Posts Tagged ‘Country’

DeinLandMeinLand Revisited

20. April 2013

Altogether1Gelungener Performance-Abend in Frankfurt

Die Organisatoren Martin Wimmer, Andreas Gärtner und Robert Bock dürfen sich freuen. „DeinLandMeinLand“, die Veranstaltung am 16. April, die die Situationistische Internationale, die Solidarische Moderne sowie Folk und Americana zusammenbringen sollte, war ein voller Erfolg. Eine volle Ausstellungshalle in Sachsenhausen und ein Publikum, das sichtlich angetan war von Musik und Lesungen zeugten von einem gelungenen Abend.

Martin Wimmer spießte in seinen Textbeiträgen mit feinem Witz ungeahnte Parallellen und historisch-kulturelle Verbindungen zwischen Amerika, Schweden und Bayern auf, die Singer-Songwriter Markus Rill und Eva Hillered begeisterten mit ebenso gefühlvollem, wie erdig-rauhen Americana, Thomas Waldherr stellte Woody Guthrie, Hank Williams, Johnny Cash und Bob Dylan in einen historisch-politischen Zusammenhang und Andreas Gärtner erläuterte den Prozess, wie sein und Martin Wimmers Kunstwerk „DeinLandMeinLand“ entstand.

Nachdem alle zum Abschluss gemeinsam Woodys Hymne „This Land Is Your Land“ gesungen hatten, schlossen sich an das offizielle Programm noch interessante Gespräche an. Auch das war ja ein wichtiges Ziel der Veranstaltung. Jetzt bleibt nur noch zu hoffen, dass dieser Abend eine Fortsetzung erfährt. Denn ein „Salon“ mit solch einer politisch-musikalischen Ausrichtung fehlte in Frankfurt bislang.

Bob und Townes

28. März 2013

Kürzlich saß ich mit zwei eingefleischten Townes van Zandt-Fans zusammen und wir alle fragten uns nach den Verbindungen zwischen Bob Dylan und Townes. Und wir wunderten uns über die scheinbare Ignoranz der Musiklegende aus Minnesota, der keinen einzigen Song des 1997 verstorbenen Texas-Troubadours in seinen Radioshows gespielt hatte. Nicht mal in der Texas-Sendung. Wollte Bob nix wissen von Townes?

Das ging mir lange durch den Kopf und ich erinnerte mich, dass ich für country.de mal eine Biografie über Townes geschrieben hatte. Und tatsächlich, ich erinnerte mich. Es gab eine gegenseitige Wertschätzung, die auch Steve Earles übereifrige Parteinahme für seinen Freund Townes überstand. “Townes ist der größte lebende Songwriter der Welt – und ich werde mich in meinen Cowboystiefeln auf Bob Dylans Kaffeetisch stellen und dies sagen!”, sprach Steve und Townes war das selber eher peinlich. Er kommentierte trocken:  “Ich habe Bob und seine Bodyguards getroffen. Steve kommt nicht mal in die Nähe von Bob’s Kaffeetisch.”

Dabei schätzte Bob die Songwriterqualitäten des Texaners und hatte alle seine Platten. Und der Texaner schätzte die Folk-Legende als Künstler, aber nicht dessen Leben als Prominenter. Getroffen hatten die beiden sich Mitte der 80er Jahre zweimal. Das erste Mal per Zufall vor einem Kostümladen in Austins hippem Stadtteil South Congress, Beim zweiten Mal ließ sich Dylan ein paar Songs von Townes in dessen Wohnmobil vorspielen. Dylan unternahm wohl mehrere Versuche, van Zandt zum gemeinsamen Songwriting zu gewinnen. Erfolglos, wie wir wissen. Schade, das hätte spannend werden können.

Und dann gibt es noch die Geschichte, dass  Dylan in einem Konzert einen Townes-Song mit den Worten „das ist vom größten Songwriter der Welt“ angekündigt habe. Denn Dylan spielte lange Zeit immer mal wieder „Pancho And Lefty“ im Konzert und sang es auch gemeinsam 1993 mit Willie Nelson in der TV-Show zu Willies 60. Geburtstag in einer wunderschönen Fassung.

Warum dann kein Townes-Song in Dylans Radio-Show? „The Answer, My Friend…“  Haben wir je behauptet, Dylan in Gänze zu verstehen?

 

Und hier Willie und Bob mit Townes van Zandts „Pancho And Lefty“:

Jake Bugg

2. Januar 2013

jake-bugg-album-cover-22Hi Folks! Wir wollen das neue Jahr mal mit einem neuen Gesicht beginnen. Wobei Jake Bugg quasi noch die letzte Entdeckung des alten Jahres war. Schließlich wurde er schon durch alle Zeitungen gehypt, und leider fiel auch hier vielen Kollegen nur der abgenudelte Dylan-Vergleich ein. Dabei weiß doch jeder, dass dies nur eine belastende Hypothek ist, von der der Künstler nichts hat, weil sie ihm nicht gerecht wird. Können wir bitte die Masche „wer den jungen Bob Dylan geliebt hat, der wird auch Jake Bugg anhimmeln“ mal lassen! Die Popkritik verhält sich wie amazon und verkennt damit ihre Rolle.

Jede Saison hat scheinbar ihren neuen Dylan und die Jungs sind dann leider auch schnell wieder weg. Wir erinnern uns noch an „The Tallest Man On Earth“ oder Ryan Bingham, die nun nach dem Anfangserfolg hart um Aufmerksamkeit ringen müssen. Dem erst 18-jährigen Bugg wünschen wir daher auf alle Fälle viel Durchhaltevermögen, Geschick sowie vor allem musikalische und künstlerische Substanz.

Aber im Gegensatz zu einem Popkritiker – war es die Süddeutsche oder war es die Zeit – ist das „präsent bleiben“ nicht alleine in Jake Buggs Verantwortung. Die Medien spielen eine Rolle, die nicht immer nur nach den kurzfristigen Hypes hecheln dürfen, und auch ein kluges Management sind wichtig. Dylan war in seinen Anfangsjahren sicher zielstrebig – für Freunde auch mal bis über die Schmerzgrenze hinaus- und von der Muse verwöhnt. Aber er hatte in Albert Grossman auch einen kongenialen, mit allen Wassern gewaschenen Manager. Von ihm hat Dylan viel gelernt und konnte sich von ihm emanzipieren und trennen. Für Bugg hoffen wir, dass sein Management ihm die Entwicklungsmöglichkeiten gibt, die er braucht.

Damit er seinen Weg weiter gehen kann. Seine Melange aus Folk, Country, Blues und Britpop ist außergewöhnlich, seine Stimme und sein Vortrag sind unkonventionell und kraftvoll. Daher hören wir ihn im Moment aus vielem anderen gerne heraus. Ein Sampler auf youtube gibt einen schönen Überblick, was auf seinem Debütalbum alles so drauf ist und uns erfreuen wird. Am 2. März sehen wir ihn dann live im Frankfurter Zoom.  Er ist kein Messias und kein Hoffnungsträger, damit wollen wir ihn nicht belasten. Aber allein, dass es ihn und seine Musik gibt, stimmt uns zuversichtlich und froh.

Kris Kristofferson: Feeling Mortal

16. November 2012

Es wird endlich Zeit, an dieser Stelle einen Mann zu ehren, der zu den größten Singer-Songwritern unserer Zeit gehört und aus dessen Feder Klassiker stammen wie „Me And Bobby McGhee“ (Janis Joplin), „Sunday Morning Coming Down“ (Johnny Cash) oder „Help Me Make It Through The Night“ (Sammi Smith). In Deutschland sehr bekannt geworden ist auch sein Song „The Taker“ in der Version „Der Macher“ von Volker Lechtenbrink.

Photo Credits: New West Records

Die Musikgeschichte hätte ohne diese Songs und ihren charismatischen Schreiber und Sänger auskommen müssen, hätte der nicht die vorgesehene Armeekarriere an den Nagel gehängt. Von 1962 bis 65 war er als Hubschrauberpilot in Bad Kreuznach stationiert, danach hätte er eigentlich Literatur in West Point lehren sollen. Doch er zog es vor, die Army zu verlassen, um seinen Traum einer Musikkarriere zu leben und nach Nashville zu pilgern. Dort erlebte er 1966 als Studio-Hausmeister Bob Dylans Aufnahmen für „Blonde On Blonde“ mit und schaffte erst Ende der 60er/Anfang der 70er den Durchbruch als Johnny Cash sein Talent erkannte. Die beiden waren fortan bis zu Cashs Tod gute Freunde.Neben seiner musikalischen Karriere eröffnete sich ihm seit Anfang der 70er auch eine Filmkarriere. Neben Klassikern wie „Convoy“ oder „Pat Garrett jagt Billy The Kid“ hat er auch eine Reihe von B-Movies oder TV-Filmen gedreht. Zuletzt sah ich ihn in „Bloodworth“ einer sentimentalen Country-Schnulze von 2011.

Nun hat der 76-jährige, der mit seinen Freunden Cash, Willie Nelson und Waylon Jennings die legendären „Highwaymen“ bildete, mit „Feeling Mortal“ ein weiteres Alterswerk vorgelegt. Immer brüchiger wird die Stimme, immer dahingehauchter die Songs. Aber was sind da für feine Songpretiosen dabei! Neben „Feeling Mortal“, der Beschäftigung mit seiner eigenen Sterblichkeit, möchte ich noch „Mama Stewart“ nennen, der die glückliche Welt einer 94-jährigen blinden Frau besingt und den Schlusstrack „Ramblin‘ Jack“, der in seinem Leben nichts ausgelassen hat und bei allen Fehltritten, Niederlagen und Verzweiflungstaten, doch immer eines war: ein wirklich guter Freund.

Diese Themen bezeugen, dass dieser Kristofferson längst die wichtigen von den unwichtigen Seiten des Lebens unterscheiden kann. Daher ist dieses Album auch trotz seines Titels oder seiner gedämpften Musik, ein absolut lebensbejahendes, optimistisches und gelassenes Album. Dieser Kristofferson scheint mit sich im Reinen. Und hat noch so viel Kluges zu sagen.

Am 28. November werden wir in der Frankfurter Jahrhunderthalle an seinen Lippen hängen. Ihn das erste und vielleicht auch das letzte Mal live erleben. Die Gänsehaut stellt sich schon beim Schreiben dieser Zeilen ein. Verbeugung vor einem ganz Großen!

Und hier Johnny Cash und Kris Kristofferson im Duett:

Der Besuch der alten Dame

20. Oktober 2012

Wanda Jackson konzertiert souverän ihren Backkatalog

Die Frau ist jetzt 75. Sie vergisst hier und da schon etwas und scheint nicht mehr ganz so gut auf den Beinen zu sein. Doch im Scheinwerferlicht am Mikrofon macht ihr auch an diesem Abend im Granada-Theater in Dallas keiner was vor. Eine souveräne Entertainerin blickt auf ihre Karriere zurück und ihre unverwechselbare Stimme klingt immer noch richtig gut.

Dabei begann der Konzertabend alles andere als vielversprechend. Zu Beginn langweilte uns Daniel Romano mit ein dutzend Versionen des gleichen jammerigen „Lonesome Cowboy“-Songs. Seine Band war dann auch die Begleitband von Wanda. Die legte voll Stoff los, sang ihre großen Hits wie „Let’s Have A Party“ und „Fujijama Mama“ ebenso wie ihre neuen Songs aus den Alben mit Jack White – leider nicht Dylans „Thunder On The Mountain“ – und Justin Townes Earle und brillierte mit launigen Ansagen.

Am Ende stehende Ovationen und die Gewißheit wirklich die „Queen of Rock’n’Roll“ als „Hurricane with Lipstick“ (Bob Dylan) erlebt zu haben.

Into the south again!

24. September 2012

Wieder zieht es uns in den Süden. Wieder werden wir uns in Memphis, Nashville und im Mississippi-Delta auf die Spuren des Americana begeben, Country und Blues erleben. Erweitert wird die Reise diesmal um Texas. In Dallas werden wir Wanda Jackson, die 74-jährige  „Queen of Rockabilly“ sehen, die jüngst wieder von den jungen Produzenten Jack White und Justin Townes Earle beflügelt wurde. Im Vorort Arlington besuchen wir ein Konzert von Marty Stuart, dem „Spiritus Rektor“ der Countryszene. In Nashville steht dann wieder die Grand Ole Opry auf dem Programm. Mit dabei ist Darius Rucker, der derzeit einzige große schwarze Mainstream-Countrystar. Und in Austin werden wir uns in einige der vielen, vielen Livemusik-Clubs begeben, hier weckt der Americana-Künstler Dale Watson unser Interesse.

Daneben werden wir aber einfach auch Landschaft, Städte und Menschen auf uns wirken lassen. Sind gespannt darauf, wie sich der US-Wahlkampf im Alltag niederschlägt. Werden Dyess, Arkansas, besuchen, wo Johnny Cash seine Kindheit verbracht hat. Und werden Museen besuchen – das JFK-Museum in Dallas, das Civil Rights-Museum in Memphis, das Bluegrass-Museum in Owensboro, Kentucky, und das… ähem… Muppet-Museum in Leland, Mississippi!

Zumindest aus den großen Städten werde ich ein bisschen was an dieser Stelle berichten. Immer mal wieder hier reinschauen, lohnt sich also!

Als kleine musikalische Illustrationen: Wanda Jackson und Jack White mit dem Video zum Bob Dylan-Song „Thunder on the mountain“ sowie die Preview des neuen Albums von Wanda Jackson mit Justin Townes Earle.

Dave Alvin

14. April 2012

 Es ist an der Zeit, hier einmal Dave Alvin zu würdigen. Alvin ist schon einige Jahre im Geschäft und einer interessantesten Künstler im Americana/Roots-Rock-Bereich. Stets viel Lob für seine klasse Musik erhalten, aber nie den ganz großen Erfolg gelandet. Schon lange verfolge ich sein Wirken. Das erste Mal stieß ich auf Ihn, als ich Anfang des Jahrtausends in Folge von „Oh Brother, where art thou?“ die traditionelle amerikanische Musik nur so aufsog. „Public Domain“ hieß sein Album mit Folksongs aus dem Jahre 2000, für das er einen Grammy für das “Best Contemporary Folk Album” erhielt. Später war es dann seine Zusammenarbeit mit den „Guilty Women“ – darunter Cindy Cashdollar von „Asleep At The Wheel“ – auf die ich im Internet zufällig stieß. Die Platte, die beide Seiten zusammen machten war gut, aber nicht ganz so gut wie die Liveauftritte, die am im Netz sehen konnte.

Und manchmal verliert man einen Künstler ein bisschen aus dem Blick. So ging bei mir völlig unter, dass er im vergangenen Jahr das Album „Elven, Eleven“ heraus gebracht hat. Und weil das nicht sein darf, weil dieses Album so gut ist, stelle ich es kurzerhand hier vor.

„Eleven, Eleven“ startet mit coolem Gitarren-Bluesrock. Inhaltlich erzählt der erste Song auf der Platte von einer alten Liebe entlang der „Harlan County Line“. „Johnny Ace Is Dead“ ist ein typischer Alvin-Song. Fast im Reportagestil erzählt und mit treibendem Beat handelt er von den Geschehnissen rund um den tragischen Tod von Johnny Ace. Ein weiterer Anspieltipp ist „Black Rose Of Texas“. Ein trauriges, einfühlendes Lied über eine Frau, die kein Glück im Leben und mit den Männern hatte. Den starken Anfang komplettiert sein Bericht über „Gary, Indiana“ im Jahr 1959. Damals als es noch Stahlindustrie und starke Gewerkschaften gab. Americana vom Feinsten und Dave Alvins Songwriterkunst ist absolute Spitze. Weiter geht es mit groovenden Rootsrock, der aber auch einmal von einer langsamen Tex-Mex-Ballade wie „No Worries Mija“ unterbrochen wird. Weitere Höhepunkte der Platte sind die Duette mit Christy McWilson von den „Guilty Women“ bei „Manzanita“ und mit seinem Bruder Phil Alvin bei „What’s Up With Your Brother?“.

Eine wunderschöne, gleichsam relaxte wie engagierte Platte, bei der neben den Geschichten, die erzählt werden und der Musik vor allem natürlich auch die sonore Stimme Dave Alvins einfach nur gut ist.

Unten stehend ein kleiner Ausschnitt aus einem Konzert von „Dave Alvin & The Guilty Women“, der ihre Live-Qualitäten eindrucksvoll belegt. Wäre schön, wenn der alte Americana-Haudegen auch mal den Weg nach Deutschland finden würde.

Johnny Cash zum Achtzigsten

27. Februar 2012

Natürlich wollen wir den 80. Geburtstag von Johnny Cash nicht einfach so verstreichen lassen. Da sich aber ein zwiespältiges Gefühl einstellt bei all den Feierlichkeiten, Artikeln und angekündigten Projekten, hier eine kleine Sondierung des Geschenketisches.

Gut sind die Pläne, sowohl das Haus seiner Kindheit in Dyess, Arkansas, wieder herzurichten, als auch in Nashville ein Museum einzurichten. Da wir in Tupelo, Mississippi, etwas ratlos angesichts des Presley-Geburtshauses waren und aufgrund der Eintrittspreise in Memhis, Tennessee, den Besuch von Graceland verschmähten, freuen wir uns nun auf echte Pilgerstätten für unseren herbstlichen USA-Aufenthalt. Vielleicht passt dann sogar zeitlich ein Besuch des Benefizkonzertes für diese Vorhaben im Herbst bei dem Rosanne Cash und Willie Nelson als Headliner angekündigt sind. Wir bleiben gespannt.

Eine Drohung ist dagegen die Ankündigung von Rick Rubin weitere unveröffentlichte Aufnahmen von Cash herausbringen zu wollen. Abgesehen davon, dass wir irgendwie den provokanten Ansatz von Dylan sympathisch finden, der diesen Werken nicht viel abgewinnen konnte, wird die Masche des selbsternannten „Cash-Image-Designers“ für die „Post-Grunge-Jugend“ immer nerviger. Die ersten Aufnahmen aus dem Schaukelstuhl, die nächsten vom Krankenlager, die folgenden vom Sterbebett, dann die aus der Gruft und jetzt die Songs aus dem Sarg? Um kein Missverständnis aufkommen zu lassen, Rubin hat Cash noch einmal verdiente Aufmerksamkeit zukommen lassen, das war sein Verdienst. Jetzt aber wird die Cash-Maschine scheinbar immer unverhohlener angeworfen. Und das ist dann auch nicht besser als die Xte schnell zusammengebastelte Billig-Kompilation. Da loben wir uns doch die vierte Folge der Cash-Bootlegs. Das sind die Gospels und die gehören genauso zum Cash-Bild wie das „Bad Guy“-Image das Rubin am Ende kunstvoll einseitig modellierte.

Gedenken wir lieber mit den Worten von Bob Dylan, dem „Bruder im Geiste“: „Johnny war und ist der Polarstern, du konntest deinen Kurs nach ihm ausrichten.“ Happy Birthday Johnny!

Happy New Year oder Sing den Bobby Dylan!

27. Dezember 2011


Ein schier unerschöpflicher Quell lustvollen Streits sind die unzähligen Coverversionen von Bob Dylan-Songs. Obwohl doch jeder weiß, „Nobody sings Dylan like Dylan“, haben sich im Laufe der Jahre unzählige Künstler über Dylan-Werke hergemacht. Und das mit wechselndem Erfolg. Von den ganz großen Klassikern wie The Byrds’ „Mr. Tambourine Man“ oder Van Morrisons „Just Like A Woman“ über Peinlichkeiten wie Bryan Ferrys „Don’t Think Twice“ bis zu Unterirdischem wie Mike Krügers (!) „Nackig An Der Himmelstür“ reicht da das Spektrum.

Braucht die Welt also neue Coverversionen von Dylan-Songs? Gänzlich unbeeindruckt von dieser Frage haben sich nun 80 Künstler darangemacht und ihre persönlichen Dylan-Favoriten anlässlich des 50. Bestehens von Amnesty International aufgenommen. Heraus gekommen ist „Chimes Of Freedom“, eine 4-CD-Box mit 75 Songs, die am 24. Januar 2012 erscheint. Und das beste: Neben den üblichen Verdächtigen wie Patti Smith, Mark Knopfler oder Lucinda Williams sind auch bislang wenig als Dylan-Apologeten aufgefallene Künstler wie Lenny Kravitz, Natasha Bedingfield, Adele, My Chemical Romance, Ke$ha, Maroon 5, Miley Cyrus und sogar Schauspielerin Evan Rachel Wood dabei. Den letzten Song, den Titeltrack „Chimes Of Freedom“, steuert der Meister dann höchstpersönlich bei.

Die Menschenrechtsorganisation ehrt also zum ihrem 50-jährigen sich selbst und den immer noch gerne als Protestsänger angesehenen Bob Dylan in seinem 50. Jahr als Recording Artist. Am 19. März 1962 erschien Zimmies erstes Album mit dem Titel „Bob Dylan“. 50 Jahre später ist er einer der meist gecoverten Musiker überhaupt. Die bald erscheinende Box wird wahrscheinlich auf ewig das „non plus ultra“ auf diesem Feld sein. Auch wer Dylan als Sänger nicht unbedingt mag, sollte an diesem Album Spaß haben.

Apropos Coverversionen: Auch der Schreiber dieses Blogs hat schon Coverversionen aufgenommen, die er nun zum Jahreswechsel 2011/ 2012 einer größeren Öffentlichkeit nicht mehr vorenthalten will. Viel Spaß beim Hören mit Dylans „Just Like A Woman“ vom legendären gemeinsamen Auftritt mit den „DoubleDylans“ im Jahr 2006 sowie dem Hank Williams-Stück „Hey Good Lookin’“, aufgenommen 2010 in Nashville.

Bleibt mir noch, allen Lesern dieses Blogs ein gutes und erfolgreiches Jahr 2012 zu wünschen!

„Just Like A Woman“: Dylan Thomas

„Hey Good Lookin'“: Thomas_sings_Hank

Black and White – unite!

23. Dezember 2011

An anderer Stelle auf diesem Blog habe ich schon einmal darauf hingewiesen, welche große Bedeutung die schwarze Musik für die Entwicklung der Countrymusik hatte. Und dass viele schwarze und weiße Musiker untereinander keine Probleme hatten. Doch das Publikum, die Musikindustrie und die Rassentrennung im Süden verhinderten eine öffentliches gemeinsames musizieren.

So wissen wir, dass der Schwarze Rufus „Tee Tot“ Payne dem Hillbilly-Shakespeare Hank Williams das Gitarre spielen beigebracht hat. Dass A.P. Carter ohne seinen schwarzen Freund Lesley Riddle nicht so viele Lieder hätte zusammen tragen und die Carters ohne Riddle nie zur „First Family of Country“ hätten werden können. Wir wissen aber auch über verborgene Zusammenarbeiten: So hatte Jimmie Rodgers 1930 mit Louis Armstrong Plattenaufnahmen gemacht.

Erst seit Ende der Rassentrennung in den USA waren gemeinsame öffentliche Auftritte kein Stein des Anstoßes mehr. Auch das einzige schwarze Mitglied der Grand Ole Opry, Charley Pride, hatte seinen Durchbruch erst Mitte/Ende der 60er Jahre. Sein einziger schwarzer Vorgänger, Deford Bailey aus der Anfangszeit der Opry, wurde wohl aus rassistischen Gründen aus der Show gemobbt. Johnny Cash holte Ende der 60er/Anfang der 70er sowohl Louis Armstrong, als auch Ray Charles, der bereits 1962 ein Album mit Countrysongs aufgenommen hatte, in seine Show. Und auch die Zusammenarbeit von Willie Nelson mit Ray Charles und Winston Marsalis ist bestens bekannt.

Weniger bekannt ist dagegen ein Auftritt, der zu seiner Zeit ungewöhnlich und für einen bestimmten Teil des Publikums doch verstörend gewirkt haben musste. Im März 1960, die Rassentrennung in den Südstaaten war noch lange nicht abgeschafft, da trat der Hillbilly-Gentleman Tennessee Ernie Ford zusammen mit der schwarzen Folksängerin und Bürgerrechtsaktivistin Odetta gemeinsam in dessen TV-Show auf. Odetta singt „Pastures of Plenty“ vom bekennenden Kommunisten Woody Guthrie, Ford einen Gospel und beide zusammen dann noch einen Gospel sowie „The Liar“ von Tommy Makem.

Ford musste gewusst haben, dass Teile seines Publikums dies sicher nicht goutieren würden. Dass er es dennoch gemacht hat ist Ausdruck einer künstlerischen Unabhängigkeit, die nicht hoch genug zu bewerten ist.

Unten sehen wir nun einen Ausschnitt des denkwürdigen Auftritts und das Video zum Cash/Armstrong-Auftritt: