser Platte wurden ja neben dem Boxer Rubin Carter auch noch eine „Isis“, ein „Joey“ und eine „Sara“ besungen. Und die Texte waren teilweise realistisch wie eine Reportage – „Hurricane“ und „Joey“ – und teilweise mystisch vertrackt wie „Oh Sister“ oder „Isis“. Die Songs hätten Filmdrehbücher sein können – „Romance In Durango“ und „Black Diamond Bay“ und sogar ein völlig überflüssiger trivialer Song war dabei, der mir aber stets gute Laune machte: „Mozambique“. Ein Album mit klaren Konturen und Schwerpunkten, sowie einer inneren Logik. Und dennoch in seiner Vielfalt so aufregend.

Denn Dylans Meisterwerk war dessen Ausdrucksform, für alles, was ihn damals umtrieben hat. Das Ende seiner Ehe, die Empathie für gesellschaftliche Outsider, die Lust auf ein Folk-Rock-Revival und die Suche nach neuem Sinn. Und so treffen sich hier also mystische Weisheiten mit Gangsterballaden, politischer Protest mit Hippie-Theater, Commedia dell‘ arte mit Medicine Show: „Buddha meets James Cagney meets Woody Guthrie meets Hank Williams meets Allen Ginsberg“ – Dylans Gedankenwelt dieser Zeit ist in seiner Grenzenlosigkeit großartig!

Dieses Album ist nicht denkbar ohne den Impuls Dylans, zurück „On The Road“ zu gehen. Als es erscheint haben Dylan & Kollegen eine triumphalen ersten Teil der Rolling Thunder Review in kleinen Sälen im Nordosten, Dylans „Magical Mystery Tour“, hinter sich. Doch wie immer bei Dylan ist auch dieser Moment so flüchtig. Denn den Triumph von Platte und Tour folgt der Flop des zweiten Teils der Review, dem in den Stadien des mittleren Westens die Luft ausgeht. Das indian summer farbene Feuer des Gründergeistes der Neuengland-Staaten erstickt in der endlosen Weizenfeld-Monotonie des „Heartlands“. Das Tondokument „Hard Rain“ ist ein Zeugnis dafür, dass hier immer noch großartige Musik gemacht wird – Dylans Stimme ist nur noch zornig und böse, selbst in den Lovesongs nie zärtlich, sondern immer sehr viril: Bestimmend, fordernd, voller Verlangen. Die Musik dazu ist hart, krachig und nimmt teilweise den Punk vorweg. Das gleichnamige TV-Special jedoch ist konzeptlos und merkwürdig fahrig und unfokussiert gefilmt. Es spiegelt daher in keinster Weise die Energie der Auftritte wieder, auch wenn es hübsche Momente – Bobbie & Joanie! – hat.

Zu Ende geht diese Phase im Dylan’schen Schaffen dann mit zwei weiteren Filmen: Sein eigener – „Renaldo & Clara“ geht unter. Zu lange, zu kompliziert, zu künstlerisch ambitioniert und sicherlich auch zu unausgegoren, wird er mit hämischen und bösen Kommentaren nur so zugeschüttet. Der Film ist schon seit Jahrzehnten nicht mehr aufgeführt worden und ist offiziell auch nicht erhältlich. Hätte er sich darauf beschränkt, aus dem Live-Material der ersten Rolling Thunder Review mit einem guten Regisseur einen Konzertfilm zu machen, der Erfolg wäre ihm sicher gewesen.

So wie „The Last Waltz“. Robbie Robertson, der coole kalkulierende Businessman, hatte dies mit dem Abschiedskonzert von The Band so gemacht und gewonnen. Martin Scorseses Konzertfilm ist bis heute eine der Besten. Und – das passt zu Tragik Dylans in dieser Zeit – sein Auftritt im Film ist der absolute Höhepunkt auf den der Film hinsteuert. Auch hier purer Vollstoff-Rock’n’Roll.

Dylans Desire und seine Aktivitäten 1975/76 sind auch als eine Phase des Übergangs zu bewerten. Es folgten die Scheidung und finanzielle Verluste, eine erfolgreiche Welttournee 1978, die dennoch oftmals auch als Alimente-Tour und Las Vegas-Rentnernummer verspottet wurde und dann 1979 der Übertritt ins Christentum. Nichts war vorerst mehr geblieben von der oben genannten ebenso eklektischen wie grenzenlosen Gedankenwelt. Er brauchte einige Zeit, um sich aus dem engen fundamental-christlichen Dogmengebäude wieder zu befreien. Aber er schaffte es.

Dieser freigeistige, immer noch rebellische Verwirrkopf von „Desire“ hat mich damals angesprochen, als ich die Platte hörte. Ihn suche und finde ich seither immer noch in jeder Platte, in jedem Konzert und hinter jeder Maske, die er sich aufsetzt.

 

Boyhood

10. Juni 2014

Boyhood_A4_Hauptplakat_4CJa, natürlich gehört Bob Dylans „Beyond The Horizon“ zum Soundtrack des Films. Und ja, natürlich spielt Dylans langjähriger Tourgitarrist Charlie Sexton eine Nebenrolle im Film. Aber das ist wirklich nicht der Grund, warum ich diesen Film des Regisseurs Richard Linklater so sehr schätze. Nein das hat andere Gründe.

Zuerst einmal die Geschichte und wie sie erzählt wird. Voller Empathie für die Protagonisten. Schnörkellos und gerade aus. Und trotz der jahrelangen Entwicklung wirkt die Erzählung bruchlos und nutzt keinerlei Hilfsmittel wie Jahrestafeln oder Zeigefinger-Szenen, die erklären wo wir uns auf der Zeitschiene gerade gefunden. Stattdessen ist der Zeithorizont immer zu spüren, läuft kontinuierlich mit, ist ganz selbstverständlicher Teil dieses Films über das Heranwachsen in den ersten Jahren dieses Jahrtausends. Linklater schildert mit viel Wärme die Entwicklung des jungen Mason (Ellar Coltrane) sowie dessen Mutter und Schwester.

Und dann ist der Film aber auch reinstes Americana. Denn er handelt von einer texanischen Mittelstandsfamilie, die ständig darum kämpfen muss, sich über Wasser zu halten. In der US-amerikanischen Spielart des Kapitalismus sind selbst Hochschullehrer und Staatsbeamte nicht mehr in der Lage ihr Hauseigentum zu finanzieren. Aber auch die US-amerikanischen Militäreinsätze, das Problem der Jugendkriminalität, der christliche Fundamentalismus und die Waffenverliebtheit der Amerikaner sowie die Wahlkämpfe zwischen den Demokaten Obamas und den Republikanern sind selbstverständlicher Teil der Handlung. Ebenso wie Texas und Austin, die liberale Hauptstadt des konservativen Staates mitsamt ihrer Musikszene (und hier kommt dann auch Charlie Sexton ins Spiel).

Es ist ein trotz der mehr fast drei Stunden sehr kurzweiliger Film. Es ist ein erstaunlicher, anrührender, lustiger, realistischer und optimistischer Film. Einer der gesellschaftliche Probleme nicht ausblendet, aber sich davor hütet in allzu dicken Schwarz-Weiß-Schubladen zu operieren. Kurzum: Es ist ein zutiefst menschlicher Film, der auch nochmal klar macht, wofür Amerika außer für NSA, Drohnenkrieg und einen als Kalter Kriegs-Präsident herum irrlichternden ehemaligen Hoffnungsträger auch stehen kann: Für den Willen, auch gegen unliebsame äußere Umstände zu bestehen, für Verantwortung gegenüber dem Nächsten, für eine optimistische Sichtweise der Dinge und dem Talent gute Geschichten sehr gut zu erzählen.

Boyhood ist ein Filmjuwel. Nicht mehr und nicht weniger.

 

Und hier der Filmtrailer:

Nebraska

15. Februar 2014

Nebraska_PosterNicht „Wolf Of Wall Street“ oder „American Hustle“ rühren uns dieser Tage an und erzählen uns Wahres aus Amerika, sondern ein schwarz-weißer Independent-Film voller karger Landschaften und alten Menschen: Alexander Paynes „Nebraska“ mit dem mittlerweile 76-jährigen Bruce Dern in der Hauptrolle.

Er spielt den alten Woody, der tatsächlich einem Reklameschreiben glaubt und denkt, dass er eine Million Dollar gewonnen hätte. Er müsse es sich nur in Lincoln, Nebraska abholen. Also macht er sich trotz Abratens seiner Frau und seiner zweier Söhne mit dem Jüngeren der beiden auf den Weg von Billings, Montana nach Lincoln, Nebraska, über Wyoming und South Dakota, und macht Zwischenstation in seinem Geburtsort Hawthorne.

Hawthorne existiert in der Wirklichkeit nicht, dient dem Regisseur aber als Kristallisationspunkt seiner Geschichte. Nebraska erzählt vordergründig vom letzten großen Traum eines alten, verbitterten Mannes. Im Hintergrund jedoch geht es auch um den Niedergang des großen Traums Amerikas. Nichts wird mehr besser und nicht jeder hat seine Chance. Das Heartland Amerikas, das Woody und sein Sohn durchfahren, ist arm und überaltert. Ein Leben lang haben diese Menschen gearbeitet, um am Ende stumpf vorm Fernsehen oder beim Flaschenbier in der öden Dorfkneipe zu sitzen. Die Jüngeren haben zu kämpfen. Wenn sie nicht einigermaßen Fuß fassen, dann können sie zu Problemfällen werden. So wie die beiden Grenzdebilen Neffen Woodys.

Doch Payne ist kein Dokumentarfilmer wie Michael Moore und kein Schöpfer klassenkämpferischer Sozialdramen wie Ken Loach. Payne ist ein Hollywood-Regisseur, der gute Geschichten erzählen will. Und so ist „Nebraska“ bei aller Langsamkeit nie langweilig, bei aller Kargheit kein leerer Film und bei aller Verbitterung und Verwitterung seiner Protagonisten nie ein trauriger Film. Skurrile Typen, amüsante Dialoge, starke Nebendarsteller – Woodys Frau! – und das richtige Setzen der Pointen machen Nebraska zu einem höchst unterhaltsamen Film.

Und letztendlich haben wir es ja hier doch mit Amerikanern zu tun. Auch wenn der Traum objektiv ausgeträumt ist und real gebrochen. Sie leben ihn weiter. Und so ist es Woodys wohl letzte Erfüllung, als er in dem ihm vom Sohn geschenkten Pick-Up eine Runde durch seinen Geburtsort fährt. „Ich hab’s geschafft. Ich haben meinen Traum wahr gemacht“, sagt diese Szene. Und balanciert gekonnt auf dem schmalen Grat zwischen erhaben, tragisch und lächerlich.

Aber lächerlich macht sich Payne nie über seine Figuren. Bei aller Skurrilität. Er nimmt sie ernst und zeigt Empathie. Und auch gerade deswegen wird ein kleiner Schwarz-Weiß-Film zu großem Kino!

Die Musik in den Filmen der Coen-Brüder

6. Oktober 2013

Premieren-Veranstaltung zu „Inside Llewyn Davis“ im Darmstädter Programmkino Rex am 5. Dezember

inside_llewyn_davis_xlgIn vier der wichtigsten Filmen von Joel und Ethan Coen spielt die Musik eine besondere Rolle. In „The Big Lebowski“ hat T-Bone Burnett einen Soundtrack kreiert, der in steter Interaktion zum Filmgeschehen und dessen Protagonisten steht. Er spiegelt die Person des „Dude“, sein Wesen und die Handlung perfekt wieder.

In „O Brother, Where Art Thou?“ gehen die Drei einen Schritt weiter. Die Musik – hier die Old Time, Blues, Country und Bluegrassmusik – sind Teil der Handlung, weil Sie ein Teil des Mythos des amerikanischen Südens darstellen.

In „Ladykillers“ untermalt Burnett mittels des Soundtracks ein musikalisches Panorama des (gut)-gläubigen schwarzen Südens.

Und in „Inside Llewyn Davis“ geht es um einen Künstler zur Zeit des Folkrevivals im New Yorker Greenwich Village. Dave van Ronk lieferte die Vorlage und der Dylan-Mythos viel an Stimmung für diesen Film. Burnett hat hier einen Soundtrack kreiert, der die damalige Folkmusik von van Ronk und Dylan zusammenbringt mit den heutigen Neo-Folkern wie Marcus Mumford.

Wer mehr über die Beziehung Burnetts zum filmischen Werk der Coen-Brüder erfahren will und was Bob Dylan mit alledem zu tun hat, der sollte am Donnerstag, 5. Dezember, nach Darmstadt ins Programmkino Rex kommen. Das hier nur kurz angeschnittene Thema wird vom Autor dieser Zeilen in einem Vortrag vertieft und die genialen „DoubleDylans“ spielen auf, bevor dann „Inside Llewyn Davis“ gezeigt wird.

Beginn ist 20 Uhr, der Eintritt beträgt 12 Euro, für Schüler und Studenten ermässigt 10 Euro. Karten im Vorverkauf gibt es an allen Darmstädter Kinokassen und unter http://www.kinos-darmstadt.de.